Chronik.Ereignis1037 Stelldichein unterm Silbermond: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt: „'''Reichsbaronie Molay''' Es war inzwischen Mitte des Jahres Rondra 1037. Nicht nur vom Wetter nass geschwitzt, begab sich Dom Rafik von Taladur ä. H. g…“)
 
(format, links, typo)
Zeile 1: Zeile 1:
'''[[Reichsbaronie Molay]]'''
==[[Reichsbaronie Molay]], Rondra [[Annalen:1037|1037]] BF==


Es war inzwischen Mitte des Jahres Rondra 1037. Nicht nur vom Wetter nass geschwitzt, begab sich Dom [[Rafik von Taladur ä. H.]] gerade wieder ins Innere seines Landhauses. Seitdem er diese Eria de Bribon kennen gelernt hatte, war er schon ein gutes Stück dünner geworden, fast wie immer. Er fühlte sich großartig. Auch wenn die Frau wahrlich gnadenlos auf seine Ernährung achtete und ihn in mancher schwachen Stunde ohne Furc''Kursiver Text''ht das Punipan aus der Hand geschlagen hatte, er war dankbar, denn so gut fühlte er sich seit Jahren nicht mehr. Die Zeiten unter Selindian hatten ihn dick werden lassen, doch nun... ein ganz neuer Rafik. Auf seinem Schreibtisch lag recht auffällig ein Brief. Irritiert schaute er herum, doch niemand war hier, und auch sein Sekretär hatte längst die Gemächer verlassen. Wo dieser nur her kam? Vorsichtig inspizierte er ihn, doch er sah nach einem normalen Brief aus. Geschrieben von [[Savertin von Culming]].
'''Autor:''' [[Benutzer:Dajin|alcorta]]


"Savertin von Culming?" grübelte Rafik kurz. "Das ist doch der Beamte, den wir nach [[avwik:Elenvina|Elenvina]] gesendet haben, um diese Vermählungsverträge abzugeben? Was hat der denn mit mir am Hut? Das war doch Familiensache..." Irritiert öffnete er den Brief. Viel Text stand nicht darin:
Nicht nur vom Wetter nass geschwitzt, begab sich Dom [[Rafik von Taladur ä. H.]] gerade wieder ins Innere seines Landhauses. Seitdem er diese [[Eria de Bribon]] kennen gelernt hatte, war er schon ein gutes Stück dünner geworden, fast wie immer. Er fühlte sich großartig. Auch wenn die Frau wahrlich gnadenlos auf seine Ernährung achtete und ihm in mancher schwachen Stunde ohne ''Furcht'' das Punipan aus der Hand geschlagen hatte, er war dankbar, denn so gut fühlte er sich seit Jahren nicht mehr. Die Zeiten unter [[Hal II.|Selindian]] hatten ihn dick werden lassen, doch nun... ein ganz neuer Rafik. Auf seinem Schreibtisch lag recht auffällig ein Brief. Irritiert blickte er um sich, doch niemand war hier, und auch sein Sekretär hatte längst die Gemächer verlassen. Wo dieser nur her kam? Vorsichtig inspizierte er ihn, doch er sah nach einem normalen Brief aus. Geschrieben von [[Savertin von Culming]].


"Savertin von Culming?" grübelte Rafik kurz. "Das ist doch der Beamte, den wir nach [[avwik:Elenvina|Elenvina]] gesandt haben, um diese Vermählungsverträge abzugeben? Was hat der denn mit mir am Hut? Das war doch Familiensache..." Irritiert öffnete er den Brief. Viel Text stand nicht darin:


{{Quelle|Text=
{{Quelle|Text=
Zeile 17: Zeile 18:


'''''Dom Savertin von Culming'''
'''''Dom Savertin von Culming'''
|Quellenangabe= Brief des [[Savertin von Culming]] an Kanzler [[Rafik von Taladur ä. H.]], Rondra 1037 B.F.}}
|Quellenangabe= Brief des [[Savertin von Culming]] an Kanzler [[Rafik von Taladur ä. H.]], Rondra 1037 BF}}


----
'''Autor:''' [[Benutzer:Kanzler|kanzler]]


Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] wischte sich mit seinem Spitzentüchlein eine Schweißperle von der Stirn, die sich dort just zu bilden beliebte, als er jenen kurzen Schrieb studierte. Nicht ob des Inhaltes; der könnte durchaus brisant sein, sollte es sich nicht wieder um einen dieser Möchtegern-Agenten mit auch so wichtiger Kunde handeln, von denen er schon zu viele erlebt hatte. Nein, was ihm den Schweiß auf die Stirn trieb war die aufregende Orthographie jenes Phrasenkünstlers (''Anm.: wurde vom Chronisten in die neue mittelreichische Einheitsrechtschreibung überführt'').  
Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] wischte sich mit seinem Spitzentüchlein eine Schweißperle von der Stirn, die sich dort just zu bilden beliebte, als er jenen kurzen Schrieb studierte. Nicht ob des Inhaltes; der könnte durchaus brisant sein, sollte es sich nicht wieder um einen dieser Möchtegern-Agenten mit auch so wichtiger Kunde handeln, von denen er schon zu viele erlebt hatte. Nein, was ihm den Schweiß auf die Stirn trieb war die aufregende Orthographie jenes Phrasenkünstlers.  


"Aufschlussreich, irgendwie ... nordmärkisch. Wir haben ihn da wohl zu lange hin reisen lassen. Sei's drum." Er griff zur Karaffe und schenkte sich einen Pokal voll dessen ein, was er als klaren Rebensaft so zu lieben gelernt hatte, bis er sich erneut die Stirn betupfen musste. Dieses Mal war es purer Angstschweiß: Wasser! Diese dreiste Eria hatte ihm nun tatsächlich auch des Weines beraubt. Wasser - zur Mittagsstund! Eria würde er später einmal auf den Busch klopfen - obgleich so langsam wieder so etwas wie eine Taille bei ihm zu erkennen war. Manchmal, nur manchmal wünschte er sich dennoch die Zeiten von Kaiser Selindian sehnlichst zurück. Was war das für ein Schmausen...
"Aufschlussreich, irgendwie ... nordmärkisch. Wir haben ihn da wohl zu lange hin reisen lassen. Sei's drum." Er griff zur Karaffe und schenkte sich einen Pokal voll dessen ein, was er als klaren Rebensaft so zu lieben gelernt hatte, bis er sich erneut die Stirn betupfen musste. Dieses Mal war es purer Angstschweiß: Wasser! Diese dreiste Eria hatte ihn nun tatsächlich auch des Weines beraubt. Wasser - zur Mittagsstund'! Eria würde er später einmal auf den Busch klopfen - obgleich so langsam wieder so etwas wie eine Taille bei ihm zu erkennen war. Manchmal, nur manchmal wünschte er sich dennoch die Zeiten von Kaiser Selindian sehnlichst zurück. Was war das für ein Schmausen gewesen!


Da kein Sekretär zugegen war, dem er hätte diktieren können, benetzte er selbst die Spitze der parat liegenden Pfauenfeder mit der silbergrauen Tinte. Tinte mit echtem, glänzenden Silberstaub. Er liebte sie, diese neue Kreation, mit der er seinen Adressaten ganz subtil seinen neuen, unermesslichen Reichtum vor Augen führte. Ja, reich war er nun wirklich; er war noch immer entzückt von sich selbst, wie geschickt er sich aus der [[Mondenkaiser]]-Affäre gestohlen hatte. In dem Wort lag sogar fast ein Wörtchen Wahrheit, aber man sollte es nicht zu rabulistisch betrachten. Er liebte sich eben - und er liebte es, sich im Glanze des Silbers zu sonnen, das nun unter seiner Verantwortung für das Reich abgebaut wurde. Waren die Einkünfte aus der Puniner Hofkanzlei schon beträchtlich gewesen - nun er belächelte sie jetzt, obwohl sie gleichwohl noch immer flossen. Sein im Bau befindlicher Silberpalast würde es allen zeigen; doch bis zu dessen Enthüllung sollte es noch ein Weilchen dauern.
Da kein Sekretär zugegen war, dem er hätte diktieren können, benetzte er selbst die Spitze der parat liegenden Pfauenfeder mit der silbergrauen Tinte. Tinte mit echtem, glänzenden Silberstaub. Er liebte sie, diese neue Kreation, mit der er seinen Adressaten ganz subtil seinen neuen, unermesslichen Reichtum vor Augen führte. Ja, reich war er nun wirklich; er war noch immer entzückt von sich selbst, wie geschickt er sich aus der [[Mondenkaiser]]-Affäre gestohlen hatte. In dem Wort lag sogar fast ein Wörtchen Wahrheit, aber man sollte es nicht zu rabulistisch betrachten. Er liebte sich eben - und er liebte es, sich im Glanze des Silbers zu sonnen, das nun unter seiner Verantwortung für das Reich abgebaut wurde. Waren die Einkünfte aus der Puniner Hofkanzlei schon beträchtlich gewesen - nun er belächelte sie jetzt, obwohl sie gleichwohl noch immer flossen. Sein im Bau befindlicher Silberpalast würde es allen zeigen; doch bis zu dessen Enthüllung sollte es noch ein Weilchen dauern.


