Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental Prolog: Unterschied zwischen den Versionen
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==[[Baronie Taubental]], 30. Efferd 1033 BF== | |||
===Auf einer Lichtung im [[Katzenwald]]=== | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Rot flackernd brach sich das Licht des großen Lagerfeuers auf der Lichtung. Dunkel erhob sich jenseits davon das undurchdringliche Dickicht des Katzenwaldes. In ekstatischem Tanz und Reigen drehten sich leicht bekleidete Körper um die lodernden Flammen. Schleier und Westen waren längst gefallen, die Luft erfüllt von levthanscher Begeisterung. | |||
„[[Santa Catalina]], zu Ehren der Rahja", raunte sie ihrer Schwester mit dunkler, samtiger Stimme ins Ohr. Schon trug der wilde Reigen sie hinfort, nahebei zu einer anderen Frauen und einem wohlgefälligen Bruder. Weiß aufblitzende Zähne und nackte Haut, begehrlich zog es sie zueinander. Wieso soviel Schönheit nur für sich behalten? Auch ihm flüsterte sie heiser vom Rahjafeste ins Ohr, neckte ihn mit der Zunge. Hielt sich an ihm fest, dass der Reigen ihr die Beute nicht fortreißen konnte. Am Rande der Lichtung warteten genug Schatten auf sie... | |||
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Version vom 6. Juni 2011, 22:14 Uhr
Der erste Brief
Gernebruch, im Efferdmond 1033
An den höchst ehrenwerten Dom [...].
Werter Freund!
Ich schreibe Euch diese Zeilen im nordmärkischen Exil, doch ich brenne darauf, in meine geliebte almadanische Heimat zurückzukehren. Da Ihr für gewöhnlich gut unterrichtet zu sein pflegt, ist euch gewiss zu Ohren gekommen, dass der Junker León von Vivar, ein schamloser Wüstling und Domjuan, im vergangenen Frühjahr die Herrschaft über das Taubental an sich gerissen hat. Dabei mordete er zu Chellara nicht nur kaltblütig die rechtmäßige Baronin, deren traviaheilige Gastfreundschaft schändlich missachtend, sondern erdolchte auch hinterrücks ihren kleinen Bruder.
Seitdem hat dieser Trunkenbold und Leichtfuß in seiner Raubgier, anstatt die Regierungsgeschäfte der Baronie zu ordnen, den braven Jungfrauen des Taubentals nachgestellt, die Keller der gemeuchelten Baronin - Marbo sei ihrer Seele gnädig - geplündert, die Kassen der Baronie nahe an das Falliment gebracht, seine Unfreien bewaffnet und in landesferne Heerzüge gesandt, sowie durch unzählige weitere Akte seine allgemeine Unwürde bewiesen. Ein solcher Mann hat jede Ehre verwirkt.
Sein Gewaltregiment über das Taubental hat er nur aufrecht erhalten können, weil seine Schwester Delilah am Puniner Hofe ist und ihren Mund nahe am Ohr des falschen Kaisers Selindian hat. Von Ihrer Kaiserlichen Majestät, der der wahren Kaiserin Rohaja von Gareth jedoch habe ich die Bestätigung erhalten, dass ich, als alleiniger überlebender Spross der rechtmäßigen Baronsfamilie derer von Alstingen, mit Fug und Recht Baron im Taubental bin. Mit Freude füllte sich mein Herz und mit Tränen meine Augen, als ich den Spruch der Kaiserin vernahm. Denn wie Ihr wisset, ist es beruhigend, das Recht auf seiner Seite zu haben, PRAios zum Wohlgefallen, doch ist es bedrückend zu wissen, dass die Kaiserin keinen ihrer Krieger entbehren konnte, um dem Recht zur Durchsetzung zu verhelfen, RONdra voran.
Nun gilt es, nicht länger stillschweigend zuzusehen, wie im Taubental das Recht mit Dom Leóns Reitstiefeln getreten wird. Ich bin Willens, im Namen des Rechts und im Namen der Kaiserin, die Baronie Taubental wieder ihrer rechtmäßigen Bestimmung zuführen. Drum bitt' ich Euch, teurer Freund, um Eure Unterstützung. Sammelt Eure Getreuen und fahret hin zur Feste Adamantia in der Baronie Schelak, wo ich Euch am ersten Travia, dem Tag der Heimkehr, erwarten will.
