Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 03

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Kaiserlich Selaque, 25. Praios 1033 BF

Auf dem Castillo da Vanya im Vanyadâl


Autor: SteveT

"Hoch mit ihr!"

Ein eiskalter Guß Wasser traf Domna Rifada im Gesicht und weckte sie aus dem Dämmerschlaf. Ihr halb zugeschwollenes Auge, wo sie der Streitkolben des Elentinischen Baronsgardisten getroffen hatte, brannte nach wie vor wie Feuer. Prustend schüttelte sie sich die Nässe aus dem Gesicht und den Haaren, so gut das ging, wenn man mit den Gliedern einer eisernen Kette am rechten Hand- und Fußgelenk an die Wand festgeschmiedet war. Blinzelnd erkannte sie Ordonyo di Alina, den von ihr schwerverletzten Capitan Giordan Schlehwein und ihre verhaßte Rivalin Praiosmin von Elenta an ihrem unterschiedlichen Schuhwerk, die im Halbkreis um sie herumstanden und auf sie herabstarrten.

"Was wollt ihr, verfluchtes Dreckspack?", knurrte sie.

"Halts Maul, Verräterin!", zischte Capitan Giordan und trat ihr grob mit der Stiefelspitze in die Rippen.

"Nicht doch, Hauptmann!", tadelte ihn der Aliner Junker mit seiner hundsföttischen Säuselstimme, die Rifada schon immer ein Gräuel gewesen war. "Unserer treulosen Felonistin hier wird ihr freches Mundwerk bald ohnehin für immer geschlossen werden. Soll sie ihren letzten Atem doch ruhig mit Toben verschwenden."

"Wir da Vanyas herrschten schon über Bosquirien, als Eure Vorfahren noch kahlgeschoren hinter Ochs' und Pflug über die Felder getrampelt sind! Das merkt Euch besser! Wir hätten euch damals alle aufknüpfen oder in die Steinbrüche schicken sollen!", brüllte ihn Rifada nieder.

"Ja, das hättet Ihr besser tun sollen!", lachte Junker Ordonyo höhnisch. "Denn jetzt werdet Ihr selbst einen Kopf kürzer gemacht, und ich werde grinsend direkt neben dem Schafott stehen, wenn Ihr Euer häßliches Haupt darauf bettet!"

"Ruhig!", beendete Praiosmin von Elenta ungehalten den Disput ihrer Lehnsvasallen. Rifada nahm erst jetzt wahr, daß sie ein Blatt Pergament und eine in einem Tintenfaß steckende Schreibfeder in den Händen hielt. Sie hatte ihren dicken, feisten Körper wiederum in die goldene Livree eines Laienmitgliedes der Suprema gepresst, obwohl Amando seine einstige Lieblingsschülerin aus dem Orden ausgeschlossen hatte, als sie durch die immer stärker kursierenden Gerüchte um ihre Rakolus-Buhlschaft für das Hochtribunal der Heiligen Inquisition untragbar geworden war.

Praiosmin bückte sich schnaufend und stellte Pergament und Tintenfaß direkt vor Rifada auf dem schmutzigen Boden ab. Auch wenn nur wenig Licht durch das winzige Schießscharten-Fenster zwei Schritt über ihrem Kopf hereinfiel, erkannte Rifada sofort, daß sie im Kellergeschoß des rechten Torturmes der Barbarkane ihrer eigenen Burg gefangengehalten wurde.

"Was soll das?", frug sie die sich wieder aufrichtende Praiosmin und deutete mit einem Kopfnicken auf deren Schreibutensilien.

"Damit werdet Ihr nun Euer Schuldeingeständnis für den anstehenden Proceß vor dem königlichen Hochgericht schreiben!" antwortete Praiosmin barsch, als ärgere sie bereits die Frage. "Ihr schreibt nur haargenau das, was ich Euch sage! Also los: Ich, Rifada Jezebela da Vanya, vormals Junkerin zu Vanyadâl, bekenne mich hiermit schuldig ..." Ihre Miene verfinsterte sich weiter, als sie bemerkte, daß die Vanyadâlerin nicht einmal Anstalten machte, nach der Feder zu greifen. "Na, was ist denn? Keine Mätzchen, oder glaubt mir, ich werde Euch der Tortur unterziehen lassen, bis Ihr noch viel mehr schreibt, als man von Euch verlangt, nur damit Eure Pein ein Ende findet!"