Er also antwortete Savertin von Culming wie folgt, knapp, denn ob des spröden Wassers im Pokal war ihm die ansonsten zu eigene Weitschweifigkeit abhanden gekommen:  
Er also antwortete Savertin von Culming wie folgt, knapp, denn ob des spröden Wassers im Pokal war ihm die ansonsten zu eigene Weitschweifigkeit abhanden gekommen:  


{{Quelle|Text=
{{Quelle|Text=
'''Molay, ebenfalls im Rondra 1037 B.F.'''
'''Molay, ebenfalls im Rondra 1037 BF'''


''Werter Herr von Culming. Man ist sich nicht sicher, ob man jemals persönlich bekannt gemacht wurde, aber ob seiner recht aufschlussreichen Notiz könnte man dies baldigst arrangieren. Möge er sich also zum kommenden Vollmond zur privaten Jagd nach Kaiserlich Molay begeben. Man wagt doch zu hoffen, er könne aufrecht nicht nur auf einem Amtsstuhl sondern auch auf einem Pferd sitzen. Ansonsten zeige man es ihm. Zeit zum vergnüglichen Palier werde man jedenfalls erhalten.''  
''Werter Herr von Culming. Man ist sich nicht sicher, ob man jemals persönlich bekannt gemacht wurde, aber ob seiner recht aufschlussreichen Notiz könnte man dies baldigst arrangieren. Möge er sich also zum kommenden Vollmond zur privaten Jagd nach Kaiserlich Molay begeben. Man wagt doch zu hoffen, er könne aufrecht nicht nur auf einem Amtsstuhl sondern auch auf einem Pferd sitzen. Ansonsten zeige man es ihm. Zeit zum vergnüglichen Palier werde man jedenfalls erhalten.''  
Zeile 36: Zeile 38:
''gez. '''Rafik Listhelm Maldonado von Taladur älteres Haus, Kanzler des Königreichs Almada, Reichsbaron zu Molay'''
''gez. '''Rafik Listhelm Maldonado von Taladur älteres Haus, Kanzler des Königreichs Almada, Reichsbaron zu Molay'''


|Quellenangabe= Notiz von Kanzler [[Rafik von Taladur ä. H.]] an [[Savertin von Culming]], Rondra 1037 B.F.}}
|Quellenangabe= Notiz von Kanzler [[Rafik von Taladur ä. H.]] an [[Savertin von Culming]], Rondra 1037 BF}}
 
----
==Capitale [[Punin]], Rondra [[Annalen:1037|1037]] BF==


===Auf dem [[Goldacker]]===


'''[[Punin]], [[Goldacker]]'''
'''Autor:''' [[Benutzer:Dajin|alcorta]]
   
   
Ein leichter Seufzer war zu vernehmen. Die Antwort [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafiks]] ließ ihn spüren, welch kleine Nummer er offensichtlich in der Politik des Reiches war. Er bot ihm Reitunterricht an, tat, als sei er jemand, der sonst nie aus seiner Amtsstube heraus gekommen wäre. Er war sich selbst nicht ganz sicher, aber sofern er sich erinnerte, hatten die beiden sogar schon zusammen einen Reichskonvent besucht. War es Trallop? Er wusste es selbst nicht mehr so genau. Er wusste nur noch, dass man [[Alrik de Braast]] raus geworfen hatte, weil er sich auf Wortklaubereien mit einem Praioten eingelassen hatte. Allein, er schien auch dort Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] nicht in Erinnerung geblieben zu sein. Na klar, wer gibt sich schon mit dem Bruder eines damals noch Junkers ab, wenn er umgeben ist von Baronen. Dennoch, Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] hatte ihn abgewertet. Einem Culming. Den Zwillingsbruder von [[Hasrolf von Culming]], welcher sich eigentlich genau so einen Namen gemacht hatte.  
Ein leichter Seufzer war zu vernehmen. Die Antwort Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafiks]] ließ ihn spüren, welch kleine Nummer er offensichtlich in der Politik des Reiches war. Er bot ihm Reitunterricht an, tat, als sei er jemand, der sonst nie aus seiner Amtsstube heraus gekommen wäre. Er war sich selbst nicht ganz sicher, aber sofern er sich erinnerte, hatten die beiden sogar schon zusammen einen Reichskonvent besucht. War es [[avwik:Trallop|Trallop]] gewesen? Er wusste es selbst nicht mehr so genau. Er wusste nur noch, dass man [[Alrik de Braast]] raus geworfen hatte, weil dieser sich auf Wortklaubereien mit einem Praioten eingelassen hatte. Allein, er schien auch dort Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] nicht in Erinnerung geblieben zu sein. Na klar, wer gäbe sich schon mit dem Bruder eines (damals noch) Junkers ab, wenn er umgeben von Baronen ist? Dennoch, Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] hatte ihn abgewertet. Einem [[Familia von Culming|Culming]]. Den Zwillingsbruder von [[Hasrolf von Culming]], welcher sich eigentlich genau so einen Namen gemacht hatte.  


"Da sieht man es mal. Bist du ein Diplomat, der die schlichtende Stimme des Reiches sein will, dann lacht man über dich. Eroberst du horasische Baronien und verkaufst Waffen an konkurrierende Söldnerheere, dann kennt man deinen Namen", sprach er ernüchtert zu sich selbst. "Eorla. Immerhin ist der Brief offensichtlich von ihm selbst...", es war Dom [[Savertin von Culming|Savertin]] schon zu Ohren gekommen, dass sich Dom Rafik mit seinem neuen Gut Molay noch nicht so ganz identifiziere. Wann immer er selbst Schriftverkehr als solcher aufsetze, wirkte es so, als wäre beim Schreiben des Wortes Molay die Feder kurz abgesetzt worden. Auch in diesem Fall wirkte es fast, als hätte Dom Rafik irgendwo ein "R" einbauen wollen. Wäre dieses Schreiben von einem seiner Schreiber gekommen, das Schreiben hätte sicher nicht die Frage aufgeworfen, ob hier jemand hätte "Kaiserlich Morlay" schreiben wollen (''Anm.: Auch diese - offensichtlich falsche Einschätzung des Culminger - wurde vom Chronisten gesäubert''). Das beruhigte ihn.  
"Da sieht man es mal. Bist du ein Diplomat, der die schlichtende Stimme des Reiches sein will, dann lacht man über dich. Eroberst du horasische Baronien und verkaufst Waffen an konkurrierende Söldnerheere, dann kennt man deinen Namen", sprach er ernüchtert zu sich selbst. "''Eorla''. Immerhin ist der Brief offensichtlich von ihm selbst..." Es war Dom [[Savertin von Culming|Savertin]] schon zu Ohren gekommen, dass sich Dom Rafik mit seinem neuen Gut Molay noch nicht so ganz identifiziere. Wann immer er selbst Schriftverkehr als solcher aufsetzte, wirkte es so, als wäre beim Schreiben des Wortes Molay die Feder kurz abgesetzt worden. Auch in diesem Fall wirkte es fast, als hätte Dom Rafik irgendwo ein "R" einbauen wollen. Wäre dieses Schreiben von einem seiner Schreiber gekommen, das Schreiben hätte sicher nicht die Frage aufgeworfen, ob hier jemand hätte "Kaiserlich Morlay" schreiben wollen. Das beruhigte ihn.  


