Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 29: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Boraccio D'Altea]] zügelte seinen prächtigen Rappen und hob die Hand. Der Trupp Reiter, der ihm folgte, hielt ebenfalls an. In der Ferne waren bereits die Umrisse von Burg Harmamund auszumachen. Grübelnd betrachtete der Condottiere die Feste, dann wandte er sich dem Mercenario hinter sich zu. "Joss, du nimmst dir | [[Boraccio D'Altea]] zügelte seinen prächtigen Rappen und hob die Hand. Der Trupp Reiter, der ihm folgte, hielt ebenfalls an. In der Ferne waren bereits die Umrisse von Burg Harmamund auszumachen. Grübelnd betrachtete der Condottiere die Feste, dann wandte er sich dem Mercenario hinter sich zu. "Joss, du nimmst dir Simyane und zwei Mann und hälst dich versteckt. Falls wir angegriffen werden oder nicht zurück kehren, dann schick einen Boten nach Khahirios und sieh zu, ob du uns helfen kannst. Jacopo soll in diesem Fall mit allem, was er auf die Beine stellen kann, hier her marschieren!" | ||
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Nachdem sie sich seiner Meinung nach wohl ausreichend vom Castillo entfernt hatten, richtete er sich wieder auf, und zuckte mit den Schultern: "Freilich solltet Ihr Euch nicht darauf verlassen, dass Domna Morena ähnliche Zurückhaltung an den Tag legen wird, wenn sie sich gegenüber ihrem fürstlichen Onkel in dieser Angelegenheit zu rechtfertigen hat. Und dabei die Sprache auf Eure Rolle in dieser Geschichte kommt." | Nachdem sie sich seiner Meinung nach wohl ausreichend vom Castillo entfernt hatten, richtete er sich wieder auf, und zuckte mit den Schultern: "Freilich solltet Ihr Euch nicht darauf verlassen, dass Domna Morena ähnliche Zurückhaltung an den Tag legen wird, wenn sie sich gegenüber ihrem fürstlichen Onkel in dieser Angelegenheit zu rechtfertigen hat. Und dabei die Sprache auf Eure Rolle in dieser Geschichte kommt." | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Boraccio D'Altea|Boraccio D'Altea]] | |||
Der Aracener war bisher hauptsächlich vor sich hin grübelnd mit geritten und wandte sich nun seinem Begleiter zu: "Dom Hernân" seufzte er "ich bin überhaupt nur hier wegen dieser teuren Freundin. Weder dieses unnütze Gerangel um alte oder eingebildete Ansprüche und Würden noch der Harmamunder Wein könnten mich normalerweise um diese Jahreszeit in diese Gegend bringen. Davon abgesehen ... ohne Nachricht von Domna Richeza brauche ich gar nicht bei Domna Rifada auftauchen. Und ich fürchte sie hat bereits weitere Schritte unternommen ... hoffentlich keine über die man nicht mit etwas gutem Willen hinweg könnte." | |||
Er richtete sich nun im Sattel auf und schaute seinem Mitreiter in die Augen. "Was nun unsere liebevolle und zuvorkommende Gastgeberin betrifft ... ich vertraue darauf dass unser Fürst alle Seiten anhört und danach weise zu urteilen weiß. Und die Tatsache, dass er Euch hierher gesandt hat, lässt mich vermuten dass er in dieser Angelegenheit nicht unbedingt die Ansicht seiner Nichte teilt." | |||
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'''Autoren:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
"Eben dies meinte ich ja: im Vertrauen auf den weisen Ratschluss unseres Herrn, des Fürsten, wäre es womöglich hilfreicher gewesen, zunächst dafür Sorge zu tragen, dass diese Malaise nicht noch weiter in Form von Domna Rifadas Umtrieben um sich greift", zuckte er mit Bedauern im Gesicht mit den Schultern. Letztlich war der Aracener in einer ähnlichen Situation wie er selbst, irgendwo zwischen den Stühlen, und mit kaum einer Wahl, welche ihm zwingend bei beiden Parteiungen wohl gereichen würde. | |||
"Hinterher ist man freilich immer schlauer, und so würd' ich vorschlagen, dass wir unsere Rösser so weit anspornen, wie es die späte Stund' gestattet, ohne dass wir uns dabei die Hälse brechen. Mit der guten Götter Gunst hat sich die Angelegenheit mittlerweile in Wohlgefallen aufgelöst, und die Domnas sind längst in Quazzano, und Domna Rifada persönlich dreht den Spiess mit dem uns beiden teils mehr, teils weniger entgangenen Rehbraten." Kurz erlaubte er sich ein Grinsen, dann spornte er sein Tier soweit an, wie er es in der Dunkelheit wagte. | |||
Aktuelle Version vom 5. März 2016, 20:09 Uhr
Mark Ragathsquell, 10. Tsa 1036 BF[Quelltext bearbeiten]
Burg Harmamund, am frühen Nachmittag[Quelltext bearbeiten]
Autor: von Scheffelstein
"Wie viele sind es?"
"Ein Dutzend, Euer Wohlgeboren."
"Ein Dutzend Reiter unter dem Banner des Fürsten?"
"Jawohl, Euer Wohlgeboren."
Morena Solivai von Harmamund knetete ihre Unterlippe mit zwei Fingern. Verdammt! Wieso schickte ihr Oheim jetzt noch Reiter? Ahnte er, dass sie seinen Brief zerrissen hatte? Hatte der Soberan der da Vanyas ihn kontaktiert und ihm mitgeteilt, seine Schwester sei noch nicht auf Quazzano eingetroffen, worum er sie, des Fürsten Nichte, ersucht habe?
Düster betrachtete sie ihren Condottiere und Vertrauten. "Wann werden sie hier sein."
Berengar di Cornimo zuckte mit den breiten Schultern. "In zwei Stunden?"
