Chronik.Ereignis1046 In die Wüste 04: Unterschied zwischen den Versionen
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Nun wandte sie sich dem Umschlag zu. Ja, dies war das Siegel der [[Familia de Verlez|de Verlez]]. Sie öffnete ihn, nahm das Schreiben heraus und überflog es beiläufig. Danach hielt [[Demeya Lacara von Dubios]] beides in die Flammen der Kerze und wartete, bis diese knisternd und züngelnd auf das Papier übergriffen. | Nun wandte sie sich dem Umschlag zu. Ja, dies war das Siegel der [[Familia de Verlez|de Verlez]]. Sie öffnete ihn, nahm das Schreiben heraus und überflog es beiläufig. Danach hielt [[Demeya Lacara von Dubios]] beides in die Flammen der Kerze und wartete, bis diese knisternd und züngelnd auf das Papier übergriffen. | ||
===[[Junkergut Mandana]], Baronie Dubios im Boron 1046 BF=== | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:De Verlez|de Verlez]] | |||
Es herrschte gedrückte Stimmung, als [[Luciana de Verlez|Luciana]] und [[Yanis de Verlez]] das Zimmer ihres Bruders [[Alonso de Verlez|Alonso]] in der Hacienda betraten. Dieser saß an seinem Schreibtisch, nickte seinen Geschwistern zu. <br> | |||
“Immer noch keine Antwort vom [[Hernan von Aranjuez|Baron]]?”, sprach Yanis seinen Bruder an. Dieser schüttelte den Kopf. “Nein. Kein Bote, kein Schreiben, nichts.” | |||
Yanis’ Miene verfinsterte sich. “Er hat wohl Wichtigeres zu tun, als sich um unser Anliegen zu kümmern. Das blinkende Silber der Aramyas zählen, die sich freigekauft haben. Hauptsache unsere Steuern kommen pünktlich.” Er schlug mit der Faust auf den Tisch. “Das unser Schmied in die Khom gezogen ist, war für uns ein herber Verlust. Nicht nur menschlich. So lange wir keinen neuen Schmied gefunden haben, müssen wir jetzt für solche Arbeiten nach [[Heldor]]. Dies kostet Zeit und Geld. Und es werden in Zukunft Arbeiter auf den Feldern fehlen. Das kann ihm doch nicht egal sein.” Luciana ergriff aeine Faust. “Wir sollten nichts überstürzen. "Er zürnt uns bestimmt noch, wegen den Vorkommnissen auf der Hochzeit.”, sprach sie sanft. “Vielleicht sollten wir ihn persönlich aufsuchen, um…." | |||
Alonso unterbrach sie. “Wer soll denn gehen? Ich kann hier nicht weg. [[Rashida di Vascara|Rashida]] steht kurz vor der Niederkunft. Und deshalb wirst auch du hier gebraucht. Yanis muss sich währenddessen um das Gut kümmern.” <br> | |||
Langsam ging die Tür auf und schlurfende Schritte waren zu vernehmen. [[Marquesa de Verlez]], geführt von [[Isabell Alcorta]], betrat das Zimmer. Sofort stand Alonso auf und rückte der alten Frau einen Sessel zurecht auf dem sie auch Platz nahm. “Ich werde den Baron aufsuchen und ihm unsere Lage schildern.”, sprach sie kaum hörbar. Erst herrschte überraschte Stille und dann prasselten die Einwände auf sie herab, die sie allesant mit einem Handstreich zum Verstummen brachte. “Noch bin ich Soberana dieser Familia und daher werde ich sie offiziell repräsentieren. Vor allen Dingen vor dem Baron.” | |||
“Natürlich Soberana. “, ertönte es aus mehreren Kehlen. Zufrieden lächelte Marquesa. “Wir werden erst die Niederkunft von Rashida abwarten und wenn diese gut verläuft, werden Isabell und Luciana mich begleiten.” Damit war für Marquesa das Gespräch beendet und sie stand auf. “Und nun führe mich auf die Veranda mein Kind.”, sprach sie an Isabell gewandt. “Der Worte sind genug gewechselt.” | |||
===Auf dem Weg vom [[Alcazar de Heldor|Alcazar]] zur Herberge Vallecas, [[Heldor]], Anfang Hesinde 1046 BF=== | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:De Verlez|de Verlez]] | |||
Mismutig trat [[Luciana de Verlez]] durch das Haupttor des Alcazar. War die Reise nach Heldor schon von schlechten Witterungsverhältnissen begleitet, schenkte der Herr Efferd heute schon den ganzen Tag über viel Regen und eine Besserung war nicht in Sicht. Sie zog die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht. | |||
Wenigstens würde sie gute Nachrichten zur Herberge bringen. Der [[ Hernan von Aranjuez|Baron]] war bereit, sie morgen zu empfangen. Das offizielle Schreiben dazu trug sie bei sich. In Gedanken versunken, stapfte sie von Pfütze zu Pfütze durch die Gassen. Kurz schaute sie auf und sah das Schild einer Bodega. | |||
Mit der Vorfreude auf ein warmes Getränk öffnete sie die Eingangstüre und betrat den Gastraum. Wohlige Wärme schlug ihr entgegen. Die Bodega war klein, aber gemütlich. Sie schien der einzige Gast zu sein. Luciana entschied sich für einen Platz nahe des Kamins und bestellte beim Wirt einen Becher Kräutertee. Dieser sah sie erst etwas verwundert an, nachdem sie ihren Kapuzenumhang ausgezogen und zum Trocknen aufgehängt hatte, nickte dann aber und brachte ihr das Bestellte. | |||