Mit dem Wissen in ihm fühlte er sich sehr unsicher. Als wäre er in Lebensgefahr. Dies würde sicherlich besser werden, wenn seine Informationen in die richtigen Hände gespielt worden wären. Und selbst für den Fall, dass auch Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] die Information lieber mit ihrem Träger tötet als sie sich anzuhören, hatte er sich inzwischen eine Versicherung überlegt. Doch mehr Gedanken an seine Versicherung wollte er nun auch nicht verschwenden. So unbedeutend er für [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] auch war, er war immer noch ein Culming. Und sein Fehlen würde auffallen.
Mit dem Wissen in ihm fühlte er sich sehr unsicher. Als wäre er in Lebensgefahr. Dies würde sicherlich besser werden, wenn seine Informationen in die richtigen Hände gespielt worden wären. Und selbst für den Fall, dass auch Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] die Information lieber mit ihrem Träger tötete, als sie sich anzuhören, hatte er sich inzwischen eine Versicherung überlegt. Doch mehr Gedanken an seine Versicherung wollte er nun auch nicht verschwenden. So unbedeutend er für [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] auch war, er war immer noch ein Culming. Und sein Fehlen würde auffallen.
   
   
----
==[[Reichsbaronie Molay]], ein paar Tage später zum Vollmond==
===In den Wäldern von Molay===


'''Die Wälder der [[Reichsbaronie Molay]], ein paar Tage später zum Vollmond'''
'''Autor:''' [[Benutzer:Kanzler|kanzler]]


Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] war sich bewusst, dass er überzogen hatte, wie immer. Doch sollte der Culminger tatsächlich so schwerwiegende Informationen haben, so war dieser in Gefahr! Insbesondere dann, sollte die Korrespondenz zwischen beiden von fremden Mächten abgefangen werden. Daher tat er so verächtlich. So herablassend. Und auch, wenn seine Arroganz einmal mehr nur Tarnung war, so konnte er sich nicht verhehlen, dass sie ihm auch eine gewisse Freude bereitete. Wenn Rhetorik und Narzissmus sich paarten, ergab dies stets die schönsten Momente seiner professionellen Karriere. Wie dem auch sei. Er ließ die kleine Jagdhütte für das Treffen herrichten. Sie war vortrefflich geeignet, fern ab von [[Punin]], fern ab vom Hof, ja selbst fern ab seiner eigenen Lakaien. Nur einige Elitewachen hatte er herbestellt - und natürlich einen Koch. Was wäre eine Jagd schließlich ohne den finalen Wildbret-Schmaus?
Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] war sich bewusst, dass er überzogen hatte, wie immer. Doch sollte der Culminger tatsächlich so schwerwiegende Informationen haben, so war dieser in Gefahr! Insbesondere dann, wenn die Korrespondenz zwischen beiden von fremden Mächten abgefangen werden sollte. Daher hatte er so verächtlich getan. So herablassend. Und auch, wenn seine Arroganz einmal mehr nur Tarnung war, so konnte er sich nicht verhehlen, dass sie ihm auch eine gewisse Freude bereitete. Wenn Rhetorik und Narzissmus sich paarten, ergab dies stets die schönsten Momente seiner professionellen Karriere. Wie dem auch sei. Er ließ die kleine Jagdhütte für das Treffen herrichten. Sie war vortrefflich geeignet, fern ab von [[Punin]], fern ab vom Hof, ja selbst fern ab seiner eigenen Lakaien. Nur einige Elitewachen hatte er herbestellt - und natürlich einen Koch. Was wäre eine Jagd schließlich ohne den finalen Wildbret-Schmaus?
   
   
Nun denn. [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] wartete. Er hoffte, er hatte den Culminger nicht zu sehr verärgert. Er wusste, wie aufbrausend dieser sein konnte. Wie sie alle, diese - "wir" - Almadaner. Er musste an das entzückende Mädchen aus Scheffelstein denken, diese aufbrausende [[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Richeza ]]. Nunja, eine stattliche Frau. Und wehrhaft. Das gefiel ihm. Aber er wartete auf keine Romanze, sondern auf handfeste Politik. Und diese konnte für den almadanischen Kanzler fast ebenso erotisch sein, wie die Verführungskunst.
Nun denn. [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] wartete. Er hoffte, er hatte den Culminger nicht zu sehr verärgert. Er wusste, wie aufbrausend dieser sein konnte. Wie sie alle, diese - "wir" - Almadaner. Er musste an das entzückende Mädchen aus Scheffelstein denken, diese aufbrausende [[Richeza Aldonaza von Scheffelstein|Richeza ]]. Nunja, eine stattliche Frau. Und wehrhaft. Das gefiel ihm. Aber er wartete auf keine Romanze, sondern auf handfeste Politik. Und diese konnte für den almadanischen Kanzler fast ebenso erotisch sein, wie die Verführungskunst.


Der Wind ließ die Blätter des Molayser Waldes laut rauschen und umher wirbeln, hier und da waren die Rufe des Waldes zu vernehmen. Doch der fahle Schein der Mada ließ verraten, dass hier kaum ein Mensch zu sehen war und entsprechend die "private Jagd" [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafiks]] erwünscht klein ausgefallen war. Zwei Reiter hatten sich letztendlich an einer schweren, Jahrhunderte alten Eiche zusammen gefunden.
----
'''Autor:''' [[Benutzer:Dajin|alcorta]]
 
Der Wind ließ die Blätter des Molayer Waldes laut rauschen und umher wirbeln, hier und da waren die Rufe des Waldes zu vernehmen. Doch der fahle Schein der Mada ließ verraten, dass hier kaum ein Mensch zu sehen war und entsprechend die "private Jagd" [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafiks]] erwünscht klein ausgefallen war. Zwei Reiter hatten sich letztendlich an einer schweren, Jahrhunderte alten Eiche zusammen gefunden.


"Dom Savertin"s sprach die eine Stimme knapp. "Wie ich sehe, konntet ihr euer Pferd erfolgreich an diese Stelle bemühen?"
"Dom Savertin", sprach die eine Stimme knapp. "Wie ich sehe, konntet Ihr Euer Pferd erfolgreich an diese Stelle bemühen?"


"Natürlich. Ich bin Almadaner! Wie könnte ich das sein, wenn ich nicht reiten könnte? Mich hätte auch eine echte Jagd nicht aufgehalten, ich komme immerhin aus Schelak, wo die novadische Treibjagd schon von Kindsbeinen an begleitet wird. Doch wie sieht es mit euch aus? Ihr scheint schlanker geworden zu sein. Ist es das viele reiten bei Nachte?"
"Natürlich. Ich bin Almadaner! Wie könnte ich das sein, wenn ich nicht reiten könnte? Mich hätte auch eine echte Jagd nicht aufgehalten, ich komme immerhin aus Schelak, wo die novadische Treibjagd schon von Kindsbeinen an begleitet wird. Doch wie sieht es mit Euch aus? Ihr scheint schlanker geworden zu sein. Ist es das viele Reiten bei Nacht?"


"Dies und anderes. Aber genug der Geplauderei. Wir sitzen hier auf zwei Pferden tief im Wald, weil ihr brisante Informationen aus den Nordmarken mitbringt. Ich hoffe, sie sind den Ausritt wert!"
"Dies und anderes. Aber genug der Geplauderei. Wir sitzen hier auf zwei Pferden tief im Wald, weil ihr brisante Informationen aus den Nordmarken mitbringt. Ich hoffe, sie sind den Ausritt wert!"
Zeile 66: Zeile 79:
Nach einigen Schritt begann Dom [[Savertin von Culming|Savertin]] mit seiner Geschichte.
Nach einigen Schritt begann Dom [[Savertin von Culming|Savertin]] mit seiner Geschichte.
   