Morena ballte die Faust. Zu früh! Doch dann nickte sie entschlossen. "Sorgt dafür, dass unsere Ge... Gäste in spätestens einer halben Stunde auf dem Weg nach Quazzano sind. Capitana Silvana und fünf Mann als Bedeckung. Domna Belisetha soll einen warmen Mantel erhalten. Sorgt dafür, dass das Ross der Scheffelsteinerin eine Mähre ist, mit der sie auf keine dummen Ideen kommt. Nehmt ihre Waffe mit und lasst sie wissen, dass sie diese auf Quazzano zurück erhält."
Der Condottiere runzelte die Stirn. "Ihr wollt sie wirklich freilassen? Nach allem ..." Er begegnete Morenas Blick und nickte langsam. Ein spöttisches Grinsen legte sich um seine Mundwinkel. "Verstehe!"
"Sie sollen es glauben. Und der Fürst." Morena warf einen Blick aus dem Fenster auf den mit vereistem Schnee bedeckten Burghof. "In einer halben Stunde."
"Wenn ich fragen darf: Wie erklärt Ihr denen Euren plötzlichen Sinneswandel?"
Morena lächelte süffisant. "Mein lieber Berengar: Von welchem Sinneswandel sprecht Ihr?" Sie legte sich in einer theatralischen Geste die Hand auf die Brust. "Hat irgend jemand je etwas Anderes behauptet, als dass wir Domna Belisetha nach bestem Vermögen gesund pflegen und unter Geleitschutz nach Hause zurückzubringen gedachten?"
"Ich hab' nichts gehört", erklärte di Cornimo trocken.
"Ich schon", seufzte Morena. "Die Vanyadâlerin mal wieder."
Di Cornimo verzog keine Miene. "Wer würde die ernst nehmen?"
Einen Moment lang begegneten sich zwei dunkle Augenpaare.
"In einer halben Stunde werden sie aufbrechen", erklärte der Condottiere.
"Ob sie jemals dort ankommen?", fragte Morena in gespielter Sorge.
Di Cornimo zuckte mit den Schultern. "Der bosquirische Winter ist gefährlich." Grußlos verließ er den Raum.
"Das ist er", flüsterte Morena. "Und deshalb, liebster Onkel, habe ich den da Vanyas meine Leibgarde als Bedeckung mitgegeben. Was sonst hätte eine Frau tun können? Was sonst?"
Autor: von Scheffelstein
"Das ist eine Falle!", zischte Richeza von Scheffelstein y da Vanya. Rastlos schritt sie in der Kemenate auf und ab, blieb vor ihrer Großtante stehen, die nichts Besseres zu tun hatte, als vor dem Spiegel ihren Dutt zu richten, drehte sie zu sich herum und blickte der kaum größeren, aber deutlich älteren Frau eindringlich in die Augen. "Hört Ihr mir eigentlich zu? Das ist eine götterverdammte Falle."
"Na, na!", sagte die alte Junkerin tadelnd. "Was soll denn wohl geschehen sein, dass Domna Morena uns nun nach Quazzano geleiten lassen wird? Sie wird ein wenig mit dem Säbel gerasselt haben, und nun hat der Fürst ein Machtwort gesprochen, und ihr bleibt nichts Anderes übrig, als sich seinem Wort zu beugen."
"Der verfluchte Fürst ist ein götterver..."
"Richeza!"
"...dammter Harmamund!"
"Der Fürst", erwiderte die alte Hofdame und nahm Richezas Hände von ihren Schultern und zwoschen ihre knotigen Finger, "mag nicht immer auf der richtigen Seite gekämpft haben, aber immer für seine Überzeugungen, und ..."
"Ja, und vielleicht ist er überzeugt davon, dass es das Einfachste ist, die da Vanyas einfach aus dem Weg zu räumen!"
"... nicht zuletzt ist er mein Bruder."
Richeza lachte laut auf und schüttelte den Kopf. "Seid Ihr von Sinnen?", fragte sie ebenso respekt- wie fassungslos.
"Ich verbitte mir diesen Ton!", erklärte Belisetha verstimmt. "Er wird genau diese Tatsache nicht unbeachtet lassen!" Nicht zuletzt, da sie die einzige da Vanya war, die auf diesen Umstand immer wieder mahnend hingewiesen hatte. Selbst ihr Bruder, der Soberan des Hauses, sah die Ehe ihres Vaters mit Morena der Älteren von Harmamund als nicht rechtmäßig an, aus der Gwain und seine verstorbene Schwester Aldea hervorgegangen waren.
"Selbst wenn!", sagte Richeza. "Dann haben wir es hier mit Morena von Harmamund zu tun, nicht mit dem ... alten Gwain. Und selbst, wenn man für Euch noch ... Gnade walten ließe ... Für mich wird das nicht gelten. Mich will sie nur als Druckmittel, um Rifada in ihre Hände zu kriegen. Und wenn sie mich dafür umbringen muss!"
Belisetha betrachtete sie nachdenklich, schien zum ersten Mal in Erwägung zu ziehen, ob die Bedenken ihrer Großnichte vielleicht berechtigt wären. Schließlich tätschelte sie Richezas Wange. "Sei unverzagt, mein Kind! Wir sind in den Händen der jungen Harmamund, und es mag den Anschein haben, als stünde es nicht gut um uns. Aber mit der Götter Hilfe und dem rechten Vertrauen in ihre Gnade, wird uns kein Leid geschehen!"
Richeza schüttelte verzweifelt den Kopf, nicht wissend, ob sie lachen oder weinen sollte. "Ich habe noch nie auf die Götter gehofft, wenn ich mir selbst helfen konnte! Und wie gnädig haben sie sich wohl gezeigt in meinem Leben?" Sie schnaubte wütend.
"Versündige dich nicht!", mahnte Belisetha streng. "Ich weiß wohl um deine Schicksalsschläge. Doch bislang, scheint mir, haben die Zwölfe dir zugelächelt und dich stets vor dem Schlimmsten bewahrt!"