"Ich werde nichts dergleichen schreiben!", schüttelte Rifada unbeeindruckt den Kopf. "Ihr seid die Verräterin an Selaque und am Reich! Und selbst wenn ich so dumm wäre, Euch zu gehorchen. Ich kann überhaupt nicht schreiben!"

"Ihr lügt!", brüllte Praiosmin und drohte Rifada dabei mit der Faust. Sie zog ein zerknülltes kleines Zettelchen, offenbar eine Brieftaubennachricht, aus der Tasche ihres Gewandes. "Hier habe ich nur eine der Befehlsverweigerungen und Unverschämtheiten, die Ihr mir in den letzten Jahren per Taube geschickt habt. Ich habe Dutzende davon und Ihr könnt sehr wohl und gut alles schreiben, was Eurem aufsässigen und hochmütigen Geist entwächst! Also los jetzt! Keine Ausflüchte oder ich lasse Euch mit Brandeisen martern!"

"Das hat mein Mann geschrieben!", stellte Rifada lakonisch mit einem einzigen Blick das Zettelchen fest. "Er ist mein Schreiber und verfasst alles, was ich ihm befehle!" Dies entsprach durchaus der Wahrheit. Natürlich war sie als Mitglied einer Geweihten-Familia auch selbst des Lesens und Schreibens mächtig. Aber ihre eigene Klaue war - gerade im Vergleich zu Praiosmins kunstvoller Kalligraphen-Schrift - so unleserlich, daß sie Berengar alle Korrespondenz diktierte. Irgendwie mußte sich der dumme Tropf schließlich nützlich machen, wenn er schon unentgeltlich auf ihrer Burg lebte und sich eine fette Wampe anfraß.

"Ach ja?" wurde Praiosmin hellhörig. "So werdet Ihr ihm Euer Schuldeingeständnis im Beisein der hier anwesenden Zeugen diktieren und es dann vor unser aller Augen unterzeichnen. Behauptet nicht, daß Ihr auch das nicht könnt. Ich weiß es besser!"

Rifada lag schon eine patzige Antwort auf der Zunge, aber sie schluckte sie herunter. Wenn ihr Mann und das restliche Burggesinde dort gefangengehalten wurde, wo sie sie vermutete, dann flammte ein kleiner Hoffnungsschimmer in all der Dunkelheit auf. "Was bleibt mir übrig?", knurrte sie, scheinbar zerknirscht.

"Bringen wir sie zu ihm!", befahl Domna Praiosmin. "Aber sie muss die ganze Zeit an Händen und Füßen gefesselt bleiben. Ihr habt es selbst gesehen - das Weib ist gefährlich wie zehn verletzte Oger!"

"Aus einem anderen Munde würde ich das als Kompliment nehmen!", brummte Rifada, während ihr Ordonyo di Alina die Spitze seines Rapiers auf die Gurgel richtete und sich Capitan Giordan schweißstinkend und mit haßerfülltem Blick mit einem Schlüssel an ihren Ketten zu schaffen machte. Sie wurde von der Wand gelöst, aber dafür wurden ihre Hände zusammengefesselt, und auch ihre Fußfesseln hatten nur soviel Spielraum, daß sie nur in kleinen Trippelschritten gehen konnte. Aber das war immerhin besser als nichts. Ihre Beine schmerzten, als sie die beiden Männer nach tagelangem Liegen wieder hoch in den Stand auf die Füße zogen. Blendendes Sonnenlicht stach in ihren schmerzenden Augen, als sie nach tagelanger Dunkelheit hinter Praiosmin her ins Freie auf den Burghof tapste. Die Leichen, die nach dem harten Kampf vor einigen Tagen überall im Hof herumgelegen hatten, waren in der Zwischenzeit offenbar begraben worden. Die Tür des Bergfrieds hing schief in den Angeln. Offenbar war sie mit einem Rammbock aufgebrochen worden - hoffentlich erst nachdem Richeza, Moritatio, Dom Hernán und der Yaquirtaler Geck über die Strickleiter in die Freiheit entkommen waren. Oben auf dem Wehrgang standen die Leute des Aliners und beobachteten aufmerksam die Umgebung.

