Chronik.Ereignis1033 Feldzug Falado 03: Unterschied zwischen den Versionen
(Steves Beitrag) |
(Vargas' Beitrag) |
||
Zeile 75: | Zeile 75: | ||
"Gut gemacht, Junge! Wieder ein paar weniger von diesen stinkenden Bestien! Die plündern und brandschatzen nirgendwo mehr! Unter anderen Umständen würde ich dich belobigen - aber jetzt brauche ich dein Pferd! Sag deiner verfluchten Herrin, eine Rifada da Vanya gibt niemals auf! Ich hole mir nicht nur alles zurück, was sie mir gestohlen hat - ich nehme ihr auch noch alles fort, von dem sie glaubt, dass es ihr gehört, denn Selaque folgt nicht mehr länger einen lehnseidbrecherischen Dämonenbuhle! Sag' ihr, wir haben nun hieb- und stichfeste Beweise für ihre Unzucht mit dem schwarzen [[Rakolus von Schrotenstein|Rakolus]], dem sie gar einen Bastard geboren hat - und genau diesen werde ich der [[Suprema]] als finalen Beweis ihrer Schuld überbringen! Kannst du dir das behalten? Wahrscheinlich nicht - aber egal, jetzt mach keinen Ärger und gib mir die Zügel des Pferdes, bevor ich dich auch noch umbringen muss. Spätestens in ein paar Wochen wirst du ohnehin voller Scham einsehen, dass du der falschen Herrin gedient hast - dann lohnt es sich jetzt auch nicht mehr, den Helden zu spielen und für eine wie sie so jung zu sterben!" | "Gut gemacht, Junge! Wieder ein paar weniger von diesen stinkenden Bestien! Die plündern und brandschatzen nirgendwo mehr! Unter anderen Umständen würde ich dich belobigen - aber jetzt brauche ich dein Pferd! Sag deiner verfluchten Herrin, eine Rifada da Vanya gibt niemals auf! Ich hole mir nicht nur alles zurück, was sie mir gestohlen hat - ich nehme ihr auch noch alles fort, von dem sie glaubt, dass es ihr gehört, denn Selaque folgt nicht mehr länger einen lehnseidbrecherischen Dämonenbuhle! Sag' ihr, wir haben nun hieb- und stichfeste Beweise für ihre Unzucht mit dem schwarzen [[Rakolus von Schrotenstein|Rakolus]], dem sie gar einen Bastard geboren hat - und genau diesen werde ich der [[Suprema]] als finalen Beweis ihrer Schuld überbringen! Kannst du dir das behalten? Wahrscheinlich nicht - aber egal, jetzt mach keinen Ärger und gib mir die Zügel des Pferdes, bevor ich dich auch noch umbringen muss. Spätestens in ein paar Wochen wirst du ohnehin voller Scham einsehen, dass du der falschen Herrin gedient hast - dann lohnt es sich jetzt auch nicht mehr, den Helden zu spielen und für eine wie sie so jung zu sterben!" | ||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Vargas|Vargas]] | |||
„Da Vanya? Rifada da Vanya?“ Raúl keuchte und musterte die Frau vor sich. Ogerweib, waren das nicht die Worte von Dom Ordonyo gewesen? Er lachte tonlos und griff nach den Zügeln seines Pferdes, um sich daran hochzuziehen. „Was für ein Zufall. Wenn Ihr Rifada da Vanya seid, dann suche ich genau Euch. Ich bin Raúl de Vargas. Freut mich.“ | |||
Es dauerte einige Augenblicke, bis er wieder festen Stand gefunden hatte. Sein Arm schmerzte noch immer wie Höllenglut, doch er biss sich auf die Lippen. Vor einem Ogerweib durfte man keine Schwäche zeigen. | |||