   
„Wie ihr sicherlich nicht wisst, werde ich auf Grund meiner guten Verbindungen in die Nordmarken dorthin des Öfteren für diplomatische Aufträge entsendet. Dies sogar schon zur Selindianszeit. Lasst mich am Rande erwähnen, dass seit dieser Zeit der Almadaner deutlich lieber gesehen und gefragt wird als damals. Wie auch immer, mein Auftrag war es nur, die Ehevertragsangebote Dom [[Brandil von Ehrenstein ä. H.|Brandils]] für seine Tochter [[Concabella von Ehrenstein-Streitzig|Concabella]] und die Dom [[Gwain von Harmamund|Gwains]] für seine Nichte [[Morena Solivai von Harmamund|Morena]] zu überbringen. Ich war etwas überrascht, dass Herzog [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal]] bei dieser Sache nicht selbst anwesend war, doch seine Frau [[avwik:Grimberta Haugmin vom Großen Fluss und vom Berg|Grimberta]] übernahm das alles. Soweit so gut, dies verlief auch alles unspektakulär, es folgte das übliche nordmärkische Gedenk-Brimborium… und da fing der ganze Tumult an. Wir wurden alle zu einem Totengedenk ans Grab des [[avwik:Jast Gorsam vom Großen Fluss|Jast Gorsam vom großen Fluss]] gerufen, und da lag auf dem Sarkophag des Herzogs dessen Richtschwert [[avwik:Guldebrandt|Guldebrandt]].“
„Wie Ihr sicherlich nicht wisst, werde ich auf Grund meiner guten Verbindungen in die Nordmarken dorthin des Öfteren für diplomatische Aufträge entsendet. Dies sogar schon zur Selindianszeit. Lasst mich am Rande erwähnen, dass seit dieser Zeit der Almadaner deutlich lieber gesehen und gefragt wird als damals. Wie auch immer, mein Auftrag war es nur, die Ehevertragsangebote Dom [[Brandil von Ehrenstein ä. H.|Brandils]] für seine Tochter [[Concabella von Ehrenstein-Streitzig|Concabella]] und die Dom [[Gwain von Harmamund|Gwains]] für seine Nichte [[Morena Solivai von Harmamund|Morena]] zu überbringen. Ich war etwas überrascht, dass Herzog [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal]] bei dieser Sache nicht selbst anwesend war, doch seine Frau [[avwik:Grimberta Haugmin vom Großen Fluss und vom Berg|Grimberta]] übernahm das alles. Soweit so gut, dies verlief auch alles unspektakulär, es folgte das übliche nordmärkische Gedenk-Brimborium… und da fing der ganze Tumult an. Wir wurden alle zu einem Totengedenk ans Grab des [[avwik:Jast Gorsam vom Großen Fluss|Jast Gorsam vom großen Fluss]] gerufen, und da lag auf dem Sarkophag des Herzogs dessen Richtschwert [[avwik:Guldebrandt|Guldebrandt]].“


„Sollte dies nicht an der Seite des lebenden Herzogs ruhen?“
„Sollte dies nicht an der Seite des lebenden Herzogs ruhen?“


„Exakt! Entsprechend groß war die Aufregung. Denn es lag offensichtlich in der Schatzkammer, zu der der alte Leibdiener Jasts, der treue „Zausel“ noch einen Schlüssel hatte und es zum Gedenktag auf das Grab legte. Da es dieses Schwert nur einmal geben durfte, musste das, was Hartuwal nutzte entsprechend eine Kopie sein. Also haben die Nordmärker irgendeiner Junkerin eine praiosheilige Feder in die Hand gedrückt, mit der man die Kopie enttarnen und vernichten könnte und wählten dann im „Ene-mene-Miste“-Verfahren drei herumstehende Leute aus, um diese Dame zu begleiten. Dabei hat es mich dann „erwischt.“
„Exakt! Entsprechend groß war die Aufregung. Denn es lag offensichtlich in der Schatzkammer, zu der der alte Leibdiener Jasts, der treue „Zausel“ noch einen Schlüssel hatte und es zum Gedenktag auf das Grab legte. Da es dieses Schwert nur einmal geben durfte, musste das, was Hartuwal nutzte entsprechend eine Kopie sein. Also haben die Nordmärker irgendeiner Junkerin eine praiosheilige Feder in die Hand gedrückt, mit der man die Kopie enttarnen und vernichten könnte und wählten dann im „Ene-mene-Miste“-Verfahren drei herumstehende Leute aus, um diese Dame zu begleiten. Dabei hat es mich dann 'erwischt.'


„Moment… denen geht Guldenbrand verlustig und sie beauftragen umher stehende Leute damit? Kein Fachpersonal?“
„Moment… denen geht Guldenbrand verlustig und sie beauftragen umher stehende Leute damit? Kein Fachpersonal?“


„Erschreckend, nicht wahr? Sie ließen mich mit einem „von Berg“ reisen, wohl ein Darpatischer Berg, namens Wallbrod oder so ähnlich. Die vierte Person war offensichtlich ein Jäger oder Ähnliches. Unser Auftrag war es, den Herzog zu finden, Gulbrandt unbemerkt auszutauschen und die Kopie zu vernichten. Nun… es kam anders… und deswegen sind wir hier…“
„Erschreckend, nicht wahr? Sie ließen mich mit einem 'von Berg' reisen, wohl ein darpatischer Berg, namens Wallbrod oder so ähnlich. Die vierte Person war offensichtlich ein Jäger oder Ähnliches. Unser Auftrag war es, den Herzog zu finden, Gulbrandt unbemerkt auszutauschen und die Kopie zu vernichten. Nun… es kam anders… und deswegen sind wir hier…“


Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] bemerkte mit Freude, dass diese Geschichte tatsächlich interessant werden konnte und lauschte aufmerksamer.
Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] bemerkte mit Freude, dass diese Geschichte tatsächlich interessant werden konnte und lauschte aufmerksamer.
Zeile 88: Zeile 101:
„Ich weiß, und dennoch habe ich für dies Zeugen. Mehr noch: Es gibt auch sichtbare Beweise dafür. Denn das Treffen war hier nicht zu Ende. Ich erwähnte ja diese namenlosen Umtriebe. Hier geschah es nun, dass wir von zwei Dämonen angegriffen wurden. Fünf Schritt große schwarze Löwen mit Flügeln. Ich habe später eine Magierin danach gefragt, man nennt diese Grakvalosh. Diese griffen uns an, verletzten Dom [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal]] schwer und stahlen das Original [[avwik:Guldebrandt|Guldebrandts]]. Seitdem droht dem Herzog der Verlust des Armes. Auch ich habe eine Wunde am Bein davon getragen, aber kaum, dass die Dämonen das Schwert hatten, schienen sie ihren Dienst erfüllt und ließen sich scheinbar bereitwillig vertreiben. Glaubt mir, diese Biester hätten uns eigentlich alle töten müssen. Stark und schier unbesiegbar. Es war ein Wunder, dass wir lebend davon kamen. So aber standen wir da mit unserem Wissen, einem bewusstlosen Herzog und einem Reichsgeheimrat, welcher uns aufforderte, das hier gesehene niemandem zu erzählen.“
„Ich weiß, und dennoch habe ich für dies Zeugen. Mehr noch: Es gibt auch sichtbare Beweise dafür. Denn das Treffen war hier nicht zu Ende. Ich erwähnte ja diese namenlosen Umtriebe. Hier geschah es nun, dass wir von zwei Dämonen angegriffen wurden. Fünf Schritt große schwarze Löwen mit Flügeln. Ich habe später eine Magierin danach gefragt, man nennt diese Grakvalosh. Diese griffen uns an, verletzten Dom [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal]] schwer und stahlen das Original [[avwik:Guldebrandt|Guldebrandts]]. Seitdem droht dem Herzog der Verlust des Armes. Auch ich habe eine Wunde am Bein davon getragen, aber kaum, dass die Dämonen das Schwert hatten, schienen sie ihren Dienst erfüllt und ließen sich scheinbar bereitwillig vertreiben. Glaubt mir, diese Biester hätten uns eigentlich alle töten müssen. Stark und schier unbesiegbar. Es war ein Wunder, dass wir lebend davon kamen. So aber standen wir da mit unserem Wissen, einem bewusstlosen Herzog und einem Reichsgeheimrat, welcher uns aufforderte, das hier gesehene niemandem zu erzählen.“


