Chronik.Ereignis1033 LSV 03
Ragath, 14. Rondra 1033 BF
Im Rittersaal des Castillo Ragath
Autor: Stephan
Domna Sveva erhebt sich von Ihrer Bank. Gewandet ist sie in eine knapp geschnittene, purpurne Tunika. Ohrringe aus Rubin und eine goldene Kette zieren sie. Neben ihr stehen eine Dienerin und ein Diener, die offensichtlich zu ihrer Wehr abgestellt sind, falls es zu Handgreiflichkeiten kommen sollte.
„Domnas und Doms des Heiligen Raulschen Reiches, Ehre sei euch und ein langes Leben gewiss!
Traurig stimmt die Hornenfurt die Zerrissenheit des Reiches in diesen vor Gefahr dräuenden Zeiten. Trauer umfängt auch das Herz meines Gatten, da er es nicht wagen kann, seine geliebte Heimat aufzusuchen, ohne Furcht zu haben vor jenen, die einen anderen Weg als er wählten. Trauer umfängt uns, dass Freunde und Geschwister zu Feinden wurden. All dies ist der Göttin wenig wohlgefällig.
Als wir erstmals das liebliche Almada bereisten, erzählt man uns stolz davon, dass hier das wahre Herz des einzigen Raulschen Reiches poche. Nun stehen sich Bruder und Schwester als Feinde gegenüber und von einem geeigneten Reiche Rauls des Großen mit einer Capitale ist keine Rede mehr. Wie der höchst ehrenwerte Dom Alrik eröffnete, stellte die Schwester dem eignen Bruder ein Ultimatum. Wiewohl mein Mann, der liebe Ettel von Derp, von demselben wenig betroffen ist, da er sich niemals dem Lehnseid an einen Kaiser Selindian Hal von Gareth unterwarf, erfüllt es uns mit Scham, dass ein Ultimatum gestellt werden muss, welchem sich Frauen und Männer der Ehre kaum ohne Verlust ihres Ansehens und ihres Schamgefühls unterwerfen können. Dies also, meine lieben Domnas und Doms muss unser Ziel sein: die Wiederherstellung eines geeigneten Reiches Rauls des Großen, ohne dass einer seiner Magnaten auf dem Wege dorthin sein Gesicht verliert.
Wer aber ist der wahre Feind einer solchen Einigung? Hierzu sage ich: es sind die Liebfelder, die kein geeintes Reich wünschen. Es sind die Horasier, die den Zwist zwischen Bruder und Schwester fördern. Es sind die Horasier, die das Reich Kaiser Rauls des Großen schon einmal dazu nötigten, einen Friedensschluss zu treffen, der nicht wenigen Gesicht und Ansehen kostete. Die Horasier wollen die Almadaner zerschmettern, denn sie fürchten die Macht um Vinsalt. Deshalb zwingen sie Geschwister zum Verrat am eigenen Hause und zum Verrat zwischen Geschwistern. Wenn wir als Almadaner also dieses Ultimatum akzeptieren sollten, so fügen wir uns dem Willen der Horasier. Dies ist eines Magnaten nicht würdig.
Nichtsdestotrotz heißt es eine Lösung finden, wie man eine Einigung des Reichs unter einem starken Kaiser oder einer starken Kaiserin herbeiführen kann und dies ohne an Ansehen und Ehre zu verlieren. Nur ein starkes Almada kann auch langfristig als Bollwerk gegen ein derzeit innerlich zerrissenes Horasiat bestehen bleiben. Nur ein starkes Almada ist ein Bollwerk gegen die Götzendiener der Wüste. Nur ein starkes Almada kann seinen wahren Anspruch in einem neuerlich geeinten Reiche Rauls des Großen behaupten.
Darum kann der Rat der Magnaten Almadas an seinen König nur so lauten, ein Ultimatum der bekannten Natur zurückzuweisen und dennoch einen Weg aufzuzeigen, der zu Frieden zwischen den getrennten Teilen des einen Reiches führen kann und die Rückkehr eines starken Almadas in ein geeintes Reich ermöglicht. Mögen die Hohe Herrin Hesinde dieser Versammlung Ihre Gnade zuteil werden, damit Weisheit und Vernunft statt Zwist und Hader den Charakter dieser Zusammenkunft prägen werden. Ehre sei euch und ein langes Leben gewiss!“
Nach diesen Worten begibt sich Domna Sveva ai-Gurth wieder an ihren Platz und wartet ab, wie auf ihre Worte reagiert wird.
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