„Ich weiß nicht, welche Dämonenbuhle Ihr meint - meine Herrin ist [[Aldea de Vargas]], die alte und neue Junkerin von [[Valenca]]. In deren Haus sitzt nämlich gerade die Tochter von Dom [[Ordonyo di Alina|Ordonyo]] und bezichtigt Euch, ihr Heimatgut niedergebrannt zu haben. Ich persönlich …“ – er kniff kurz die Augen zusammen, als ihn ein brennender Schmerz durchzuckte – „… traue diesem Aliner nur soweit, wie ich ihn werfen kann. Ich will hören, was die da Vanyas dazu zu sagen haben, bevor meine Mutter sich in einen Krieg verwickeln lässt. Ich habe viele Fragen.“ | |||
Ein leises Röcheln brachte ihn aus dem Konzept. Aslam! Erschrocken suchte sein Blick die Gegend nach dem schwer verwundeten Gefährten ab. Er fand ihn auf einem kleinen Vorsprung liegend, die Hand noch immer auf seine Wunde gepresst. Er lebte noch! Raúl sah zurück zu der Frau, die nach wie vor ihre Waffe fest umschlossen hielt. Mitleid war von ihr wohl nicht zu erwarten. | |||
„Das Gespräch kann warten. Ihr könnt mein Pferd haben, wenn Ihr dafür Aslam in Sicherheit bringt“, schlug er vor und deutete auf den blutenden Mann am Boden. „Es ist noch nicht zu spät, ihn zu retten. Ich werde Euch folgen, wenn ich die beiden anderen Pferde gefunden habe – sie können nicht weit gekommen sein. Das heißt, wenn Ihr mir sagt, wohin Ihr geht. Ich bin schließlich kein Hellseher.“ Er lachte leise. Einen Augenblick lang schienen die Schmerzen vergessen. „Aber eines wüsste ich vorher schon gerne – wenn Ihr vor zwei Tagen erst ein Gut in Alina niedergebrannt habt, was zum Geier treibt Ihr dann hier in den Bergen?“ | |||
Version vom 21. Januar 2012, 12:32 Uhr
Baronie Falado, 27. Praios bis 30. Praios 1033 BF
Im östlichen Valencagrund und in Kaiserlich Selaque
27. Praios, Nachmittag
Autor: Vargas
Raúl de Vargas ritt vorneweg, den Kopf stur geradeaus haltend. Die glühende Luft dieses Sommertages biss ihn in die Nase, aber er unterdrückte jeden Gedanken daran. Eigentlich fühlte er sich nirgends wohler als auf dem Rücken eines Pferdes, ganz gleich bei welcher Witterung, doch jetzt war es anders. Valenca hinter sich zu lassen, wenn Gefahr drohte, das gefiel Raúl ganz und gar nicht. Trotzdem erfüllte er den Wunsch seiner Mutter.
„Wenn die da Vanyas so skrupellos sind, ein ganzes Junkergut ohne Vorwarnung niederzubrennen, dann müssen wir wissen, was sie vorhaben. Wir werden nicht hier sitzen und die Hände in den Schoß legen! Nimm dir ein paar Männer und reite nach Osten. Finde heraus, was in Selaque vor sich geht. Vielleicht lässt sich dieser Konflikt auch ohne Blutvergießen lösen, doch falls nicht, wüsste ich gerne, woran ich bin. Aber pass auf die Barbaren im Raschtullswall auf!“
Das waren die Worte seiner Mutter gewesen. Unter anderen Umständen hätte er womöglich abgelehnt, für sie den Schnüffler zu spielen und dafür Valenca im Stich zu lassen. Nur ein einziger Gedanke hatte ihn zustimmen lassen. Und jetzt ritt er mit einer Handvoll Begleiter auf der Straße Richtung Kornhammer in ein unbestimmtes Schicksal. Nur eins war gewiss: Er würde sich keine Chance entgehen lassen, Ferkinablut auf seine Waffe zu kriegen.
Autor: Vargas
30. Praios
In Kaiserlich Selaque
Die Sonne brannte auf Raúls Stirn wie Feuer, warme Tropfen liefen ihm die Schläfe hinab. Er wischte sie achtlos weg. Dann aber bemerkte er die dunklen Flecken auf seiner Hand, und schnell spürte seine Zunge den metallischen Geschmack. Blut! Blut an seiner Stirn, Blut in seiner Hand, Blut an seiner Klinge. Ferkinablut!