"Vorwärts!", stieß ihr Giordan Schlehwein grob die Faust in den Rücken. "Da hinüber!"

Rifada jubilierte innerlich. Praiosmin schritt geradewegs auf die Tür zum Weinkeller zu. Der einzige Kellerraum der Burg, der groß genug war, um so viele Gefangene wie das überlebende Burggesinde aufzunehmen. Genau das "Gefängnis", auf das sie gehofft hatte. Vor der Tür zum Weinkeller stand einer der Selaquer Baronsgardisten im grün-weißen Waffenrock und hielt Wache. Er salutierte, als Praiosmin näherkam und schloß ihr nach einer Verbeugung die Tür auf. Die Reichsvogtin trat in den riesigen Gewölbekeller ein, gefolgt von der gefesselten Rifada, Ordonyo di Alina und Capitan Giordan. Rifada hörte, wie die Tür hinter ihnen wieder abgeschlossen wurde. Aber das spielte keine Rolle.

Vor und unter den etwa drei Dutzend großen Weinfässern der Bodega saßen und lagen Menschen auf dem Boden, aus einer Ecke ertönte wimmerndes Kindergeschrei. Es waren vor allem die Mägde, deren Kinder, die alte Köchin und ein paar junge Stallburschen und Knechte ihres Gesindes, die hier gefangengehalten wurden. Ein paar entsetzlich nach Fäkalien stinkende Eimer entlang der Wand dienten ihnen offenbar als Abtritt.

"Wo steckt der Ehegemahl von Rifada da Vanya?", rief Domna Praiosmin so laut durch den Raum, daß sie ein jeder bis in die hinterste Ecke hören konnte.

"Mit Verlaub, das bin ich ich, Euer Hochgeboren!", kam Berengar von Schlehen mit vorsichtigen Schritten aus der Dunkelheit näher und neigte leicht den Kopf vor der Reichsvogtin, die ihn von früher sehr gut kannte. Entsetzt sah er das zerschundene und zerschlagene Gesicht seiner Frau. Diese gab ihm mit einem warnenden Blick zu verstehen, jedes seiner weiteren Worte mit Bedacht zu wählen.

"Du bist Schreiber?", frug ihn Praiosmin und reichte ihm die mitgebrachte leere Pergamentrolle und das Tintenfaß. "Dann schreib! Ich werde dir nun im Beisein deines Weibes und vor diesen ehrenwerten Herren und euch allen hier als Zeugen ihr Schuldeingeständnis für den Proceß vor dem königlichen Hochgericht diktieren, welches sie dann unterzeichnen wird. Was mit euch allen passiert, werde ich erst nach dem Proceß und der Verurteilung eurer aufsässigen Herrin entscheiden. Wenn ihr euch bis dahin gut betragt und euch als folgsame Untertanen erweist, entlasse ich euch vielleicht wieder in die Freiheit. Dann aber natürlich nur im Stato von Halbfreien, denn eine gewisse Strafe muss sein!"

Sie wollte soeben mit dem Diktieren beginnen, als hinter ihr plötzlich ein überraschtes und jämmerliches Gurgeln ertönte. Praiosmin fuhr herum und sah, daß die Vanyadâlerin offenbar Capitan Giordan den Ellenbogen auf den Kehlkopf gerammt hatte. Eben nahm sie diesen in den Schwitzkasten und schlang ihm dabei die Kette, mit der ihre Handgelenke aneinander gefesselt waren, um den Hals. "Elende! Jetzt stech ich sie ab!", brüllte der Junker von Alina und hob sein Rapier. Ehe er aber zustechen konnte, wurde er von etwas am Kopf getroffen - dem Tintenfaß, das Praiosmin gerade selbst Berengar von Schlehen überreicht hatte. Ein riesiger dunkelblauer Fleck bedeckte seine ganze rechte Gesichtshälfte.