Richeza öffnete den Mund für eine wütende Entgegnung, schloss ihn wieder und wandte sich ab, wütend jetzt über die Tränen, die ihr schon wieder in die Augen traten. Wenn wahr wäre, was ihre Großtante behauptete, hieße das nichts Anderes, als dass sie froh sein solle für alles, was ihr widerfahren war, denn es hätte ja noch schlimmer kommen können. Trotzdem nahm sie ihren Mantel auf, zog sich die Handschuhe über, setzte sich in einen der Sessel vor dem Kamin, wartete. In einem allerdings hatte Belisetha recht: Mehr konnten sie nicht tun, als zu warten, zu hoffen. Vorerst.
Autor: Boraccio D'Altea
Am späten Nachmittag
Boraccio D'Altea zügelte seinen prächtigen Rappen und hob die Hand. Der Trupp Reiter, der ihm folgte, hielt ebenfalls an. In der Ferne waren bereits die Umrisse von Burg Harmamund auszumachen. Grübelnd betrachtete der Condottiere die Feste, dann wandte er sich dem Mercenario hinter sich zu. "Joss, du nimmst dir Simyane und zwei Mann und hälst dich versteckt. Falls wir angegriffen werden oder nicht zurück kehren, dann schick einen Boten nach Khahirios und sieh zu, ob du uns helfen kannst. Jacopo soll in diesem Fall mit allem, was er auf die Beine stellen kann, hier her marschieren!"
Der bärtige Söldner nickte. "Jawoll, Capitan! Rechnen wir denn mit Ärger?"
Der Aracener brummte "Die werte Domna scheint mir kampflustig zu sein, besser wir sind vorbereitet. Also los, auf in die Höhle des Löwen."
Einige Zeit später hatte sich die kleine Kolonne dem Tor der Burg genähert. "He da!" rief Boraccio. "Jemand zu Hause?"
Autor: von Scheffelstein
Das Tor der Burg war nicht verschlossen, die Wachen aber, die Boraccio D'Altea erwartet hatte, waren nicht zu sehen. Dafür herrschte geschäftiges Treiben im Burghof, und auf seinen Ruf hin ertönte ein Pfiff vom Torturm und ein lautes "Halt, wer da?". Gleichzeitig kamen zwei Gardisten aus dem Hof herbei gelaufen, um die Neuankämmlinge in Empfang zu nehmen. Boraccio schien es, als seien die Gardisten von seiner Ankunft überrascht worden. Ein Blick auf die Spuren im verharschten Schnee zeigte ihm, dass offensichtlich vor kurzer Zeit ein größerer Reitertrupp hier eingetroffen war. Ein weiterer Blick vorbei an den Gardisten, die wieder Posten bezogen hatten, ließ ihn das fürstliche Banner im Hof der Burg entdecken.
Die Gardisten warfen sich einen Blick zu und sahen dann zu dem berittenen Aracener auf. "Wer seid Ihr, und was wollt Ihr?", fragte der ältere misstrauisch.
Autor: Boraccio D'Altea
Boraccio mustere aufmerksam die Spuren und das fürstliche Banner im Hof und zog seine Schlüsse. Er beschloss die Anwesenheit fürstlicher Gesandter als eine positive Entwicklung zu sehen. Der Aracener richtete sich auf im Sattel seines imposanten Hengstes "Mein Name Boraccio D'Altea, Cronvogt zu Khahirios. Ich bin den weiten Weg gekommen um mit Euer Herrin Domna Morena Angelegenheiten dringlicher Art zu bereden. Wenn Ihr so freundlich wärt meine Ankunft zu melden?"
Autoren: von Scheffelstein, Der Sinnreiche Junker
Das Kerzenlicht ließ die blaue Seide schimmern. Ein Lilienmuster war in den teuren Stoff eingewebt. An den Ärmeln war das Kleid mit rotem Samt abgesetzt, am Kragen gar mit Goldbrokat und winzigen Almadinen. Wie stets gab Morena von Harmamund eine fürstliche Erscheinung ab.
Die Junkerin saß am Kopfende des Tisches unter dem Erkerfenster, den Blick auf die Gestechrüstung neben der Tür gerichtet. Die Tafel war üppig gedeckt mit Fleisch und Brot und Kohlpasteten, Bratäpfeln und reich in Öl angebratenem Gemüse.
Morena von Harmamund ließ sich Wein in einen silbernen Pokal einschenken und den Braten auf dem Teller zerlegen.
"Ihr seid also zurück", stellte sie fest, als Hernán von Aranjuez nach Ankündigung durch einen Lakaien den Rittersaal betrat. "Und wieder zur Vesper. Man könnte meinen, auf Aranjuez oder in Dubios seien die Speisen rar geworden, seit Ihr eine Dame im Hause habt." Ihre Lippen kräuselten sich, ihr Blick war ungerührt auf ihr Gegenüber gerichtet.
"Nun, dann setzt Euch auch diesmal", wies sie ihm mit dem Messer in der Hand einen Platz zu, "und lasst uns Brot und Salz und Öl und Wein teilen, und versucht auch das Reh, es wird Euch sicher munden."
Zweifellos war ihr nicht entgangen, in Begleitung wessen Soldaten er diesmal kam, aber sie schien nicht geneigt, ihn darauf anzusprechen.
"Ich gehe dorthin, wo es meinem Fürsten gefällt mich hinzuschicken", lächelte der Condottiere schmal. "Wenn es ab und an nicht mit dem Schwert in der Hand wider wilde Ferkinas ist, sondern mit der Gabel gegen dies gebratene Reh ist, will ich über derlei Dienstplichten nicht Klage führen." Sprachs, und stieß die zweizinkige Gabel in das Stück Fleisch auf seinem Teller.
"Andererseits...", schürzte er vielsagend die Lippen, und wechselte mit den Augen zwischen dem aufgespießten und auf Mundhöhe gehaltenen Happen und der Gastgeberin gegenüber "...könnte man es auch als Entschädigung sehen, dass ich in dieser Tage Firunskälte scheinbar nichts Besseres zu tun habe, als zwischen hier und Ragath hin und her zu reiten. Erinnert mich beizeiten daran, dass mir die da Vanyas ein gleichermaßen oppulentes Mahl schuldig sind."