Tief atmete sie den Geruch der Kräuter ein und nippte vorsichtig an dem Getränk. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und lauschte dem Prasseln im Kamin. Dann störte das leise Schleifen einer Tür die entspannte Stimmung. Schritte waren zu hören, die sich ihr näherten und es war nicht der Wirt. Sie öffnete die Augen, kurz bevor die Schritte ihren Tisch erreichten. | |||
“Ich freue mich Euch nach so langer Zeit wiederzusehen, Domna Luciana.”,sprach eine in tulamidische Gewandung gekleidete junge Dame. “Domna [[Demeya Lacara von Dubios|Demeya]].” Luciana stand auf und begrüßte Demeya mit einer Umarmung. “Ihr habt Recht. Es ist lange her. Aber woher wusstet ihr, dass… “ Demeya winkte ab. “In Dubiabad bleibt ein fremdes Gesicht nicht lange verborgen und ich habe gestern schon von Eurer Ankunft erfahren, wollte aber nicht aufdringlich sein.” Man tauschte einige Höflichkeiten aus. Luciana erkundigte sich nach dem Wohlbefinden von Demeyas Mutter und diese fragte nach dem Grund von Lucianas Aufenthalt in Heldor. | |||
Dies war Demeya Lacara von Dubios natürlich längst bekannt, aber sie zeigte Interesse an den Ausführungen von Luciana und warf hier und dort eine kurze Frage oder eine Erwiderung ein. | |||
Mit den Worten “Und nun haben wir morgen eine Audienz beim Herrn Baron, um die Vorgänge persönlich zu schildern.” schloss Luciana ihre Erklärung. “Nun, der Herr Baron ist momentan wegen der Geschehnisse mit den Auszügen meiner Glaubensbrüder in die Khom sehr angespannt und gereizt. Es scheint doch nicht so einfach zu sein, wie er sich das mit dem Freikaufen gedacht hat. Aber nun gut, vielleicht könnte ich Euch wegen einem Schmied behilflich sein, sollte der Herr Baron keine Lösung haben. Ich kenne einen jungen Mann, der gerade die Lehre bei einem gestandenen Meister in Heldor La Vieja abgeschlossen hat. Eigentlich sollte er sich bald auf Reisen begeben, aber eine eigene Schmiede würde für ihn bestimmt sehr verlockend klingen. Und auch für Sache mit den Arbeitern auf Euren Feldern sollte es eine Lösung geben. Also scheut Euch nicht, mich aufzusuchen, wenn es notwendig werden sollte. Ihr findet mich im Hause der Al'Feyhac. Leider muss ich Euch schon verlassen, werte Luciana. Ein weiteres Treffen steht für mich an.” Demeya stand auf und verbeugte sich zum Abschied. Dann verließ sie die Bodega. | |||
===Im Palastgarten des Alcazar, am nächsten Tag=== | |||
‘’'Autoren:’’’ [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez]], [[Benutzer:De Verlez|de Verlez]] | |||
Der Gebieter der Wasser meinte es heute etwas besser, sodass [[Luciana de Verlez]] selbst jetzt, wo die Tristeza nicht mehr fern war, die Pracht der Palastgärten des [[Alcazar de Heldor]] bewundern konnte. Vielleicht mochte es sie überrascht haben, dass der Majordomus sie nicht etwa in einen der Säle geleitet hatte, sondern zu jener atemberaubenden Gartenlandschaft der von [[Siam Lacara von Dubios]] errichteten Anlage. Der Hausherr erwartete sie am al-Bartal, dem großen Portikus, vor dem sich ein langgezogener Innenhof erstreckte, welcher schließlich in die großzügigen Gärten überging. Herzstück des Innenhofes war ein malerischer, langer Teich, in dessen klarer Wasserfläche sich gleichermaßen die beeindruckenden Fassaden, wie auch das in perfekten Symmetrien angeordnete, üppige Grün spiegelte. Die Wände und Bögen des al-Bartal waren mit feinen Stuckarbeiten, Kachelmosaiken und tulamidischen Kalligraphien verziert, die Böden in komplizierten geometrischen Mustern gehalten, während Brunnen und die kleinen Kanäle und Teiche in den sorgfältig gestalteten Gärten auch im Sommer für eine angenehm kühlende und frische Atmosphäre sorgen mussten. Welchen Eindruck musste die Anlage erst im Frühjahr und Sommer machen, wenn alles blühte und duftete. Welche Unsummen musste der Unterhalt der Anlage verschlingen. Kein Wunder, dass Domna Siams Nachfolger daran bankrottgegangen war. <br> | |||
[[Hernán von Aranjuez]] schien ein solches Schicksal einstweilen noch verschont zu bleiben. Er neigte leicht das Haupt, als die Verlez ihn erreicht hatte: „Die Zwölfe mit Euch und willkommen, Domna Luciana.“ Mit der Rechten wies er in Richtung des Innenhofes und der Gärten, derweil sich der Majordomus diskret zurück zog. „Ein kurzer Spaziergang?“ Was sich der Baron und Junker wohl dabei gedacht hatte die Audienz hierher zu verlegen? Meinte er, dass sie, die man oft in den Wäldern von [[Baronie Dubios|Dubios]] sah, hier wohler fühlte? Oder war es eine Provokation, die perfekt gestutzten, geraden Linien der Bepflanzung, die klaren, geradezu strengen Symmetrien als menschengemachter Gegenentwurf des wilden Urwuchses von Wald und Flur? <br> | |||
