Aranjuezer Blutfehde
Die Aranjuezer Blutfehde war ein Familienkonflikt innerhalb des Hauses Aranjuez vor dem Hintergrund der Answinkrise von 1010/1011 BF. Sie beschränkte sich im wesentlichen auf die Mark Ragathsquell und vor allem die Nachbarbaronie Dubios.
Vorgeschichte
Die Ursachen für den Konflikt waren im Allgemeinen die Unzufriedenheit großer Teile der Familie mit der Lehnspolitik Kaiser Hals und im Speziellen der Streit um den Baronsstuhl von Dubios.
Nachdem Wulfhelm Grobentodt, Vertrauter und Fürst von Pervals Gnaden, nach mehr als einjähriger Belagerung der Eslamsschanze die letzte Baronin von Dubios zur Abschreckung in Ragath hinrichten ließ, wäre die Baronswürde eigentlich rechtmäßig an den Soberan des Hauses Aranjuez übergegangen. Der ehemalige Söldnerhauptmann überging jedoch die Ansprüche seiner einstigen Spiessgesellen, und setzte stattdessen einen seiner Handlanger ein.
Während der allzu vehemente Protest des jüngeren Zwillings vor dem Kaiser dafür sorgte, dass sein Haupt auf einem Spiess endete, war Gonzago klug genug, seinen Ärger herunter zu schlicken, und sich auf seine Güter in der Mark Ragathsquell zurück zu ziehen. Den Anspruch auf die Baronie hatte das Haus Aranjuez freilich niemals aufgegeben, sodass die konsequente Verweigerung auch durch Pervals Nachfolger mehr und mehr Familienmitglieder vom Kaiserhaus entfremdete. Ausgerechnet aber unter dem Soberan Federigo von Aranjuez spitzte sich schliesslich die Situation dramatisch zu.
Denn Dom Federigo selbst galt ebenso wie sein bei der Rückeroberung von Tuzak im Jahre 995 gefallener Vater Fadrique von Aranjuez als äußerst kaisertreu. Er hatte Hal in der Ogerschlacht gedient, und bekleidete seither das Amt des Bandalarius des Königreiches. Gleichzeitig aber trieb die Politik des Kaisers, mehr und mehr vakante Lehen mit ihm ergebenen Gemeinen zu besetzen zu einer weiteren Radikalisierung zahlreicher Angehöriger des altadeligen Geschlechtes. Eine Zeit lang vermochte freilich die Autorität des Soberans ein offenes Ausbrechen des brodelnden Familienstreites verhindern, doch als 1004 der Baron von Dubios ohne Nachfolger verstarb, und der Kaiser nicht etwa Dom Federigos Anspruch berücksichtigte, sondern stattdessen die Novadi Siam Lacara von Dubios zur Baronin erhob, kam es zum Eklat.
Als Dom Federigo den Kaiser im Kreise der Familie leidenschaftlich verteidigte, zeihte ihn ausgerechnet sein Bastardsohn Tego Colonna, dem kaum der erste Bart spross, "einen elendigen Bückling und Garethknecht". Nachdem er bereits ein Jahr zuvor den ebenso jugendlichen wie neuadligen Halbelfengemahl seiner Tante Shahane Eslamida von Aranjuez auf deren Hochzeit - die Verbindung war selbst von den Loyalisten als unstandesgemäß empfunden worden - geohrfeigt hatte, musste er nun endgültig die Grafschaft verlassen. Die Autorität des Soberans jedoch unwiederbringlich dahin, der Frieden der nächsten Jahre nichts weiter als trügerischer Schein, und es galt allgemein als sicher, dass sich die Gegensätze bei erstbester Gelegenheit in einer blutigen Familienfehde entladen würden.
Dieser Anlass war Ende des Jahres 1010 gekommen, als sich Answin von Rabenmund zum Kaiser erhob, nicht zuletzt auch um für die Rechte des Altadels wider den hal'schen Emporkömmlingen zu streiten.
