Chronik.Ereignis1042 Familienglück: Unterschied zwischen den Versionen
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Auf leisen Sohlen schlich sich Ambros aus dem Zimmer hinaus und gesellte sich zu seiner Gattin, die in einem Sessel vor dem Kamin saß. Das Feuer war entfacht worden, obwohl es doch trotz des Regens bereits angenehm warm war- ein Umstand, den Ambros durchaus zu schätzen wusste. Die letzten vier Jahre hatte er sich sehr an das gute Wetter in Almada gewöhnt und trauerte insbesondere den nass-kalten Herbsttagen im Kosch nicht mehr hinterher. | Auf leisen Sohlen schlich sich Ambros aus dem Zimmer hinaus und gesellte sich zu seiner Gattin, die in einem Sessel vor dem Kamin saß. Das Feuer war entfacht worden, obwohl es doch trotz des Regens bereits angenehm warm war- ein Umstand, den Ambros durchaus zu schätzen wusste. Die letzten vier Jahre hatte er sich sehr an das gute Wetter in Almada gewöhnt und trauerte insbesondere den nass-kalten Herbsttagen im Kosch nicht mehr hinterher. |
Aktuelle Version vom 28. Februar 2024, 06:51 Uhr
Baronie Artésa, Ingerimm 1042 BF[Quelltext bearbeiten]
Zu Ribera (morgens)[Quelltext bearbeiten]
Autor: Sindelsaum
Ambros von Sindelsaum blickte stolz auf das kleine Bündel in seinen Armen hinab. Sein Sohn schlief seelenruhig und ließ sich vom Regen, der gegen den Fensterladen prasselte, nicht weiter stören. Alderan Escalio von Lindholz hatten sie ihn genannt, nach seinem Großvater und einem Vorfahren Liannas. Behutsam legte Ambros den schlafenden Alderan in seine Krippe und ging hinüber zu seiner Erstgeborenen, Madalena von Lindholz. Sie war nun fast drei Jahre alt und schlief seelenruhig vor sich hin. Auch sie ließ sich von dem stärker werdenden Regen nicht aufwecken.
Auf leisen Sohlen schlich sich Ambros aus dem Zimmer hinaus und gesellte sich zu seiner Gattin, die in einem Sessel vor dem Kamin saß. Das Feuer war entfacht worden, obwohl es doch trotz des Regens bereits angenehm warm war- ein Umstand, den Ambros durchaus zu schätzen wusste. Die letzten vier Jahre hatte er sich sehr an das gute Wetter in Almada gewöhnt und trauerte insbesondere den nass-kalten Herbsttagen im Kosch nicht mehr hinterher.
Seine Probleme mit dem örtlichen Bier hatte er auch gelöst und eine Vereinbarung mit einem Händler aus Taladur getroffen. So konnte er sich nun einen kleinen Humpen mit Zwergenbock zapfen und ließ sich ermattet in den Sessel neben seiner Gemahlin plumpsen. Lianna blickte von ihrem Buch auf und blickte ihn fragend an. Ambros lächelte. „Sie schlafen. Beide.“
Lianna lächelte ihm zu. Beide gleichzeitig zu Bett zu bringen war wirklich keine einfache Aufgabe, war der kleine Alderan doch keine zwei Monate alt. Sie streichelte ihrem Gemahl über den Arm, während dieser einen Schluck aus seinem Krug nahm.
„Gibt’s etwas Neues? Ich habe gesehen, dass vorhin ein Brief für dich angekommen ist", fragte Ambros.
Lianna nickte. „Er ist aus Rosenteich.“ Sie beobachtete, wie sich ihr Gatte versteifte.
Es war kein Geheimnis, dass er und ihre Schwester Alisea, die zukünftige Baronin von Rosenteich, nicht unbedingt beste Freunde waren. Alisea hielt ihn für einen Barbaren, der mehr mit einem Gjalsker Berserker gemein hatte, als mit einem aufrechten Almadaner. Ambros andererseits hielt Alisea für den Quell aller Verderbtheit, für verzogen und vergnügungssüchtig. Wenn Ambros in Fahrt kam, klang es teilweise, als ob Alisea eine Grandin aus Al'Anfa wäre. Beide hatten auf dem falschen Fuß angefangen und seither war es nur schlimmer geworden. Beide konzentrierten sich nur auf die schlechten Seiten des jeweils anderen und ließen die guten Seiten des jeweils anderen außer Acht.