Er wusste nicht mehr, wo er sich befand oder welcher Tag heute war- das alles hatte in dem Moment an Bedeutung verloren, als er und sein Gefolge auf die Barbaren gestoßen waren. Nur eine Handvoll dieser dreckigen Bastarde, ein Spähtrupp vermutlich, die in der Ruine eines verlassenen Häuschens rasteten. Er hatte sie für gewöhnliche Reisende gehalten und nach dem Weg fragen wollen. Dann, als er nur noch 30 Schritt von ihnen entfernt gewesen war, hatte er seinen Irrtum bemerkt. Ein großer Ferkina mit einer tiefroten Narbe auf dem Arm war aufgestanden und hatte in angesehen. Eine kleine Ewigkeit lang hatten sie beide so dagestanden, beide überrascht, beide ratlos. Dann hatte es für Raúl kein Halten mehr gegeben.
"Für Rondra! Für Almada!" Mit diesen Worten hatte er sich auf ihn gestürzt, und seine Leute waren im tapfer gefolgt. Jetzt standen sie sich in einem tödlichen Scharmützel gegenüber, und er hatte gerade getroffen. Der Ferkina sah ihn grimmig an. Die blutende Wunde an seinem Arm interessierte ihn anscheinend gar nicht, mehr noch, er holte unbeeindruckt zum Schlag aus. Warum der Mann hier war, was er vorhatte, wer er überhaupt war- für solche Fragen blieb Raúl keine Zeit. Und er hätte sie sich wohl auch nicht gestellt, wäre ihm diese Zeit gegeben worden. Es war kein Mensch, mit dem er kämpfte, es war Dreck. Er würde der Welt einen Gefallen tun und diesen Kerl unter Rondras Augen zur Strecke bringen.
Neben ihm strauchelte einer seiner Gefährten. Er hatte nicht einen Augenblick Zeit, um an Hilfe zu denken, denn die Klinge des Barbaren verfehlte seine Schulter nur um wenige Finger Breite. Hastig fuhr er herum, doch sein Schwert lief mitten in die Parade des Ferkinas. "Er ist kein schlechter Kämpfer", dachte Raúl bei sich. Umso besser, schließlich lag keine Ehre darin, einen Wehrlosen zu besiegen! Er lachte, während seine Klinge immer wieder hart auf die seines Gegners traf. Er lachte, als der Schweiß ihm brennend in die Augen lief. Er lachte, obwohl er wusste, dass es hier um sein Leben ging. Denn dieser Moment hier war genau das, worauf er so lange gehofft hatte, dies war seine Chance. Er wusste schließlich, dass die Barbaren nichtsdestotrotz gute Kämpfer waren.
Was er nicht wusste, war, dass hinter der halb verfallenen Mauer der des Häuschens zwei weitere Ferkinas lauerten, die soeben von einer Erkundung zurückgekehrt waren und gerade überlegten, wie sie den feigen Flachländern am schnellsten den Garaus machen könnten.
Autor: SteveT
In der Tat hatte Rifada den steilen Serpentinenpfad nach Grezzano bereits nach einigen Meilen verlassen und war stattdessen querfeldein einen steilen Abhang eines der Vorberge des Raschtulswalls hinuntergeschlittert, da sie wusste, dass sie so am schnellsten geradewegs auf Udinias Hütte zusteuerte. Wie sie ihren Gemahl kannte, hatte sich Berengar in der Zwischenzeit kein einziges Mal vom Fleck bewegt und wartete mit dem Burggesinde haargenau dort, wo sie sie zurückgelassen hatte.
Rifada grübelte während des Marsches, was nun am besten zu tun war: Der verfluchte Heiler, dieser Krähenfreund, war wohl die Hoffnung nicht wert gewesen, den Richeza wegen des Jungen in ihn gesetzt hatte. Er war ein Tsaist und Sprücheklopfer, mehr nicht, der dem totgeweihten Kleinen vielleicht am Ende sogar mehr schadete wie nutzte - ihnen allen jedenfalls hatte die Suche nach ihm nur geschadet. Sie hätte stattdessen hierbleiben, ihre Burg befreien und ihr Hab und Gut zurückholen sollen – das wäre ehrenhaft und vernünftig gewesen. Aber Richeza war nun einmal das einzige - neben dem gemeinsamen Ölbild, das nun auch in den Händen Praiosmins war - was ihr von Madalena geblieben war, und sie wollte ihre kleine Schwester nicht enttäuschen, denn Rifada hatte schon seit deren frühen Tod den abergläubischen Gedanken, dass sie Madalena auf all ihren Wegen begleitete - so auch ganz sicher in den Bergen, wo auch ihre Tochter zugegen war.
