Chronik.Ereignis1038 Im Winter in Ribera: Unterschied zwischen den Versionen
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Angewidert verzog er das Gesicht, als er den ersten Schluck probiert hatte. „Was haltet Ihr davon, Wohlgeboren?“, fragte ihn einer der Bauersleute. | Angewidert verzog er das Gesicht, als er den ersten Schluck probiert hatte. „Was haltet Ihr davon, Wohlgeboren?“, fragte ihn einer der Bauersleute. |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2024, 06:51 Uhr
Baronie Artésa, Winter 1038 BF[Quelltext bearbeiten]
Zu Ribera[Quelltext bearbeiten]
Autoren: Sindelsaum und Lindholz
Er war nun seit mehr als einem Mond in Almada und noch immer konnte sich Ambros von Sindelsaum nicht an seine neuen Lebensumstände gewöhnen. Zur Knappschaft war er in Steinbrücken, nur zwei Tagesritte vom Land seines Vaters entfernt gewesen. Nun würde er für die Reise mindestens zehn Tage brauchen. Die größere Umstellung aber war von seinem bisherigen Knappendasein hin zum Ehemann und Ritter. Seiner Gemahlin war er durchaus zugetan, aber Liebe war es nicht gerade. Immerhin war sie nicht auf den Kopf gefallen. Dennoch war ihre Ehe bisher eher ein vorsichtiges Abtasten gewesen. So recht hatten sie sich noch nicht aneinander gewöhnt. Lianna war wieder einmal zu ihrer Mutter Siona in der nahen Burg Fels geritten. Ambros hielt nicht viel drinnen. Ihr Koch und der Diener waren nicht gerade ansprechender Umgang für einen jungen Ritter und mit dem Büttel konnte er nur für eine gewisse Zeit lang Kampfübungen abhalten. So hatte sich Ambros nach dem Frühstück einmal mehr entschieden, seine Runden im Dorf zu drehen. Trotz der Jahreszeit war es für Ambros' Empfinden nicht gerade kalt. Man merkte schon deutlich, dass Ribera nahe am Yaquir lag. Daheim war es zu dieser Jahreszeit schon bitter kalt und oft lag auch schon Schnee. Schnee würde hier wohl nie fallen. Die Bauern grüßten ehrerbietig, während er seine Runde drehte. Ambros war über dieses Betragen überrascht. Daheim im Kosch würde höchstens der Fürst mit so viel Hochachtung behandelt, aber hier im Almadanischen war man wohl förmlicher. Immerhin - ein paar der Bauern hatten sich etwas an ihn gewöhnt und benahmen sich nicht so unterwürfig wie der Rest. Gerade half Ambros mit die Schweine des Edlen, das war ja er selbst, zu mästen. Später saß er mit einer Handvoll Bauern in der Dorfschänke und probierte das örtliche Bier.
Angewidert verzog er das Gesicht, als er den ersten Schluck probiert hatte. „Was haltet Ihr davon, Wohlgeboren?“, fragte ihn einer der Bauersleute.
„Das wäre im Kosch vom Braugreven beschlagnahmt worden!“, empörte sich Ambros. „Das ist ja viel zu schwach! Selbst Kinder trinken daheim stärkeres Bier.“
Die Bauern zogen die Stirn kraus. „Na, hier ist eben Weinland. Man kann ja nicht alles haben! Da müsst Ihr wohl Wein trinken, Wohlgeboren, denn hier im Umland wachsen ein paar ganz hervorragende Weine.“
'Pah! Wein!', dachte Ambros, aber nickte nur. Wie sollte er hier nur an gutes Bier kommen? Mit einem Karren wären es ja Ewigkeiten bis nach Angbar, oder Ferdok.
Später beim Abendessen mit Lianna begann er schließlich das Gespräch auf seinen Tag zu lenken. Lianna schien etwas überrascht zu sein, dass er beim Mästen geholfen hatte, enthielt sich aber jeden Kommentars. „...drum hab ich mir gedacht, dass wenn es zu weit weg ist um gutes Bier hierher zu schaffen ohne sich dabei Hals über Kopf zu verschulden, dass ich drum hier ein kleines Brauhaus aufbauen möchte. Gleich morgen will ich einen Brief zu Vater schicken, dass er mir einen guten Brauer anwerben soll. Vater hat mir etwas Geld mit auf den Weg gegeben, davon kann ich das Brauhaus bauen lassen und die ersten Ausgaben bestreiten. Später wirft das Brauhaus dann hoffentlich selbst Gewinn ab. Was hältst du davon?“ Ambros' Augen glühten, hatte er sich die letzten Wochen doch sehr einsam gefühlt, so schien er jetzt neuen Antrieb zu haben.
