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"Also?", drehte sie sich dann wieder zu ihrer Nichte herum und schloss das Fenster, als wäre nichts gewesen. | "Also?", drehte sie sich dann wieder zu ihrer Nichte herum und schloss das Fenster, als wäre nichts gewesen. | ||
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Richeza von Scheffelstein y da Vanya sah ihre Tante unverwandt an. "Ihr ''wollt'' mich also nicht unterrichten? Das ist schade. Ich denke, ich könnte noch einiges von Euch lernen. Zu Pferd vielleicht?" Sie blickte an der Junkerin vorbei in den Burghof, in dem der große, schwarzgraue Hund sich träge vor einem der Türme niederließ. | Richeza von Scheffelstein y da Vanya sah ihre Tante unverwandt an. "Ihr ''wollt'' mich also nicht unterrichten? Das ist schade. Ich denke, ich könnte noch einiges von Euch lernen. Zu Pferd vielleicht?" Sie blickte an der Junkerin vorbei in den Burghof, in dem der große, schwarzgraue Hund sich träge vor einem der Türme niederließ. | ||
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Rifada blickte ihre Nichte zweifelnd an. Wer oder was hatte ihr bloß diesen Floh ins Ohr gesetzt, sie bedürfe noch weiterer Fechtstunden? Für so etwas gab es Schwertmeister, die ihr Geld damit verdienten. Über den eigentlichen Grund ihres Hierseins schien sie dagegen nicht sprechen zu wollen – gerade so, als wäre die Frage gar nicht zu ihr durchgedrungen. | |||
So also winkte Rifada beiläufig ab: "Später einmal gerne – und ja, dann am besten zu Pferde. Jetzt aber haben wir erst einmal viel wichtigere Dinge zu tun! Begreifst du, dass entweder die Wiederherstellung unserer Reputacion oder aber unser kompletter Untergang auf dem Spiel stehen? Selbst der Wendehals Aranjuez hat der Elenterin ''vor uns'' einen Schlag versetzt! Er ließ die Brücke über die Selaqua zerstören, sodass das Aas eine Zeit lang keinen Marmor mehr an diejenigen liefern konnte, die ihn für teures Geld bei ihr bestellt hatten. Inzwischen haben sie die Brücke aber fast wieder aufgebaut – aus dem Marmor, der lange liegen geblieben war! Eine Zeit lang hatte ich den Aranjuez darob – als Feind meiner Feindin – fast als eine Art Verbündeten angesehen – aber das war ''bevor'' er sich die Tochter des Tobriers ins Ehebett geholt hat! Der rückgratlose Kerl katzbuckelt also vor deren Papa, wahrscheinlich ist er mittlerweile so etwas wie des Tobriers Lieblingssohn." | |||
Sie lachte höhnisch. "Aber sei dem wie dem sei – durch unsere Schätze musste Praiosmin in der Zwischenzeit sicher nicht am Hungertuch nagen! Allein meine arme Waffensammlung oder Amandos güldene Monstranz sind jeweils weit über tausend Dukaten wert! Und wenn wir uns nicht beeilen, wird sie diese bald zu Geld machen! Jeden Tag kommen Dutzende oder gar Hunderte Leute nach Selaque, um dort ihre Ware feilzubieten oder um als Speichellecker irgendeine Gunst vom Goldfass zu erbetteln. Da wird es zwei armen Marketenderinnen wie uns – Mutter und Tochter! – ebenfalls gelingen, in den Markt zu kommen – wenn Gujadanya rechtzeitig hier eintreffen sollte, dann hat die Marketenderin sogar zwei Töchter ... | |||
Albacim ist auch nicht stärker befestigt als diese Burg hier – und genau wie diese hat sie einen Fluchttunnel, durch den man im Angriffsfall hinunter ins Dorf fliehen kann. Du wirst dich erinnern, dass wir vor einigen Jahren zweimal in diese Burg hinein- und hinaus spaziert sind, obwohl sie jeweils in Feindeshand war. Und ich glaube, das kann uns noch ein weiteres Mal an einem anderen Ort gelingen. | |||
Wie ich schon erwähnte, ist die Base oder was-weiß-ich-was der alten Vettel meine Gefangene drunten im Turmkerker – jedenfalls ist sie ein Kegelsproß vom alten Lustmolch Radmon von Elenta und gehört damit auch zur Dreckssippschaft der Elenterin. Anfangs zeigte sie sich natürlich schön verstockt und wollte mit keinem Wort herausrücken – aber seit ich ihr ein paar Mal gehörig die Schnauze poliert habe, wurde sie immer redseliger, sodass ich jetzt weiß, nach welchem Haus in Selaque wir suchen müssen, um das andere Ende des Albacimer Fluchttunnels zu finden." | |||
Rifada war zum Tisch zurückgekehrt und setzte sich wieder und bedeutete Richeza, sich ebenfalls niederzulassen. "Im übrigen gebe ich dir den guten Rat, morgen früh Belisetha nicht unter die Augen zu kommen! Deine Großmuhme ist im Moment von der Angst befallen, unsere Familia könnte aussterben und wird dir deshalb ganz sicher Vorwürfe machen, wieso du noch keinen Gemahl und keine Kinder hast. Ehe du dich versiehst, bist du schon irgendeinem weiblosen Magnaten als zukünftige Ehegemahlin versprochen – ob es dir gefällt oder nicht!" | |||
Rifada verdrehte die Augen, warf einen Blick in den leeren Weinkrug und schubste ihn seufzend von sich. | |||
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Richeza, die während der Rede ihrer Tante, dieser halb zugewandt, weiter aus dem Fenster auf den dösenden Hund gesehen hatte, wandte sich zu der Junkerin um. | |||
"Belisetha?", fragte sie, und ihre Wangen nahmen eine plötzliche Farbe an. Fast wirkte sie erschrocken. "Ist sie hier? Wieso, was hat sie Euch gesagt? Was will sie denn?" | |||
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