YB30 Kaiser Hal II. gekrönt: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. März 2024, 08:05 Uhr

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Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 30
Praios 1029 BF (1 Hal II.)


PUNIN. Golden erhob sich das Praiosrund über der ehrwürdigen Capitale Punin, dem Stolz und Herzen Almadas. Prächtig geschmückt war auf Geheiß des Kanzlers Rafik von Taladur ein jedes Haus, ein jedes Geschäft, jeder Turm, jede Taverna, jeder Platz. Denn Großes erwartete dieser 15. Praios, 1029 Götterläufe nach dem Fall des götterlosen Bosparan. Größeres, als je hier gesehen. Denn heute wurde hier der Kaiser gekrönt, im Palaste des Götterfürsten, und alle, ein jeder Caballero, eine jede Domña waren gekommen, dies zu schauen und zu feiern. Geheiligte zwölf Tage Feierlichkeiten waren ausgerufen worden, mit kostenlosen Speis und Trank für jedermann, Tanz und Musik, Gaukelei und Bühnenspiel, Pferderennen und Gladiatorenwettkämpfen. Höhepunkt würde ein Encierro, eine Stierhatz durch die gesamte Puniner Altstadt sein!

Hinter vorgehaltener Hand hatte die Gerüchteküche seit Wochen gegärt. Was man in firunwärtigen Teil des Reiches gemeinhin als „ Jahr des Feuers“ bezeichnete, hatte in Almada weniger Spuren hinterlassen – das mysteriöse Ableben des Prinzen Eslam war inzwischen kaum mehr von Interesse für das klatschsüchtige Volk. Da kam die Kunde recht vom Reichskongress in Elenvina, dass ein neuer Kaiser gefunden worden war – und es konnte schließlich nur einen geben: unseren König Selindian Hal von Gareth und Almada!

Voreilige Berichte über den Tod der hierzulande stets unbeliebten Königin Rohaja entsprachen zwar dem weit verbreiteten Wunschdenken der Magnatenschaft, nicht aber der Wahrheit. Manch einer wusste bald vom Zwist zwischen den Kaisererben zu berichten. Vom „Thronraub zu Elenvina“, wie Rohajas Proklamation zur widerrechtlichen „Kaiserin“ yaquirauf, yaquirab bald geheißen wurde. Es war ein Skandal! Wacker hatte sich der junge Infant in der Höhle der Lö-win geschlagen – und im Siegeszug war er in seine Heimat Almada zurückgekehrt.

Freilich, es waren nur wenige Getreue, die der Erblinie Rauls folgten. Blind vor Schmerz über die im vergangenen Götterlauf erlittenen Verluste waren fast alle Großen des Reiches gewesen, als sie die Schlange Rohaja zur Krönung geführt hatten. Doch einige leisteten Widerstand. Gleichwohl darf es kaum als glanzvoll gelten, sich aus dem Reich zu verabschieden, wie dies Teile Albernias taten. Das Reich ist keine Loge, deren Mitgliedschaft man nach Belieben ändern kann. Es ist eine Schicksalsgemeinschaft!

So führten die Magnaten Almadas den Infanten fast gänzlich verlassen vom Rest des Reiches zurück in die Capitale Punin. Nicht nur alle gewissenhaft geprüften Rechtsgutachten sprachen für die Folge des Prinzen Selindian auf den Thron seines Großvaters Kaiser Hal I., sondern – wichtiger noch – sein männliches Blut und schlicht die Tradition. Nie hatte es eine aufrechte Frau auf dem Throne Rauls gegeben, nie sollte dies nach altem Brauch und dem Wissen um den Fall der Hela Horas sein. Traurig die Zeit, wo sich das Reich auf Abwegen befindet.

Umso glanzvoller sollte da die Krönung des Königs und Großfürsten von Almada zum neuen, wahren Kaiser des Mittelreiches werden. Mit Sorgenmine verfolgte unser aufrechtes Volk die Kunde über die Scheinkrönung Rohajas am 1. Praios des neuen Jahres. Diese konnte schließlich nur in den Namenlosen Tagen vorbereitet worden sein. In Punin aber beschied der König, dass seine, die wirkliche Kaiserkrönung am 15. Praios zu erfolgen habe, am überlieferten Krönungstag der Herrscher Almadas. An diesem Tag waren auch die Kaiser der Eslamidischen Dynastie gekrönt worden, damals zu Gareth.