„Ihr widersetzt euch einem Befehl des Reichsgeheimrates? Langsam verstehe ich eure Vorsicht…“
„Ihr widersetzt Euch einem Befehl des Reichsgeheimrates? Langsam verstehe ich Eure Vorsicht…“
 
„Ich habe eine Herzogin angelogen, glaubt also nicht, dass ich diesen Befehl leichtfertig ignoriere. Die ganze Truppe erzählte von einem Jagdunfall und musste das Verschwinden des Schwertes als persönliches Versagen darstellen. Wir alle wurden zu Befragungen mehrere Wochen festgehalten, und nur meine Anstellung als almadanischer Diplomat ermöglichte es mir, früher gehen gelassen zu werden; die anderen sind wahrscheinlich immer noch hinter Elenviner Gardienen. Doch glaubt mir, Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]], die Reichstreue all dieser Reisenden ist zum Zerreißen gespannt. Denn das, was wir erlebt haben, ist praiosverflucht, schändlich, ist ein Verrat. Wenn wir eines Tages vor [[avwik:Rethon|Rethon]] treten, dann werden wir dafür gestraft, hier nicht im Sinne der Wahrheit, nicht im Sinne [[avwik:Praios|Praios]] gehandelt zu haben. Und dies, obwohl wir dank dieser Greifenfeder sogar in seinem Auftrage unterwegs waren. Mit dieser Lüge will niemand leben müssen. Und deswegen komme ich damit zu euch. Ich weiß zum einen, dass dieses Wissen in euch an der richtigen Stelle ist. Ihr könnt Geheimnisse wahren wie kein Wweiter auf dieser Welt. Und ihr wisst sie in Gutes umzusetzen. Zudem weiß ich ja von eurer Rivalität zu [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal]], daher denke ich habt ihr auch die Motivation, etwas mit dieser Information anzufangen. Keinem anderen habe ich davon erzählt und keinem anderen davon will ich erzählen. Und doch habe ich die Befürchtung, dass unser Wort dem Perricumer nicht genug sein könnte. Daher frage ich Euch, Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]]: Was ist zu tun in solch einer Situation?“


„Ich habe eine Herzögin angelogen, glaubt also nicht, dass ich diesen Befehl leichtfertig ignoriere. Die ganze Truppe erzählte von einem Jagdunfall und musste das Verschwinden des Schwertes als persönliches Versagen darstellen. Wir alle wurden zu Befragungen mehrere Wochen festgehalten, und nur meine Anstellung als almadanischer Diplomat ermöglichte es mir, früher gehen gelassen zu werden; die anderen sind wahrscheinlich immer noch hinter Elenviner Gardienen. Doch glaubt mir, Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]], die Reichstreue all dieser Reisenden ist zum Zerreißen gespannt. Denn das, was wir erlebt haben, ist praiosverflucht, schändlich, ist ein Verrat. Wenn wir eines Tages vor [[avwik:Rethon|Rethon]] treten, dann werden wir dafür gestraft, hier nicht im Sinne der Wahrheit, nicht im Sinne [[avwik:Praios|Praios]] gehandelt zu haben. Und dies, obwohl wir dank dieser Greifenfeder sogar in seinem Auftrage unterwegs waren. Mit dieser Lüge will niemand leben müssen. Und deswegen komme ich damit zu euch. Ich weiß zum einen, dass dieses Wissen in euch an der richtigen Stelle ist. Ihr könnt Geheimnisse wahren wie kein Wweiter auf dieser Welt. Und ihr wisst sie in Gutes umzusetzen. Zudem weiß ich ja von eurer Rivalität zu [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal]], daher denke ich habt ihr auch die Motivation, etwas mit dieser Information anzufangen. Keinem anderen habe ich davon erzählt und keinem anderen davon will ich erzählen. Und doch habe ich die Befürchtung, dass unser Wort dem Perricumer nicht genug sein könnte. Daher frage ich euch, Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]]. Was ist zu tun in solch einer Situation?“
----
'''Autor:''' [[Benutzer:Kanzler|kanzler]]


Nach dem Traben durch den Wald, gelangte Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] mit seinem Gast zur Jagdstube, in der es bereits nach Braten roch. Das Reh hatte man vorsorglich zuvor schießen und zerlegen lassen. Der Duft frischen Thymians und Rosmaries erheiterte Dom Rafiks Sinne wieder, nach all dem Unglaublichen, was er soeben hatte hören müssen, hören dürfen.  
Nach dem Traben durch den Wald gelangte Dom [[Rafik von Taladur ä. H.|Rafik]] mit seinem Gast zur Jagdstube, in der es bereits nach Braten roch. Das Reh hatte man vorsorglich zuvor schießen und zerlegen lassen. Der Duft frischen Methumians und Rosmarins erheiterte Dom Rafiks Sinne wieder, nach all dem Unglaublichen, was er soeben hatte hören müssen, hören dürfen.  
   
   
"Ihr habt wohl getan, Culming, und nun setzt Euch. Wer so ein feiner Reiter ist, der soll auch speisen wie ein solcher." Sie lachten kurz, blieben aber dennoch ernst.
"Ihr habt wohl getan, Culming, und nun setzt Euch. Wer so ein feiner Reiter ist, der soll auch speisen wie ein solcher." Sie lachten kurz, blieben aber dennoch ernst.
Zeile 100: Zeile 116:
"Nun, was zu tun ist, fragtet Ihr. Das will ich Euch sagen: Zu niemandem ein Wort! Ihr spracht davon, dass mich eine umtriebige Rivalität mit [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss]] verbindet. Wie Recht Ihr doch habt. Doch der Herzog der Nordmarken ist zudem ein alter, guter, vielleicht bester Freund. Und wenn mich dessen Karriereknick, den die Ereignisse ja wohl bedeuten, weniger kümmert, so sorge ich mich durchaus um sein Seelenwohl. Man wird einige Briefe zu schreiben haben. Korrespondenz. Diplomatie. Informationen beschaffen, solche, die noch fehlen. Man wird euch aus all diesem heraushalten. Eure Rolle ist - bravourös möchte ich hinzufügen - gespielt. Man wird euch befördern, allerdings aus anderem Grunde und erst nachdem ihr das kommende Götterrund überlebt habt. Denn Ihr wisst schon, dass ihr in größter Gefahr bleiben werdet. Verlagert euer Schaffen zunächst in den inneren Dienst der Reichskanzlei zu [[Punin]]. Man wird Euch dort eine Stube einrichten. Dort seid ihr weitestgehend sicher. Alles andere lasset meine Sorge sein - je weniger ihr wisst, desto besser."  
"Nun, was zu tun ist, fragtet Ihr. Das will ich Euch sagen: Zu niemandem ein Wort! Ihr spracht davon, dass mich eine umtriebige Rivalität mit [[avwik:Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss|Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss]] verbindet. Wie Recht Ihr doch habt. Doch der Herzog der Nordmarken ist zudem ein alter, guter, vielleicht bester Freund. Und wenn mich dessen Karriereknick, den die Ereignisse ja wohl bedeuten, weniger kümmert, so sorge ich mich durchaus um sein Seelenwohl. Man wird einige Briefe zu schreiben haben. Korrespondenz. Diplomatie. Informationen beschaffen, solche, die noch fehlen. Man wird euch aus all diesem heraushalten. Eure Rolle ist - bravourös möchte ich hinzufügen - gespielt. Man wird euch befördern, allerdings aus anderem Grunde und erst nachdem ihr das kommende Götterrund überlebt habt. Denn Ihr wisst schon, dass ihr in größter Gefahr bleiben werdet. Verlagert euer Schaffen zunächst in den inneren Dienst der Reichskanzlei zu [[Punin]]. Man wird Euch dort eine Stube einrichten. Dort seid ihr weitestgehend sicher. Alles andere lasset meine Sorge sein - je weniger ihr wisst, desto besser."  