“Die Zwölfe mit Euch Euer Hochgeboren.”, erwiderte Luciana und versuchte die Ansätze eines Knicks zu zeigen. “Es ist mir eine Ehre mit Euch durch diese Anlage zu flanieren. Meine [[Marquesa de Verlez|Soberana]] lässt sich entschuldigen, aber sie hat die Reise nach [[Heldor]] und die gestrige Witterung nicht so gut überstanden. Sie hat leichtes Fieber und fühlt sich daher unpässlich. Meine [[Isabell Alcorta|Schwägerin]] ist bei ihr, um sie zu pflegen. Aber sie hat mir ein Schreiben für Euch mitgegeben, um unser Anliegen zu verdeutlichen." <br> | |||
Luciana holte einen versiegelten Umschlag hinter ihrem Rücken hervor und reichte ihn dem Baron mit einer Verbeugung. "Verzeiht,das politische Parkett ist nicht meine Welt..Ich bitte Euch daher, etwaige Verfehlungen in der Etikette zu verzeihen." Sie richtete sich langsam wieder auf. Hernán hatte das Gefühl, er schaute in die Augen eines scheuen Rehs, das sich vorsichtig durch ein ihm unbekanntes Terrain bewegte. „Ich verbringe das halbe Jahr mit Mercenarios und Kriegerinnen im Feld, Domna Luciana. Ich glaube nicht, dass wir uns um Fragen der Etikette sorgen müssen“, schmunzelte er und öffnete das Schreiben. <br> | |||
Mit jeder Zeile wurde Luciana unruhiger und schaute sich lieber die Pflanzen des Gartens an. Zu genau, kein natürlicher Wuchs, nicht ein Halm auf dem sorgfältig geharkten Weg. Für diese Anlage sicherlich eine wahre Kunst, für sie höchst befremdlich. Kurz verweilte sie an einer Hecke aus der eine kleine Blüte hervorstach. Noch nicht geöffnet, änderte es doch diese gewollte Perfektion. Sie betrachtete diese Blüte und vergaß die Zeit dabei. Sie spürte ein Kribbeln in ihren Fingern und berührte die Blüte. Ein Zittern lief durch die Blätter und ganz langsam öffnete sie sich. Die gelben Blätter gaben den Blick auf das Innere der Blüte frei. Sie lächelte und erschrak. Ruckartig richtete sie auf um sich sofort demütig tief zu verbeugen. "Verzeiht Euer Hochgeboren…..es lag nicht in meiner Absicht……ich wollte……verzeiht mir." Ihre Stimme überschlug sich. <br> | |||
Ihr Gastgeber aber achtete der Blüte gar nicht, sondern ließ mit entgeistertem Blick das Schreiben sinken. „Ist das Domna Marquesas ernst? Ein...ein Schmied?“ Schließlich schüttelte er den Kopf und legte den Zeigefinger an die Lippen, um ihr zu bedeuten, dass es keinerlei Antwort bedurfte. Stattdessen blickte er an ihr vorbei in Richtung des Portikus und winkte einen Bediensteten heran, welcher an lederner Schlinge eine Art Bauchladen um den Hals trug. Offensichtlich war der Baron und Junker es gewohnt auch hier draußen ad hoc von einem Schreiber Korrespondenz aufsetzen zu lassen. Entsprechend begann er zu diktieren, als ob Luciana de Verlez gar nicht da wäre: <br> | |||
''„Hernán von Aranjuez, Baron von Dubios usw. etc. pp. an Domna Marquesa de Verlez, Soberana des Hauses Verlez usw. etc. pp. Die Zwölfe zum Gruße usw. etc. pp. <br>'' | |||
''Teure Domna, mit aufrichtiger Anteilnahme…“'', der sarkastische Unterton seiner Stimme ließ das Gegenteil vermuten ''„…las ich Eure Zeilen und es dauert mich erfahren zu müssen, dass die diffizile Situation, in welche die Lage in der Khôm einen jeden Leibherren, eine jede Grundherrin gebracht hat, Euch und die Euren mit Sorgen erfüllt.'' <br> | |||
''Lasst Euch versichert sein, dass meinen Überlegungen ein gründlich Abwägen zwischen widerstreitenden Interessen zu Grunde liegt. Und auch wenn sich Euch heute vielleicht noch nicht die Benefizien jener Considerationen erschließen mögen, so versich’re ich Euch, dass Ihr derselben früher oder später gewahr werden werdet.''<br> | |||
''Einstweilen möchte ich mir als Euch und den Euren in aufrechter Freundschaft verbunden verstatten, die folgenden drei Dinge zu raten:''<br> | |||
''Ad primum. Reist nach [[Ragath]] und schließt auf dem Marktplatz die Augen. Werft blind einen Stein und Euer trefflich‘ Geschoss wird einen Gesellen finden, welcher das Zeug hätte die Meisterprüfung abzulegen, aber dort niemals vorgelassen werden wird, weil er keiner der Meisterfamilien angehört, welche die Zunft damit die Anzahl der Schmieden in Ragath kontrollieren.''<br> | |||
''Ad secundum. Bekämet Ihr und ich für jedes Paar Hände, welches heute im Königreiche keiner ehrlich‘ Arbeit nachgeht, ein Silberstück, so müsste der Stoerrebrandt alsbald sein Hutwerk vor uns lüften. Es gibt genug der Tagelöhner, welche recht froh über das bescheid’ne aber sich’re Auskommen auf der fruchtbaren dubianer Scholle wären.''<br> | |||