"Drauf! Drauf!", brüllte Rifada, die weiterhin den sich verzweifelt wehrenden Giordan würgte. "Drescht sie zusammen!!!"

Praiosmin bekam es mit der Angst zu tun, denn tatsächlich kamen nun aus dem Halbdunkel fünf oder sechs junge Kerle und auch drei Weiber mit haßerfülltem Blick auf sie zugerannt. Sie griff nach ihrem Sonnenszepter am Gürtel, als einer der jungen Stallburschen einen der Fäkalieneimer griff und auf sie schüttete. Ekel überrollte sie, als sie die feuchtwarme stinkende Brühe frontal traf. Der Geruch und Geschmack von Kot und Urin drang in ihren halbgeöffneten Mund.

Spuckend und würgend sank Praiosmin auf die Knie. Auch auf den Junker von Alina, der sich den jungen Burschen mit blitzender Klinge in den Weg stellte, gingen ekle Schwälle aus den anderen Fäkalieneimern nieder, die zum Teil auch Praiosmin trafen. Ihre güldene Robe war klatschnass und über und über braun gesprenkelt. Junker Ordonyo fasste sie unter der Achsel, riß sie hoch und zog sie fort zur Tür, sein Rapier beschrieb einen weiten Kreis durch die Luft, um die jungen Maiden und Burschen des Burggesindes auf Distanz zu halten, die ihnen ans Leben wollten. Er hatte die Loyalität dieser Bastarde zu ihrer übergeschnappten Herrin unterschätzt.

"Aufmachen!", schlug er gegen die Tür. "Sofort aufmachen!" Glücklicherweise reagierte der Gardist auf der anderen Seite der Türe sofort. Er öffnete augenblicklich, ließ ihn selbst und Praiosmin heraus und warf sich dann gegen die Tür, um sie mit größter Kraftanstrengung zuzuwerfen und wieder den Schlüssel herumzudrehen.

"Nein! Capitan Giordan! Er ist noch drinnen!", stöhnte Praiosmin, die ehrliche Sorge um ihren langjährigen Burghauptmann erfasste.

"Die Verrückte hat ihn in der Mangel! Wir konnten ihm nicht helfen!", verteidigte der Junker sein Vorgehen, während von innen heftig gegen die Tür gehämmert wurde. "Aber keine Sorge! Sie sind ja alle weiterhin gefangen - da kommen sie nicht raus!"

Er wandte sich zu dem Gardisten, der sie entsetzt und auch mit einem gewissen Abscheu ob ihres Aussehens und ihres Gestanks anstarrte. "Was glotzt du so dumm? Hol' Verstärkung! Wir müssen diese tolle Hunde zur Räson bringen! Diesmal wird es keine Gnade geben! Wer sich nicht sofort ergibt, wird kaltgemacht!"

Im Inneren des Weinkellers eilte Dom Berengar seiner Gattin zur Hilfe, die Hauptmann Giordan inzwischen zu Boden gerungen hatte, auf dem Rücken unter diesem lag und ihn nach wie vor im Würgegriff hielt, während er - bereits leicht bläulich angelaufen im Gesicht - verzweifelt mit beiden Händen versuchte, die scheuernden Kettenglieder von seinem Kehlkopf zu bekommen. Dabei rollten beide hin und her, wie zwei Ringer auf dem Jahrmarkt oder zwei sich paarende Insekten: Der Anblick wäre fast komisch gewesen, wenn es nicht für jeden ersichtlich ein Kampf auf Leben und Tod gewesen wäre.