Rifada hatte schon fast die im Talgrund entlang des Gebirgssockels verlaufende Landstraße gen Selaque und Burg Albacim erreicht, als sie mit einem Male Kampfgeschrei und das Klirren von Waffen vernahm. Sie ging hinter einem Oleander-Busch in Deckung und spähte durch dessen Blätter hindurch: Nahe der halb niedergebrannten Ruine einer ehemaligen Eigenhörigen-Hütte kämpften drei Männer verbissen und schweißüberströmt, vier weitere Tote oder Verwundete lagen um sie herum im Gras verstreut.
Einer der Kämpfer war Mittelländer, ein junger Mann von Anfang Zwanzig, die anderen beiden waren Ferkinakrieger - ein junger und ein älterer.
Rifada ging davon aus, dass der ihr unbekannte junge Mann ein Scherge Praiosmins war - wer sonst würde sich in einer Zeit wie dieser hier herumtreiben? Aber das war ihr im Augenblick egal, denn sie hatte es in erster Linie auf sein Pferd abgesehen - einen kraftstrotzenden Hengst, der unruhig hinter seinem Besitzer tänzelte. Mit seinem Ross wäre sie in Windeseile bei der Hütte der Hexe und dann auch schnell in Grezzano. Aber dazu mussten diese drei erst einmal von hier vertrieben werden.
Sie zog das Falcata und rannte mit lautem "Sancta Praiana!"-Gebrüll, der Schutzpatronin des Bosquirtales und ihrer eigenen 'gleißenden' Ahnfrau gewidmet- aus ihrer Deckung auf die drei überraschten Combattanten zu.
Autor: Vargas
Aus dem Augenwinkel sah Raúl, wie dunkelrotes Blut aus der Kleidung seines Gefährten rann. Noch zuckte und röchelte er leise, gequält von der tiefen Wunde, die der alte Ferkina in seine Seite gerissen hatte. Bei einer schnellen Wundversorgung bestand vielleicht noch Hoffnung, doch mehr als einen kurzen Gedanken konnte Raúl daran gerade nicht verschwenden.
Mit verbissener Miene hielt er seine Klinge zwischen sich und die beiden Ferkinas, die wie aus dem Nichts aufgetaucht waren. Elende Hunde, einem Kämpfenden in den Rücken zu fallen, gerade als dieser den Kampf schon beendet geglaubt hatte. Jetzt stand er einer Überzahl gegenüber, allein, mitten im Nirgendwo. Die Wunde an seinem Arm und die immer übermächtiger werdende Erschöpfung forderten bereits ihren Tribut. Seit geraumer Zeit hatte er keinen eigenen Ausfall gegen die beiden Ferkinas gewagt, sondern riss nur seine Waffe zwischen ihre Angriffe, um seine eigene Haut zu schützen. Bei Rondra, was gäbe ich für eine Chance, einen unachtsamen Moment dieser gottlosen Bastarde, dachte er verbissen.
Ein lauter Schrei ließ ihn reflexartig zurückweichen - ein Segen, denn der Hieb des jungen Ferkinas glitt nur wenige Finger an seinem Gesicht vorbei. Alle drei Kämpfer wandten ihre Gesichter um, völlig verdutzt darüber, dass ihr so verbissener Kampf abrupt unterbrochen wurde. Als Raúl erkannte, dass es keine Wilde war, die sich gerade mit gezückter Waffe in seinen Kampf zu werfen drohte, stieg sein Kampfesmut schlagartig an. Das war Rondras Gunst! Er nahm seine Kraft zusammen und warf sich mit aller Wucht auf den noch immer verwirrten jungen Ferkina. Der Gedanke an seinen schwer verwundeten Freund erfüllte ihn mit gerechtem Zorn, als seine Waffe die viel zu spät eingeleitete Parade des Gegners durchbrach. Von der Wucht seines Anlaufs mitgerissen fielen beide zu Boden und rollten einige Schritt den Abhang hinab.