Im Gegensatz zur Junkerin war Hernán von Aranjuez geradezu schlicht angezogen. Und das lag ausnahmsweise weniger am von ihm seit jeher bevorzugten Schwarz, sondern dass er ob der vielen Meilen der letzten Tage zwar frische, aber doch offensichtlich eher für die Reise denn fürs Bankett ausgelegte Kleidung trug.
Vor weiteren Erörterungen dieser Art jedoch wurden sie vom eingetretenen Diener unterbrochen, der ein zweites Mal an seine Herrin heran trat und ihr leise etwas zu raunte. Diese runzelte daraufhin leicht die Stirn, nickte und winkte den Lakaien fort, der an dem Baron vorbei ging, um die Saaltür erneut zu öffnen.
Der Baron und Junker ließ seine Gabel wieder sinken und wandte das Haupt in Richtung des Eintretenden.
"Hier geht es ja zu wie im Taubenschlag", kommentierte Morena Solivai von Harmamund spöttisch, als die Gestalt des Khahirioser Cronvogts den Türrahmen ausfüllte.
Autor: Boraccio D'Altea
Der Aracener betrat den Saal und blieb an der Tür stehen, von wo aus er den Raum und die Personen in ihm musterte. Neben der Harmamunderin erspähte er auch Hernán von Aranjuez und seine Laune besserte sich. Der Fürst hatte sich anscheinend bereits der Angelegenheit angenommen und die Stimme der Vernunft mochte sich durchsetzen. Jetzt hieß es nur die Botschaft von der Entführung des Geweihten geschickt darzustellen und die unerfreuliche Geschichte zu einem erfreulichen Ende bringen.
Er bewegte sich weiter zielstrebigen Schrittes auf die vermutliche Herrin des Hauses, wobei seine Rüstung vernehmlich klapperte. In angemessener Entfernung angekommen, verbeugte er sich höflich. "Domna Morena, wie ich vermute? Ich bin Boraccio D'Altea, Cronvogt zu Khahirios. Verzeiht bitte mein unangemeldetes Erscheinen, aber ich befürchte die Angelegenheit, in der ich Euch aufsuchen muss, entbehrt nicht einer gewissen Dringlichkeit."
Autor: von Scheffelstein
Morena von Harmamund musterte das narbenversehrte Gesicht des Vogtes ungerührt, ließ ihren Blick über Rüstung und Waffenrock gleiten und hielt dann den Blick seines gesunden Auges fest, während sie mit spitzen Fingern eine Fortunella aus der Bratensauce fischte, diese einen Moment mit Daumen und Mittelfinger vor ihrem Mund verweilen ließ, ohne ihre Augen von dem Junker abzuwenden, ehe sie die exotische Frucht über die Lippen schob, bedächtig kaute und schließlich eine verschnörkelte Handbewegung in Richtung eines der freien Stühle am Tisch machte.
"Setzt Euch!", sagte sie. "Ich empfange soeben den Gesandten meines Onkels, wie Ihr seht, aber es soll auch Platz an diesem Tische sein, um Eurem Anliegen Gehör zu schenken." Sie winkte dem Diener, Krug und Wein für den Aracener herbei zu schaffen.
Autoren: Der Sinnreiche Junker
Der Baron und Junker indes hatte gerade seinen Teller mit beiden Händen ergriffen und machte Anstalten sich mit selbigem zu erheben, doch bedeuteten ihm die Worte ihrer Gastgeberin, dass es nicht nötig war, sich höflich zurückzuziehen. Entsprechend sank er zurück in seinen Stuhl, und neigte gegenüber dem Cronvogt von Khahirios knapp das Haupt: "Dom Boraccio."
Die Furchen auf seiner Stirn verrieten freilich, dass er sich auf die Anwesenheit des fürstlichen Vasallen keinen rechten Reim zu vermachen mochte. Und offensichtlich nicht einen Wimpernschlag daran glaubte, dass das Aufeinandertreffen der beiden einander augenscheinlich Unbekannten just zu dieser Zeit ein Zufall war. Oder dass der Cronvogt gleich ihm auf Veranlassung des Fürsten hier sei …
Autor: Boraccio D'Altea
Boraccio nickte dem Aranjuezer freundlich zu, während er sich wieder der Gastgeberin zu wandte und höflich lächelte. "Habt Dank für Eure Gastfreundschaft für einen unerwarteten Besuch, Domna Morena. Was aber mein Anliegen betrifft ... ich habe das Gefühl, dass Dom Hernán aus einem ähnlichen Grund hier weilt." Ein süffisantes Schmunzeln umspielte die Lippen des Cronvogts bei seinen letzten Worten.
Er drückte seinen eher einfachen, aber wetterfesten, Mantel einem Bediensteten in Hand bevor er zu dem angebotenen Platz schritt, wobei er seine Handschuhe abstreifte und in seinem Waffengürtel verstaute. Der Stuhl knarzte vernehmbar unter der kräftigen Gestalt des Condottiere.
Autor: von Scheffelstein
Morena von Harmamund musterte den Cronvogt ungerührt. "Auch Ihr flieht also die Gesellschaft einer Euch beinahe Angetrauten, um mit der meinen Vorlieb zu nehmen, Dom Boraccio?"
Der Diener schenkte dem Aracener Wein ein und begann, ihm Speisen auf einem Teller anzurichten.
Die Junkerin warf einen Blick auf den Dubianer und wieder zurück. "Nein, ich vergaß: Seine Durchlaucht, mein Oheim, hat auch Euch gegenüber das Reh aus dem Grafenwald angepriesen und Euch anempfohlen, die Harmamunder Gastfreundschaft und den Wein aus meinem Keller zu genießen? Ts, ts." Sie schüttelte leicht den Kopf. "Was suchen die Condottieri Almadas in der Ragather Mark, während in der Südpförter Mark noch immer Zahoripack und Horasknecht sich um unserer Mütter Land streiten?"
Sie wandte sich an Hérnan von Aranjuez. "Da Dom Boraccio behauptet, dasselbe Anliegen zu haben wie Ihr, mögt Ihr mir vielleicht erklären, was unseren Caldaier Freund in diese Gegend verschlagen hat?"