Beteiligte und Ausgangslage
Obgleich eine leichte Mehrheit des Hauses Aranjuez Kaiser Hal kritisch gegenüberstand, war nicht unbedingt klar, wieviele sich tatsächlich Answin von Rabenmund anschließen würden. Auf dem Papier waren die Ressourcen ebenfalls recht ungleich verteilt. Der allerdings zu dieser Zeit aufgrund eines Reitunfalles bettlägrige Dom Federigo, an dessen Treue zum Haus Gareth kein Zweifel bestand, war nicht nur Soberan, sondern auch Junker des reichen Hausgutes Aranjuez. Ippolito Eslam von Aranjuez, der Junker von San Everdo, hatte eine eindeutige Positionierung bislang vermieden, nicht zuletzt auch deshalb, weil sein Besitz in Dubios lag. Womöglich wurde daher die Entwicklung im Landstrich südlich von Ragath daher auch von der Loyalistisch Almadanischen Wehr unterschätzt. Hingegen war Caldaya Promesa von Aranjuez, eine Cousine Dom Federigos und Hauptfrau der kleinen Hausgarde der Familia, als scharfe Kritikerin bekannt, wie überhaupt die spätere Answinistenpartei sich auf deutlich mehr kampferprobte Sprösslinge stützen konnte. Ein eminenter Vorteil, wie sich in den ersten Monden der Blutfehde zeigen sollte.
Loyalisten
Unter Führung Dom Federigos erklärten sich schließlich für die Loyalisten:
- Elea Solivai von Harmamund, seine Gemahlin und eine Großcousine Gwain von Harmamunds
- Girolamo Amado von Aranjuez, sein Zweitgeborener
- Alonso Eslam von Aranjuez, sein Bruder, der zu dieser Zeit unter Prinz Brin im Norden diente
- Richeza Zafira von Sturmfels, seine nach Garetien verheiratete Schwester
- Shahane Eslamida von Aranjuez, seine Schwester
- Lanvolo vom Madastein, neuadliger Halbelf und jugendlicher Gemahl Domna Shahanes
- Valpo Hillerio von Aranjuez, sein greiser Onkel
- Rafik Fadrique von Aranjuez, dessen jüngster Sohn
- Anjun Reto von Streitzig-Aranjuez
Answinisten
Angeführt von Tego Colonna erklärten sich für Answin von Rabenmund:
- Hernán Eslam von Aranjuez, Mundillo Dom Federigos und Leutnant bei den Ragather Schlachtreitern
- Quelina Alena von Streitzig-Aranjuez, mit einem darpatischen Rabenmund j. H. verheiratet
- Caldaya Promesa von Aranjuez, Mundilla Dom Valpos
- Joselito Hilado von Aranjuez, Zweitgeborener Dom Valpos aus zweiter Ehe
- Ippolito Eslam von Aranjuez, Enkel des Gonzalo von Aranjuez
- Perval Nazir von Aranjuez, sein Sohn
Verlauf
Ingerimm 1010 BF
Gegen Ende des Mondes verbreitete sich die Kunde, dass sich Answin von Rabenmund am 14. Ingerimm zum Kaiser hatte krönen lassen. Rasch wurde am 26. ein Familienrat auf Aranjuez einberufen, um vielleicht doch noch zu einem Konsens zu gelangen. Unglücklicherweise aber trafen auf der Anreise ausgerechnet der eigenmächtig zurückkehrende Bastard Tego Colonna und Shahane von Aranjuez samt ihres halbelfischen Gemahls aufeinander. Aus einem anfänglichem Wortgefecht entwickelte sich rasch ein Handgemenge, als Lanvolo die sie begleitenden Knechte anwies, den Bastard zu arretieren. Dieser aber hatte sich in den letzten Jahren als Mercenario durchgeschlagen, sodass es ihm und seinen Begleitern mühelos gelang, die kaum geübten Knechte zu überwinden. Lanvolo vom Madastein aber knüpften sie ungeachtet dessen Rang vor den Augen seiner entsetzten Gemahlin einem Strauchdieb gleich am Rande der Straße von Wilsemund nach Valenca auf.
In der vergifteten Atmosphäre des anschließenden Familienrates wurde Tego Colonna zunächst mit knapper Mehrheit vom Vorwurf des Bruches des Ratsfriedens entlastet, da der Edle ihn angegriffen hatte. Dom Federigo verknüdete jedoch, dass das Wappen des Hauses Aranjuez als Zeichen der Schande solange umgekehrt (schwarzer Rabenschnabel auf weißem Grund) bleiben würde, bis sich sein illegitimer Sohn vor einem ordentlichen Gericht verantwortet hätte. Empört über diesen Spruch, reisten die answinistisch Gesinnten auf der Stelle ab, sodass der Rat ergebnislos endete. In der Folge sollte es sich einbürgern, dass man bei den Loyalisten auch von den "Weißen" sprach, wohingegen die Parteigänger des Usurpators die "Schwarzen" gehießen wurden.