YB40 Im Reich des Elfensterns
Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 39
Rondra 1036 BF
Im Reich des Elfensterns
„Erst wollte Dom Rondrigo die Steuern eintreiben. Der wurde dann aber von Dom Benjamí erschlagen. Davon hatte der aber nicht viel, weil zwei Wochen später Zwölf Söldner vor seiner Tür standen und ihn verschleppt haben. Hätten wir gewusst, dass unser neuer Herr, Dom Fulmino so ein Brutaler Mensch ist, hätten wir Dom Benjamí vielleicht gewarnt. Aber gut... man wird ja geduldig mit diesen Taifados. Und so versuchte vor zwei Wochen erst Dom Tuffino recht erfolglos sein Glück und gestern nun dessen Bruder Dom Varsidos. Sind wohl beide bei dem Versuch gestorben. Ich denke mal, dass morgen sich dann wieder jemand anderes um die Geschicke in Brigellans Osten versuchen wird. Habibi ben Bulat war schon sehr lange nicht mehr in der Gegend, der besetzt uns ja eigentlich recht gerne...“ Zynische Erzählung eines Felachen aus der Nähe von Endivarol.
In dem, was sich heute nur noch Taifasgebiet oder Yaquirbruch nennt, ist dies tatsächlich zum Alltag geworden. Ständig kaufen sich Taifados mit ihrem letzten Hab und Gut ein paar Söldner zusammen und versuchen so das zu verbreiten, was sie als (ihr) Recht und Ordnung verstehen. Vor allem die Grafschaft Südpforte ist zu einem wahren Sündenpfuhl verkommen, wo das Recht nur noch dem Stärksten und dem Reichsten gebührt. Kaum dringen Geschichten davon bis nach Punin, doch das Südpforter Volk leidet und wird der Situation immer mehr überdrüssig. Schwermütig sprechen Sie von der „Reise des Elfensterns“ oder dem Reich selbigen Sternbildes, welches für die Beständigkeit durch Unbeständigkeit steht. Und kaum etwas bezeichnet die Taifasgebiete besser. Auch wenn die aktuelle Lage schneller wechselt als wir einen Bericht darüber schreiben könnten, gibt es doch einige wenige Konstanten.
Eine der Auffälligsten Konstanten dabei ist wohl der Auslöser der Misere. Der selbsternannte Graf des Yaquirbruchs, Horasio della Pena. Viele Jahre ist es her, da lockte er Horasier und Almadaner gleichermaßen auf Schloss Kullbach. Als Pilgerzug getarnt nutzte er die Veranstaltung, um sich tapfere Helfer zu erkaufen, sei es für einen Feldzug oder zur Finanzierung. Sein Ziel war Bomed und die Lüge, dass die Horaslegion vor den Toren stände, um Almada und das Horasreich in einen Bürgerkrieg zu stürzen fand ausreichend Gläubige, sodass tatsächlich bald das Land mit Krieg überzogen wurde. Denn wo die Gräfin von Bomed, Alwene von Oberfels-Phecadien den Tod fand, rankten sich nun diverse Parteien um ihre Nachfolge. Nicht nur Horasio und Alwenes Sohn [[lfwiki:Rimon Sâlingor|Rimon Salingôr rankten sich um den Titel, auch das alte Bomeder Haus Bregelsaum machte ansprüche geltend und vielleicht kann man noch von Glück reden, dass nicht auch das Haus Vistelli über die Ressourcen verfügte, ihren Anspruch geltend zu machen.