Dom Rafik hob den Pokal, heimlich gefüllt mit köstlichstem Rebensaft, und prostete [[Savertin von Culming]] zu. "Und jetzt kostet dieses köstliche Creme-Dessert mit Karamellflöckchen und Holundergelee... Jagdknecht, mir reiche er die Obstschüssel."
Dom Rafik hob den Pokal, heimlich gefüllt mit köstlichstem Rebensaft, und prostete [[Savertin von Culming]] zu. "Und jetzt kostet dieses köstliche Creme-Dessert mit Karamellflöckchen und Holundergelee... Jagdknecht, mir reiche Er die Obstschüssel."
 
 
 
{{Chronik.Ereignis|Zurück=|Chronik:Jahr=Chronik:1037|Ereignisname=Stelldichein unterm Silbermond|Teil=Teil 01|Weiter=}}

Version vom 21. August 2014, 15:15 Uhr

Reichsbaronie Molay, Rondra 1037 BF

Autor: alcorta

Nicht nur vom Wetter nass geschwitzt, begab sich Dom Rafik von Taladur ä. H. gerade wieder ins Innere seines Landhauses. Seitdem er diese Eria de Bribon kennen gelernt hatte, war er schon ein gutes Stück dünner geworden, fast wie immer. Er fühlte sich großartig. Auch wenn die Frau wahrlich gnadenlos auf seine Ernährung achtete und ihm in mancher schwachen Stunde ohne Furcht das Punipan aus der Hand geschlagen hatte, er war dankbar, denn so gut fühlte er sich seit Jahren nicht mehr. Die Zeiten unter Selindian hatten ihn dick werden lassen, doch nun... ein ganz neuer Rafik. Auf seinem Schreibtisch lag recht auffällig ein Brief. Irritiert blickte er um sich, doch niemand war hier, und auch sein Sekretär hatte längst die Gemächer verlassen. Wo dieser nur her kam? Vorsichtig inspizierte er ihn, doch er sah nach einem normalen Brief aus. Geschrieben von Savertin von Culming.

"Savertin von Culming?" grübelte Rafik kurz. "Das ist doch der Beamte, den wir nach Elenvina gesandt haben, um diese Vermählungsverträge abzugeben? Was hat der denn mit mir am Hut? Das war doch Familiensache..." Irritiert öffnete er den Brief. Viel Text stand nicht darin:

Punin, im Rondra 1037 BF

Dom Rafik, ich wende mich an euch in einer komplizierten Stunde. Allein, ich sehe in euch die einzige Stelle, die zum einen vertrauensvoll und unverwüstlich genug ist um das zu Erfahren, was ich bei meinem jüngsten Gang nach Elenvina miterleben musste, zum anderen aber auch den größten Profit daraus schlagen könnte. soviel sei in diesem Brief verraten, in meine Ohren ist Wissen geraten, dass eigentlich nicht auf Papier gehört, ein Wissen, dass mein Leben und meine Karriere bedroht - beides wohlgemerkt Dinge, die ich gerne behalten will - doch auch Wissen, dass für sich zu behalten ein Götterfrevel wäre. Daher frage ich auf einem geheimen Wege um eilige Audienz. Denn ich brauche einen Rat, wie ich zu verfahren habe. Eilig, da ich schon fürchte, dass ein mancher in höheren Reichskreisen auf die Idee kommen könnte, für Insurancien zu sorgen dafür, dass der Götter willen nicht mehr Schaden anrichten könnte. Und warum es für euch lohnt? Es handelt sich um Wissen über euren größten Rivalen, eure Nemesis.

Wissen, dass ihm sehr sicher schaden wird. Vorab sei auch gesagt, dass niemand anderes in Almada dieses Wissen noch hat, nur ich und einige Nordmärker Kampfgefährten. Wenn ihr willens seid, mich diesbezüglich zu empfangen, wäre ein Bote an die Casa Culming in Punin eine feine Sache.

Wenn nicht, vernichtet dieses Schreiben bitte gründlich... auf Hilfe wartend.

Dom Savertin von Culming

-Brief des Savertin von Culming an Kanzler Rafik von Taladur ä. H., Rondra 1037 BF



Autor: kanzler

Dom Rafik wischte sich mit seinem Spitzentüchlein eine Schweißperle von der Stirn, die sich dort just zu bilden beliebte, als er jenen kurzen Schrieb studierte. Nicht ob des Inhaltes; der könnte durchaus brisant sein, sollte es sich nicht wieder um einen dieser Möchtegern-Agenten mit auch so wichtiger Kunde handeln, von denen er schon zu viele erlebt hatte. Nein, was ihm den Schweiß auf die Stirn trieb war die aufregende Orthographie jenes Phrasenkünstlers.

"Aufschlussreich, irgendwie ... nordmärkisch. Wir haben ihn da wohl zu lange hin reisen lassen. Sei's drum." Er griff zur Karaffe und schenkte sich einen Pokal voll dessen ein, was er als klaren Rebensaft so zu lieben gelernt hatte, bis er sich erneut die Stirn betupfen musste. Dieses Mal war es purer Angstschweiß: Wasser! Diese dreiste Eria hatte ihn nun tatsächlich auch des Weines beraubt. Wasser - zur Mittagsstund'! Eria würde er später einmal auf den Busch klopfen - obgleich so langsam wieder so etwas wie eine Taille bei ihm zu erkennen war. Manchmal, nur manchmal wünschte er sich dennoch die Zeiten von Kaiser Selindian sehnlichst zurück. Was war das für ein Schmausen gewesen!

Da kein Sekretär zugegen war, dem er hätte diktieren können, benetzte er selbst die Spitze der parat liegenden Pfauenfeder mit der silbergrauen Tinte. Tinte mit echtem, glänzenden Silberstaub. Er liebte sie, diese neue Kreation, mit der er seinen Adressaten ganz subtil seinen neuen, unermesslichen Reichtum vor Augen führte. Ja, reich war er nun wirklich; er war noch immer entzückt von sich selbst, wie geschickt er sich aus der Mondenkaiser-Affäre gestohlen hatte. In dem Wort lag sogar fast ein Wörtchen Wahrheit, aber man sollte es nicht zu rabulistisch betrachten. Er liebte sich eben - und er liebte es, sich im Glanze des Silbers zu sonnen, das nun unter seiner Verantwortung für das Reich abgebaut wurde. Waren die Einkünfte aus der Puniner Hofkanzlei schon beträchtlich gewesen - nun er belächelte sie jetzt, obwohl sie gleichwohl noch immer flossen. Sein im Bau befindlicher Silberpalast würde es allen zeigen; doch bis zu dessen Enthüllung sollte es noch ein Weilchen dauern.

Er also antwortete Savertin von Culming wie folgt, knapp, denn ob des spröden Wassers im Pokal war ihm die ansonsten zu eigene Weitschweifigkeit abhanden gekommen:

Molay, ebenfalls im Rondra 1037 BF

Werter Herr von Culming. Man ist sich nicht sicher, ob man jemals persönlich bekannt gemacht wurde, aber ob seiner recht aufschlussreichen Notiz könnte man dies baldigst arrangieren. Möge er sich also zum kommenden Vollmond zur privaten Jagd nach Kaiserlich Molay begeben. Man wagt doch zu hoffen, er könne aufrecht nicht nur auf einem Amtsstuhl sondern auch auf einem Pferd sitzen. Ansonsten zeige man es ihm. Zeit zum vergnüglichen Palier werde man jedenfalls erhalten.

gez. Rafik Listhelm Maldonado von Taladur älteres Haus, Kanzler des Königreichs Almada, Reichsbaron zu Molay

-Notiz von Kanzler Rafik von Taladur ä. H. an Savertin von Culming, Rondra 1037 BF



Capitale Punin, Rondra 1037 BF

Auf dem Goldacker

Autor: alcorta

Ein leichter Seufzer war zu vernehmen. Die Antwort Dom Rafiks ließ ihn spüren, welch kleine Nummer er offensichtlich in der Politik des Reiches war. Er bot ihm Reitunterricht an, tat, als sei er jemand, der sonst nie aus seiner Amtsstube heraus gekommen wäre. Er war sich selbst nicht ganz sicher, aber sofern er sich erinnerte, hatten die beiden sogar schon zusammen einen Reichskonvent besucht. War es Trallop gewesen? Er wusste es selbst nicht mehr so genau. Er wusste nur noch, dass man Alrik de Braast raus geworfen hatte, weil dieser sich auf Wortklaubereien mit einem Praioten eingelassen hatte. Allein, er schien auch dort Dom Rafik nicht in Erinnerung geblieben zu sein. Na klar, wer gäbe sich schon mit dem Bruder eines (damals noch) Junkers ab, wenn er umgeben von Baronen ist? Dennoch, Dom Rafik hatte ihn abgewertet. Einem Culming. Den Zwillingsbruder von Hasrolf von Culming, welcher sich eigentlich genau so einen Namen gemacht hatte.

