Chronik.Ereignis1044 Eine Weinprobe 03

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Bei Taladur, Peraine 1044 BF

Finca de la Vega der Familia Cordellesa, am Vormittag

Autoren: Familia Cordellesa, Eliane


Nach dem langen Weg durch die Waldwacht und gräflich Taladur rumpelte ein Wagen den staubigen Weg hinab. Die schweren Holzräder hinterließen tiefe Spuren im trockenen Boden und wirbelten Wolken aus feinem Staub auf, der in der warmen Luft schwebte und nur langsam hinter dem Fuhrwerk verwehte. Der Kutscher, die Zügel fest in den Händen, lenkte die Pferde geschickt um die letzten Kurven des auslaufenden Hügels.


Hinter ihm trommelten Hufe über die Erde, jagten Reiter auf ihn zu. Im letzten Moment zügelten sie ihre Tiere und ließen sich neben den Wagen fallen. „Ich bin beeindruckt, Schwesterchen. Du hast nicht übertrieben, traumhafte Tiere, erstklassig ausgebildet, schnell, wendig, ausdauernd.“ Seine Gnaden Tariano Al’Morsqueta beugte sich vor und klopfte lobend auf den kaum mit Schweiß bedeckten Hals seines Pferdes.


Domna Selea Al’Morsqueta nickte stolz. „Nicht wahr? Das frische Blut wird der Zucht gut tun. Und vielleicht verleiteten dich die Pferde ja, öfter mal vorbei zu schauen. Papá würde sich freuen, die Kleinen auch.“ Der Hauch eines Vorwurfs lag in ihrer Stimme. Sie nahm ihren Caldabreser ab und schlug ihn gegen den Wagen, um den Staub loszuwerden. „Tsacceo, mein Spiegel.“

Der Angesprochene überschlug sich förmlich, das Geforderte von der Ladefläche des Wagens zu reichen. Kritisch richtete sie ihre Frisur und wischte sich den Straßenstaub aus dem Gesicht, bevor sie den Hut wieder aufsetzte. „Du auch, Tarillo, oder gehört der Staub zum Ornat?“ „Nicht nötig, jemand sagte mir kürzlich, ich sähe auch staubig umwerfend aus.“, erwiderte ihr Bruder souverän. Schulterzuckend reichte Fabiola den Spiegel zurück auf den Wagen.


Als sie ihren Weg fortsetzten, schloss Keshlan zu ihr auf. „So eitel kenn ich dich ja gar nicht, Azîla.“, grinste er. „Muss dein schlechter Einfluss sein.“, konterte sie. „Willst du außerhalb warten?“ „Nein, ich werde es überstehen.“, antwortete er. Sie nickte erleichtert. Ihr fragender Blick ging zum Rest ihrer Bedeckung, doch auch die schüttelte stumm den Kopf.


Vor ihnen breitete sich ein stattliches Weingut aus. Das Hauptgebäude erhob sich majestätisch inmitten der umliegenden Weinberge. Ein solides Bauwerk aus hellem Stein, das in der Sonne golden schimmerte. Das Dach war mit roten Ziegeln gedeckt, die im Sonnenlicht leuchten. Große, holzgerahmte Fenster mit dunklen Fensterläden zierten die Fassade, einige waren geöffnet und ließen die kühle Brise ins Innere strömen. Die breiten Holztüren standen offen, so dass die Ankömmlinge das geschäftige Treiben der Arbeiter sehen konnten. Eichenfässer wurden gerollt und anderes Tagewerk erledigt. Daneben lagen wohl die Wirtschaftsgebäude des Weinguts, in denen sicher der Stall zu finden sein würde. Die großzügige Scheune war dafür passend, ihre großen Tore waren ebenfalls geöffnet und gaben den Blick auf Pferdegeschirre frei. Ein etwas kleineres, aber robust gebautes Steinhaus mochte den Weinkeller beherbergen. Es zeichnete sich durch dicke Mauern, die das Innere kühl hielten Und schwere Holztüren zum Schutze der wertvollen Weinvorräte aus. Alle Wände der Gebäude waren von Weinreben umrahmt, mit dichten, grünen Ranken.