Sprechet mit niemandem über diesen Brief, auch nicht mit Euren Reisigen. Verbrennt diesen Brief, nachdem Ihr ihn gelesen habt. Reiset bedeckt, und zeiget nicht zu viele Waffen, und wenn man Euch fragt: 'Wohin des Wegs, edler Herr?', so sagt, wie es am Tag der Heimkehr üblich ist: 'Einen Freund zu besuchen im Culminger Land.' So werdet Ihr wenig Argwohn erregen. Erreichet Ihr aber das Tor der Feste Adamantia und man fragt Euch nach Eurem Begehr, so gebt zur Antwort: 'Mit einem Freund heimzukehren.' Und man wird Euch passieren lassen.
Ich erwarte Euch.
Vivat Almada! Vivat Rohaja!
R. v. A.-Versiegelter Brief an diverse Disentes, Angehörige des Hal'schen Heldenadels und/oder Feinde der Familia Vivar
Der zweite Brief
Santa Catalina im Taubental, im Efferdmond des 1033ten Götterlaufes nach dem Falle des Hunderttürmigen Bosparan
León VI. Cariñoso Djerid Said Dhachmani de Vivar y Vivar, Baron im Taubental, Mitglied der Loge vom goldenen Strome beider Yaquirien entbietet [...] seinen Gruß.
Freude und Eintracht durch die liebliche Domna RAHJA.
Mögen die Zeiten auch bitter und stürmisch sein, so gibt es doch immer wieder Momente der Freude und der Heiterkeit. So ist es mir ein ausgesprochenen Vergnügen, Euch einzuladen zur Feier des Hochfests der Santa Catalina, welches in diesem Götterlauf auf den 11ten Tag des Traviamonds zu Santa Catalina im Taubental begangen wird.
Nicht nur würdet Ihr mit Eurem Erscheinen Abt Bonaventura und meiner Wenigkeit eine große Freude bereiten. Ihr werdet im Taubental auch Erbauung für Leib und Seele finden - bei der heiligen Prozession, den Tänzen der Catalinenser, der Levthansjagd, dem Wettstreit der Schönen Künste und all den anderen Lustbarkeiten, die allesamt in der Vorwoche des Heiligen Tages vonstatten gehen werden. Bedenket endlich auch dies: Während der Oktav [der acht Tage vor dem Feiertag] ist im Taubental Jahr-Markt, und ein jeder Mann und ein jedes Weib mag auf dem Pilgerfeld Handel treiben, wie es ihm gefällt.
Wenn Ihr ins Taubental reiset, mein Bestester, werdet Ihr es also nicht bereuen, sintemalen es eine prächtige Gelegenheit ist um nach Herzenslust zu prassen, zu lachen, Neuheiten auszutauschen, Einkäufe für die Liebsten zu tätigen, zu tanzen, zu trinken und - in RAHjas Namen! - einmal Fünfe gerade sein zu lassen.
Hochachtungsvoll, Dom [...], bleibe ich Euer ergebener Diener und treuer Freund
[Zeichen und Siegel des León de Vivar]-Rundschreiben des Dom León an befreundete und bekannte Adlige Almadas sowie anderer Reiche
Baronie Taubental, Ende Efferd 1033 BF (Der dritte Brief)
Zu Vivar
Autor: Dom Gualdo
Der an der Tafel sitzende Dom Lodovico von Dalias, Administrador von Gut und Land Vivar, kratzte sich missmutig hinter dem linken Ohr. Das weinbefleckte und verschwitzte, vor unvordenklich langen Zeiten einstmals weiße Hemd hing offen herab und gab den Blick auf des Caballeros dicken Wanst frei, der in den langen und kalten Götterläufen in der Waldwacht immer runder und voller geworden war. Auch die dunkle Hose des Caballeros war mit Flecken übersät und nur das rechte Bein hatte seinen Weg in einen Stiefel gefunden, während das linke Bein nur in einem löchrigen Strumpf steckte und zwischen zwei Weinpfützen auf der Tafel lag.