„Wenn es dir Freude bereiten würde, solltest du es tun“, antwortete Lianna recht förmlich aber mit einem scheuen Lächeln auf den Lippen, „Ich fürchte nur, du wirst nicht viele Rustikale und Fellachen von diesem Getränk überzeugen können. Sie sind es nicht gewohnt und tun sich oft schwer mit Dingen, die ihnen fremd sind. Vermutlich werden einige auch gerade zusammen sitzen und sich fragen, ob es uns an Geld fehlt, wenn seine Wohlgeboren schon die Schweine mästen muss.“
Ambros' junge Gemahlin erbleichte ein wenig ob ihrer eigenen Worte, senkte den Blick und merkte schnell an: „Nicht dass ich oder mein Vater Anstoß daran nehmen würden! Ich... es freut mich zu sehen, dass du mit den Leuten ins Gespräch zu kommen versuchst. Ich bemühe mich ebenfalls, mit unseren Hausangestellten zu reden, wo wir doch schon unter einem Dach leben. Doch schien es sie eher nervös zu machen, die Hausherrin so lange in der Küche stehen zu haben. Die Magd hat sich sogar in den Finger geschnitten, als sie das Gemüse für die Suppe vorbereitet hat. Dann bin ich schließlich gegangen.“ Lianna blickte wieder zu ihrem Gemahl und auf einmal schien ihr ein Gedanke zu kommen: „Mein Bruder hat eine Vorliebe für Kuriositäten jeder Art. Ich bin sicher, wenn deine Brauerei eines Tages mehr erzeugt, als wir benötigen, könntest du es Amaros zukommen lassen und vielleicht findet er ja einen Händler oder eine Taberna, die uns die Überschüsse abkauft. Ratzingen ist eine weltoffene Stadt: Sicherlich gibt es Reisende, die sich nach ein wenig Heimat sehnen und vielleicht finden sich ja auch ein paar Bürger, die am Gerstensaft Gefallen finden.“
Ambros war bei den Worten seiner Gemahlin etwas in sich zusammengesunken. Sie hatten ja schon lange Briefe ausgetauscht und waren in vielen Belangen ähnlicher, oder gleicher Meinung, aber doch war da etwas Unbeholfenes in ihrem Umgang miteinander. „Du hast schon Recht“, Brummte Ambros „Hier in Almada scheint die Distanz zwischen den Ständen viel merkbarer zu sein als daheim im Kosch. Vater packt immer mal wieder auf dem Feld mit an und der ist immerhin Baron, aber das ist hier wohl nicht üblich. Mit dem Bier hast du wohl auch Recht. Am besten reise ich bei Gelegenheit mal nach Taladur und probiere die Biere dort, dann kann ich eine größere Fuhre bestellen. Wo es Zwerge gibt, gibt es sicher auch gutes Bier.“ Etwas lustlos stocherte Ambros in seinem Essen herum. Schließlich sah er auf. „Was treibt denn ein Almadaner Landmann so den lieben langen Tag? Die Böden sind ja sehr ertragreich, so dass es eigentlich an nichts mangelt, na außer einer ordentlichen Beschäftigung.“
„Ich wollte dich wirklich nicht entmutigen. Wenn es dir wichtig scheint, eine Brauerei aufzubauen, so solltest du es tun“, versuchte Lianna ihren niedergeschlagenen Gemahl etwas aufzubauen. „Ich bin davon überzeugt, dass ein starker Wille und ein leidenschaftliches Herz vieles erreichen kann.“
Über die Frage nach dem üblichen Zeitvertreib des almadanischen Adels musste sie kurz nachdenken. „Nun, viele widmen sich der Verfeinerung des Klingenspiels, nehmen an gesellschaftlichen Ereignissen teil oder richten diese aus. Oder man widmet sich einer Fehde. Vielleicht gelten wir Almadaner auch deshalb als so streitsüchtig, weil uns unser Land die nötige Zeit und das nötige Geld zur Verfügung stellt?“, mutmaßte sie, „ich wüsste es allerdings zu schätzen, wenn du uns davon verschonen würdest. Almada hat genug Blut gelassen, wenn du mich fragst. Dann frage doch lieber meinen Vater, ob es eine verwalterische Tätigkeit gibt, bei der du ihn unterstützen kannst. Es würde mich freuen, wenn ihr euch besser kennenlernen würdet.“
Ambros nickte. Ja, so etwas konnte er sich vorstellen. Er war ohnehin immer nur ein durchschnittlicher Ritter gewesen. Schon während seiner Knappschaft in Vinansamt hatte ihm der Baron immer wieder Handelsdinge und Verwaltungsaufgaben dargelegt, er war, was das anging also kein unbeschriebenes Blatt. Seine Augen leuchteten auf, als er Lianna seine Zustimmung gab.
Und so kam es, dass Ambros bald darauf zum Zollaufseher der Baronie bestellt wurde. Fortan widmete er sich, neben seiner Gemahlin, der Überprüfung der Zollunterlagen und nahm auch zahlreiche Überprüfungen vor Ort vor, denn wo viel Handel betrieben wurde, wurde auch viel Zoll erhoben und wo viel Zoll erhoben wurde, gab es auch immer mal wieder einen Zöllner, der sich ein wenig in die eigene Tasche steckte.