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So war es | So war es bereits lange dunkel, als er endlich die Straße nach Schrotenstein erreichte. Auf der Straße würde er auch im Dunkeln reiten können, so dass er im ersten Morgengrauen über die Yaquirbrücke reiten und durch das Tor schlüpfen konnte. Dann hätte er noch etwas zwei Stunden, um sich zu waschen und bessere Kleider für die Hochzeit des Kaisers anzulegen... | ||
Es war machbar, sagte er sich immer wieder, wenn alles nach Plan lief. Dann konnte er noch den größten Affront gegenüber seiner Kaiserlichen Majestät abwenden. | Es war machbar, sagte er sich immer wieder, wenn alles nach Plan lief. Dann konnte er noch den größten Affront gegenüber seiner Kaiserlichen Majestät abwenden. |
Version vom 3. Dezember 2012, 17:26 Uhr
Kurz vor Mitternacht, 5. Rondra an der Straße nach Schrotenstein
Autor: Ancuiras
Wenn er wie der Teufel ritt, würde er es noch schaffen, wenn Aves ihm hold war. Der Tag hatte allerdings nicht so verheißungsvoll begonnen. Gendahar hatte dem Wein viel mehr zugesprochen, als er beabsichtigt hatte. Es war der erste sinnenfrohe Abend nach wochenlangen Entbehrungen im Raschulswall gewesen, und er hatte über die Stränge geschöagen, wo er besser hätte Maß halten sollen. Die Tage - oder besser, die Nächte - die er hemmungslos durchfeiern konnte, ohne an morgen zu denken, waren unwiederbringlich vorbei. Doch die Gesellschaft Richezas und die Erleichterung über die weitgehend unblutige Eroberung des Castilo hatten ihn in eine Hochstimmung versetzt, für sich beim Aufstehen heute morgen in das reine Gegenteil verwandelt hatte. Von einem Kater zu sprechen, traf es nicht wirklich, es war eher ein ausgewachsener Zant, der da in seinem Kopf wütete!
Er hatte sich von Domna Richeza verabschiedet, die auf dem Castillo ausharren wollte, nachdem sich Moritatio ohne einen Abschiedsgruß in aller Frühe auf den Weg gemacht hatte. Dem würde er in Punin die Leviten lesen - einfach so seine Base mit dem Kommando über die Stammburg seines Hauses allein lassen. Richeza indes hatte Gendahars Angebot, bei ihr zu bleiben, nahezu brüsk abgelehnt. Sie werde schon damit fertig, eine so kleine Burgbesatzung zu befehligen. Ihm war nicht ganz wohl dabei gewesen, sie allein zu lassen, denn sie schien noch immer nicht ganz bei Kräften. Schließlich aber hatte er sich auf den Weg gemacht, nicht ohne versprechen, baldmöglichst mit Entsatz zurück zu kehren.
Er hatte sein Ross nach zwei Stunden der Suche auf einer nahegelegenen Weide gefunden und war losgeritten. Da war es schon später Vormittag gewesen, und der Ritt über die Elentinische Ebene hatte sich auch als schwierig heraus gestellt, da der Boden allerlei Fallstricke und Löcher für einen unbedachten Reiter bereit hielt.
So war es bereits lange dunkel, als er endlich die Straße nach Schrotenstein erreichte. Auf der Straße würde er auch im Dunkeln reiten können, so dass er im ersten Morgengrauen über die Yaquirbrücke reiten und durch das Tor schlüpfen konnte. Dann hätte er noch etwas zwei Stunden, um sich zu waschen und bessere Kleider für die Hochzeit des Kaisers anzulegen...
Es war machbar, sagte er sich immer wieder, wenn alles nach Plan lief. Dann konnte er noch den größten Affront gegenüber seiner Kaiserlichen Majestät abwenden.
Er ritt so zügig wie möglich zur Straße hinab und schaute kaum rechts und links. So hätte er beinahe den Menschen übersehen, der abseits des Wegesrands lag.
Er regte sich nicht. Ein Blick genügte Gendahar um festzustellen, dass er das auch nie wieder tun würde, wenn man unheilige Methoden, wie man sie in Schwarztobrien in der Wildermark kennen mochte, einmal außen vor ließ.
Sein Ross scheute, so dass er abstieg und langsam zu dem Toten hin ging. Er wirklich übel zugerichtet, geradezu massakriert worden. Der Boden um den Mann war von Blut durchtränkt, was angesichts der Vielzahl von Stich- und Hiebverletzungen aber auch kein Wunder war. Der Hinterkopf war eine einzige blutige Masse. Wer tat so etwas, Ferkinas? Die hätten den Leichnam vermutlich noch einige Meilen über den Boden geschleift. Außerdem sahen die Wunden eher so aus, als seien sie von Metallwaffen verursacht worden.
Jedenfalls war es erst vor wenigen Stunde geschehen, denn das Blut schien noch frisch. Vorsichtig fasste er an die Schulter der Leiche, drehte sie auf den Rücken - und stieß einen Schreckenslaut aus. Moritatio!
Sein Kopf wollte nicht glauben, was seine Augen sahen. Gestern Abend hatte der junge da Vanya doch noch neben ihnen gesessen und Richeza angehimmelt! Und jetzt sollte er tot sein? Ein verunstalteter Leichnam, regelrecht zerhackt und als Futter für die Krähen liegen gelassen? Bei Boron, Gendahar hatte schon viele Menschen sterben sehen, aber der Tod des jungen Gefährten der letzten Wochen ging ihm nahe. Jetzt hatte sie so viel gemeinsam überstanden und er wurde auf dem Heimweg von gemeinen Mordbuben hingemeuchelt! Ein sinnloser Tod, noch viel sinnloser als der Tod der Ordensritter. Sie waren immerhin auf einem heiligen Schwertzug gegen die Wilden gefallen...
Er würde dafür sorgen, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen wurden, so wahr im Praios helfe!
Gendahar überlegte. Es hatte keinen Sinn, zum Castillo zurück zu reiten, um Richeza die traurige Nachricht zu überbringen. Er würde es heute eh nicht mehr dorthin schaffen.
Müde stand er auf und ging zu seinem Ross. "Du wirst nun zwei Menschen tragen müsse, alter Junge, ob dir der Geruch des Blutes nun passt oder nicht. Aber nur bis zur Burg Schrotenstein, wo Dom Moritatio seine letzte Ruhestatt finden wird."
Er hob den toten Junkersohn vor sich auf sein Pferd und saß auf. Ihm war es egal, dass er nur blutverschmiert in Schrotenstein einreiten würde.
Und es war ihm egal, dass er nun die Hochzeit des Kaisers verpassen würde.