Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 10
In Kaiserlich Selaque, am Abend des 30. Praios 1033 BF
In Grezzano
Autor: SteveT
"Na los! Seid ihr schon müde, ihr Faulpelze?", schimpfte Rifada mit ihren drei Knechten, die zunehmend langsamer hinter ihrem Pferd hertrotteten. "Als ich in eurem Alter war, bin ich oft zwei Tage und zwei Nächte am Stück nur marschiert. Damals tobten die Wilden, meine liebe Rondra - dagegen ist ihr heuriger Sturm nur ein laues Lüftchen,das könnt ihr mir glauben!"
Landolo verdrehte hinter ihrem Rücken die Augen und auch Gilano und Zicardo stöhnten nur. Jetzt fing sie auch noch wieder mit den Geschichten von früher an, die sie alle schon x-mal gehört hatten ...
Rifada hatte auf dem Rückweg eine andere Route eingeschlagen, um zunächst einmal einen Blick auf Grezzano zu werfen. Da in Elenta und auf ihrem Castillo wahrscheinlich Praiosmins Büttel hockten und nur auf sie warteten, blieb ihr nur Grezzano als Rückzugsort und vorübergehendes Lager, wo sie die ihren und alle befreundeten und untertänigen Sippen sammeln konnte, um gegen ihre Feindin loszuschlagen. So nah am Stammesgebiet der Ferkinas gelegen, würde sich hier kein Soldat Praiosmins hinwagen, dafür waren das viel zu feige Hunde! Der Aliner wäre vielleicht eine Ausnahme - aber um den würde sie sich gesondert kümmern, wenn er erst wieder aus Falado zurück war. Sie begann zu grübeln - was wollte »die Elster« in Valenca bei den de Vargas? Sie hatte mit dieser Familia eigentlich nie etwas zu schaffen gehabt.
"Wir haben Euren Hund verloren, Herrin!", stellte Zicardo trocken fest, der sich gerade einmal umgewandt hatte. "Komisch - bis vor zwei Stunden lief er noch die ganze Zeit hinter uns her ..."
"Das ist nicht mein Hund!" wank Rifada ungerührt ab. "Das ist irgendein Wildhund droben aus dem Gebirge, der mir aus unerfindlichen Gründen seitdem nachläuft."
'Nun gut, eigentlich war er recht nützlich', dachte sie still bei sich, da er ihr sogar bei zwei Kämpfen eine Hilfe gewesen war. Wahrscheinlich hatte er nun einfach in seinem schlichten tierischen Geist kapiert, dass sie nicht die Absicht hatte, ihn durchzufüttern.
Am Ende des Serpentinenpfades tauchten die weißleuchtenden Wunden in den Berghängen vor ihnen auf, für die Selaque berühmt war. Rifada wusste, dass hinter der nächsten Kurve die grauen Hütten von Grezzano lagen. Aber wie der Ort in diesen Tagen aussah ... sie rechnete mit dem Allerschlimmsten. Plötzlich hielt sie an und zügelte das Pferd des jungen de Vargas.
"Was ist los, Herrin?", frug der junge Zicardo, der unter seinen Cumpanen als so etwas wie Rifadas Liebling galt, weil er sich immer anbot, ihre Waffen zu polieren - zumindest bis vor kurzem, als sie noch alle auf dem Castillo gelebt hatten.
"Der Ort ist gar nicht verlassen!", staunte Rifada und strengte ihre Augen an, um alles genauer sehen zu können.
"Tatsächlich - da stehen Pferde - viele Pferde!", beschrieb Landolo, was sie auch selbst unscharf sah. "Und zwischen den Pferden laufen Menschen."
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