''Ad tertium. Wenn Euer Administrador es nicht vermag das Silber, welches Euch meine Considerationen verschaffen, solange zu Eurem pekuniären Vorteile anzulegen, bis die meisten der Narren reumütig zurückkehren, so möchte ich Euch offerieren dies von meinem kundigen Administrador besorgen zu lassen. Ohne Taxe oder anderweitige Schmälerung Eures Zins und Zinseszins.''<br> | |||
''In der Hoffnung Eure Bedenken hiermit gelindert zu haben, verbleibe ich in vorzüglichster Hochachtung Euer ergebener Diener“''<br> | |||
Damit trat er neben den Schreiberling und nahm die gereichte Feder entgegen, um das Papier zu unterzeichnen. Während dieser das Siegelwachs erwärmte und die Löschsandbüchse über dem Schreiben kreisen ließ, wandte der Baron und Junker sich dann doch wieder Luciana de Verlez zu. Kurz schloss er die Augen und atmete durch. „Gibt es sonst noch etwas, was ich heute für die Familia de Verlez tun kann?“ <br> | |||
Je länger der Baron sein Schreiben diktierte, fühlte sich Luciana immer unwohler. Lag es an der Stimme des Barons, in der man seinen Unmut hören konnte, auch wenn er es zu verbergen versuchte? Seiner Haltung? Als er sich ihr wieder zuwandte, verbeugte sie sich wieder und schaute demütig zu Boden. Sie wollte nicht in seine Augen sehen. “Nein, Euer Hochgeboren. Und habt Dank Eure wertvolle Zeit für derlei Nichtigkeiten verschwendet zu haben.” | |||
===Am Abend In der Herberge Vallecas=== | |||
‘’'Autor:’’’ [[Benutzer:De Verlez|de Verlez]] | |||
[[Marquesa de Verlez]] hatte sich wieder in ihr Bett gelegt. Das Schreiben des [[Hernan von Aranjuez|Barons]] lag achtlos auf dem Boden neben diesem. <br> | |||
[[Luciana de Verlez|Luciana]] hatte auf einem Stuhl am Bett Platz genommen. “Es tut mir leid, Soberana.” Sanft nahm Marquesa ihre Hand.. “Wofür Kind? Du kannst doch nichts dafür. Du hast dem Baron seine belehrenden Worte ja nicht vorgesagt. Verhöhnt uns, als ob wir seinen wohlgemeinten Rat nicht schon versucht hätten. Aber wir wollen keine Taugenichtse auf unserem Gut. Die Aramyas waren eine Gemeinschaft und eine Bereicherung für uns. Das Einzige, was wir machen werden, ist einen Teil des Silbers der Aramyas in die Hände seines Administrators zu geben. Er wird bessere Beziehungen durch seinen Namen haben, um dieses gewinnbringend anzulegen. Nicht alles, denn wir werden den Rest noch für die steigenden Kosten benötigen.” Luciana drückte ihre Hand. “Aber vielleicht könnte ich zumindest bei einem Schmied helfen, Soberana. Ich habe einen Gast mitgebracht. Wir sollten ihn anhören.” <br> | |||
Marquesa nickte. Eilig stand Luciana auf und verließ den Raum. Nach kurzer Zeit kam sie zurück, in Begleitung einer Gestalt, gekleidet in einen Kapuzenmantel und einer Leinenhose sowie einfachen Stiefeln. Sie schlug die Kapuze zurück. Zum Vorschein kam das Gesicht einer Frau Anfang der Fünfzig mit tulamidischen Gesichtszügen. Ihre schwarzen mit weißen Strähnen durchzogenen Haare hatte sie streng nach hinten gekämmt. Ihre schwarzen Augen blickten die Anwesenden durchdringend an. An der Soberana der de Verlez blieb ihr Blick hängen. Sie nickte und sprach “Seid gegrüßt Marquesa de Verlez von Soberana zu Soberana.” “Seid auch ihr gegrüßt [[Niope Lacara von Dubios]].”, erwiderte Marquesa. Luciana bot Niope einen Platz an, welchen sie dankbar annahm.” “Verzeiht bitte mein Aussehen, aber man sollte uns nicht zusammen sehen. Ich hörte von Problemen auf Eurem Gut und dem Verhalten des Barons darauf. Vielleicht kann ich Euch helfen, wenn ihr mir die Möglichkeit dazu gebt.” | |||
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Aktuelle Version vom 27. Dezember 2024, 20:49 Uhr
In die Wüste - Ränkeschmiede im Verborgenen[Quelltext bearbeiten]
Im einem miefigen Keller in einem Haus im Stadtteil Dubiabad, Heldor im Boron 1046 BF[Quelltext bearbeiten]
Autor: de Verlez
Nackte Füße tapsten auf die Steintreppen, die in das untere Gewölbe des Hauses führten. Der kleine Elem drückten einen Umschlag fest an seine Brust, als wenn es sein ein und alles wäre. Er hatte ihn von einem Freund bekommen und der wiederum von einem Bekannten, der angeblich im Alcazar seinen Dienst versah. Aber wichtig für ihn war, dass die junge Dame ihn haben wollte und er die Ehre hatte, ihr diesen zu bringen.
Vor einer Türe blieb er stehen und klopfte in einer nur ihm bekannten Reihenfolge an die Tür. “Tritt herein”, hörte er eine sanfte Stimme von innen.