Autoren: Der Sinnreiche Junker
Hernán von Aranjuez wies mit der Hand in Richtung des Fensters, wo die drei nur Scheiben dünnen Butzenglases von der winterlichen Kälte trennte: "Weil nur Narren im Winter Krieg führen. Das Alte Regiment liegt vor Unterfels, und wird erst wieder in einigen Wochen marschieren." Wohin und unter wessen Banner, ließ der Condottiere freilich offen. Es war kaum ein Geheimnis, dass es für den Baron und Junker am lukrativsten war, wenn zwischen Bomed und Brigella alles beim Alten blieb. Entsprechend wenig Veranlassung verspürte er, seine Leute den Entbehrungen von Wintermärschen und zugigen Feldlagern auszusetzen.
"Abgesehen davon...", fügte er trocken an "...will mir scheinen, dass wir unseren Blick dieser Tage besser auf Ragatien richten. Eine Fehde zwischen dem Haus Harmamund und den da Vanyas könnte unsere schönen Lande leicht in einen zweiten Yaquirbruch verwandelt. Gewiss...", wandte er sich lauernd an den Cronvogt "...ist das auch der Grund, aus welchem Dom Boraccio Euch aufsucht..."
Autor: Boraccio D'Altea
Boraccio D'Altea bedachte seinen Vorredner mit einem zustimmenden Nicken, bevor er das Wort ergriff: "Um die Südpforte mag Euch nicht bange sein, werte Domna. Ich kehrte erst vor kurzem von dort zurück, wo wir unter Marschallin Gerone vom Berg Dâl befriedeten."
Er blickte nun lauernd rüber zur Harmamunderin. "Um so mehr war ich erstaunt, als ich erfuhr, dass hier zu Hause in der Grafschaft anscheinend ebenfalls nicht alles zum Besten steht. So suchte mich die werte Domna Rifada da Vanya auf und erzählte mir Dinge, die ich gar nicht glauben mochte. Nämlich, dass sowohl ihre Nichte, die werte Domna Richeza von Scheffelstein, als auch ihre Tante, Belisetha da Vanya, festgehalten würden. Nun mochte ich zunächst gar nicht glauben, dass meiner geschätzten Freundin so etwas widerfahren sein sollte. Jedoch erreichte mich ebenfalls eine Taube meines Nachbarn und lieben Freundes Dom Hesindian von Kornhammer-Scheffelstein, der Gleiches zu berichten hatte. Nun gebe ich gerne zu, dass die gute Domna Rifada ein wenig heißblütig zu sein scheint, der werte Dom Hesindian dagegen würde eine solche Angelegenheit allerdings nicht ohne guten Grund an mich heran tragen. Als guter Vasall meines Fürsten sehe ich es da als meine Pflicht an, in der Sache zu vermitteln und die unglücklichen Missverständnisse, um die es sich hier zweifellos nur handeln kann, im allerseitigen Einvernehmen aufzulösen. Denn gewiss möchte niemand, dass nach dem Einfall der blutsaufenden Heiden und Menschenfresser erneut ein großes Unglück das so geschundene Ragatien heimsucht. Und wie würde unser Fürst, Euer Oheim, denn vor der Kaiserin dastehen, wenn kurz vor dem kaiserlichen Hoftag in Ragath die Grafschaft plötzlich in Flammen steht, weil ein so simples Missverständnis über den Verbleib zweier Domnas eine überaus unnötige Blutfehde vom Zaune bricht?"
Seine letzten Worte hatte der Condottiere überaus zuvorkommend formuliert, sein Tonfall und seine Haltung ließen allerdings wenig Zweifel daran aufkommen, dass es nicht Naivität war, die ihn so reden lies, sondern der Versuch, eine diplomatische Brücke zu bauen.
Autor: von Scheffelstein
"Eure geschätzte Freundin, die werte Domna Rifada, hat Euch also aufgesucht und Euch derart Unglaubliches aufgetischt?" Das Lächeln, das die Lippen der Fürstennichte umspielte, erreichte ihre Augen nicht. "Aber sagt mir: Wer hätte wohl dem armen alten Kornhammer Vogt eine solche Geschichte erzählt, wenn seine Großtochter tatsächlich in meinen Kerkern darbte? Nein, wartet ..." Sie hob die Hand, als habe der Aracener sie unterbrechen wollen. "Könnte es sein, dass Domna Rifada ihrer Schwester Schwiegervater ebenfalls in dieser Angelegenheit als Verbündeten zu gewinnen suchte?"
Morena von Harmamund lehnte sich zurück, die Hände vor der Brust gefaltet. "Dom Boraccio", sagte sie dann seufzend, lehnte sich wieder vor, beugte sich ein wenig zu dem Cronvogt vor. "Ihr wollt verhindern, dass das Ragathsche in Flammen steht? Zu spät, mein werter Dom, zu spät, wie ich fürchte."
Sie warf einen kurzen Seitenblick auf den Dubianer, ehe sie, an Boraccio gewandt, fortfuhr. "Hat Eure gute Freundin Euch auch berichtet von dem Brand im Kloster La Dimenzia der Heiligen Noiona zu Ragathsquell? Wahrscheinlich nicht. So lasst Euch gesagt sein, dass eben jenes Kloster vor wenigen Tagen niedergebrannt ist, samt manches Bruders und des Priors. Just in der Nacht, nachdem Eure Freundin mir dort aufgelauert und einen meiner Männer zu töten versucht hatte. La Dimenzia steht seit jeher auf Harmamunder Land, die Souveränität des Klosters war der Vanyadâlerin schon immer herzlich egal. Sie versucht, unserem Hause zu schaden, wo es nur geht. Ihr wollt keine Blutfehde in diesen Landen? Es ist die Vanyadâlerin, die eine solche anzuzetteln versucht und, wie es scheint, sich nicht scheut, bis nach Caldaia um Unterstützung für ihre Sache zu werben."