„Dein Name, Mädchen, ist also Alveranis Gloria Yppolita di Dalias y las Dardas. Welcher Schelm hat Dir denn diesen Namen verpasst?" Dom Lodovico musterte die entfernte Base verächtlich und ließ einen Brief der Domna, den sie ihm just gereicht hatte, achtlos auf den Boden sinken.
„Meine Mutter, Dom Lodovico, meine Mutter hat mich nach Alverans ewigem und unvergänglichem Ruhm und der heldenhaften Amazonenkönigin benannt." Die Augen Domna Yppolitas verengten sich zu Schlitzen und ihre buschigen Augenbrauen schoben sich zusammen. Breitbeinig stand sie in verstaubter und verdreckter Reisekleidung vor der großen Tafel im Rittersaal des Gutes Vivar. Während sich ihre linke Hand sich auf den Griffkorb ihres Raufdegens legte, krallte sich ihre Rechte fester in die breite Krempe ihres Caldabresers.
„Hier, in meinem Reich zählen solche Rekomman… Rekomm… Rekommenda… Rekommendationsschreiben nichts, wenn mein Herr nicht anderes befiehlt oder sie von mir selbst sind oder ich gerade meine eigenen Regeln vergessen habe. Verstanden? – Hier zählen nur Taten, große Heldentaten. Etwa das Leeren einer Kanne dieses köstlichen Waldwachter Weins auf einen Zug…" Der nach Knoblauch und Wein stinkende Administrador begann laut zu lachen.
„Bei Rahja, denn. Das nennen die Steinköpfe hier oben eine Heldentat. Wenn ich das bisschen Waldwachter Ziegenpisse nicht auf einen Zug leeren kann, will ich nicht des Namens wert sein, den meine selige Mutter mir gab, Dom Lodovico." Mit diesen Worten ergriff Domna Yppolita die kleine Kanne, die vor Administrador Lodovico auf der Tafel stand, und leerte sie bis auf den letzten Tropfen in nur einem Zug. Vergnügt trommelte Lodovico von Dalias mit der Faust auf den Tisch. „Vorzüglich, Cousinchen." Mit seinen dunklen Augen über den rot glühenden Backen zwinkerte er Yppolita verschwörerisch zu.
Den verstaubten und mehrfach geflickten Reisemantel und den Caldabreser bei Seite werfend zog sich Domna Yppolita einen Stuhl heran, setzte sich rittlings auf denselben, legte die Unterarme auf die Lehne und schob den Kopf mit seiner dunklen Mähne, der viel zu großen Nase und dem fliehenden Kinn nach vorne und grinste Lodovico frech an. „Reden kannst Du, Brüderchen. Aber kannst Du auch trinken, oder bist Du ganz und gar zu einem Waldwachter Schafstößler geworden?"
Diese Herausforderung konnte und wollte Lodovico von Dalias nicht auf sich sitzen lassen. Eifrig winkte er einen Bedienten mit zwei weiteren Karaffen heran, während er sein linkes Bein vom Tisch zog und sich mit den Unterarmen auf den Tisch stützte. „In Punin", bei der Erwähnung dieses Ortes spie Lodovico auf den Boden, „sucht das Decimo Criminale mich, weil ich ein halbes Dutzend Damen aufgeschnitten und mich in ihren Eingeweiden gewälzt haben soll, Domna. Aber, liebe Cousine, lass Dir das gesagt sein: Es war nicht nur ein halbes Dutzend, es waren mehr. Dutzende. Eines schönen Tages werde ich wieder durch Punins Straßen tanzen – dann kann das Decimo und die Garde durch das Blut in der Gosse waten, holde Domna." Glucksend begann Lodovico zu lachen, während Yppolita ihr Haupt leicht zur Seite drehte und ein gelangweiltes Gähnen andeutete.