Raúl keuchte und versuchte sich zu orientieren. Das unruhige, verängstigte Schnaufen seines Pferdes hinter ihm gab ihm einen Anhaltspunkt. Mit letzter Kraft richtet er sich auf und wankte auf den Ferkina zu, dessen Fall von den Beinen seines Rosses aufgehalten worden war. Seine Hand umschloss die Waffe fester, als er sich nach vorne beugte, um diesen Kampf endgültig zu beenden. Blut besudelte die noch sauberen Teile seiner Kleidung. Dann ließ er sich erschöpft gegen sein Pferd sinken. Erst einige Augenblicke später dämmerte ihm, dass nicht alles vorbei war - er musste seinem Gefährten helfen, und wer bei allen Zwölfen war eigentlich diese Frau?
Autor: SteveT
Die beiden Ferkinas hatten sie als erste bemerkte - der jüngere von ihnen kämpfte weiter gegen den ihr unbekannten Jüngling, der ältere kam ihr säbelschwenkend entgegen und brüllte "Suzrachah!" - ein Ausdruck mit dem die Wilden in der Regel (zukünftige) Sklaven bedachten. Seine wellenförmigen Schmucknarben quer über die blanke Brust verrieten Rifada schon auf den ersten Blick, dass es sich bei ihnen um Krieger der Bân Gassarah handeln musste - die Bâni Khadr verwendeten gezacketere Körperzeichen.
Rifada holte noch im Anrennen weit aus und schlug schon aus zwei Schritt Entfernung nach dem Hals des erfahrenen Wildenkriegers, der brüllend seinen schartigen Säbel hochriss. Klirrend trafen die beiden Waffen aufeinander. Aus dem Hintergrund kam laut kläffend der Hund des verrückten Alten angerannt, der ihr schon seit ihrem Aufbruch aus den Bergen nachlief und sich auch mit allem Anschreien nicht zum Umkehren hatte überzeugen lassen. Aber was wollte man von einem Wildhund erwarten, der nie Erziehung und Maßregelung genossen hatte und dem Aussehen nach ohnehin mehr Schakal oder Khoramsbestie als Hund war?
"Los, hol dir dein Fressen! Zerreiß ihn!", stachelte Rifada sein Kläffen noch zusätzlich an und hoffte auf eine ähnliche Ablenkung durch den Köter, wie vor ein paar Tagen bei ihrem Kampf gegen den Shayad Zhul. Zu ihrer Überraschung griff der Hund den Wilden tatsächlich an, der die Zähne bleckte und nach ihm trat - dabei gehetzt immer wieder zwischen Rifada und dem Rüden hin und her schauend.
"Ja, ja, jetzt machst du dir fast in die Felle, was Großmaul?", begann die Junkerin zu grinsen und schlug wiederum nach seinem Kopf. Als der Ferkina aber ihre Waffe knapp vor seinem Gesicht parierte, riss sie gleichzeitig das Bein hoch und trat ihm wuchtig in den Magen, sodass er zwei Schritte rückwärts stolperte und über einen der Toten oder Verwundeten fiel. Sofort fiel ihn Raffzahn an und biss ihm in den Arm. Der Wilde schrie auf und versuchte mit dem Schwertarm nach dem Tier zu schlagen, aber ehe er mit der Waffe bei ihm war, stand Rifada über ihm und rammte ihm das Falcata so tief in den ungeschützten Leib, dass er am Boden festgenagelt wurde. Rifada empfand nicht das geringste Mitleid mit dem röchelnden Todgeweihten und setzte ihm den Fuß auf den Brustkorb, um ihre Waffe mit Gewalt wieder aus ihm herausziehen zu können. Dabei blickte sie nach den anderen beiden verbliebenen Kämpfern, die zu Füssen des von ihr begehrten Streitrosses des jungen Mannes miteinander rangen. Auch hier obsiegte der Mittelländer, auch wenn er selbst reichlich ramponiert aussah und aus einigen Wunden blutete.