Die Fahrt endete vor dem Haupthaus. Ein Diener öffnete die Tür. "Seid willkommen, Domna Selea Al’Morsqueta de Mestera. Ich bin Leandro von Honingen, Verwalter des Gutes. Bitte, folgt mir in die kühle Eingangshalle.“

„Habt Dank für den Empfang, Leandro. Mögen Rahjas und Travias Segen auf diesem Haus liegen.“ Fabiola wartete, bis ein herbeieilender Angestellter die Zügel ihrer Stute griff, bevor sie sich geschmeidig aus dem Sattel schwang und dem Verwalter folgte. Seine Gnaden Tariano tat es ihr gleich, während Keshlan hinter ihnen die Zügel der Pferde der beiden übernahm.


Die dämmrige Kühle der Eingangshalle war angenehm. Die Ankömmlinge nahmen die Caldabreser ab. Unauffällig sah Fabiola sich um, ließ den Raum auf sich wirken. Das Innere des Gebäudes passte zum Äußeren: ein gepflegtes Anwesen, das weniger repräsentativen als praktischen Zwecken diente, ohne schlicht zu wirken.

Die Eingangshalle war weiß getüncht, die Wände weitestgehend ohne Schmuck, der Tür gegenüberliegend war ein aufwändiges rahjagefälliges Mosaik zu sehen, das die Göttin üppig und mit Wein und zwei Pferden zeigte. Davor stand auf einer Säule eine große Opferschale aus sehr hellen Stein, gefüllt mit Weinreben, an denen Trauben hingen. Die alles wurde eingefasst von einem leuchtend roten Teppich, vielleicht aus Rashdul oder Al’Anfa. Ein echter Hingucker. Ein Angestellter trat heran, ein Tablett mit Wasser und Wein reichend.


Leonardo wartete, bis die beiden Gäste einen Schluck getrunken hatten, dann sagte er: „Domna Fabia Marcella de Vega y Urrego y Cordellesa ist leider noch im Weinberg, wir haben später mit Eurer Ankunft gerechnet, bitte verzeiht diese Unannehmlichkeit. Möchtet Ihr, dass ich sofort nach der Domna schicke oder möchtet Ihr Euch auf Eure Zimmer zurückziehen, um Euch von der Reise auszuruhen oder etwas speisen? Die Räumlichkeiten sind selbstverständlich gerichtet."

Fabiola winkte ab. „Wir wollen Domna Fabias großzügige Einladung nicht durch unnötige Umstände danken. Wir werden die Gelegenheit nutzen, uns etwas zu erfrischen, bevor wir unsere Gastgeberin begrüßen. Seine Gnaden interessiert sich für Weinbau, daher können wir gerne im Weinberg zu Domna Fabia stoßen.“ Sie zog ihre Handschuhe aus. Durch die Tür sah sie, wie Tsacceo das Gepäck ablud. „Wenn unsere Leute abgeladen haben, veranlasst bitte, dass jemand ihnen die Ställe und ihre Unterkünfte zeigt.“

„So wird es geschehen Domna“.


In diesem Moment erklangen von draußen wüste Beschimpfungen. Alle, die durch das Portal draußen zu sehen waren, stellten in Erwartung eines Spektakels ihre Arbeit ein. „Wo ist der Schwachkopf?“ – eine leise Antwort. „Schaff ihn her, dass ich ihn in eine Ziege verwandeln kann!“ – wieder eine leise Antwort. „Nein, das kann er nicht wieder gut machen! Diese Rose stammt von Rahjian aus Perricum! Da läuft man nicht mal eben hin und zurück mit einem Rosenstock in der Hand. Es hat mich sehr viel Mühe gekostet, diese Pflanze hierher und durchzubringen und sein blödes Vieh frisst sie mir zusammen. Ach verflucht, geh mir aus den Augen!“ Kurze Stille. „Was glotz ihr so blöd? Macht weiter, sonst setzt es Schellen, ich bin in Gebelaune!“ Hektische Geschäftigkeit brach plötzlich aus.