"Da sieht man es mal. Bist du ein Diplomat, der die schlichtende Stimme des Reiches sein will, dann lacht man über dich. Eroberst du horasische Baronien und verkaufst Waffen an konkurrierende Söldnerheere, dann kennt man deinen Namen", sprach er ernüchtert zu sich selbst. "Eorla. Immerhin ist der Brief offensichtlich von ihm selbst..." Es war Dom Savertin schon zu Ohren gekommen, dass sich Dom Rafik mit seinem neuen Gut Molay noch nicht so ganz identifiziere. Wann immer er selbst Schriftverkehr als solcher aufsetzte, wirkte es so, als wäre beim Schreiben des Wortes Molay die Feder kurz abgesetzt worden. Auch in diesem Fall wirkte es fast, als hätte Dom Rafik irgendwo ein "R" einbauen wollen. Wäre dieses Schreiben von einem seiner Schreiber gekommen, das Schreiben hätte sicher nicht die Frage aufgeworfen, ob hier jemand hätte "Kaiserlich Morlay" schreiben wollen. Das beruhigte ihn.

Mit dem Wissen in ihm fühlte er sich sehr unsicher. Als wäre er in Lebensgefahr. Dies würde sicherlich besser werden, wenn seine Informationen in die richtigen Hände gespielt worden wären. Und selbst für den Fall, dass auch Dom Rafik die Information lieber mit ihrem Träger tötete, als sie sich anzuhören, hatte er sich inzwischen eine Versicherung überlegt. Doch mehr Gedanken an seine Versicherung wollte er nun auch nicht verschwenden. So unbedeutend er für Rafik auch war, er war immer noch ein Culming. Und sein Fehlen würde auffallen.


Reichsbaronie Molay, ein paar Tage später zum Vollmond

In den Wäldern von Molay

Autor: kanzler

Dom Rafik war sich bewusst, dass er überzogen hatte, wie immer. Doch sollte der Culminger tatsächlich so schwerwiegende Informationen haben, so war dieser in Gefahr! Insbesondere dann, wenn die Korrespondenz zwischen beiden von fremden Mächten abgefangen werden sollte. Daher hatte er so verächtlich getan. So herablassend. Und auch, wenn seine Arroganz einmal mehr nur Tarnung war, so konnte er sich nicht verhehlen, dass sie ihm auch eine gewisse Freude bereitete. Wenn Rhetorik und Narzissmus sich paarten, ergab dies stets die schönsten Momente seiner professionellen Karriere. Wie dem auch sei. Er ließ die kleine Jagdhütte für das Treffen herrichten. Sie war vortrefflich geeignet, fern ab von Punin, fern ab vom Hof, ja selbst fern ab seiner eigenen Lakaien. Nur einige Elitewachen hatte er herbestellt - und natürlich einen Koch. Was wäre eine Jagd schließlich ohne den finalen Wildbret-Schmaus?

Nun denn. Rafik wartete. Er hoffte, er hatte den Culminger nicht zu sehr verärgert. Er wusste, wie aufbrausend dieser sein konnte. Wie sie alle, diese - "wir" - Almadaner. Er musste an das entzückende Mädchen aus Scheffelstein denken, diese aufbrausende Richeza . Nunja, eine stattliche Frau. Und wehrhaft. Das gefiel ihm. Aber er wartete auf keine Romanze, sondern auf handfeste Politik. Und diese konnte für den almadanischen Kanzler fast ebenso erotisch sein, wie die Verführungskunst.


Autor: alcorta

Der Wind ließ die Blätter des Molayer Waldes laut rauschen und umher wirbeln, hier und da waren die Rufe des Waldes zu vernehmen. Doch der fahle Schein der Mada ließ verraten, dass hier kaum ein Mensch zu sehen war und entsprechend die "private Jagd" Rafiks erwünscht klein ausgefallen war. Zwei Reiter hatten sich letztendlich an einer schweren, Jahrhunderte alten Eiche zusammen gefunden.

"Dom Savertin", sprach die eine Stimme knapp. "Wie ich sehe, konntet Ihr Euer Pferd erfolgreich an diese Stelle bemühen?"

"Natürlich. Ich bin Almadaner! Wie könnte ich das sein, wenn ich nicht reiten könnte? Mich hätte auch eine echte Jagd nicht aufgehalten, ich komme immerhin aus Schelak, wo die novadische Treibjagd schon von Kindsbeinen an begleitet wird. Doch wie sieht es mit Euch aus? Ihr scheint schlanker geworden zu sein. Ist es das viele Reiten bei Nacht?"

"Dies und anderes. Aber genug der Geplauderei. Wir sitzen hier auf zwei Pferden tief im Wald, weil ihr brisante Informationen aus den Nordmarken mitbringt. Ich hoffe, sie sind den Ausritt wert!"

Dom Savertin blickte sich noch einmal umher und lauschte. War da auch sicher kein verdächtiges Geräusch und kein verächtlicher Schatten? Alles sah sauber aus. Doch Savertin wollte auf Nummer sicher gehen. "Lasst uns ein wenig traben."

Nach einigen Schritt begann Dom Savertin mit seiner Geschichte.

„Wie Ihr sicherlich nicht wisst, werde ich auf Grund meiner guten Verbindungen in die Nordmarken dorthin des Öfteren für diplomatische Aufträge entsendet. Dies sogar schon zur Selindianszeit. Lasst mich am Rande erwähnen, dass seit dieser Zeit der Almadaner deutlich lieber gesehen und gefragt wird als damals. Wie auch immer, mein Auftrag war es nur, die Ehevertragsangebote Dom Brandils für seine Tochter Concabella und die Dom Gwains für seine Nichte Morena zu überbringen. Ich war etwas überrascht, dass Herzog Hartuwal bei dieser Sache nicht selbst anwesend war, doch seine Frau Grimberta übernahm das alles. Soweit so gut, dies verlief auch alles unspektakulär, es folgte das übliche nordmärkische Gedenk-Brimborium… und da fing der ganze Tumult an. Wir wurden alle zu einem Totengedenk ans Grab des Jast Gorsam vom großen Fluss gerufen, und da lag auf dem Sarkophag des Herzogs dessen Richtschwert Guldebrandt.“

„Sollte dies nicht an der Seite des lebenden Herzogs ruhen?“

„Exakt! Entsprechend groß war die Aufregung. Denn es lag offensichtlich in der Schatzkammer, zu der der alte Leibdiener Jasts, der treue „Zausel“ noch einen Schlüssel hatte und es zum Gedenktag auf das Grab legte. Da es dieses Schwert nur einmal geben durfte, musste das, was Hartuwal nutzte entsprechend eine Kopie sein. Also haben die Nordmärker irgendeiner Junkerin eine praiosheilige Feder in die Hand gedrückt, mit der man die Kopie enttarnen und vernichten könnte und wählten dann im „Ene-mene-Miste“-Verfahren drei herumstehende Leute aus, um diese Dame zu begleiten. Dabei hat es mich dann 'erwischt.'“

„Moment… denen geht Guldenbrand verlustig und sie beauftragen umher stehende Leute damit? Kein Fachpersonal?“

„Erschreckend, nicht wahr? Sie ließen mich mit einem 'von Berg' reisen, wohl ein darpatischer Berg, namens Wallbrod oder so ähnlich. Die vierte Person war offensichtlich ein Jäger oder Ähnliches. Unser Auftrag war es, den Herzog zu finden, Gulbrandt unbemerkt auszutauschen und die Kopie zu vernichten. Nun… es kam anders… und deswegen sind wir hier…“

Dom Rafik bemerkte mit Freude, dass diese Geschichte tatsächlich interessant werden konnte und lauschte aufmerksamer.

