Ragath, 14. Rondra 1033 BF

Im Rittersaal des Castillo Ragath

Autor: Von Scheffelstein

Mit Unmut hatte Domna Richeza den Disput um Dom Cesk und die Baronie Schelak verfolgt. Zwar war sie einige Schritte rückwärts Richtung der ragatischen Bank gegangen, hatte sich aber nicht wieder gesetzt. Gerade hob sie an, auf Dom Savertins Rede zu antworten, als der Aracener ihr zuvor kam. Richeza begegnete seinen Worten mit einem Stirnrunzeln, wandte sich dann aber zunächst an Dom Savertin:

"Was für ein irrer Vorschlag, Dom Savertin! Wollt Ihr die Reichskassen plündern? Ihr glaubt doch nicht im Entferntesten selbst, dass die Horasier und Novadyas unsere Freunde - wie Ihr es nennt - werden, wenn wir Ihnen unser Gold in den Rachen werfen. Freundschaft erkauft man sich nicht, schon gar nicht von Feinden, schon gar nicht für Geld. Gebt ihnen einen Sack voll Gold, und sie werden uns leersaugen wie blutdurstige Bestien. Sie werden uns für erpressbar halten und uns ausquetschen, bis nichts mehr zu holen ist, ehe sie uns an unsere Feinde verkaufen."

"Und Ihr", wandte sie sich an Dom Boraccio, "was sprecht Ihr davon, Rohaja solle den Kaiser zum Kronprinzen machen? Wollt Ihr das dem Kaiser vorschlagen? Und was soll das heißen: Die kaiserlichen Geschwister müssten aufhören, trotzig auf ihrem Recht zu beharren? Wollt Ihr dem Kaiser raten, auf sein Recht zu verzichten und klein beizugeben?"

Unwillig schüttelt die Edle den Kopf. "Magnaten", fähr sie dann, an die Allgemeinheit gewandt, fort. "Ihr alle habt dem Kaiser Eure Treue geschworen - oder etwa nicht? Mir klingt Euer Jubel noch in den Ohren, als er sich zum Kaiser erklärte, ich sehe Euch noch stolz die Reichsversammlung verlassen. Träge habt Ihr Euch die letzten Jahre zurückgelehnt, und nun, da der erste raue Wind Euch ins Gesicht bläst, fröstelt Euch in Eurer Bequemlichkeit? Was ist: Wollt Ihr den Kaiser jetzt verraten, wo Eure Treue erstmals auf dem Prüfstand steht? Seid Ihr Schönwettervasallen, die Ihren Lehnsherrn allein dem Sturm trotzen lassen und sich lieber gleich ins kuschlige Gareth verkriechen, um am Rockzipfel der Kaiserin um Verständnis oder Vergebung zu winseln wie Kinder?"

Chronik:1033
Die Landständeversammlung
Teil 37