Madasee (Landstadt)
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Das landschaftlich wie architektonisch sehr reizvolle Landstädtchen Madasee am südwestlichen Ufer des gleichnamigen, verwunschenen Sees im Herzen der Stadtmark Punin, ist mit knapp 1.500 Einwohnern die größte Stadt des Contados, des ehemaligen Puniner Herrschaftsgebietes, und geht auf eine noch wesentlich ältere Ansiedlung der Auelfen an dieser Stelle zurück, deren Nachfahren bis heute in verhältnismäßig großer Zahl in harmonischer Eintracht mit den Menschen Madasees leben.
Derographie
Madasee liegt in einer lieblichen, von Rebstockzeilen, Olivenbaumreihen und Lavendelfeldern dominierten Hügellandschaft auf zwei gerundeten, zum Ufer des Madasees steil abfallenden Tuffhügeln, auf deren Rücken die Weinstraße als Haupt- und Achsstraße Madasees den gesamten Ort durchzieht. Von ihr zweigen schmale, querverlaufende Gassen hangabwärts zum Seeufer und hangaufwärts zu den Villen und Landhäusern der auswärtigen Patrizier und Erholungssuchenden ab, die sich Madasee in großer Zahl als ländlichen Rückzugsort auserkoren haben.
Die Lage an der Weinstraße, die geringe Entfernung zur Capitale und die Fruchtbarkeit der Umgebung haben Madasee - selbst für almadanische Verhältnisse - zu einer sehr wohlhabenden Stadt gemacht. Obwohl der Ort bereits unter San Galgano die Stadtfreiheit erlangte, dem Sohn der Ratsfürstin Madalieb di Madjani, der für sich und die Seinen ein Wasserschloss auf der größeren der beiden Inseln im Madasee errichten ließ und dazu einen sagenumwobenen Pakt mit dem geheimnisvollen Feenwesen und Behüter des Sees einging, errichteten die friedfertigen Bewohner Madasees niemals eine Ringmauer um ihre Stadt.
Dies liegt zum einen an der langgestreckten, weit ausgedehnten Hügellage des Ortes, welche jeden Mauerbau zu einem kostspieligen und schwierigen Unterfangen werden ließe, zum anderen aber auch am Charakter der Madaseer selbst, die als sehr gastfreundlich und weltoffen gelten, gepaart mit der Gelassenheit der Elfen. Wie diese achten auch die menschlichen Bewohner die uralten überlieferten Gesetze des Sees und des Landstrichs, die Fischer etwa fangen nie mehr als für ihren lokalen Tagesbedarf, weil der See, dem die Stadt ihre Existenz und ihren Wohlstand verdankt (und dem man wie einem mächtigen Zauberwesen Opfergaben darbringt) mehr zu entnehmen nicht dulden würde.
Herz und Mittelpunkt der Stadt ist der langgestreckte, trapezförmige San-Gracciano-Platz vor dem örtlichen Tempel des Rebenblutes, wo zweimal wöchentlich Markt abgehalten wird, auf dem auch die teuren, aber exzellenten Rösser der Madaseer Gestüte angeboten werden. An allen anderen Tagen sitzen eingebildete und tatsächliche Kranke, die zur Genesung nach Madasee gekommen sind, unter freiem Himmel an Holztischen vor den umliegenden Gasthäusern und Tabernas und begutachten die Vorbeiflanierenden, denn das etwas protzige Zurschaustellen des eigenen Reichtums - typisch für eine wohlhabende Stadt wie Madasee - gehört hier unter den Cur-Gästen und Zugezogenen zum guten Ton, worüber die Einheimischen nur milde lächeln.
