Archiv:989 Omlader Aus dem Leben meines Brancaleón
Aus dem Leben meines Brancaleón ist eine 989 BF erschienene Novelle des Schriftstellers Eslam Omlader, die das Leben und Sterben des Rondrigo de Vivar (893-926), eines auch als Brancaleón [vulg.-bosp.: "Löwenpranke"] bekannten amhallassidischen Lokalhelden, beschreibt.
Das Werk gliedert sich in zwölf Capitel, von dem sich die letzten beiden mit der Erstürmung der Kaiserpfalz Al'Keshir, deren Castellan der Brancaleón war, befassen.
"…als der Brancaleón in jener Nacht durch seine Späher erfuhr, dass die Heiden immer näher rückten, rüstete er sich, um seines Königs Pfalz mit dem Leben zu verteidigen. Er legte ein schlichtes Wams aus leichtem Leder an, ebenso lederne Beinkleider, die an den Seiten mit Bändern aus schwarzem Ochsenleder verschnürt waren. Darüber zog er einen blauen Wappenrock aus feinem Linnen, der weiß und rot umrandet war. Almada trug er an seinem Leibe. Nun legte er einen Panzer an, der aus feinsten Kettengliedern gefertigt war, die silbern im Mondlicht glänzten. Die Rüstung war an vielen Stellen mit Platten aus poliertem Stahl verstärkt und reichte ihm bis an die Oberschenkel. Es war dies das 'Spiegelgewand', dass ihm der Heidenkönig Malkillah einst geschenkt hatte – jener Malkillah, der nun im Morgengrauen die Festung bestürmen wollte. Hosen aus Ketten, die beinahe ebenso fein waren wie der Panzer und ebensolche Handschuhe legte er an. Dann setzte er sich einen Helm, von dem rot-weißes Pferdehaar herabwallte, auf das Haupt. Der Nacken wurde durch Kettenglieder geschützt, die Nase durch einen stählernen Bügel.
Dann gürtete er sich mit seinen beiden Säbeln: der Zorra Ora und der Zorra Argentada. Diese waren von einem großen zwergischen Schmiede angefertigt und einst Concabella, der Mutter des Brancaleonen, von ihrem Kaiser verliehen worden. Aus bestem Zwergenstahle waren die edel gekrümmten Klingen, geheiligte zwölfmal gefältelt und geheiligte vierundzwanzigmal im Feuer gehärtet. Unzerbrechlich waren sie, und von einer Schärfe, dass der Brancaleón damit Steine wie Heidenköpfe spalten konnte. In die Klinge der Zorra Dorada war in goldenen tulamidischen Lettern der Spruch 'Für den Kaiser, für das Reich' eingraviert. Ihre geschwungene Parierstange aus blankem Stahle war mit goldenen Einätzungen ziseliert. An den Enden befand sich je ein geschliffener Türkis. Der Griff war abwechselnd mit schwarzem Leder und goldenem Bande umwunden. Den Knauf bildete jedoch ein goldener Fuchskopf, dessen Augen ganz aus Türkis waren. In gleich schöner Ebenmäßigkeit war die Zorra Argentada geschmiedet, nur dass alles, was bei ihrem Schwestersäbel aus Gold war, auf dieser in lauterem Silber glänzte. Die Inschrift auf dem Säbel war 'Für den König, für Almada.'
Mit diesen also, dem goldenen und dem silbernen Säbel, gürtete er sich und ging hinaus zu seinen Getreuen… [an dieser Stelle folgt eine Beschreibung der 48 Soldaten oder 'Recken', wie der Autor schreibt, die als Besatzung der Pfalz gelten können. Sie setzten sich wohl aus (Rest-)Truppen des Reiches, des Markverwesers, des Pfalzgrafen, des Rondrigo de Vivar und einiger Milizen zusammen. Die Bestürmung durch die Novadis, während der der Pfalzgraf fällt, beginnt am nächsten Tag. Nach Angaben des Autors legen die Krieger ihre Waffen "drei Tage und drei Nächte" nicht mehr aus der Hand. Da die Lage bereits aussichtslos ist, befiehlt der Castellan, der bereits durch einen Pfeil verwundet wurde und dem Tode näher als dem Leben ist, einen Ausfall, um wenigstens noch so viele Feinde wie möglich mit in das Grab zu nehmen] …Sie beteten die ganze Nacht, und als der Morgen graute, brach Shahane die Rote zusammen und war tot. Sie hatte eine tödliche Wunde in der Brust gehabt, dennoch hatte sie mit ihren Gefährten gebetet. Der Brancaleón kniete bei ihr und sprach: 'Sie war eine Streiterin wie keine Zweite. Möge Rondra ihr gnädig sein und uns gewähren, sie zu rächen.' Da stiegen die verbliebenen Zwölfe, … [Aufzählung der Namen] …, auf ihre Rösser und ritten, der Brancaleón an ihrer Spitze, durch das Westliche Tor der Feste. Praios, der Herr, erleuchtete ihre Panzer in strahlendem Licht und blendete so die Heiden. Da fuhren sie wie Rondras Blitzgewitter selbst unter die Heiden und brachten zuerst Verwirrung, dann Erkenntnis und dann Tod in das Lager der Feinde.