Nun, schon auf dem Weg ostwärts, wo der Herzog sich befand, wurden wir immer wieder Opfer namenloser Sybolik: hier ein toter Falke, da ein verdorbenes Essen, mal ein Blitzschlag, da ein toter Fisch… gipfelnd in einem ermordeten Tsageweihten. Jemand schien wahrlich alle Zwölfgötter mit uns durch gehen zu wollen. Wir ließen uns davon nicht aufhalten, auch wenn der Gedanke reifte, nach Elenvina zurück zu kehren. Stattdessen schärfte es eher unsere Sinne. Als wir auf der Burg des Herzogs angekommen waren, hieß es, dieser wäre mit einem Gast zur Jagd aufgebrochen, zu einem alten Firunheiligtum. Wir also dort hin. Als wir uns diesem Ort näherten, durch ein dichteres Waldstück, hörten wir auch schon Stimmen. Offensichtlich hatte dort jemand ein ähnlich konspiratives Treffen wie wir beide jetzt.“

„Deswegen also der Trab?“

„Vielleicht auch… es waren definitiv keine Gespräche für mehr als vier Ohren, soviel kann ich euch sagen. Die zwei Herren sprachen davon, einen Baron nach Brabak geschickt zu haben, andere etwas davon, den Sohn im Kerker zu haben, hier ein politischer Mord… aber es schien vor allem Nordmärker zu betreffen. Diesem Berg wurde es dann zu bunt und er ging einfach zu diesem Steinkreis, in dem diese Leute sich trafen. Und ich sage es euch, es waren der Herzog Hartuwal und der Reichsgeheimrat Rondrigan Paligan, die sich dort trafen. Als nächstes wollten wir dem Herzog sein Schwert überbringen, doch er nahm es nicht an. Tatsächlich hatte auch er Guldebrandt an seiner Seite, aber eben nur eine Kopie davon. Dom Wallbrod warf dem Herzog das Schwert letztendlich in die Hände, und als er es fing, verfärbte es sich schwarz, und Hartuwal ließ es wie ein heißes Stück Kohle zu Boden fallen.“

„Mit Verlaub… das klingt jetzt nach einem Ammenmärchen oder dem Genuss von zu viel nordmärkischem Wein…“ Rafik kannte seinen Studienfreund und langjährigen Lieblingsrivalen Hartuwal genau, und all das überraschte ihn nun sichtlich.

„Ich weiß, und dennoch habe ich für dies Zeugen. Mehr noch: Es gibt auch sichtbare Beweise dafür. Denn das Treffen war hier nicht zu Ende. Ich erwähnte ja diese namenlosen Umtriebe. Hier geschah es nun, dass wir von zwei Dämonen angegriffen wurden. Fünf Schritt große schwarze Löwen mit Flügeln. Ich habe später eine Magierin danach gefragt, man nennt diese Grakvalosh. Diese griffen uns an, verletzten Dom Hartuwal schwer und stahlen das Original Guldebrandts. Seitdem droht dem Herzog der Verlust des Armes. Auch ich habe eine Wunde am Bein davon getragen, aber kaum, dass die Dämonen das Schwert hatten, schienen sie ihren Dienst erfüllt und ließen sich scheinbar bereitwillig vertreiben. Glaubt mir, diese Biester hätten uns eigentlich alle töten müssen. Stark und schier unbesiegbar. Es war ein Wunder, dass wir lebend davon kamen. So aber standen wir da mit unserem Wissen, einem bewusstlosen Herzog und einem Reichsgeheimrat, welcher uns aufforderte, das hier gesehene niemandem zu erzählen.“

„Ihr widersetzt Euch einem Befehl des Reichsgeheimrates? Langsam verstehe ich Eure Vorsicht…“

„Ich habe eine Herzogin angelogen, glaubt also nicht, dass ich diesen Befehl leichtfertig ignoriere. Die ganze Truppe erzählte von einem Jagdunfall und musste das Verschwinden des Schwertes als persönliches Versagen darstellen. Wir alle wurden zu Befragungen mehrere Wochen festgehalten, und nur meine Anstellung als almadanischer Diplomat ermöglichte es mir, früher gehen gelassen zu werden; die anderen sind wahrscheinlich immer noch hinter Elenviner Gardienen. Doch glaubt mir, Dom Rafik, die Reichstreue all dieser Reisenden ist zum Zerreißen gespannt. Denn das, was wir erlebt haben, ist praiosverflucht, schändlich, ist ein Verrat. Wenn wir eines Tages vor Rethon treten, dann werden wir dafür gestraft, hier nicht im Sinne der Wahrheit, nicht im Sinne Praios gehandelt zu haben. Und dies, obwohl wir dank dieser Greifenfeder sogar in seinem Auftrage unterwegs waren. Mit dieser Lüge will niemand leben müssen. Und deswegen komme ich damit zu euch. Ich weiß zum einen, dass dieses Wissen in euch an der richtigen Stelle ist. Ihr könnt Geheimnisse wahren wie kein Wweiter auf dieser Welt. Und ihr wisst sie in Gutes umzusetzen. Zudem weiß ich ja von eurer Rivalität zu Hartuwal, daher denke ich habt ihr auch die Motivation, etwas mit dieser Information anzufangen. Keinem anderen habe ich davon erzählt und keinem anderen davon will ich erzählen. Und doch habe ich die Befürchtung, dass unser Wort dem Perricumer nicht genug sein könnte. Daher frage ich Euch, Dom Rafik: Was ist zu tun in solch einer Situation?“


Autor: kanzler

Nach dem Traben durch den Wald gelangte Dom Rafik mit seinem Gast zur Jagdstube, in der es bereits nach Braten roch. Das Reh hatte man vorsorglich zuvor schießen und zerlegen lassen. Der Duft frischen Methumians und Rosmarins erheiterte Dom Rafiks Sinne wieder, nach all dem Unglaublichen, was er soeben hatte hören müssen, hören dürfen.

"Ihr habt wohl getan, Culming, und nun setzt Euch. Wer so ein feiner Reiter ist, der soll auch speisen wie ein solcher." Sie lachten kurz, blieben aber dennoch ernst.

Beiden wurde reichlich aufgetragen, doch der Kanzler verschmähte die Butter-Preiselbeersoße sowie das in Speck-Sahne gereichte Wurzelgemüse. Das magere Seitenfleisch des Rehs sollte ihm heute reichen - und einige Blätter Fenchel-Salat. Wie er die Elfen beneidete, die hieran ihre wahre Freude gefunden hätten.

"Nun, was zu tun ist, fragtet Ihr. Das will ich Euch sagen: Zu niemandem ein Wort! Ihr spracht davon, dass mich eine umtriebige Rivalität mit Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss verbindet. Wie Recht Ihr doch habt. Doch der Herzog der Nordmarken ist zudem ein alter, guter, vielleicht bester Freund. Und wenn mich dessen Karriereknick, den die Ereignisse ja wohl bedeuten, weniger kümmert, so sorge ich mich durchaus um sein Seelenwohl. Man wird einige Briefe zu schreiben haben. Korrespondenz. Diplomatie. Informationen beschaffen, solche, die noch fehlen. Man wird euch aus all diesem heraushalten. Eure Rolle ist - bravourös möchte ich hinzufügen - gespielt. Man wird euch befördern, allerdings aus anderem Grunde und erst nachdem ihr das kommende Götterrund überlebt habt. Denn Ihr wisst schon, dass ihr in größter Gefahr bleiben werdet. Verlagert euer Schaffen zunächst in den inneren Dienst der Reichskanzlei zu Punin. Man wird Euch dort eine Stube einrichten. Dort seid ihr weitestgehend sicher. Alles andere lasset meine Sorge sein - je weniger ihr wisst, desto besser."

Dom Rafik hob den Pokal, heimlich gefüllt mit köstlichstem Rebensaft, und prostete Savertin von Culming zu. "Und jetzt kostet dieses köstliche Creme-Dessert mit Karamellflöckchen und Holundergelee... Jagdknecht, mir reiche Er die Obstschüssel."




Chronik:1037
Stelldichein unterm Silbermond
Teil 01