Der Verwalter, nun sichtlich angespannt und um ein Lächeln bemüht, bat die Gäste: „Bitte entschuldigt mich, Domna, ich müsste kurz nach dem Rechten schauen“. Er konnte gerade noch durch das Portal eilen, kam aber offenbar nicht viel weiter. Gedämpft sprach er: „Dom Erresto, die Domna hat Besuch…“. Als Antwort tönte es laut vernehmbar „Das ist mir scheißegal! Geh mir aus dem Licht!“. „Dom Erresto! Mäßigt Euch! Seht das Wappen!“. Errestos Blick schweifte zu den Satteldecken der Pferde und er besah das Wappen. Leandro wollte erklären: "Das ist.." und wurde unwirsch unterbrochen. "Ich weis, wessen Wappen das ist, ich pflege gut informiert zu sein. Familia Al'Morsqueta aus Bangour. Hat Falber neulich erwähnt. Seltsamer Zufall. Nun gut"


Dom Erresto atmete draußen durch, so dass Leandro vor seinem Herren in die Eingangshalle zurückkehrte. "Bitte verzeiht Domna, Euer Gnaden". In diesem Moment trat Erresto durch das Portal mit einem Lächeln, das einem Wolf auch gut gestanden hätte. "Seid willkommen, bei Travia, in unserem bescheidenen Heim. Erresto Migell Cordellesa, Magus." Ein Kratzfuss folgt mit dem ziehen seines Sombreros, von Verlegenheit keine Spur.

"Dom Erresto.", begrüßte Fabiola den Magus mit einer leichten Verbeugung. "Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennen zu lernen. Ich bin Selea Al'Morsqueta, Caballera zu Tôrzîlba. Darf ich vorstellen, mein Bruder, seine Gnaden Tariano Al'Morsqueta, Diener der Herrin Peraine." Dom Tariano verbeugte sich formvollendet, bevor er erklärte: "Dom Erresto, auch mir ist es eine Freude. Und es wäre mir ein Vergnügen, Euch meine Hilfe bei der Rettung Eures Rosenstocks anzubieten."

"Domna Selea Al'Morsqueta, es ist mir eine Freunde Euch kennen zu lernen. Euer Gnaden, Euch schickt der Himmel! Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euch den Rosenstock anschauen könnten. Dieser ist mir lieb und teuer. Mein Bruder zog ihn im Garten des Rahjatempels in Perricum".


„Nun, dann brauchen wir Domna Fabia nicht vor der Zeit belästigen, können den Moment nutzen, bis sie uns empfängt. Selea meine Liebe, möchtest du dich zunächst erfrischen?“ Mit liebreizendem Lächeln winkte die Angesprochene ab. „Und auf die Gesellschaft des Magisters sowie deine Rettung des Rosenstocks verzichten? Aber nicht doch, Tariano, mein Lieber. Bitte, Dom Erresto, geht voran. Sagt, wie geht es Eurem Bruder Emiglio? Es scheint eine Ewigkeit her zu sein, dass wir uns zuletzt trafen.“ Den Caldabreser wieder aufsetzten wandte sich Domna Selea zur Tür.

"Sehr gerne, folgt mir. Danke der Nachfrage Domna Selea. Er hat seine Knappenzeit in Eurem Hause verbracht, richtig? Ihm geht es gut, meines Wissens nach. Er ist derzeit wohl in der Capitale. Falber de las Flores liest aus seinem neuem Buch vor erlauchtem Publikum."

„Ja, er war Knappe meines Vaters, Dom Pasquallos. Wie schade ich, komme soeben aus Punin, ein Wiedersehen wäre charmant gewesen. Falber de las Flores ist ein Freund von Ihm und Euch? Ich glaube, ich hatte bislang nicht das Vergnügen. Welche Art Bücher schreibt er? Der Name scheint mir vertraut, vielleicht haben meine Schwestern ihn erwähnt.“ Sie sah fragend zu ihren beiden Begleitern.