Darum ließ sie den Satz erst einmal sacken. „Alisea wird zu Besuch kommen. Sie will den kleinen Alderan gerne kennen lernen. Sie ist schon bei Vater und wird morgen hier ankommen.“
Ambros wollte gerade einen weiteren Schluck Bier nehmen. Stattdessen verschluckte er sich und hustete eine ganze Weile vor sich hin, bevor er seine Fassung wieder erringen konnte. „Morgen schon“, flüsterte er und blickte sich um wie ein gehetztes Tier.
Lianna fuhr ihm dazwischen: „Du brauchst jetzt gar nicht zu überlegen, wie du dich aus dem Staub machen kannst. Du bleibst hier und wirst dich meiner Schwester gegenüber ordentlich benehmen! Sie sich dir gegenüber übrigens auch. Es wird höchste Zeit, dass ihr zwei euch endlich vertragt. Ich habe schon zwei Kinder, da brauche ich nicht noch zwei mehr!“
Ambros sackte in sich zusammen. „Na gut“, maulte er. Jetzt klang er wirklich wie ein kleines Kind.
Zu Ribera (am nächsten Morgen)[Quelltext bearbeiten]
'Die Hexe kommt', fuhr es Ambros durch den Kopf, als er am nächsten Morgen aufwachte. Wie er sie kannte, würde sie aber erst am Abend auftauchen. Sicher würde sie ihren morgendlichen Rausch ausschlafen müssen und dann nur langsam in die Pötte kommen. Also blieb Ambros wenigstens ein wenig Zeit, um sich seelisch auf die nächsten Tage vorzubereiten.
Als erstes würde er sich also ein ordentliches Frühstück gönnen.
Wenig später trat er mümmelnd vor das Haus. Es war schon etwas spät, aber die Kinder hatten ihn letzte Nacht ein paar Mal aufgeweckt, darum hatte er etwas länger geschlafen, als er sonst zu tun pflegte. Beinahe verschluckte er sich an seinem Frühstück, als er eine Kutsche mit Rosenteicher Wappen vorfahren sah. Ein livrierter Diener sprang vom Kutschbock und riss die Kutschentür auf und heraus spazierte "die Hexe von Rosenteich" - so nannte sie freilich nur Ambros. Sie lächelte ihrem Schwager freundlich zu, während dieser sich innerlich noch über ihre sicher sehr teure Kutsche mokierte.
"Ambros mein Lieber, wie geht es Euch? Ich freue mich, Euch zu sehen. Wie geht es den Kindern? Ist Lianna wohlauf?" Alisea plapperte munter drauflos und ließ Ambros gar nicht erst zu Wort kommen.
Einem aufmerksamem Beobachter wäre ihre Unsicherheit ihm gegenüber nicht entgangen, doch Ambros war innerlich weit weg an einem Ort ohne nervige Gäste und plante bereits, wie er sich am besten absetzen konnte.
Glücklicherweise kam da auch schon Lianna aus dem Haus und die beiden Schwestern fielen sich in die Arme.
Unter dem Vorwand dem Kutscher zu zeigen, wo das Rosenteicher Gefährt abgestellt werden konnte, machte er sich aus dem Staub. Ambros half dem verdutzten Kutscher beim abspannen der Pferde und machte sich dann daran sein eigenes Pferd ausgiebig zu striegeln. Er ließ sich dabei so viel Zeit, dass schließlich ein Diener kam und ihn im Namen seiner Gemahlin ins Haus zitierte. Ambros grunzte, machte sich dann aber doch langsam an den Weg hinein.
Lianna saß in einem Sessel, während Alisea mit dem kleinen Alderan auf und ab lief und ihn beruhigend hin und her wogte. Dem Knirps schien es zu gefallen, denn er schlief seelenruhig vor sich hin. Sehr zu Ambros Überraschung schien sie sich dabei gar keine Gedanken um ihr sicher sehr teures Kleid zu machen. Vielleicht hatte er sie ja bisher zu einseitig gesehen und sie war gar nicht so schlimm wie bisher angenommen?