Morena von Harmamund richtete sich wieder auf und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. "Khahirios übrigens war vor nicht allzu langer Zeit ebenfalls noch Harmamunder Hausbesitz. Doch während unsereins mit der Zeit geht, hat die ewig gestrige da Vanya noch immer nicht verstanden, dass sie nurmehr nur Angehörige eines kleinen Junkerngeschlechts ist. Daran wird keine Fehde etwas ändern und erst recht keine Brandstiftung. Es gilt, sie aufzuspüren und vor ein Gericht zu stellen, auf dass sie ihre Untaten vor Praios bekennen möge. – Was nun die Domnas Belisetha und Richeza da Vanya angeht: Domna Belisetha fand ich verletzt und in schlechtem Zustand im abgebrannten Kloster wieder und brachte sie in Sicherheit. Eine alte Magnatin lässt man nicht in der Asche verrecken, nicht einmal, wenn sie Tante der Vanyadâlerin ist, die sich nach ihrer skrupellosen Tat aus dem Staub gemacht hatte. – Was Domna Richeza betrifft ..." Sie seufzte ein wenig. "Vielleicht ist Euch bekannt, dass diese ihrer Tante seit Jahren kaum von der Seite weicht – und sie war mit dieser flüchtig nach dem Klosterbrand, ihre Unschuld gälte es erst einmal zu beweisen. Als sie hier Tage später auftauchte, brach schon die Nacht herein, und die junge Scheffelstein wollte die alte Domna Belisetha umgehend mit sich nehmen. Das zuzulassen hätte dem Ruf unseres Hauses geschadet. Nicht auszudenken, zwei schutzlose Domnas bei Nacht und Kälte unbegleitet in den Schnee hinaus zu jagen, zumal in Domna Belisethas Zustand! Dieser einige Tage Erholung zu gewähren, war unumgänglich."
Autor: Boraccio D'Altea
Boraccio hatt den Ausführungen Morenas aufmerksam gelauscht und an seinem Wein genippt, den er nun weg stellte.
"Zunächst einmal, werte Domna, handelt es sich bei Domna Rifada keineswegs um eine 'gute Freundin' von mir, bis vor wenigen Tagen war sie mir nicht einmal bekannt. Meine Sorge in dieser Angelegenheit gilt hauptsächlich Domna Richeza. Dass Domna Rifada ... sagen wir mal ein wenig heißblütig und von starkem Willen ist, ist mir nicht entgangen. Allerdings interessieren mich die Erbstreitigkeiten der Häuser Harmamund und da Vanya nicht sonderlich, das mögt Ihr an zuständiger Stelle klären ... bevorzugt ohne die Grafschaft erneut in Brand zu setzen. Ich bin hier, damit über die Dinge gesprochen werden kann, ohne dass es in einem reinen Austausch von Drohungen und Beleidigungen endet, in mehr oder weniger neutraler Position."
Er wandte seinen Blick nun auch zu Hernân. "Was immer dort im Kloster geschehen ist, es ist nicht meine Aufgabe es zu untersuchen oder zu urteilen. Ich vermute das ist einer der Gründe warum Dom Hernân uns heute mit seiner Gesellschaft beehrt. Würde ich die Vorfälle untersuchen, so kämen mir allerdings als erstes die Wilden aus den Bergen in den Sinn, die sich immer noch im Verborgenen rumtreiben. Oder dieser Bastardbengel, den die Elenterin zusammen mit diesem Schwarzmagier Rakolus gezeugt hat und der schon damals ganz nach einem würdigen Erbe seines verderbten Vaters aussah. Das ergibt in meinen Augen mehr Sinn als eine zwölfgötterfürchtige Magnatin, die von dieser Wahnsinnstat auch nicht sonderlich viel Nutzen hätte."
Der Aracener richtete seinen Blick nun wieder ganz auf seine Gastgeberin. "Aber ich danke Euch für Eure Sorge um die beiden Domnas und ihre gastfreundliche Aufnahme auf Eurer Burg. Mit Eurer Erlaubnis werde ich Euch gerne von dieser Bürde erlösen und die beiden Domnas wohlbehalten nach Kornhammer begleiten."
Autoren: Der Sinnreiche Junker
Der Baron und Junker hatte sich derweil über seinen Teller her gemacht, nachdem die Domna und der Dom das Gespräch soweit auch recht gut alleine am Laufen gehalten hatten. Nun aber räusperte er sich, und legte die Gabel durchaus geräuschvoll beiseite.
"In der Tat, Dom Boraccio...", wandte er sich an eben jenen "...bin ich auf Veranlassung Seiner Durchlaucht hier, um die beiden Domnas nach Quazzano zu verbringen, und sie der Obhut ihres Sippgesellen, Seiner Eminenz des Großinquisitors, zu übergeben. Auf Ehrenwort versteht sich, sich auf dem Hoftag zu Ragath hinsichtlich der hier erhobenen Vorwürfe zu rechtfertigen."
Nachdenklich legte er die Fingerspitzen aneinander und senkte den Blick auf selbige, als er höflich fortfuhr: "Wiewohl Ihr betont, dass Domna Rifada keine gute Freundin von Euch sei, möchte ich mir erlauben darauf hinzuweisen, dass solltet Ihr mit Ihr in Kontakt stehen oder solltet Ihr mit ihr in solchen zu treten zu vermögen, es gewiss im Interesse aller Beteiligten wäre, wenn Ihr mäßigend auf die Domna einwirken würdet. Ihre Umtriebe sind am Grafenhof und gewiss auch darüber hinaus nicht unbemerkt geblieben, und es gibt bereits Stimmen, welche dies als Anlass nehmen wollen, ein für alle mal sämtliche Streitigkeiten zu klären. Unnötig zu erwähnen, dass sowohl Graf Brandil wie auch Seine Durchlaucht so kurz vorm Reichskongress keine solche Aufrührereien brauchen können, unabhängig vom vorliegenden Sachverhalt. Sollte Domna Rifada dahingehend nicht zur Vernunft gelangen, fürchte ich, dass man ein Exempel statuiert. Was mithin auch für ihre Nichte, deretwegen Ihr ja eigentlich hier seid, nicht folgenlos bleiben könnte."