Die Gruppe folgt einem gepflasterten Weg hinter das Weingut, vorbei an einem üppigen Gemüsegarten hin zu einem von Büschen umsäumten Areal, in das man noch nicht Einblick nehmen konnte. “Ja, das wäre es bestimmt. Ihr könnt ihm gerne eine Nachricht hinterlassen. Ich werde sie ihm zukommen lassen, wenn Ihr wünscht. Wir haben just frisches Papier zur Qualitätsprüfung erhalten. Falber schreibt, sagen wir, rahjagefällige Texte. Bücher, Gedichte und Lieder. Mein Geschmack trifft es nicht. Ihr kennst vielleicht das Buch 'Das Fenster zum Rahjatempel'?“

Bevor Domna Selea antworten konnte, nickte seine Gnaden. „Eine durchaus unterhaltsame, kurzweilige Lektüre. Wie bedauerlich, dass wir davon erst jetzt erfahren. Seine Texte sind recht beliebt bei Damen jeglichen Alters, wenn ich mich nicht irre."


Seine Schwester sah ihn skeptisch an, bevor sie das Thema wechselte: „Frisches Papier? Für die Etiketten Eure Weinflaschen? Woher bezieht Ihr es? Und bitte, richtet Eurem Bruder aus, ich würde mich sehr freuen, ihn bei Gelegenheit wiederzusehen. Ich bin auf dem Weg zurück nach Mestera, nicht nach Punin, aber er ist selbstverständlich an beiden Orten herzlich willkommen."

„Sehr gerne. Das Papier ist nicht nur für Etiketten. Es gelang uns unlängst eine Beziehung nach Nostria zu knüpfen. Genauer gesagt zu Prinz Eilert II. Rheideryan von Nostria. Wir gelangten durch Umstände zu einer Papiermühle, die wir exklusiv für 15 Jahre bewirtschaften werden. Es wird nun ein Teil der Lieferung zunächst auf die Finca de la Vega geliefert, bis wir in Taladur genügend Kapazitäten geschaffen haben.”


„Vielleicht ergibt sich im Laufe unseres Aufenthaltes die Möglichkeit, dass Ihr mich von der Qualität Eurer Ware überzeugt, mir einige Bögen zur Probe bei meinem Ducker mitgebt. Ah, ist dass der in Mitleidenschaft gezogene Rosenstock?“


Während alle um eine Ecke in den bebuschten Bereiches einbogen, der über einen Kiesweg in Form eines halbvollen Madamals zu begehen war, kam auch der besagte Rosenstock in Sicht. Vollkommen zerfressen. Dieser sollte ursprünglich offenbar am Eingang des kleinen Rosenparkes eine Pergola entlanggezogen werden. “Ja, leider hat der Knecht, der für den Kies zuständig ist, seine Ziege schlecht angebunden und jetzt seht Euch das Ergebnis an”

Dom Tariano trat vor, um den Schaden aus der Nähe zu betrachten. Er kniete sich hin, löste vorsichtig die nicht mehr zu rettenden Triebe, schob die aufgewühlte Erde ein wenig zur Seite, musterte die Verbissspuren am Holz. Dann wandte er sich zu Dom Erresto: „Der Schaden ist groß, aber mit etwas Geduld und Fingerspitzengefühl wird der Rosenstock es verkraften, sich erholen. Wenn Ihr nach Eurem Gärtner schickt, erkläre ich ihm gerne, was zu tun ist." Er erhob sich, klopfte die Erde von den Knien, zog ein Taschentuch hervor, um seine Hände zu reinigen.