Für den Anspruch Josminas von Bregelsaum durchzusetzen griff sogar Ursupator Selindian Hal von Gareth selbst ins Geschehen ein, was in dem bekannten Desaster der Schlacht von Morte Folnor endete. Nun, seine kaiserliche Hoheit verlor nicht gerne und so zerfleischte sich die Magnatenschaft bei der Suche nach einem Schuldigen bald selbst. Vor allem die Gräfin der Südpforte, Shahane Al’Kasim erntete den Zorn des selbsternannten Kaisers und musste sich bald ohne jegliche Unterstützung nicht nur rivalisierenden, streitenden Familien stellen, sondern auch Säuchen, Waldbränden und Goblinhorden. Eine zu hohe Bürde, die bald dafür sorgte, dass Kriegsfürsten, die sogenannten Taifados ihr Schicksal selbst in die Hand nahmen. Mit teils verheerender Wirkung auf die Bewohner. Doch auch im Horasreich sorgte der Grafenzwist für stete Scharmützel, die ein Bürgerkriegsgeschütteltes Land nicht befrieden konnte. Und so ward bald aus Unterfels eine Großstadt voller Söldner, die dort für gutes Geld von allerlei düsterem Gesindel angeworben werden konnte, genauso wie sie von Flüchtlingen besucht war, dessen Leben auf dem Lande nicht mehr möglich war.
Die „großen Namen“ in diesem Spiel störten sich an diesem Elend wenig. Horasio della Pena arbeitete weiter an seiner Machtbasis, heiratete unter anderem in das almadanische Haus Culming ein und setzte mit Leonato von Culming eigenhändig einen neuen Herren zu Inostal ein. Er selbst steuerte seine Truppen nach Pildek, wo die Macht aber dennoch meist von Zahorisippen ausgeht, die sich das, was Horasio an Steuern kassiert meist kurz danach wieder zurück stiehlt. Und damit unter den Felachen trauriger Weise auch noch als Vorbild angesehen wird. Nördlich von Pildek agiert hingegen die Gräfin der Südpforte, Shahane Al’Kasim. Die einst stolze Löwin scheint inzwischen vor Kummer gebrochen, denn ihr will wahrlich einfach kein Erfolg gelingen. Goblins tanzen ihr stets auf der Nase herum, das, was sie mit hohem Aufwand befriedet, ist meist kurz danach wieder verloren und ihre Mittel sind begrenzt. Der Einfall Horasios in Pildek ist der eh nicht gut auf Horasier zu sprechende Shahane weiter übel aufgestoßen. Doch es ist nicht die einzige Aufgabe, die Shahane zu bewältigen hätte. Denn auch die Novadis haben die geschwächte Provinz erkannt und sind unter Chabun ibn Nafiref über den Yaquir getreten. Seitdem sind Baronien wie Brigellan, Brindâl oder weite Teile Inostals fest in Novadischer Hand. Und die Gerüchte reißen nicht ab, dass Reichsverräter Khorim Uchakbar hinter diesem Überfall stehen könnte.
Ordnung kehrt tatsächlich erst wieder mit der Grenze zum Yaquirtal ein, wo Gerone vom Berg von Brig-Lo aus die Grenzwacht bildet und nicht nur Flüchtlinge aufhalten muss, sondern auch immer wieder Truppen oder Helden über die Brigellan entsendet, um die Ordnung wieder ein wenig mehr herzustellen. Doch wahrlich Glücklich ist niemand mit der Situation und nichts sähe man dort lieber, als dass sich der Adel unter der Führung des Fürsten Gwain von Harmamund zusammen täte, um endlich wieder für Ordnung zu sorgen. Wie es scheint aber ein unmöglich zu meisterndes Stück Arbeit. Das Volk sehnt sich bereits den Befreier herbei, einen sogenannten „Mesih.“ Doch wirklich würdig scheint bisher niemand gewesen zu sein. Oder aber er fand das Ende vieler Taifados, die ihre Macht überschätzten und so entweder den Weg zu Boron oder in die Schuldtürme der großen Städte fand. Einen Scherbenhaufen hinterlassend, gepaart mit dem immer größer werdenden Wunsch, der Elfenstern möge doch bitte endlich weiter reisen. Aber noch ist die Hoffnung da, dass dies eines Tages vielleicht wieder passieren könnte.