Vorsichtig öffnete Elem die Tür und betrat einen miefigen Kellerraum, in dem mittig ein Tisch mit einer Kerze stand. Diese beleuchtete die Umgebung nur schwach, so dass man die Gestalt, die auf einem Stuhl am Tisch saß, nur schemenhaft erkennen konnte. Sie trug einen Burnus, dessen Kapuze tief ins Gesicht gezogen war und auch den Rest der Kleidung verbarg. Einzig die schmalen langen, mit Ringen verzierten Finger waren zu sehen. “Salam aleikum, kleiner Elem.”, sprach ihn die Dame an. Elem warf sich zu Boden und antwortete “Wa aleikum assalam, Hanımefendi.” Helles Lachen schallte durch den Raum. “Steh auf kleiner Elem und wälz dich nicht auf dem Boden.” Verlegen richtete sich der Junge auf. “Hast du mir das gebracht, was ich erwarte?” “Aber natürlich Hanımefendi, natürlich.” Vorsichtig legte er den Umschlag auf den Tisch. Das Siegel auf dem Brief war genau das, was die Dame erwartet hatte. “Ich danke dir kleiner Elem. Und als Dank für Deinen Dienst, habe ich die Summe für Deine Eltern und Dich beim Weisen bezahlt. Sie griff unter ihren Burnus und holte eine Schriftrolle hervor. Damit könnt ihr in die Khom reisen, ohne behelligt zu werden.” Mit zitternden Händen nahm der Junge die Schriftrolle entgehen. Er wollte Worte des Dankes sagen, aber ihm versagten die Worte. ”Es ist schon gut, nun geh.” Elem verbeugte sich mehrmals in ihre Richtung, schritt zur Tür hinaus und dann waren nur noch schnelle Schritte zu hören.
Die Dame wartete ab, bis wirklich nichts mehr zu hören war und schnipste dann mit den Fingern. Ein weiterer Gassenjunge kam aus der Dunkelheit und verbeugte sich. “Ich gehe davon aus, dass du dir das Gesicht gut gemerkt hast. Begleite ihn auf seiner Reise. Achte bis zur Grenze gut auf ihn und sollte sich der Baron entschließen, Häscher auf seine Spur zu setzen, sollte dir klar sein, wie du zu handeln hast.” Ein weiteres Mal griff sie unter ihren Burnus, aber diesmal zog sie eine Dolchscheide hervor. Darin befand sich ein Dolch, wie er von der Novadischen Leibwache des Barons verwendet wurde. Ohne mit der Wimper zu zocken, nahm der Junge die Waffe an sich und verschwand.
Nun wandte sie sich dem Umschlag zu. Ja, dies war das Siegel der de Verlez. Sie öffnete ihn, nahm das Schreiben heraus und überflog es beiläufig. Danach hielt Demeya Lacara von Dubios beides in die Flammen der Kerze und wartete, bis diese knisternd und züngelnd auf das Papier übergriffen.
Junkergut Mandana, Baronie Dubios im Boron 1046 BF[Quelltext bearbeiten]
Autor: de Verlez
Es herrschte gedrückte Stimmung, als Luciana und Yanis de Verlez das Zimmer ihres Bruders Alonso in der Hacienda betraten. Dieser saß an seinem Schreibtisch, nickte seinen Geschwistern zu.
“Immer noch keine Antwort vom Baron?”, sprach Yanis seinen Bruder an. Dieser schüttelte den Kopf. “Nein. Kein Bote, kein Schreiben, nichts.”
Yanis’ Miene verfinsterte sich. “Er hat wohl Wichtigeres zu tun, als sich um unser Anliegen zu kümmern. Das blinkende Silber der Aramyas zählen, die sich freigekauft haben. Hauptsache unsere Steuern kommen pünktlich.” Er schlug mit der Faust auf den Tisch. “Das unser Schmied in die Khom gezogen ist, war für uns ein herber Verlust. Nicht nur menschlich. So lange wir keinen neuen Schmied gefunden haben, müssen wir jetzt für solche Arbeiten nach Heldor. Dies kostet Zeit und Geld. Und es werden in Zukunft Arbeiter auf den Feldern fehlen. Das kann ihm doch nicht egal sein.” Luciana ergriff aeine Faust. “Wir sollten nichts überstürzen. "Er zürnt uns bestimmt noch, wegen den Vorkommnissen auf der Hochzeit.”, sprach sie sanft. “Vielleicht sollten wir ihn persönlich aufsuchen, um…."
Alonso unterbrach sie. “Wer soll denn gehen? Ich kann hier nicht weg. Rashida steht kurz vor der Niederkunft. Und deshalb wirst auch du hier gebraucht. Yanis muss sich währenddessen um das Gut kümmern.”
Langsam ging die Tür auf und schlurfende Schritte waren zu vernehmen. Marquesa de Verlez, geführt von Isabell Alcorta, betrat das Zimmer. Sofort stand Alonso auf und rückte der alten Frau einen Sessel zurecht auf dem sie auch Platz nahm. “Ich werde den Baron aufsuchen und ihm unsere Lage schildern.”, sprach sie kaum hörbar. Erst herrschte überraschte Stille und dann prasselten die Einwände auf sie herab, die sie allesant mit einem Handstreich zum Verstummen brachte. “Noch bin ich Soberana dieser Familia und daher werde ich sie offiziell repräsentieren. Vor allen Dingen vor dem Baron.” “Natürlich Soberana. “, ertönte es aus mehreren Kehlen. Zufrieden lächelte Marquesa. “Wir werden erst die Niederkunft von Rashida abwarten und wenn diese gut verläuft, werden Isabell und Luciana mich begleiten.” Damit war für Marquesa das Gespräch beendet und sie stand auf. “Und nun führe mich auf die Veranda mein Kind.”, sprach sie an Isabell gewandt. “Der Worte sind genug gewechselt.”