"Bei Rahja, ich bin der Gärtner, das sind meine Stöcke. Ich wäre Euch dankbar, wenn Ihr erklären könntet, wie dieser Stock zu retten ist"

„Aber selbstverständlich, mit Vergnügen, sobald das nötige Werkzeug bereit liegt. Auf jeden Fall wäre ein Zaun ratsam, um den Stock zu schützen, bis er sich erholt hat. Sagt, womit düngt Ihr?“


Domna Selea räusperte sich dezent. „Solltet Ihr dieses wichtige Thema umgehend vertiefen wollen, liebe Doms, würde ich den Moment nutzen, um mich frisch zu machen. Ich kann mit Euer beider Expertise sicherlich nicht mithalten. Und würde unserer Gastgeberin nur ungern staubig von der Reise gegenübertreten.“ Ihr Blick ging zu dem Rest Erde, der noch immer an Dom Tarianos Knien haftete.


„Mit Pferdmist pflegen wir zu düngen. Domna, selbstverständlich. Ich geleite euch sogleich wieder in das Haus.”


„Danke, Dom Erresto, ich will Euch nicht von dieser rahjagefälligen Rettung abhalten, ich finde den Weg. Einer Eurer Leute wird mich sicher zu den Gästezimmern weisen können und mir später sagen, wo ich Euch oder Domna Fabia finde.“, winkte Domna Selea lächelnd ab und wandte sich zum Haus.

„Habt dank, Domna. Lasst einfach nach Leandro schicken.“


„Selea.“ Dom Tarianos Stimme war klar und trug weit, ohne laut zu sein - sicherlich die Übung eines Geweihten, der es gewohnt war zu predigen. „Ich denke, wir werde die eigentlichen Arbeiten verschieben, wenn du unserer Gesellschaft nicht überdrüssig bist. Ich sollte mich auch umziehen, bevor wir der Herrin des Hauses gegenübertreten." Er deutete auf seine Knie. Domna Selea nickte. „Ich bleibe mit Vergnügen.“


Die drei flanierten weiter durch den Rosengarten, rasch in ein angeregtes Gespräch um Pflanzen, Rosen und Weinstöcke vertieft.


Etwas später hatte sich das Trio dann der Finca zugewandt. Die Gäste hatten sich erfrischt und saßen mit Dom Erresto im kleinen Salon.

Die Tür öffnete sich und Domna Fabia trat ein. "Seid gegrüßt Domna, bitte verzeiht mein spätes Eintreffen. Ich hoffe, Ihr musstet nicht allzu lange warten?"


Doma Selea und seine Gnaden erhoben sich höflich. Domna Selea begrüßte Domna Fabia mit dem üblichen, rechts und links gehauchten Kuss. "Rahja und Travias Segen für Euch, Euer Heim und Eure Familie, Domna Fabia. Habt Dank für Eure größzügige Einladung. Darf ich vorstellen, mein Bruder, seine Gnaden Tariano Al'Morsqueta, Diener der Gebenden." Der Genannte trat einen Schritt vor, verbeugte sich geschmeidig, während er mit einer galanten Bewegung Domna Fabias Hand an seine Lippen führte. "Domna Fabia, es ist mir ein Vergnügen.", begrüßte er die Gastgeberin mit einem charmanten Lächeln.

„Seid gegrüßt, es ist mir eine besondere Ehre euch begrüßen zu dürfen, Rahjas und Travias Segen auch euch und möge Aves über eure Reise wachen. Bitte verzeiht, das ich mich verspätete. Ihr wurdet hoffentlich gut unterhalten?“

„Bitte, Domna, es ist nicht an uns, Euch etwas zu verzeihen. Seid Ihr vielmehr so großzügig und vergebt uns, das wir nicht daran gedacht haben, einen Boten voraus zusenden.", wiegelte Fabiola mit einem Lächeln ab. „Zudem hatten wir das Vergnügen der kurzweiligen Gesellschaft Eures Sohnes.“ Sie deutete mit einer kleinen Geste ihres Fächers in Dom Errestos Richtung. „Wir haben Euch eine Kleinigkeit mitgebracht. Eine Auswahl von Konfekt und Pralinen aus Punin. Es heißt, der Erschaffer dieser Kunstwerke habe bereits die Aufmerksamkeit des Kanzlers errungen.“ Sie winkte Keshlan, der vor trat und der Gastgeberin erst das mit Einlegearbeiten verzierte Kästchen präsentierte, bevor er den Deckel öffnete. Im mit Brokat ausgekleideten Inneren lagen kleine Kunstwerke, beinahe zu schön zum Verzehr, alle in Form und Farben den Weinbau und seine Erzeugnisse aufnehmen.

