Torquato Tournaboni
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Torquato Tournaboni ist der zweitgeborene Sohn des verstorbenen Ratsherrn und Großbürgers Corso d.ä: Tournaboni, den man schon zu Lebzeiten den "Bankier der Bankiers" nannte - dem Begründer des heute weithin bekannten Bankhauses im Familienbesitz.
Äußeres
Torquato ist für almadanische Verhältnisse sehr rank und schlank und hochgewachsen. Sein fast mädchenhaft zartes, feingeschnittenes Gesicht mit den hohen Wangenknochen verrät noch ein wenig das halbelfische Erbe seiner Großmutter, wohingegen die dichten schwarzen Locken, die dunklen Glutaugen und die scharf geschnittene Raubvogelnase eindeutig von alt-almadiner Herkunft zeugen.
Curriculum Vitae
Aufgewachsen als wohlbehüteter Patriziersprößling im hochherrschaftlichen Ober-Punin, dazu als hübsches Nesthäkchen der Liebling seiner Mutter Simonetta, zeigte Torquato von Kindesbeinen an weit weniger Interesse am Bankgeschäft wie sein älterer Bruder Corso d.J..Stattdessen freundete er sich früh mit etwa gleichaltrigen Standesgenossen wie Leon de Vivar, Perico Veracis, Laurenzio Sfandini oder Lodovico di Dalias an und erkundete mit ihnen die Reize und auch unbekannte Winkel der Königsstadt.
Torquato zeigte sich dabei zwar oftmals weniger mutig und abentuerlustig wie seine vorgenannten Cumpanen, aber für den Geschmack seines Vaters vergeudete er seine Zeit noch immer mit zu vielen jugendlichen Hirngespinsten und romantischen Einfällen, anstatt sich frühzeitig auf seine von Geburt an festgelegte Bestimmung - nämlich das Erlernen des väterlichen Bankgeschäftes - zu konzentrieren. Mit Erreichen der Mannbarkeit kam es zum unvermeidlichen Bruch zwischen Vater und Sohn, als sich Torquato einer abenteuerlichen Queste anschloß und sich auf die Suche nach dem verschollenen Zwergengrafen Rabosch v. Waldwacht machte, wofür sein Vater erwartungsgemäß nur wenig Verständnis aufbrachte.
An jenem Tage änderte der zu diesem Zeitpunkt bereits ernsthaft erkrankte Corso der Ältere sein Testament und bevollmächtigte seinen Mundillo Corso d.J. nach seinem Tode die Bankgeschäfte alleinverantwortlich weiter zu führen, während er Torquato (neben einer stattlichen monatlichen Apanage) "nur" seinen Sitz im Hohen Rat von Punin vermachte, in der Hoffnung, daß die Politik den Jungen zu einem verantwortungsbewußten (Groß)bürger des Stadtlehens formen würde.
Bislang ist diese Erziehungsmaßnahme noch nicht wirklich von Erfolg gekrönt - nachdem Torquato von der halbjährlichen Suche nach dem Zwergengrafen, die ihn kreuz und quer durch die bergige Grafschaft Waldwacht führte, tatsächlich erfolgreich nach Punin zurückkehrte, erntete er dort für seine Leistung nur wenig Anerkennung, denn Taladur war inzwischen zum Erzfeind Punins geworden. Auf dem Sterbebett söhnte sich Torquato mit seinem Vater aus, der - als Gnadenbeweis für die traditionell streng borongläubige Familia Tournaboni - in einer eigenen Familiennische in den Katakomben von Punin bestattet wurde. Als Frischling im Hohen Rat kandidierte Torquato sogleich bei der anstehenden Wahl zum Ratsmeister gegen hauptstädtische Schwergewichte vom Schlage eines Abdul Assirefs, Bodar Sfandinis oder Ridolfo Albizzis. Allein, es blieb bei einem Versuch und er scheiterte gegen den später zum Ersten Bürger gewählten Bodar Sfandini und alle anderen Candidaten kläglich mit lächerlichen null Stimmen. Hielten ihm hinterher einige wenige Wohlmeinende immerhin zugute, daß er sich zumindest nicht selbst gewählt hatte, spotteten die meisten und sogar das gemeine Gassenvolk hinter seinem Rücken und belegen ihn seither heimlich mit dem Spitznamen "Rat Null".
Bei aller nach außen hin zur Schau gestellten Lässigkeit und feinen Lebensart, mit der sich der gutaussehende Torquato in den letzten Jahren in Punin den Ruf eines Frauenhelden, Salonlöwens und Mäzens erworben hat, nagt die mangelnde öffentliche Anerkennung insgeheim sehr an Torquato, der sich immer öfter fragt, wieso er trotz einer Tresorkammer voller Gold und der Tracht eines Ratsherrn mit 26 Jahren noch immer keine Frau gefunden hat. Seine große Liebe gilt dabei mehr oder weniger geheim ausgerechnet Birella Veracis, der Schwester seines besten Freundes Perico und ausgemachten Lieblingstochter des strengen Ratsherrn Alrico Veracis, einem elterlichen Konkurrenten, der sein Geld auch noch lieber bei der verhaßten Banco Albizzi deponiert. Torquato ist im Grunde seines Herzens ein sensibler Tagträumer, auch wenn er sich nach außen hin redlich müht, einen mit allen Wassern gewaschenen Draufgänger zu verkörpern - für die Mächtigen Punins ist er schlicht und einfach ein Springinsfeld und Taugenichts, der sein ererbtes Vermögen mit Künstlern und Kurtisanen verprassr und niemand außer den Wirten von Nutzen ist, am allerwenigsten sich selbst. Um diesen Ruf loszuwerden, erbot sich Torquato nun schon mehrfach - genau wie seine unter ähnlichen Voraussetzungen darbenden Cumpanen - als Courier in städtischen Angelegenheiten, die die Abenteurer kreuz und quer durch Almada führen.