Auf dem Weg vom Alcazar zur Herberge Vallecas, Heldor, Anfang Hesinde 1046 BF[Quelltext bearbeiten]
Autor: de Verlez
Mismutig trat Luciana de Verlez durch das Haupttor des Alcazar. War die Reise nach Heldor schon von schlechten Witterungsverhältnissen begleitet, schenkte der Herr Efferd heute schon den ganzen Tag über viel Regen und eine Besserung war nicht in Sicht. Sie zog die Kapuze ihres Umhangs tiefer ins Gesicht. Wenigstens würde sie gute Nachrichten zur Herberge bringen. Der Baron war bereit, sie morgen zu empfangen. Das offizielle Schreiben dazu trug sie bei sich. In Gedanken versunken, stapfte sie von Pfütze zu Pfütze durch die Gassen. Kurz schaute sie auf und sah das Schild einer Bodega. Mit der Vorfreude auf ein warmes Getränk öffnete sie die Eingangstüre und betrat den Gastraum. Wohlige Wärme schlug ihr entgegen. Die Bodega war klein, aber gemütlich. Sie schien der einzige Gast zu sein. Luciana entschied sich für einen Platz nahe des Kamins und bestellte beim Wirt einen Becher Kräutertee. Dieser sah sie erst etwas verwundert an, nachdem sie ihren Kapuzenumhang ausgezogen und zum Trocknen aufgehängt hatte, nickte dann aber und brachte ihr das Bestellte. Tief atmete sie den Geruch der Kräuter ein und nippte vorsichtig an dem Getränk. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und lauschte dem Prasseln im Kamin. Dann störte das leise Schleifen einer Tür die entspannte Stimmung. Schritte waren zu hören, die sich ihr näherten und es war nicht der Wirt. Sie öffnete die Augen, kurz bevor die Schritte ihren Tisch erreichten. “Ich freue mich Euch nach so langer Zeit wiederzusehen, Domna Luciana.”,sprach eine in tulamidische Gewandung gekleidete junge Dame. “Domna Demeya.” Luciana stand auf und begrüßte Demeya mit einer Umarmung. “Ihr habt Recht. Es ist lange her. Aber woher wusstet ihr, dass… “ Demeya winkte ab. “In Dubiabad bleibt ein fremdes Gesicht nicht lange verborgen und ich habe gestern schon von Eurer Ankunft erfahren, wollte aber nicht aufdringlich sein.” Man tauschte einige Höflichkeiten aus. Luciana erkundigte sich nach dem Wohlbefinden von Demeyas Mutter und diese fragte nach dem Grund von Lucianas Aufenthalt in Heldor. Dies war Demeya Lacara von Dubios natürlich längst bekannt, aber sie zeigte Interesse an den Ausführungen von Luciana und warf hier und dort eine kurze Frage oder eine Erwiderung ein. Mit den Worten “Und nun haben wir morgen eine Audienz beim Herrn Baron, um die Vorgänge persönlich zu schildern.” schloss Luciana ihre Erklärung. “Nun, der Herr Baron ist momentan wegen der Geschehnisse mit den Auszügen meiner Glaubensbrüder in die Khom sehr angespannt und gereizt. Es scheint doch nicht so einfach zu sein, wie er sich das mit dem Freikaufen gedacht hat. Aber nun gut, vielleicht könnte ich Euch wegen einem Schmied behilflich sein, sollte der Herr Baron keine Lösung haben. Ich kenne einen jungen Mann, der gerade die Lehre bei einem gestandenen Meister in Heldor La Vieja abgeschlossen hat. Eigentlich sollte er sich bald auf Reisen begeben, aber eine eigene Schmiede würde für ihn bestimmt sehr verlockend klingen. Und auch für Sache mit den Arbeitern auf Euren Feldern sollte es eine Lösung geben. Also scheut Euch nicht, mich aufzusuchen, wenn es notwendig werden sollte. Ihr findet mich im Hause der Al'Feyhac. Leider muss ich Euch schon verlassen, werte Luciana. Ein weiteres Treffen steht für mich an.” Demeya stand auf und verbeugte sich zum Abschied. Dann verließ sie die Bodega.
Im Palastgarten des Alcazar, am nächsten Tag[Quelltext bearbeiten]
‘’'Autoren:’’’ :Der Sinnreiche Junker von Aranjuez, de Verlez
Der Gebieter der Wasser meinte es heute etwas besser, sodass Luciana de Verlez selbst jetzt, wo die Tristeza nicht mehr fern war, die Pracht der Palastgärten des Alcazar de Heldor bewundern konnte. Vielleicht mochte es sie überrascht haben, dass der Majordomus sie nicht etwa in einen der Säle geleitet hatte, sondern zu jener atemberaubenden Gartenlandschaft der von Siam Lacara von Dubios errichteten Anlage. Der Hausherr erwartete sie am al-Bartal, dem großen Portikus, vor dem sich ein langgezogener Innenhof erstreckte, welcher schließlich in die großzügigen Gärten überging. Herzstück des Innenhofes war ein malerischer, langer Teich, in dessen klarer Wasserfläche sich gleichermaßen die beeindruckenden Fassaden, wie auch das in perfekten Symmetrien angeordnete, üppige Grün spiegelte. Die Wände und Bögen des al-Bartal waren mit feinen Stuckarbeiten, Kachelmosaiken und tulamidischen Kalligraphien verziert, die Böden in komplizierten geometrischen Mustern gehalten, während Brunnen und die kleinen Kanäle und Teiche in den sorgfältig gestalteten Gärten auch im Sommer für eine angenehm kühlende und frische Atmosphäre sorgen mussten. Welchen Eindruck musste die Anlage erst im Frühjahr und Sommer machen, wenn alles blühte und duftete. Welche Unsummen musste der Unterhalt der Anlage verschlingen. Kein Wunder, dass Domna Siams Nachfolger daran bankrottgegangen war.
