Ukuban
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Ukuban ist ein stark befestigtes Hafenstädtchen am Mittellauf des Yaquirs, vis-a-vis zur mittelreichischen Kaiserpfalz Cumrat am gegenüberliegenden Stromufer gelegen. Es ist der Hauptort des fruchtbaren südalmadanischen Landstrichs Yrosien. Zwei Meilen westlich von Ukuban mündet die Yrosa in den Schlummernden, dort liegt das Schlachtfeld von Djafardâl, wo anno 926 BF die blutige Schlacht von Yrosien geschlagen wurde.
Historie
Als im I. bis IV. Jahrhundert nach der Gründung des Neuen Reiches immer wieder Drachenschiffe der Thorwaler den Großen Fluss hinauffuhren und in dessen Saumland gewaltige Verheerungen und Plünderungen anrichteten, befürchteten die Kaiser in Gareth, dass den noch vielmals reicheren Provinzen am Yaquirflusse ein ähnliches Schicksal widerfahren könne, wenn die Barbaren noch weiter südlich bis Kuslik vorstießen und den Yaquir heraufkämen.
Um genau dies zu verhindern, installierte man in die bereits bestehende Festungskette der Almadaner Kordillere Burgen, die eigens dafür konzipiert und gebaut waren, den mächtigen Strom in seiner gesamten Breite abzuriegeln. So entstand im vormals verschlafenen Fischerdorf Ukuban in der Reichsmark Amhallas die Kronfestung Yaquirwacht, die in Friedenszeiten als Zollfeste genutzt wurde, an der alle vorbeifahrenden Schiffe anlegen und Flusszoll entrichten mussten, denen dies durch ein Hornsignal angezeigt wurde. Zu dieser Zeit stand am gegenüberliegenden Nordufer noch ein Wachturm mit einem gewaltigen, ochsenbetriebenen Windenwerk darin, mit dessen Hilfe eine quaderschwere Eisenkette quer über den Strom gespannt werden konnte, welche die Durchfahrt für jedwedes Schiff blockierte.
Während des Novadisturms 920-926 ging Ukuban an die Truppen des Kalifats verloren; Burg Yaquirwacht war von der feige flüchtenden Besatzung aufgegeben worden, als sie die vernichtende Niederlage im Djafardâl aus nächster Nähe mitansehen musste.
Genau hundert Jahre später rückten Ukuban und die mittlerweile auf den novadischen Namen Ker'Tulam unbenannte Flusssperrfeste im Zuge der Reconquista ein weiteres Mal in den Brennpunkt des Geschehens, als ihre novadische Besatzung auf Befehl von Großwesir Charim Al'Tergaui ben Dschelafan die alte Eisenkette erneuerte und noch durch quer im Fluss treibende Baumstämme verstärkte, um die Defensores von Omlad auszuhungern, die über den Fluss mit Nachschub und Proviant versorgt wurden.
Im Efferdmond 1026 kam es zur sogenannten Flussschlacht von Ukuban, in deren Verlauf die Feste Ker'Tulam durch mehrere Katapulttreffer von Puniner Flussbarken mit dem hochexplosiven Hylailer Feuer schwer beschädigt wurde.
Örtlichkeiten
In den acht Jahren, die seit der Flussschlacht vergangen sind, wurde die Flusssperrfeste Ker'Tulam zu einem noch massiver befestigten, vor allem aber noch prächtigeren Wehrbau ausgebaut, so dass sie nur noch nach außen hin, insbesondere zur Flussseite, einem profanen amhallassidischen Wehrbau mit geschütztragenden Rundtürmen und hufeisenförmigen Zinnen gleicht. Von der Landseite, von der gleichfalls hochummauerten Stadt Ukuban her, gleicht die Festung heute dagegen eher dem reichverzierten Palast eines reichen tulamidischen Potentaten, mit plätschernden Springbrunnen in den Innenhöfen, üppiger Bepflanzung und luxuriös eingerichtetem Palas, in dem der Großwesir und Kronprinz des Emirates heute seine Gäste empfängt.
Ob seines diplomatischen Geschicks laufen bereits heute viele Fäden bei Prinz Charim Said zusammen, der noch seinem Vater als dessen rechte Hand dient, jedoch mehr und mehr auch ein eigenes Profil und eigene Ambitionen zu entwickeln beginnt.
Auf dem ummauerten Palastgelände, jedoch im noch (fast) jedem Rechtgläubigen zugänglichen ersten Verteidigungsring der Feste, liegt auch das örtliche Bethaus des Rastullah. Es ist mit einem goldenen, almadinverzierten Abbild des Auges des All-Einen geschmückt, welches die Herrscherfamilie der Saiden zur Regierungszeit von Charim Saids Großvater Thurschim stiftete.
Westlich, zu Füßen des Wesirpalastes liegt der beschauliche Hafen von Ukuban, dessen Einfahrt ebenfalls von zwei dicken Rundtürmen bewacht wird. Seit dem Fall Omlads und dem Verlust der Stadt an die Docenyos ist Ukuban zum zweitwichtigsten Hafen des Emirats Amhallassih nach dem Emirssitz Amhallah aufgestiegen. Von ebendort kommen auch die meisten kleine Zedrakken und Flusssegler von Händlern, die ihre Waren lieber auf dem Rücken des Stromes transportieren, als die deutlich gefährlichere Passage über Land auf der südlichen Uferstraße zu wählen. Von almadanischen oder horasischen Schiffen wird Ukuban dagegen fast gar nicht angelaufen - nicht nur wegen der Nähe von Omlad und Jassafheim, wo sich die eigene Ware deutlich besser und gefahrloser zu Gewinn machen lässt, sondern vor allem wegen Ukubans Ruf in Schifferkreisen, ein beliebter Anlegeplatz von Flusspiraten zu sein. In der Tat ist der Muhtassib, der Marktaufseher von Ukuban, sehr großzügig und manchmal auf beiden Augen blind, wenn es darum geht, wer alles in seinem Hafen anlegen und Beutegut im Suq von Ukuban zu Geld machen darf. Letzteres könnte daran liegen, dass in den Hafenmeistereien von Kuslik und Punin Steckbriefe mit dem Namen und Konterfei des derzeitigen Muhtassibs Aldjeli Al'Quaryat ben Shemsuddin hängen, laut denen dieser selbst wegen Flusspiraterie in zahllosen Fällen gesucht wird.
Der erwähnte Suq von Ukuban ist kein klar abgegrenzter Bereich wie in anderen Städten - dafür ist der Ort zu klein -, sondern erstreckt sich faktisch über sämtliche enge Gassen von Ukuban. die größtenteils so schmal und eng sind, dass gerade eben ein hochbeladenes Maultier durch sie hindurch geführt werden kann. Hier sitzen die Bewohner vor ihren Häusern und bieten auf selbstgezimmerten Verkaufsständen oder in offenen Fässern die ganze Obst- und Gemüsevielfalt Yrosiens an, die sie Tags zuvor von den Feldern des fruchtbaren Zweistromlandes geerntet haben. Auch Kleidung, Stoffe, Teppiche und metallene Gebrauchsgegenstände wie Lampen oder Kochgeschirr findet man hier in großer Zahl. Es ist unter den Flußhändlern von Kuslik bis Ragath ein offenes Geheimnis, dass sich im Notfall auch so manche verloren geglaubte Ladung, die sprichwörtlich "von der Barke gefallen ist", oftmals einige Wochen später in Ukuban beim Hehler und Händler seines Misstrauens zu entweder stark überhöhten oder aber auch zu günstigeren Preisen zurückkaufen lässt - eben je nach dem eigenen Verhandlungsgeschick.