Als er geendet hatte, sah er wieder auf, und schenkte seiner entfernten Verwandten ein schmales Lächeln. Gewiss wäre ein solches Szenario ganz in ihrem Sinne, und er ließ sie so wohl wissen, dass er sehr wohl darum wusste.
Autor: von Scheffelstein
Um Morenas Lippen legte sich ein erfreutes Lächeln, während sie dem Dubianer lauschte. "Ich sehe, Dom Hernán, dass man im Hause Harmamund auch andernorts Eurem geschätzten Rat folgt." Ihr Blick hielt für einige Herzschläge den des Barons fest, dann wandte sie sich wieder an den anderen Mann.
"Vor einigen Tagen beehrte mich Dom Hernán bereits einmal mit seiner Anwesenheit, damals wohl aus eigenem Betreiben. Er scheint die Wünsche des Fürsten in dieser Angelegenheit wohl zu deuten oder aber Einfluss auf dessen Gehör zu haben." Schwang leiser Spott in ihren Worten mit? Domna Morenas Gesicht war nichts anzumerken, sie lächelte noch immer freundlich. "Wie dem auch sein mag: Er riet mir, die Domnas in die Obhut der Kirche zu geben, bis diese unerfreuliche Angelegenheit hinsichtlich des Klosters vor Gericht geklärt werde. Da es sich um ein Boronkloster handelt, welches geschändet wurde, hielt ich es für das Beste, die Domnas nach Belisethas Genesung der Boronkirche anzuvertrauen. Doch Dom Hernán konnte mich davon überzeugen, dass ein Überstellen der Domnas an die Inquisition das Beste wäre und sicher auch nicht den Unmut des Soberans der da Vanyas schüren würde."
Sie nahm einen weiteren Schluck Wein und fuhr, noch immer lächelnd, fort. "Wie mir zu Ohren kam, weilt das Oberhaupt der Ragather Praios-Kirche derzeit auf Quazzano, und es scheint, als habe Hochwürden Tsaya di Lacara bereits erste Ermittlungen hinsichtlich des abgebrannten Klosters eingeleitet. Darob hielt ich es für angebracht, die Domnas gleich in ihre Obhut zu überstellen. Sie dürften schon bald dort angekommen sein. Ich habe ihnen meine eigene Leibgarde zur Seite gestellt, die treue Capitana Silvana di Montiano und fünf kampferprobte und wohl gerüstete Reiter. Eure Sorgen sind also unbegründet." Wieder hob sie den Kelch an ihre Lippen.
Autor: Boraccio D'Altea
Aufmerksam und angespannt lauschte der Caldaier den Worten seiner Gesprächspartner und schien angestrengt zu grübeln. Schließlich setzte er ein unverbindliches Lächeln auf, das nicht bis zu seinem verbliebenen Auge durch drang.
"Ihr zeigt große Umsicht in Euren Handlungen, Domna Morena. In der Tat scheint mir die Obhut der Kirche unseres Herrn Praios und des Großinquisitors im Augenblick eine gute Wahl für die beiden Domnas zu sein, so daß niemand einen Grund hat falsches Spiel zu vermuten. Da Dom Hernân aus dem gleichen Grunde hier ist scheint ja auch von fürstlicher Seite her Zustimmung gegeben zu sein. Mit Eurer Erlaubnis werde ich also unverzüglich gen Quazzano aufbrechen und Eurer wackren Capitana meine Unterstützung und die meiner Leute zukommen lassen, die Lande sind einfach zu unsicher dieser Tage. Sobald ich mich von der Unversehrtheit Eurer ehemaligen Gäste persönlich überzeugen konnte werde ich alsbald versuchen Domna Rifada in Kenntnis zu setzen und ihr erklären, dass einstweilen keinerlei Grund zu einem voreiligen Handeln besteht ... hoffentlich erfolgreich."
Er schaut kurz rüber zum Dubianer "Und was plant Ihr, Dom Hernán?"
Autoren: Der Sinnreiche Junker
Kurz hatten sich bei Morena von Harmamunds Ausführungen die Augenbrauen des Condottiere zusammen geschoben, was dessen Stirn in Falten warf. Dass der Baron und Junker die Geschichte offensichtlich ein wenig anders in Erinnerung hatte, mochte so auch dem Cronvogt nicht verborgen bleiben. Oder misstraute er etwa ihrer ganzen Geschichte? Welch trefflicher Zufall, dass sie die beiden Domnas just in dem Moment fortgeschickt haben wollte, als ihr fürstlicher Onkel seine Leute zwecks Überstellung der beiden da Vanyas angekündigt hatte.
Darob nachdenklich strich er sich über das unrasierte Kinn. "Ich stimme Dom Boraccio zu, dass Wir Eure geschätzte Gastfreundschaft nicht weiter strapazieren sollten, Domna Morena. Nicht, dass im Grafenwald noch die Rehe knapp werden." Er gestatte sich lediglich ein kurzes Lächeln mit Blick auf seinen lediglich halb geleerten Teller, ehe er ernster fortfuhr: "Um weitere Kalamitäten zu vermeiden, würde ich vorschlagen, dass wir uns aufteilen, Dom Boraccio. Bevor Domna Rifada noch etwas tut, welches weder Seine Durchlaucht, noch seine Hochwohlgeboren ignorieren können. Auch und gerade mit dem Reichskongress im Nacken. Daher sollte einer von uns beiden die Reisigen Seiner Durchlaucht befehlsgemäß nach Quazzano führen, derweil der andere unverzüglich Domna Rifada aufsucht."
Autor: Boraccio D'Altea
Interessiert hatte der Khahirioser den Ausführungen des Dubianers gelauscht und dessen Skepsis gegenüber der Harmamunderin befriedigt zur Kenntnis genommen.