Hernán von Aranjuez schien ein solches Schicksal einstweilen noch verschont zu bleiben. Er neigte leicht das Haupt, als die Verlez ihn erreicht hatte: „Die Zwölfe mit Euch und willkommen, Domna Luciana.“ Mit der Rechten wies er in Richtung des Innenhofes und der Gärten, derweil sich der Majordomus diskret zurück zog. „Ein kurzer Spaziergang?“ Was sich der Baron und Junker wohl dabei gedacht hatte die Audienz hierher zu verlegen? Meinte er, dass sie, die man oft in den Wäldern von Dubios sah, hier wohler fühlte? Oder war es eine Provokation, die perfekt gestutzten, geraden Linien der Bepflanzung, die klaren, geradezu strengen Symmetrien als menschengemachter Gegenentwurf des wilden Urwuchses von Wald und Flur?
“Die Zwölfe mit Euch Euer Hochgeboren.”, erwiderte Luciana und versuchte die Ansätze eines Knicks zu zeigen. “Es ist mir eine Ehre mit Euch durch diese Anlage zu flanieren. Meine Soberana lässt sich entschuldigen, aber sie hat die Reise nach Heldor und die gestrige Witterung nicht so gut überstanden. Sie hat leichtes Fieber und fühlt sich daher unpässlich. Meine Schwägerin ist bei ihr, um sie zu pflegen. Aber sie hat mir ein Schreiben für Euch mitgegeben, um unser Anliegen zu verdeutlichen."
Luciana holte einen versiegelten Umschlag hinter ihrem Rücken hervor und reichte ihn dem Baron mit einer Verbeugung. "Verzeiht,das politische Parkett ist nicht meine Welt..Ich bitte Euch daher, etwaige Verfehlungen in der Etikette zu verzeihen." Sie richtete sich langsam wieder auf. Hernán hatte das Gefühl, er schaute in die Augen eines scheuen Rehs, das sich vorsichtig durch ein ihm unbekanntes Terrain bewegte. „Ich verbringe das halbe Jahr mit Mercenarios und Kriegerinnen im Feld, Domna Luciana. Ich glaube nicht, dass wir uns um Fragen der Etikette sorgen müssen“, schmunzelte er und öffnete das Schreiben.
Mit jeder Zeile wurde Luciana unruhiger und schaute sich lieber die Pflanzen des Gartens an. Zu genau, kein natürlicher Wuchs, nicht ein Halm auf dem sorgfältig geharkten Weg. Für diese Anlage sicherlich eine wahre Kunst, für sie höchst befremdlich. Kurz verweilte sie an einer Hecke aus der eine kleine Blüte hervorstach. Noch nicht geöffnet, änderte es doch diese gewollte Perfektion. Sie betrachtete diese Blüte und vergaß die Zeit dabei. Sie spürte ein Kribbeln in ihren Fingern und berührte die Blüte. Ein Zittern lief durch die Blätter und ganz langsam öffnete sie sich. Die gelben Blätter gaben den Blick auf das Innere der Blüte frei. Sie lächelte und erschrak. Ruckartig richtete sie auf um sich sofort demütig tief zu verbeugen. "Verzeiht Euer Hochgeboren…..es lag nicht in meiner Absicht……ich wollte……verzeiht mir." Ihre Stimme überschlug sich.
Ihr Gastgeber aber achtete der Blüte gar nicht, sondern ließ mit entgeistertem Blick das Schreiben sinken. „Ist das Domna Marquesas ernst? Ein...ein Schmied?“ Schließlich schüttelte er den Kopf und legte den Zeigefinger an die Lippen, um ihr zu bedeuten, dass es keinerlei Antwort bedurfte. Stattdessen blickte er an ihr vorbei in Richtung des Portikus und winkte einen Bediensteten heran, welcher an lederner Schlinge eine Art Bauchladen um den Hals trug. Offensichtlich war der Baron und Junker es gewohnt auch hier draußen ad hoc von einem Schreiber Korrespondenz aufsetzen zu lassen. Entsprechend begann er zu diktieren, als ob Luciana de Verlez gar nicht da wäre:
„Hernán von Aranjuez, Baron von Dubios usw. etc. pp. an Domna Marquesa de Verlez, Soberana des Hauses Verlez usw. etc. pp. Die Zwölfe zum Gruße usw. etc. pp.
Teure Domna, mit aufrichtiger Anteilnahme…“, der sarkastische Unterton seiner Stimme ließ das Gegenteil vermuten „…las ich Eure Zeilen und es dauert mich erfahren zu müssen, dass die diffizile Situation, in welche die Lage in der Khôm einen jeden Leibherren, eine jede Grundherrin gebracht hat, Euch und die Euren mit Sorgen erfüllt.