Doch Gareth ist gefallen. Keine Ordnung herrscht mehr in der einstigen Metropole, das Haus des Götterfürsten ist schwer verletzt, der Kaiserpalast zerschmettert. Da war es die Weisheit des Kanzlers Rafik im Einvernehmen mit dem König, die Capitale des Reiches vorerst Punin zu heißen. Ordnung und Recht soll vom alten Zentrum der aventurischen Gelehrsamkeit ausstrahlen in den weiten Rest des Reiches und allen Dunkelsinn vertreiben.

So war also Krönungstag in Punin. Viele waren geladen. Aus Albernia war gar die Gesandtschaft der Königin Invher gekommen, auch der Kalif aus dem fernen Unau – in enttäuschter Erwartung, gleichfalls die Hochzeit seiner Tochter Tulameth mit dem Kaiser zu erleben. Doch bei allem nötigen Frieden am Yaquir – unser Herrscher tut Recht daran, dieses Weib auf dem Castillo Yaquirfest einzusperren (s. YB 29).

Die Großen des Reiches Rauls waren jedoch fast allesamt fern geblieben. Einige Barone aus den Nordmarken, Garetien und Weiden waren gekommen, doch keiner der Provinzherren. Unter den staunenden Augen der Bürger und Rusticalen zogen die Hohen mit Fanfarenschall und Fanfarenhall ein in den Gilbornstempel am Fuße des Goldackers. Nachdem sich die Pforte geschlossen hatte, segnete die Festgemeinde Seine Eminenz, der Wahrer der Ordnung Praionor di Balligur. „Groß ist der Herr, herrlich SEINE Welt, ewig SEINE Macht. Gesegnet die, die IHM folgen, verdammet alle, die Ablegen falsches Zeugnis vor IHM!“

Schweigen durchzog das Rund des Tempels, denn überraschend betrat nun der Rabe, der Oberste des Puniner Boron-Kultes, das Haus des Götterfürsten. Gewandet in schlichten, schwarzen Samt, wirkte er uralt, als sei er die Zeit selbst. Der Tod schien ihn vergessen zu haben. Bedächtig durchschritt er die Gasse zum Hochaltar. Dort begrüßte er mit stummer Geste die Würdenträger der übrigen Kirchen, namentlich der Herren PRAios und EFFerd, der Frouwen TSA und RONdra sowie der ewig holden RAHja. Sie erwiesen dem Alten die Ehre, doch schienen sie verwundert über sein Auftreten, hielt sich der Puniner Ritus traditionell doch aus aller Politik hinaus.

Duft von Weihrauch und Sandelholz durchzog das Spalier, als sich erneut die Pforte öffnete. Gleißendes Tageslicht ummantelte die Gestalt, die dort nun stand. Es bedurfte keines Zeremonienmeisters, keiner Worte, um alle Untertanen des Raulschen Throns sogleich auf die Knie sinken zu lassen – zum dritten Mal an diesem Morgen. Aus voller Kehle begann der Chor die Krönungsmesse zu intonieren, die einst zur Salbung Eslams I. komponiert worden war, und die alle Eslamidenkaiser mit abgewandeltem Text zur Krönung begleitet hatte:

„Öffne Deine Tore,
Punin, öffne sie!
Sieh’: Almadas König
ist zum Einzug da.
Wer ist dieser König,
dem das Reich gebührt?
Er ist’s, Hal der Zweite,
mächtig immerdar.“

Es schien, als rannen dem Kanzler Rafik silberne Tränen der Ergriffenheit die Wange hinab, von der Dame Paligan hingegen war keine Rührung zu verzeichnen. Hinter vorgehaltener Hand nannte man sie ohnehin eine trügerische Spinne, denn sie war die einzige, die an beiden Kaiserkrönungen ihrer Enkel Rohaja und Selindian teilnahm.

Der König stand vor den Hochgeweihten, der Adel Almadas hinter ihm. Strahlendes Weiß trug Seine Königliche Majestät, das Haar lockig auf die Schultern hinab fallend, die Augen glänzend, wenn auch ein wenig müde. Er war am Ziel einer langen Reise. Am Ziel eines bitteren Kampfes. Am Ziel der Macht.