"Na, vielleicht ist besser, wenn ich mich persönlich des Wohlergehens der beiden Domnas versichere, damit ich Domna Rifada ausreichend beruhigen kann. Wenn wir uns beeilen sollten wir hoffentlich bald eingeholt haben. Danach sollten wir uns in der Tat entsprechend aufteilen. Während Ihr die Domnas weiter geleitet versuche ich schleunigst die Vanyadâlerin zu finden und von weiteren voreiligen Taten abzubringen. Jedenfalls sollten wir bald möglichst aufbrechen."
Er machte Anstalten aufzustehen, beherrschte sich dann aber noch soweit, auf die Antwort ihrer Gastgeberin zu warten.
Autor: von Scheffelstein
Morena von Harmamund hatte ihren Gästen schweigend und mit unbewegter Miene zugehört, während sie ihr Mahl fortgesetzt hatte. Nun nickte sie langsam.
"Ihr habt wohl recht", sagte sie. "Dem Wunsch des Fürsten soll umgehend nachgekommen werden. Und je mehr Verstärkung meine Garde erhält, desto besser in dieser brisanten Angelegenheit. Auch wenn ich nach wie vor nicht glaube, dass es Grund zur Sorge gibt." Sie stellte ihren Weinkelch nieder und erhob sich. "Meine Herren, wenn Ihr noch irgendetwas für Eure Weiterreise benötigt, lasst es mich wissen."
Autoren: Der Sinnreiche Junker
Der Dubianer schien die Meinung des Cronvogtes nicht recht zu teilen - zumindest wenn man in seinem Antlitz las - doch rang er wohl noch um die rechten Worte in dieser heiklen Situation, als sich dann auch schon die Junkerin einschaltete. So blieb ihm wenig anderes übrig, als sich gleichfalls zu erheben, und Morena von Harmamund einmal mehr für ihre, wenngleich nur kurz genossene, Gastfreundschaft zu danken.
Als man später jedoch hoch zu Ross das Castillo hinter sich gelassen hatte - Hernán von Aranjuez ließ sein Pferd eingedenk eines höchst unerfreulichen Vorfalls mit einem vom Fallgatter erschlagenen Mercenario vor einigen Götterläufen geradezu durch das Torhaus springen - neigte sich der eine Condottiere im Sattel zum anderen hinüber, sodass die Soldaten hinter ihnen ob des Hufschlages nichts zu hören vermochten, geschweige denn irgendwelche Wachen auf den Mauern von Burg Harmamund.
"Dom Boraccio...", sprach Hernán von Aranjuez ernst "...ich zweifle nicht an Eurer Loyalität zu Eurem Fürsten, der auch der meine ist. Daher will ich dieses eine Mal über dieses Gespräch hinaus kein Aufhebens um die Sache machen. Doch verlasst Euch nicht darauf, dass sich dies wiederholen wird, wenn Ihr noch einmal Eure persönlichen Befindlichkeiten, wie die Sorge um das Wohlergehen einer gleich wie teuren Freundin, über Eure Pflichten als Gefolgsmann unseres Fürsten stellt. Wie beispielsweise einer erklärten Feindin unseres Fürsten unverzüglich in den aufrührerischen Arm zu fallen."
Nachdem sie sich seiner Meinung nach wohl ausreichend vom Castillo entfernt hatten, richtete er sich wieder auf, und zuckte mit den Schultern: "Freilich solltet Ihr Euch nicht darauf verlassen, dass Domna Morena ähnliche Zurückhaltung an den Tag legen wird, wenn sie sich gegenüber ihrem fürstlichen Onkel in dieser Angelegenheit zu rechtfertigen hat. Und dabei die Sprache auf Eure Rolle in dieser Geschichte kommt."
Autor: Boraccio D'Altea
Der Aracener war bisher hauptsächlich vor sich hin grübelnd mit geritten und wandte sich nun seinem Begleiter zu: "Dom Hernân" seufzte er "ich bin überhaupt nur hier wegen dieser teuren Freundin. Weder dieses unnütze Gerangel um alte oder eingebildete Ansprüche und Würden noch der Harmamunder Wein könnten mich normalerweise um diese Jahreszeit in diese Gegend bringen. Davon abgesehen ... ohne Nachricht von Domna Richeza brauche ich gar nicht bei Domna Rifada auftauchen. Und ich fürchte sie hat bereits weitere Schritte unternommen ... hoffentlich keine über die man nicht mit etwas gutem Willen hinweg könnte."
Er richtete sich nun im Sattel auf und schaute seinem Mitreiter in die Augen. "Was nun unsere liebevolle und zuvorkommende Gastgeberin betrifft ... ich vertraue darauf dass unser Fürst alle Seiten anhört und danach weise zu urteilen weiß. Und die Tatsache, dass er Euch hierher gesandt hat, lässt mich vermuten dass er in dieser Angelegenheit nicht unbedingt die Ansicht seiner Nichte teilt."
Autoren: Der Sinnreiche Junker
"Eben dies meinte ich ja: im Vertrauen auf den weisen Ratschluss unseres Herrn, des Fürsten, wäre es womöglich hilfreicher gewesen, zunächst dafür Sorge zu tragen, dass diese Malaise nicht noch weiter in Form von Domna Rifadas Umtrieben um sich greift", zuckte er mit Bedauern im Gesicht mit den Schultern. Letztlich war der Aracener in einer ähnlichen Situation wie er selbst, irgendwo zwischen den Stühlen, und mit kaum einer Wahl, welche ihm zwingend bei beiden Parteiungen wohl gereichen würde.
"Hinterher ist man freilich immer schlauer, und so würd' ich vorschlagen, dass wir unsere Rösser so weit anspornen, wie es die späte Stund' gestattet, ohne dass wir uns dabei die Hälse brechen. Mit der guten Götter Gunst hat sich die Angelegenheit mittlerweile in Wohlgefallen aufgelöst, und die Domnas sind längst in Quazzano, und Domna Rifada persönlich dreht den Spiess mit dem uns beiden teils mehr, teils weniger entgangenen Rehbraten." Kurz erlaubte er sich ein Grinsen, dann spornte er sein Tier soweit an, wie er es in der Dunkelheit wagte.
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