Lasst Euch versichert sein, dass meinen Überlegungen ein gründlich Abwägen zwischen widerstreitenden Interessen zu Grunde liegt. Und auch wenn sich Euch heute vielleicht noch nicht die Benefizien jener Considerationen erschließen mögen, so versich’re ich Euch, dass Ihr derselben früher oder später gewahr werden werdet.
Einstweilen möchte ich mir als Euch und den Euren in aufrechter Freundschaft verbunden verstatten, die folgenden drei Dinge zu raten:
Ad primum. Reist nach Ragath und schließt auf dem Marktplatz die Augen. Werft blind einen Stein und Euer trefflich‘ Geschoss wird einen Gesellen finden, welcher das Zeug hätte die Meisterprüfung abzulegen, aber dort niemals vorgelassen werden wird, weil er keiner der Meisterfamilien angehört, welche die Zunft damit die Anzahl der Schmieden in Ragath kontrollieren.
Ad secundum. Bekämet Ihr und ich für jedes Paar Hände, welches heute im Königreiche keiner ehrlich‘ Arbeit nachgeht, ein Silberstück, so müsste der Stoerrebrandt alsbald sein Hutwerk vor uns lüften. Es gibt genug der Tagelöhner, welche recht froh über das bescheid’ne aber sich’re Auskommen auf der fruchtbaren dubianer Scholle wären.
Ad tertium. Wenn Euer Administrador es nicht vermag das Silber, welches Euch meine Considerationen verschaffen, solange zu Eurem pekuniären Vorteile anzulegen, bis die meisten der Narren reumütig zurückkehren, so möchte ich Euch offerieren dies von meinem kundigen Administrador besorgen zu lassen. Ohne Taxe oder anderweitige Schmälerung Eures Zins und Zinseszins.
In der Hoffnung Eure Bedenken hiermit gelindert zu haben, verbleibe ich in vorzüglichster Hochachtung Euer ergebener Diener“
Damit trat er neben den Schreiberling und nahm die gereichte Feder entgegen, um das Papier zu unterzeichnen. Während dieser das Siegelwachs erwärmte und die Löschsandbüchse über dem Schreiben kreisen ließ, wandte der Baron und Junker sich dann doch wieder Luciana de Verlez zu. Kurz schloss er die Augen und atmete durch. „Gibt es sonst noch etwas, was ich heute für die Familia de Verlez tun kann?“
Je länger der Baron sein Schreiben diktierte, fühlte sich Luciana immer unwohler. Lag es an der Stimme des Barons, in der man seinen Unmut hören konnte, auch wenn er es zu verbergen versuchte? Seiner Haltung? Als er sich ihr wieder zuwandte, verbeugte sie sich wieder und schaute demütig zu Boden. Sie wollte nicht in seine Augen sehen. “Nein, Euer Hochgeboren. Und habt Dank Eure wertvolle Zeit für derlei Nichtigkeiten verschwendet zu haben.”
Am Abend In der Herberge Vallecas[Quelltext bearbeiten]
‘’'Autor:’’’ de Verlez
Marquesa de Verlez hatte sich wieder in ihr Bett gelegt. Das Schreiben des Barons lag achtlos auf dem Boden neben diesem.
Luciana hatte auf einem Stuhl am Bett Platz genommen. “Es tut mir leid, Soberana.” Sanft nahm Marquesa ihre Hand.. “Wofür Kind? Du kannst doch nichts dafür. Du hast dem Baron seine belehrenden Worte ja nicht vorgesagt. Verhöhnt uns, als ob wir seinen wohlgemeinten Rat nicht schon versucht hätten. Aber wir wollen keine Taugenichtse auf unserem Gut. Die Aramyas waren eine Gemeinschaft und eine Bereicherung für uns. Das Einzige, was wir machen werden, ist einen Teil des Silbers der Aramyas in die Hände seines Administrators zu geben. Er wird bessere Beziehungen durch seinen Namen haben, um dieses gewinnbringend anzulegen. Nicht alles, denn wir werden den Rest noch für die steigenden Kosten benötigen.” Luciana drückte ihre Hand. “Aber vielleicht könnte ich zumindest bei einem Schmied helfen, Soberana. Ich habe einen Gast mitgebracht. Wir sollten ihn anhören.”
Marquesa nickte. Eilig stand Luciana auf und verließ den Raum. Nach kurzer Zeit kam sie zurück, in Begleitung einer Gestalt, gekleidet in einen Kapuzenmantel und einer Leinenhose sowie einfachen Stiefeln. Sie schlug die Kapuze zurück. Zum Vorschein kam das Gesicht einer Frau Anfang der Fünfzig mit tulamidischen Gesichtszügen. Ihre schwarzen mit weißen Strähnen durchzogenen Haare hatte sie streng nach hinten gekämmt. Ihre schwarzen Augen blickten die Anwesenden durchdringend an. An der Soberana der de Verlez blieb ihr Blick hängen. Sie nickte und sprach “Seid gegrüßt Marquesa de Verlez von Soberana zu Soberana.” “Seid auch ihr gegrüßt Niope Lacara von Dubios.”, erwiderte Marquesa. Luciana bot Niope einen Platz an, welchen sie dankbar annahm.” “Verzeiht bitte mein Aussehen, aber man sollte uns nicht zusammen sehen. Ich hörte von Problemen auf Eurem Gut und dem Verhalten des Barons darauf. Vielleicht kann ich Euch helfen, wenn ihr mir die Möglichkeit dazu gebt.”
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