„Wusste ich es doch, Lodovico dem Bastard fehlt es an Mumm. Reden kann er wie seine Mutter, das alte, hässliche Zahori-Weib, aber, wenn es um Taten geht…"
Eine halbe Stunde später war das Duell der beiden Zecher entschieden. Wankend stand Domna Alveranis Gloria Yppolita di Dalias y las Dardas an der Tafel. Mit ihrer linken Hand stützte sie sich auf die Tischplatte. Weinselig ruhte der Kopf Lodovicos auf der Tafel neben dem eigenen Erbrochenen. Zaghaft trat Pribaldo Tracodi, der Secretario des Administradors von Vivar, an die stämmige Caballera heran und deutete eine Verbeugung an. „Den Zwölfen mögt Ihr anbefohlen sein, Wohlgeboren. Ihr habt den Bedienten geschickt und nach mir verlangt, Wohlgeboren?"
„Ja! Ich soll Ihm diese Schreiben geben, von seinem Bruder Quintiliano." Mühsam presste Domna Yppolita jedes Wort hervor und überreichte dem Secretario gleich einen ganzen Packen an Briefen. Als Secretario Tracodi den Saal verlassen hatte, machte er sich sogleich daran die Briefe bei Kerzenschein zu studieren. In diesem Packen fand sich zuunterst auch ein kleines, dicht beschriebenes Handbrieflein seines Onkels Alvaro Manticco, des Secretarios des Junkers von Dalias, Castellans von Ratzingen und Sherbeth (welches der geneigte Leser, die geneigte Leserin, im Folgenden in Gänze wiedergegeben findet).
Gelehrter und ehrenfester Herr, lieber, guter und getreuer Vetter und Neffe,
Euch mit diesem kleinen Handbrieflein zu besuchen, kann ich ob der sich mir bietenden Gelegenheit nicht unterlassen. Ich habe zu beklagen, dass Ihr mir nicht so oft schreibt, wie es Euch Eure söhnliche Pflicht mir, Eurem Onkel und Gevatter, gegenüber gebietet. Es würde mein altes Herz doch sehr erfreuen von Eurer Gesundheit und Eurem Wohlergehen zu hören. Bin ich doch voller Hoffnung, dass die gute Frauen Peraine Euch in all ihrer Gnade zum Besten darin erhalten hat und – so Peraine will – Euch auch künftighin, worum ich sie herzlich flehend inständig ersuche, erhalten will.
Leider kann ich Euch nicht verhalten, dass meine eigene Gesundheit mir stets und immer öfter Grund zu klagen gibt. Das Wasser kann ich ohne Beschwerden kaum mehr lassen; Alter und Gebrechen machen mich je länger je schlimmer zu einem hinfälligen Greis, der Eurer söhnlichen und guten Gegenwart beraubt ist, was meine Leiden zudem noch weiter mehrt, da ich Eures guten söhnlichen Trosts gar gänzlich beraubt bin. Möge die Herrin Peraine alles zum Guten wenden. Ein Doctor zu Ratzingen hat mir ein Pulver gegeben, das im Wein gelöst, meinen ärgsten Beschwerden Linderung zu verschaffen vermag.
Ansonsten habe ich Euch nichts Bedeutendes zu berichten, außer dass ich Euren Bruder, den gelehrten Quintiliano, zum wohlgeborenen Herrn Dom Ranudo IV. Eslamo di Dalias y las Dardas gesandt habe, unter des Herrn Phexens Mantel der Verschwiegenheit. Möge der Herr Phex alles zum Besten für uns, unsere Familia, die Dominie, das Land und die erhabene kaiserliche Majestät wenden. Mein guter Herr, der wohlgeborene Dom Gualdo scheint gesinnt in seiner bisherigen Haltung zu verbleiben, worin ich Seine Wohlgeboren nach Kräften und Vermögen bestärke, um keinerlei Verdacht auf mich zu ziehen, was mich und uns alle Kerkerhaft und schlimmsten Folterqualen ausliefern könnte. Wie Ihr wisst, mein lieber, guter Neffe, gebietet meine Treue es mir jedoch, mein wahres Heil und unser aller Errettung bei der erhabenen und gnädigen kaiserlichen Majestät zu suchen.