Wie in vielen anderen Orten des Königreiches auch, liegen der Borontempel und der lokale Totenanger nicht irgendwo weitab, sondern mitten in der Stadt, denn die Almadanis fürchten den Schwarzen Cumpan und die zu ihm Gegangenen nicht und der örtliche Geweihte des Schweigsamen, Frate Bassiano, ist einer der höchst angesehensten und beliebtesten Bürger der Stadt, den viele Madaseer auch um Rat aufsuchen oder zu sich nach Hause einladen, wenn gar kein Todesfall in der Sippe zu beklagen ist.
Am Anlegesteg, der in das oft nebelverhangene Wasser des Sees hineinragt, trifft man dann und wann auf den geheimnisumwitterten Fährmann Madahasayan, eines uralten Elfen (?), der der Familia di Madjani schon als Fährmann dient, seit sie ihr Schloss auf der Insel im See errichten ließ - mitunter also seit über 800 Jahren! Die Bewohner Madasees munkeln, der lebensfreundliche Wasserdschinn des Madasees und Madahasayan seien in Wahrheit ein- und dieselbe 'Person'. Tatsächlich hat Madahasayan selbst für einen Elfen ungewöhnlich nachtblaue Augen, sein Haar glänzt silbrig wie die Fluten des Sees (und es wandelt sich zudem je nach Wetterlage). Selbst die Auelfen Madasees wissen nicht, wo er lebt. Sicher ist jedoch, dass er zu keinem ihrer Clans gehört und in keinem ihrer lebenden Pfahlhäuser am Ufer des Sees wohnt.
Die Bewohner Madasees bringen ihrem See am liebevoll gepflegten Seeschrein direkt am Wasser efferdgefällige Opfer dar wie Seepflanzensamen, lebende Jungfische, Wallfahrtsversprechen usw. - wie die auswärtigen Badegäste etwas am Seestrand im zunächst kaum hüfthohen, angeblich heilkräftigen Wasser zu planschen, fällt ihnen nur selten ein, dafür ist der Respekt vor 'ihrem' See zu groß.
Es fiel ein junger Fürstenspross
Einstmals in einen See.
Er schluckte Wasser noch und noch,
Stieß sich an Kopf und Zeh.
Oh, Weh und Ach, die Mutter schrie,
Oh, mein geliebter Sohn!
Mundillo mein! Der Vater wähnt'
Am Grund des Sees ihn schon.
Oh, Mondensee, oh Mondensee,
Dein klares Wasser trügt,
Dein stiller Spiegel lügt noch mehr,
Ach, gib doch unsern Erben her!
Oh, Mondensee, oh, Mondensee,
Erhöre unser Flehen!
Da schlagen Wasserwellen hoch,
Ein Dschinn bringt ihn hervor:
Den Fürstenspross, den kleinen Sohn,
Der zitterte und fror.
Er spuckte Wasser noch und noch,
Es schien, den ganzen See.
Der hatte ihm kein Leid getan,
Den Klagenden kein Weh!
Oh, Mondensee, oh Mondensee,
Oh dir gebührt mein Dank,
Dass nicht ertrank das kleine Kind,
Du gabst es wieder her geschwind.
Oh, Mondensee, oh Mondensee,
-Trovere Balbiano, 1024 BF
Als die Fey’e nach den Sternen griffen und sich über das Sein erhoben, da legte sich Madahaloë nieder, um zu vergehen, denn der Schmerz nahm ihr Lebenssinn und Kraft, wusste sie doch, daß sie ihren Brüdern und Schwestern nicht helfen konnte, die sich vom Licht abgewandt hatten.
Während Madahaloë zwischen den Blüten lag und ein letztes Mal den Wind in ihrem Haar spürte, weinte sie um ihr Volk, und ihre Tränen waren so zahlreich, daß sie nicht vergingen, nachdem Madahaloë ins Licht getreten war.
Noch immer bewahren die Tränen die Erinnerung an Madahaloë Mondensee, und ihre Kraft mahnt die Biunfeya, das Sein zu schützen, wie es Madahaloë einst getan hat.-Elfische Sage um die hochelfische Bewahrerin Madahaloë Mondensee, mündlich überliefert