Chronik.Ereignis1032 Stellungswechsel 02
Eine unerwartete Begegnung
Kaiserliche Pfalz Weißenstein, Windhag, Ingerim 1032 n.BF nach dem Reichskongreß
Autor: Benutzer:Boraccio D'Altea
Der Regen hatte endlich nachgelassen. Boraccio D'Altea beschloß diese hierzulande anscheinend seltene Gelegenheit zu nutzen und die Heimreise anzutreten. Viel zu lange schon saß er hier auf der Pfalz fest. Die Kunde von den schicksalhaften Ereignissen hier auf den Reichskongreß war bestimmt schon auf schnellen Flügeln bis nach Punin geeilt. Und dabei galt es doch zu Hause zu sein bevor etwaige Gegner bereits den ersten Schritt unternehmen konnten. Der Gedanke daran nun auf der anderen Seite zu stehen verursachte noch immer ein mulmiges Gefühl im Magen. Noch mehr schmerzte die Aussicht, daß vielleicht alte Freunde ihm nun mit Haß begegnen würde. Am allerschlimmsten aber war die Aussicht Domna Richeza von Scheffelstein unter die Augen treten zu müssen und seine Tat zu beichten. Die ebenso stolze wie wunderschöne Edle würde bestimmt nur mehr Verachtung für ihn über haben, erzählte man sich doch von ihr, daß sie zu den „Hütern des Almadin“ gehörte. Und die Hüter waren glühende Verfechter eines „freien“ Almadas, wie sie es nannten. Jedenfalls mußte er sich nun keine weitren Gedanken mehr machen, ob er jemals das Herz der schönen Domna gewinnen könnte ... das hatte er sich nun endgültig verscherzt.
Grade gab er seinen Mercenarios im Hof Anweisung die Pferde zu satteln als der Reichgroßgeheimrat zu ihm trat. „Ah, gut daß ich Euch noch erwische, Wohlgeboren. Wie ich sehe rüstet Ihr bereits zum Aufbruch. Vielleicht darf ich Euch noch die Dienste von Gurnhild anempfehlen?“ Er zeigte deute auf eine kleine, stämmigen Söldnerin mit kurzen, blonden Haaren, deren Narben denen von Boraccio Konkurrenz machen konnten. „Sie ist auf der Suche nach einem Banner, dem sie sich anschließen kann.“
Boraccio musterte die Mercenaria. „Habt Ihr Waffen und Rüstung?“
„Jawoll! Sogar ein Pferd, Hauptmann!“
Der Condottiere nickte, wenn auch mehr in Richtung Rondrigans, und schüttelte der Söldnerin die Hand. „Gute Kavalleristen können wir immer gebrauchen. Willkommen bei den Sturmfalken!“
„Wenn Ihr noch kurz mit mir kommen wollt, Wohlgeboren?“ Der Markgraf ging in Richtung seiner Stube. Boraccio gab noch kurze Anweisungen und folgte ihm.
„Ihr laßt Euch vorerst nichts anmerken, Boraccio. Sprecht mit den Leuten, von denen Ihr glaubt, daß sie vertrauenswürdig sind. Vermeidet es unnötiges Aufsehen zu erregen. Bei Zeiten werden wir wieder Kontakt aufnehmen. Und solltet Ihr mich dringend verständigen müssen ... wißt Ihr sicher was zu tun ist.“
Der Almadaner nickte. Als er bemerkte, daß Rondrigan seinen Blick hinter ihn richtet drehte er sich um. Eine junge Frau hatte den Raum betreten, gekleidet in Reithosen, Reitstiefel und einen kurzen Wams. Ihre blonden Haare hingen offen über die Schultern.
Boraccio stockte der Atem. „Eure kaiserliche Majestät!“ Er beeilte sich nieder zu knien und das Haupt zu senken. Mit einer kurzen Handbewegung bedeute die Kaiserin ihm aufzustehen. Er erhob sich wieder und betrachte sie. Von dem jungen, ungestümen Mädchen, daß vor einigen Jahren das almadanische Heer bei Brig-Lo gegen die verfluchen Sandschlucker geführt hatte war nichts mehr übrig, vor ihm stand nun eine erwachsene Frau mit einem viel zu ernsten Gesicht für ihr noch junges Alter.
„Ein weiter Weg von Brig-Lo bis in den Windhag, meint Ihr nicht auch, Rittmeister?“ Boraccio war erstaunt, anscheinend hatte sich die junge Almadaner-Königin gemerkt, welche Offiziere damals ihre Truppen in die Schlacht geführt hatten.
„Ein Weg mit vielen Umwegen und Sackgassen, Eure kaiserliche Majestät.“
„Um so mehr freuen wir uns, daß Ihr doch noch den Weg zu uns gefunden habt. Uns wurde berichtet, daß Ihr wieder mit uns in die Schlacht ziehen wollt?“
Der Junker verkrampfte kurz innerlich. Offensichtlich hatte der Reichgroßgeheimrat doch über ihre kleine Unterredung geplaudert. „Verfügt über mein Schwert, kaiserliche Majestät.“
Rohaja von Gareth lächelte. „Wir werden noch die Dienste verdienter Streiter benötigen. Wie uns berichtet wurde bedürfen einige unserer Güter in Almada neuer Verwalter. Aber zuerst sollten wir uns um einige Formalitäten kümmern. Wenn Eure Gnaden nun herein kommen wollen?“
Zu Boraccios Verwirrung und Entsetzen betrat nun ein Geweihter des Praios den Raum und schloß die Tür hinter sich. Um die Mundwinkel Rondrigan Paligans zuckte ein verräterisches Lächeln. Dieser listige Fuchs hatte ihn überrumpelt! Boraccio fühlte sich wie in Trance. Nun gab es kein zurück mehr.
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