“Ich danke Euch! Bei Rahja, das ist ein wunderbares Geschenk! Lasst uns in den Salon gehen, meine Liebe. Erresto, möchtest du zum Essen wieder zu uns stoßen?“ „Gewiss Mutter, wenn es dir beliebt.“


Im Salon war alles für die Verkostung der von den Gütern der Corellesa stammenden Weine vorbereitet. Auch Wasser und einige passenden Knabbereien standen bereit.

Auf Einladung der Gastgeberin setzten sich die Gäste, ihre Komplimente ob des geschmackvollen Ambientes und der ansprechenden Präsentation äußernd.

Nachdem sich Domna Fabia bedankt hatte, eröffnete sie mit einigen erläuternden Worten zu vorbereiteten Auswahl. Diese bestand aus drei hochwertigen Weinen aus dem Angebot der Familia, je einen weißen, rosé und roten.

Während sie mit ihren Gästen über die verschiedenen Rebsorten und Besonderheiten im Anbau philosophierte, bereitete Domna Fabia die ersten Gläser vor und reichte sie Domna Selea und Dom Tariano.


Durch angeregte Konversation neigte sich die Verkostung erst gut zwei Stunden später dem Ende zu. „Habt Dank, Domna Fabia. Die Auswahl war ebenso exquisit wie die Präsentation. Wenn es recht ist, würde ich eine größere Bestellung platzieren.“ „Mit Vergnügen, Domna Selea. Wohin soll die Lieferung erfolgen?“, erwiderte die Gastgeberin erfreut. „Nach Punin und Mestera, zu unterschiedlichen Anteilen. Ich plane eine kleine Feierlichkeit anlässlich meiner Amtsübernahme. Denkt Ihr, eine Lieferung bis Anfang Rahja wäre möglich?“ „Aber selbstverständlich, Domna Selea.“ „Hervorragend, vielen Dank. Da wir gerade beim Thema Feierlichkeiten sind: Euer verehrter Herr Gemahl ist nicht zufällig anwesend? Wir würden ihm zu gerne unsere Glückwünsche zu seiner Ernennung zum gräflichen Administrador Taladura ausrichten. Sowie die meines verehrten Herren Vaters, als Junker von Mestera.“


„Leider weilt mein Gatte wegen dringender geschäftlicher Verpflichtungen in Taladur. Ich werde Eure Wünsche selbstverständlich ausrichten.“ „Zu freundlich. Dann werde ich Euch unser Geschenk zur Amtsübernahme mitgeben. Bitte, grüßt auch Euren Sohn und Mundillo, Emiglio. Mein Vater hat ihn noch immer in bester Erinnerung. Und auch ich denke gerne an die Zeit zurück, als er auf Mestera weilte.“ Domna Selea schwieg einen Moment. „Ich bin mir bewusst, dass die Einladung sehr kurzfristig ist, doch wäre es mir eine Ehre, einen Vertreter der Cordellesa zu meinem bescheidenen kleinen Gartenfest begrüßen zu dürfen.“ „Habt Dank für Eure freundlichen Worte und die Einladung, Domna Selea. Ich werde mit meinem Gatten sprechen.“ Domna Fabia erhob sich. „Doch nun, lasst uns den Abend mit einem kleinen Dinné einläuten.“ Die beiden Gäste erhoben sich ebenfalls und folgte der Hausherrin in das Speisezimmer, wo Dom Erresto sie bereits erwartete.