"Seine Waffe! Nimm seine Waffe!", presste Rifada zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Blut tropfte unter den scheuernden eisernen Manschetten um ihre Handgelenke hervor. Giordan Schlehwein blickte den unschlüssigen Berengar warnend mit herausquellenden Augäpfeln an - er versuchte nach ihm zu treten. Ehe sich Berengar zu einer Entscheidung durchringen konnte, trat Ludovica, die alte Köchin der Burg, hinzu, zog Capitan Giordan den Säbel aus der Scheide und tauchte ihn, ohne mit der Wimper zu zucken oder ein einziges Wort zu verlieren, auf Bauchnabelhöhe tief in dessen Wanst, so daß die Klinge fünf Finger tief in seinem Gekröse verschwand.

Giordan Schlehweins Augen weiteten sich noch mehr. Entsetzt starrte er Ludovica an. Dann wurde er mit einem Male ruhiger und schlaffer, und Rifada packte ihn am Kinn und verdrehte ihm mit einem kräftigen Ruck und häßlichem Knacken das Genick.

"Gut, Ludovica!", schnaufte sie und stieß den schweren toten Körper des Capitans von sich.

Berengar erwartete ein Donnerwetter, aber stattdessen schlüpfte seine Gemahlin sofort wieder in die Rolle der Anführerin, die ihre Lakaien von ihr erwarteten. "Rollt die zwei Fässer da drüben vor die Tür!", befahl sie den Jungen, die sich mit einer Verbeugung an die Arbeit machten.

Rifada ließ sich von der Köchin den Säbel geben und stach ihn ins Zapfloch von einem der Fuderfässer, was Berengar doch verwunderte. Als sie ihn wieder herauszog, strömte der teure Rotwein aus dem Faß und ergoß sich auf den Boden ihres Gefängnisses.

"Was machst du denn da?", schüttelte Berengar von Schlehen den Kopf. "Sie können jederzeit wiederkommen - jetzt werden sie uns mit Sicherheit alle foltern und dann umbringen!"

"Nur wird dann leider niemand mehr hier sein!", grinste Rifada. "Wir gehen jetzt! Hast du Trottel dich denn nie gefragt, wie diese Burg seit siebenhundert Jahren mitten im Feindesland bestehen kann und dabei niemals erobert oder ausgehungert wurde?"

"Schon! Aber was meinst du mit 'Wir gehen jetzt'?", frug Dom Berengar ungläubig. "Die Tür ist von außen abgeschlossen, wir sind seit drei Tagen hier eingesperrt!"

"Wieso seid ihr noch da?", wandte sich seine Gemahlin, statt einer Antwort, an Ludovica. "Du kennst doch den Weg."

"Ja, Herrin. Aber keiner der Leute wollte ohne Euch fliehen!", antwortete die Köchin.

"Den Weg?", frug Berengar abermals dazwischen. "Was weiß sie und das Gesinde, wovon ich nichts weiß?"

Rifada wartete, bis fast der gesamte Wein aus dem Fuderfaß geströmt war, dann stürzte sie das nun viel leichtere Faß um und rollte es zur Seite. An der Stelle, an der es gestanden hatte, scharrte sie mit den Füßen den Schmutz und das Stroh zur Seite.

"Eine Falltür!", stellte Dom Berengar staunend fest. "Heißt das etwa, es gibt von hier aus ..."

"... einen geheimen Fluchttunnel und Versorgungsgang nach draußen - jawohl, das heißt es. Der Gang führte in die Berge, in Richtung Grezzano. Auf diese Art und Weise wurde das Castillo von unseren Vorfahren schon manches Mal vor dem Hungertod bewahrt." Sie zog die quietschende Falltür auf. Darunter wurden eine Eisenleiter sichtbar, die in dunkle Schwärze führte. "Meine Arme und Beine sind gefesselt und ich habe keine Zeit und kein Werkzeug, die Fesseln zu lösen. Das kann dann in Grezzano geschehen. Gilano, Landolo, Zicardo - her zu mir!" Sie wank die drei kräftigsten der Stallknechte heran. "Ihr werdet mich tragen müssen - es geht nicht anders. Jetzt nur heraus hier - später kehren wir zurück und holen uns das Castillo zurück!"

Zicardo und Landolo fassten sie unter den Armen, Gilano an den Füßen, letzterer stieg vorsichtig als erster in den dunklen Gang unter der Falltüre hinab.



Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 03