Zu Ribera (am Morgen darauf)[Quelltext bearbeiten]
Ambros gähnte herzhaft, als er am frühen Morgen den Gang hinunter schlurfte. Er war gestern früh ins Bett gegangen, wollte er seiner Gattin und ihrer Schwester doch etwas Zeit geben. Freilich hatte er nicht rein uneigennützig gehandelt, ertrug er Aliesa doch nur in kleinen Dosen. Obwohl er gestern eine ihrer guten Seiten erkannt hatte, nervte sie ihn noch immer. Noch verschlafen und gedankenverloren stieß er beinahe mit jemandem zusammen. "Tschuldigung", nuschelte der Koscher und auch der andere Mann murmelte eine Entschuldigung und entschwand rasch aus Ambros' Blickfeld. Es dauerte einen Moment, bis Ambros die Begegnung registrierte. Das war doch der Rosenteicher Kutscher gewesen. Warum war er nur den Gang mit seinen Stiefeln in der Hand heruntergeschlichen? Ach, natürlich er war aus Aliseas Zimmer gekommen. Das passte ja Mal wieder ins Bild!
Eine ganze Weile später, Ambros sah gerade einige Zollaufstellungen durch, gesellte sich Alisea zu ihm. "Guten Morgen!", grüßte ihn seine Schwägerin ganz beschwingt.
"Guten Morgen", grüßte Ambros zurück. "Gut geschlafen?"
"Hmmm, jaja." Alisea nickte geistesabwesend.
"Was hat denn Euer Kutscher so früh schon in Eurer Kammer gemacht?", erkundigte sich Ambros süffisant.
"Ach, eines der Pferde hat gestern gelahmt und wir hatten uns deswegen Sorgen gemacht. Darum war er vorhin kurz da, um mir Bescheid zu sagen." Aliesa schien geradewegs drauflos zu plappern.
"Bestimmt!", lachte Ambros. "Was sagt denn Euer Gemahl dazu?"
Aliseas Gesicht verfinsterte sich. "Untersteht Euch, ihm etwas zu sagen! Er ist so schon eifersüchtig genug. Ich liebe ihn, aber es ist wie mit dem Wein. Nur weil man den einen Tropfen besonders schätzt, trinkt man trotzdem manchmal gerne etwas anderes. Jaja, ich weiß: Ihr und Lianna, Ihr seid anders, aber ich bin eben anders als Ihr."
Ambros hob beschwichtigend die Arme. Mit so einer heftigen Reaktion hatte er nicht gerechnet. Eigentlich hatte er sie nur etwas sticheln wollen. "Ist ja gut. Ich werde mich da nicht einmischen. Hält es Herr Tiako denn auch so wie Ihr?"
Alisea schüttelte den Kopf. Ambros wollte weiter bohren, aber etwas hielt ihn davon ab. Stattdessen erinnerte er sich an den blauen Fleck, der ihm gestern an ihrem Arm aufgefallen war, als der Ärmel ihres Kleides verrutscht war. "Der blaue Fleck, ist der von ihm?"
Alisea war zu überrascht um ihn anzulügen und nickte. Ambros verschlug es die Sprache. Mit einem Schlag war er ehrlich besorgt. "Tut er Euch das öfters an? Seid Ihr in Gefahr?"
Alisea schüttelte den Kopf. "Nein nein, es war nur ein kleiner Unfall. Erzählt Lianna bloß nichts, sie macht sich sonst nur unnötig Sorgen. Wir lieben uns."
Wenngleich Ambros ihr glaubte, zumindest was die gegenseitige Liebe anging, konnte er seiner Frau gegenüber dennoch kein Stillschweigen bewahren. Gemeinsam baten sie Alisea später doch einfach hier in Ribera, oder zumindest in Artésa zu bleiben, aber Alisea wiegelte sie alle ab. Dom Tiako war ein guter Ehemann und der blaue Fleck ein einmaliger Ausrutscher gewesen, falls es jemals wieder vorkommen sollte, würde sie sich sofort in den Schutz der Familie zurückziehen. Lianna vertraute ihrer Schwester, aber Ambros hatte ein schlechtes Gefühl und konnte doch nicht viel daran ändern.