Der Brancaleón preschte trotz des tödlichen Pfeils tollkühn voran und teilte seine kräftigen Hiebe aus, so dass rechts die Zorra Dorada und links die Zorra Argentada blutige Ernte hielten. Seine Gefährten fielen einer nach der anderen, doch er allein kämpfte sich bis zum Feldherrenhügel vor, ungeachtet der vielen Geschosse, die von allen Seiten auf ihn herabfielen. Mit zwei Hieben, die einem glichen, schlug er zwei der schwarzen Knechte des Heidenkönigs nieder. Ein Dritter setzte seinem treuen Rosse derart zu, dass der Brancaleón zu Boden stürzte. Am Fuße des Hügels kniete er nun, den tödlichen Pfeil in der Brust. Er wusste, dass dies sein Ende war. Da hob er das Haupt und rief: 'Herrin Rondra, in Deine Hände lege ich meinen Geist!' Dann machte sich der große Brancaleón bereit, den letzten Hieb des Heidenkriegers zu empfangen.
Urplötzlich jedoch kam die Herrin des Sturmes, welche mit Wohlwollen auf den kühnen Helden herabblickte, über ihn. Wundersam und donnergleich erfüllte ihn Ihre Stimme: 'In deine Hände lege ich meinen Geist!' Da erhob sich der tote Körper wieder, und Leben fuhr in seine Arme. Wie von göttlichem Geiste bewegt, schnitt sich der Brancaleón durch seine Feinde und eilte den Hügel bergan zum Zelt des Königs. Alle, die sich ihm in den Weg stellten, fielen unter den Hieben der Säbel. Schließlich stand er vor dem Heidenkönig, der sein Schwert erhoben hatte. Malkillah der Heide schlug zu – und siehe! die Klinge zerbrach an des Brancaleonen Panzer. Nun holte der mächtige Ritter zu seinen beiden letzten Hieben aus. Doch die Kraft verließ ihn, und er stürzte vor dem Heidenkönig nieder.
Dieser ließ eilig seinen Arzt, Hakim geheißen, rufen. Als der Heiler heran geeilt war und den Brancaleonen betrachtet und befühlt hatte, sprach er voll Staunen: 'Oh mein Herr und König! Dieser Mann ist bereits seit einer halben Stunde tot!' Da rief der König: 'Sehet! Dies ist ein wahrer Krieger! Dreihundert Männer erschlug er in seinem Leben und dreißig nach seinem Tode!' Es war nämlich dies die Anzahl, die der Brancaleón auf seinem Wege zum Feldherrenhügel niedergestreckt hatte. Weiter sprach Malkillah: 'Nie war ein solcher Freund, nie ein solcher Feind! Noch nach dem Tode kämpfte er für seinen Glauben!' Und er befahl, dass sein Leib einbalsamiert werde und nahm ihn mit sich in seine Stadt. Dort errichtete er ihm ein prächtiges Grabmal, das noch heute zu sehen ist. Dann ließ er die Pfalz schleifen und nichts als Steine blieben von ihr übrig.
Nach der Schlacht lag der mächtige Brancaleón aufgebahrt. Einer der Heidenkrieger sah seine prachtvollen Säbel und stahl sie von der Totenbahre, auf der sie lagen, die Zorra Dorada und die Zorra Argentada. Doch Phex, dem Herrn, missfiel es, dass die Waffen des Recken in der Hand eines Heiden waren. Deshalb schlug er ihn mit Verblendung, so dass er in die erstürmte Pfalz eilte, um sich dort, von Wahnsinn getrieben, in einem der finstersten Kerker selbst zu entleiben. Die Zorra Dorada wie die Zorra Argentada liegen heute noch unter den geschleiften Mauern Al'Keshirs, doch niemand hat sie je gefunden.“-aus Das Leben meines Brancaleón, Cap. 12 von Eslam Cahusat Omlader, erschienen bei Sfandini & Erben im Jahre 989 BF