Selindian Hal kniete nieder. Aus einer kunstfertig verzierten Schatulle entnahm der ehrwürdige Praiodar von Streizig, alt aber immer noch kräftig im Wesen, einen mit Rubinen und Diamanten besetzten Reif aus goldenem Lorbeer. Es segneten ihn die Geweihten. Di Balligur übernahm den güldenen Lorbeerkranz und hob ihn hoch über alle Köpfe. Derweil mantelte der nasenbärtige Landständesprecher, Dom Alrik de Braast, den König mit dem kaiserlichen Hermelin, dem Großen Krönungsmantel. Domña Shahane Al'Kasim von Agum, die Markverweserin der Reichsmark Südpforte, legte Selindian Hal nach tiefer Verbeugung die Greifenkugel in die Linke. Graf Brandil von Ehrenstein aber trug das Reichszepter der alten Dynastie derer von Gareth stolz und würdevoll vor den Niederknienden, während der verdiente Streiter und Marschall Ancuiras Alfaran von Artésa den Jüngling mit dem Kaiserschwert Amalidion, der Breitklinge der Eslamidenkaiser aus güldenländischem Endurium, gürtete. Göttlicher Segen und Schutz, weltliche Macht und Recht sowie die Kraft zur Wehr wurden so dem zu Kürenden überbracht.

„Das Reich wurde einiger seiner Insignien benommen“, sprach Seine Eminenz mit strenger Stimme. „Doch das Charisma des Kaisers entwächst keinem derischen Gut, keinem weltlichen Glanz, keiner vergänglichen Pracht. Es entwächst einzig dem reinen, von den Göttern entsandten Geist. Dieses himmlische Geschenk aber erfährt immer nur ein lebender Mann. Das Symbol Eurer Herrschaft, Selindian Hal von Gareth und Almada, sei daher dieser Reif, neu gefertigt aus den Splittern der kaiserlichen Schatzkammer zu Gareth, geborgen und dem Reich zurück geschenkt von Heroen unserer Zeit. So sei dieser Reif Zeichen des Neuanfangs, der Geburt aus der Asche. So seid denn Ihr, Selindian Hal, das Licht in der Morgendämmerung. Seid das Schwert der göttlichen Wahrheit, der Zorn des wahren Glaubens. Einet und mehret das Reich. Beschützet es und tut Gutes – im Namen des herrlichen Herre PRAios und seiner göttlichen Geschwister, im Namen Eures Reiches, im Namen Eures Volkes. Erhebt Euch, Kaiser Hal der Zweite!“

Stiller war es in Punin nie gewesen. Gebannt blickten alle auf das Haupt des jugendlichen Kaisers, in dessen Locken nun der schlichte Kronreif gebettet war. Der Kaiser aber erhob sich nicht. Er schien im innigen Gebet verharrt zu sein, und er zitterte. Irritation huschte über die Stirn des Praioten, als der Rabe bereits seine Hände auf das Haupt des Jünglings gelegt hatte. Lautlos murmelte er vergessene Verse, und in diesem Moment schien es, als wenn eine dunkle Wolke sich auf ansonsten wolkenlosem Himmel kurz vor die Sonne geschoben habe. Die Zeit stand still. Nach endlosem Augenblick erhob sich schließlich der Kaiser – und das Licht des Götterfürsten durchstieß die bernsteinfarbenen Fenster auf das goldene Sonnenrad in der Mitte des Tempels. Kaiser Hal II. drehte sich um ins Licht. In voller Pracht erstrahlte er eingetaucht in den Schein der Sonne, als der Chor zum „Gloria in excelsis deo“ ansetzte, begleitet von Gong und Fanfaren. Unter den Klängen des Jubel- gesangs schritt unser junger Kaiser hinaus, im Gefolge die Geweihtenschaft und die Würdenträger.

Der Tag hatte einen neuen Kaiser. Doch sein Volk muss er erst gewinnen, sein Reich neu errichten. Almada aber, das zu Recht als Herz des Reiches bezeichnet wird, steht geeint hinter seinem Kaiser und jubelt ihm zu: „Vivat Hal II.! Vivat Almada! Vivat das Reich!“

Eslam Frostwein