Berengar von Schlehen
Dom Berengar Josold von Schlehen-da Vanya ist der für viele bemitleidenswerte Ehegemahl der Junkerin Rifada da Vanya. Er gilt im Bosquirtal und in Ragatien als Inbegriff des "Trimalchiojüngers", wie man in Almada Pantoffelhelden verunglimpft, die völlig unter der Kandarre ihrer besseren Hälfte stehen. In der (häufigen) Abwesenheit seiner Gattin steht Berengar dem Castillo da Vanya und der Junkerschaft Vanyadâl als eine Art Kämmerer und Administrador vor. In jüngeren Jahren war er zeitweise Secretair eines Oberkanzleirats der Hofkanzlei.
Geboren als jüngster von drei Söhnen eines völlig verartem Valpokruger Caballerogeschlechts vom Ufer der Wilse, war für Berengar von klein auf klar, daß er beim elterlichen Erbe leer ausgehen würde. So kehrte er der Heimat schon in Jugendtagen den Rücken und ging nach Ragath, wo er zum Kämmerer und Schreiber ausgebildet wurde. Er hoffte, in der Hofhaltung irgendeines mächtigen Magnatens Fuß fassen zu können, aber es kam sogar noch besser - in den frühen Regierungsjahren Kaiser Hals I. erlangte er eine Anstellung in der königlich-großfürstlichen Hofkanzlei zu Punin, wo er bis zum Secretair im Uffizium für Zehnt, Zoll und Schätzung unter Oberkanzleirat Alondoso von Brindâl aufstieg. Gemeinsam mit diesem kam Berengar im Jahre 1003 BF einer offenbar im großen Stil angelegten und weite Kreise ziehenden Camarilla von hochadligen Zehntbetrügern auf die Spur, die der Krone Jahr für Jahr zig tausend Dukaten an Steuergeldern vorenthielten - offenbar durch Korruption an genau den richtigen Stellen.
Oberkanzleirat Alondoso und Berengar sammelten Beweise gegen diesen Klüngel und wurden - als sie endlich genügend beisammen hatten - beim damaligen Landeskanzler Hilbarn ben Gebegin Al'Shirasgan vorstellig, um den Zehntschuldern ein- für allemal das Handwerk zu legen. Aber es kam anders. Kanzler Al'Shirasgan hörte ihnen nur kurz zu und entließ sie dann mit der Versicherung, sich "der Sache anzunehmen". Zwei Tage später wurde Alondoso von Brindâl tot aus dem Yaquir gefischt. Berengar wurde zum kaiserlichen Sträflingslagerbeaufsichtiger im weltabgeschiedenen Selaque "befördert" - vier Bewaffnete vor seiner Wohnung zwangen ihn, die Reise sofort anzutreten. Auf dem langen, immer schlechter und holpriger werdenden Weg nach Selaque dämmerte Berengar, daß der Kanzler selbst der Kopf jener Zehntbetrüger war, dessen Identität Dom Alondoso und er partout nicht hatten herausfinden können.
Vor Ort angekommen arrangierte sich Dom Berengar - inzwischen ganz offiziell Beamter der Krone - notgedrungen mit den widrigen Umständen und dem noch widrigeren bosquirschen Wetter und steigerte den Ertrag der drei großen Selaquer Marmorbrüche binnen weniger Jahre fast auf das doppelte, was ihm eine Belobigung der jungen Reichsvogtin Praiosmin von Elenta einbrachte.