Obidos von Mesch
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Baron Obidos Gracioso Assunçao von Mesch zum Perainenteich war auf dem Großen Garether Hoftag im Jahre 1014 BF zum Herrn der waldreichen Magnatenschaft Mesch, gelegen zwischen Eisenwald und Phecadien, erhoben worden. Er herrschte dort bis zu seinem gewaltsamen Tod im Jahre 1030 BF, der ihn von der Hand des "Goblinfürsten" und Taifados Raganishu ereilte. Baron Obidos galt zeit seines Lebens als das Paradebeispiel eines almadanischen Stutzers und Laffen und erfüllte (fast) alle Klischees, die in anderen Reichsprovinzen über einen "typischen Almadaner" im Schwange sind.
Curriculum Vitae
Dom Obidos lebte bis zu seiner Erhebung in den Adelsstand im Südpforter Hafenstädtchen Inostal, wo er sich einen beträchtlichen Ruf als Falschspieler, Duellant, Frauenverführer, Bomvivant, Lebemann und als treuster Freund aller Wirtsleute erworben hatte. Dann aber erreichte ihn zu seiner eigenen größten Überraschung eines Tages ein Schreiben der Reichskanzlei, daß man in ihm das letzte verbliebene Blatt am ansonsten völlig entlaubten Stammbaum seines Großonkels Gaizka von Mesch erkannt hatte.
Obidos konnte sein Glück kaum fassen, er residierte fürderhin auf Schloß San Iñiago am Perainenteich in Mesch und eignete sich jenen putz- und prunkverliebten Lebens- und Kleidungsstil an, der später manchmal sogar den extravaganten Kanzler Rafik von Taladur ä. H. neben ihm wie einen Bettelmann aussehen ließ.
Dom Obidos war schon bald einer der besten Kunden des Hofschneiders Knabenschuh und der Hut- und Handschuhmacher von Punin. Alleine Caldabreser soll er bei seinem Tod etwa 60 Stück besessen haben - in allen erdenklichen Farbnuancen und Federsorten.
Da dieser Lebensstil freilich seinen Preis hatte, ging der Mescher bei den Puniner Bankiers und Geldverleihern ein und aus. Als ihm der alte Tournaboni keinen Credit mehr gewährte, ging er zu Albizzi und später von diesem zu Abdul Assiref. Niemand betrauert die aktuelle Entwicklung in Mesch mehr als die Puniner Bankiers, denen - allein den Schuldscheinen nach - ein guter Teil der Magnatenschaft gehört. Allerdings eben nur auf dem Papier...
Statt sich um seinen Comercio zu sorgen, legte Dom Obidos sein Augenmerk lieber auf die Verführung schöner Frauen. So lacht man in der Residencia heute noch über die unverblümten Avancen, die er der ihm gefälligen Yanis di Rastino machte, was er auch nicht aufgab, als diese längst die Gemahlin des Kronverwesers geworden war. Der rachsüchtige Pfalzgraf Ragnus von Bonladur schickte ihm alljährlich seine Zehntprüfer und manchmal sogar die "Augen der Kammer" ins Haus, weil es Obidos einfach nicht unterließ, der eifersüchtig behüteten Nichte des Pfalzgrafen nachzustellen.
Dass ihn bei all seinen Frauengeschichten, Buhlschaften und Eskapaden doch nicht der Ruf eines almadaweit bekannten Dom Juans bekleidete, wie dies etwa bei seinen Zeitgenossen Dajon von Taladur ä. H. oder Leon de Vivar der Fall ist, darf in nicht unbeträchtlichem Maße der Wirkung des Mescher Heiligmachers zugesprochen werden - eines hochprozentigen Rotweins mit dem höchsten Mostgewicht unter allen Weinen Aventuriens.
So ausschweifend das Leben des sündigen Barons war, so unglamourös und unerwartet ereilte ihn der Tod. Obdios ritt im Phexmond 1030 BF nur in Begleitung seines Jagdhundes zur Fasanenjagd in den Mescher Forst und geriet dort in einen Hinterhalt von Goblins, deren Anführer - ein muskulöser Brocken mit ungewöhnlich hellem Pelz und roten Augen - ihn zum Zweikampf herausforderte. Siegessicher ob der Erfahrung früherer Kämpfe gegen diese kleinwüchsigen Kreaturen ging der Baron darauf ein. Doch der Goblin brachte ihm eine tiefe Wunde bei, ohne daß Obidos diesen selbst verletzen konnte. Der Baron brach schwerverwundet am Ort des Kampfes zusammen und ward von seinen Untertanen seitdem nicht mehr gesehen. Wer weiß, wie die Rotpelze schon mit ihren eigenen Toten umgehen, der muß befürchten, daß ausgerechnet der prachtliebenste Baron von allen letztlich ganz unprätentiös von Schweinen gefressen wurde.