Auf dass jedoch meine Familia nicht untergeht – und an niemanden habe ich dabei mehr gedacht als an Euch, mein Guter und Bester – schien es mir angezeigt, zarte Bande zu dem ehrenwerten und wohlgeborenen Junker und Caballero Ranudo sowie seiner Schwester, der edlen und wohlgeborenen Domna Alveranis Gloria Yppolita zu knüpfen. Zu diesem Behufe und zur Mehrung des allgemeinen Besten habe ich Euren Bruder inkognito nach Las Colinas gesandt, um die oben genannten wohlgeborenen Herrschaften in ihrer Treue zur kaiserlichen Majestät fester wachsen zu lassen und zu bestärken.
Euer Bruder ist sich mittlerweile der Freundschaft und Gewogenheit der oben genannten Herrschaften sicher, nicht zuletzt vor allem deswegen, weil er dem wohlgeborenen Dom Ranudo Mittel und Wege aufzeigen konnte, wie selbiger sich nach Jahrzehnten der ungerechtfertigten Vorenthaltung seines Erbes, der bewussten Dominie Dalias, in die Possession desselben zu bringen vermag. Die wichtigste Rolle in diesem Theaterstück – ach, Guter, Lieber, Getreuer und Bester, gleicht nicht unser aller Leben einem Schauspiel bloß auf der Bühne des Derenkreises, ach, sind wir nicht alle nur Schauspieler, die ihre Rolle gut oder schlecht wiedergeben, Larven tragen, lachen, wenn's zum Weinen, weinen, wenn's zum Lachen ist – zur Sicherstellung des künftigen Wohlergehens unserer Familia als gute und getreue Dienerin des wohlgeborenen Dom Ranudo und der wohlgeborenen Domna Yppolita kommt – wie könnten Begabung und Vermögen anderes erlauben – natürlich Euch zu, lieber, guter Neffe. Beiliegende Treueversicherung und Loyalitätsadresse der oben mehrfach genannten Herrschaften müsst Ihr gut und sicher über die Berge in die Reichskanzlei nach Elenvina expedieren lassen. Auch ist es von größter Bedeutsamkeit, dass Ihr sicher stellt, dass die zarte und liebreizende, zuvörderst wohlgeborene Domna Yppolita in Sicherheit ist und mein Herr, der wohlgeborene Dom Gualdo, nicht durch seinen geschätzten und ehrenfesten und edlen Bruder von ihrer Anwesenheit zu Vivar unterrichtet wird.
Alles dem Herrn Phex anbefehlend verbleibe ich
Euer treusorgender Onkel
Alvaro Manticco.
datum zu Benedictia, im Efferdmonde anno MXXXIII"-Brief des Alvaro Manticco an seinen Neffen Pribaldo Tracodi
Baronie Taubental, 30. Efferd 1033 BF
Auf einer Lichtung im Katzenwald
Autor: Simanca
Rot flackernd brach sich das Licht des großen Lagerfeuers auf der Lichtung. Dunkel erhob sich jenseits davon das undurchdringliche Dickicht des Katzenwaldes. In ekstatischem Tanz und Reigen drehten sich leicht bekleidete Körper um die lodernden Flammen. Schleier und Westen waren längst gefallen, die Luft erfüllt von levthanscher Begeisterung.
„Santa Catalina, zu Ehren der Rahja", raunte sie ihrer Schwester mit dunkler, samtiger Stimme ins Ohr. Schon trug der wilde Reigen sie hinfort, nahebei zu einer anderen Frauen und einem wohlgefälligen Bruder. Weiß aufblitzende Zähne und nackte Haut, begehrlich zog es sie zueinander. Wieso soviel Schönheit nur für sich behalten? Auch ihm flüsterte sie heiser vom Rahjafeste ins Ohr, neckte ihn mit der Zunge. Hielt sich an ihm fest, dass der Reigen ihr die Beute nicht fortreißen konnte. Am Rande der Lichtung warteten genug Schatten auf sie...
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