Rifada ging schwertatmend zu ihm hinüber, das Schwert nach wie vor in der Hand, während Raffzahn noch den Arm des Ferkinas zwischen den Zähnen hatte, den er nun aber fallenließ, um ihr auf dem Fuß zu folgen.
"Gut gemacht, Junge! Wieder ein paar weniger von diesen stinkenden Bestien! Die plündern und brandschatzen nirgendwo mehr! Unter anderen Umständen würde ich dich belobigen - aber jetzt brauche ich dein Pferd! Sag deiner verfluchten Herrin, eine Rifada da Vanya gibt niemals auf! Ich hole mir nicht nur alles zurück, was sie mir gestohlen hat - ich nehme ihr auch noch alles fort, von dem sie glaubt, dass es ihr gehört, denn Selaque folgt nicht mehr länger einen lehnseidbrecherischen Dämonenbuhle! Sag' ihr, wir haben nun hieb- und stichfeste Beweise für ihre Unzucht mit dem schwarzen Rakolus, dem sie gar einen Bastard geboren hat - und genau diesen werde ich der Suprema als finalen Beweis ihrer Schuld überbringen! Kannst du dir das behalten? Wahrscheinlich nicht - aber egal, jetzt mach keinen Ärger und gib mir die Zügel des Pferdes, bevor ich dich auch noch umbringen muss. Spätestens in ein paar Wochen wirst du ohnehin voller Scham einsehen, dass du der falschen Herrin gedient hast - dann lohnt es sich jetzt auch nicht mehr, den Helden zu spielen und für eine wie sie so jung zu sterben!"
Autor: Vargas
„Da Vanya? Rifada da Vanya?“ Raúl keuchte und musterte die Frau vor sich. Ogerweib, waren das nicht die Worte von Dom Ordonyo gewesen? Er lachte tonlos und griff nach den Zügeln seines Pferdes, um sich daran hochzuziehen. „Was für ein Zufall. Wenn Ihr Rifada da Vanya seid, dann suche ich genau Euch. Ich bin Raúl de Vargas. Freut mich.“
Es dauerte einige Augenblicke, bis er wieder festen Stand gefunden hatte. Sein Arm schmerzte noch immer wie Höllenglut, doch er biss sich auf die Lippen. Vor einem Ogerweib durfte man keine Schwäche zeigen.
„Ich weiß nicht, welche Dämonenbuhle Ihr meint - meine Herrin ist Aldea de Vargas, die alte und neue Junkerin von Valenca. In deren Haus sitzt nämlich gerade die Tochter von Dom Ordonyo und bezichtigt Euch, ihr Heimatgut niedergebrannt zu haben. Ich persönlich …“ – er kniff kurz die Augen zusammen, als ihn ein brennender Schmerz durchzuckte – „… traue diesem Aliner nur soweit, wie ich ihn werfen kann. Ich will hören, was die da Vanyas dazu zu sagen haben, bevor meine Mutter sich in einen Krieg verwickeln lässt. Ich habe viele Fragen.“
Ein leises Röcheln brachte ihn aus dem Konzept. Aslam! Erschrocken suchte sein Blick die Gegend nach dem schwer verwundeten Gefährten ab. Er fand ihn auf einem kleinen Vorsprung liegend, die Hand noch immer auf seine Wunde gepresst. Er lebte noch! Raúl sah zurück zu der Frau, die nach wie vor ihre Waffe fest umschlossen hielt. Mitleid war von ihr wohl nicht zu erwarten.
„Das Gespräch kann warten. Ihr könnt mein Pferd haben, wenn Ihr dafür Aslam in Sicherheit bringt“, schlug er vor und deutete auf den blutenden Mann am Boden. „Es ist noch nicht zu spät, ihn zu retten. Ich werde Euch folgen, wenn ich die beiden anderen Pferde gefunden habe – sie können nicht weit gekommen sein. Das heißt, wenn Ihr mir sagt, wohin Ihr geht. Ich bin schließlich kein Hellseher.“ Er lachte leise. Einen Augenblick lang schienen die Schmerzen vergessen. „Aber eines wüsste ich vorher schon gerne – wenn Ihr vor zwei Tagen erst ein Gut in Alina niedergebrannt habt, was zum Geier treibt Ihr dann hier in den Bergen?“
|