Dicker Ghirlando (Punin)
|
Der Dicke Ghirlando, ein dickbauchiger Uhr- und Glockenturm im Norden des Puniner Stadtzehntels Tiefenbrunn, ist ein beredsames Zeugnis dafür, wie sehr die almadanische Provinzhauptstadt im letzten Jahrtausend gewachsen ist. Bei seiner Errichtung zur Zeit der General-Protektoren von Almada war er noch ein Teil der Stadtbefestigung und überragte als Torturm die (heute gar nicht mehr existente) Waldwachter Pforte - heute liegt er mitten in der Stadt und ist zu einem der Wahrzeichen Tiefenbrunns und auch ganz Punins geworden.
Vor dem Bau des Hungerturmes zur Priesterkaiserzeit wurde er in seiner wechselvollen Historie zunächst als Schuldturm genutzt, später dann als Kornspeicher und Waffenarsenal, bis Punin im Jahre 952 BF vom Waldwachter Bergkönig Arombolosch Sohn des Agam eine große mechanische Uhr als Geschenk erhielt, deren kompliziertes Zahnradwerk im Dachgeschoss des Dicken Ghirlandos installiert wurde. Seitdem ertönt von dort tagsüber zur jeden vollen Stunde ein Glockenspiel.
Der Turm trägt seinen Namen angeblich nach seinem ersten Glöckner, dessen eigener Körperumfang der Sage nach frappierend dem des ihm anvertrauten Bauwerkes glich. Einige einflussreiche Hofschranzen der Camarilla wollten dem Turm unlängst ganz offiziell in Langer Rafik umbenennen, um sich derart beim nunmehrigen Reichserzkanzler Rafik von Taladur anzubiedern. Ein im Angesicht des Bauwerkes höchst unpassender Name, der beim Puniner Volk keinerlei Anklang oder Verwendung gefunden hat. Mit einer Höhe von knapp 39 Schritt gehört der Dicke Ghirlando schon lange nicht mehr zu den Höchsten unter Punins Türmen - an Umfang und Masse kann ihm aber bis heute kein anderer Turm der Stadt das Wasser reichen. Von seiner Brüstung hat man nach wie vor einen grandiosen Rundumblick über die ganze Stadt und das nähere Umland und da er auch mehrere geräumige Schreibstuben bietet, ist der Turm heute der Sitz des Brandvogts von Punin. Der Inhaber dieses reichsstädtischen Amtes ist für die Verhinderung von Feuersbrünsten zuständig und sucht das Dächermeer der Stadt ständig nach verdächtigen Rauchsäulen ab.
Im Dachstuhl des Dicken Ghirlandos hängen zudem drei benannte große Glocken unterschiedlichen Umfangs. Die kleinste, die Tarragona, ruft die Mitglieder des Hohen Rates zur Ratssitzung in den Palacio di Mayor. Die mittlere - die Soggoria - zeigt nachts den Nachtwächtern Punins die volle Stunden an, damit diese auch zur rechten Zeit ihre Losung "Phexenstunde, ihr guten Leute! Gebt auf Kamin und Feuer acht - die Zwölfe sein mit euch heute Nacht!" ausrufen können. Die größte der drei Glocken, die bis weit ins Umland zu hörende Miseria, wird nur in größten Notzeiten geschlagen und ist ein Alarmsignal - etwa beim Ausbruch einer Feuersbrunst oder wenn sich ein feindlicher Heerhaufen der Stadt nähert. Zuletzt geschah dies im Jahre 1028 BF, als der Aufrührer Vesijo de Fuente y Beiras ein Söldlings-Terzio bis vor die Tore der Stadt führte.