Chronik.Ereignis1036 Mescher Trubel 02: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Mai 2015, 15:26 Uhr
Gräflich Agum, Travia 1036 BF
Nahe der Ostgrenze der Baronie Mesch
Autor: Lindholz
Der Marsch des ersten Tages brachte keine großen Überraschungen mit sich: Das Umland von Agum befand sich in den Händen der Gräfin und machte einen weitgehend unverheerten Eindruck. Saß in anderen Teilen der Grafschaft die Angst vor dem Winter berechtigt tief, so durfte man hier noch hoffen, genügend Vorräte von dem was Felder, Wiesen und Wälder boten, eingelagert zu haben. Die Straße gen Efferd hatte schon bessere Tage gesehen, doch war sie breit genug, um der Vorhut ein Vorwärtskommen in geordneter Linie zu ermöglichen. Erst gegen Abend zeigten sich deutliche Anzeichen des Verfalls: Die Weiler waren zunehmend verlassen, Sträuche, Büsche und Bäume tasteten sich immer näher an den verschlammten Weg. Auf einer trockenen Wüstenei oberhalb der Straße bereitete man schließlich das Lager für die Nacht vor.
Während sich die Vorhut daran machte, das Lager aufzuschlagen und zu sichern, erreichten Erlan von Sindelsaum beunruhigende Nachrichten. "Einer der Späher ist nicht zurückgekehrt", berichtete Rahjeïs von Lindholz ihm, als sie, einen ihrer eigenen Kundschafter im Schlepp, an ihn herantrat.
"Und noch keine Spur vom Haupttrupp. Es riecht nach einem Hinterhalt", ergänzte der Baron.
Die junge Caballera nickte, doch war es Gilion, den Blick ohne erkennbares Ziel auf den sich verfinsternden Himmel gerichtet, der als erstes sprach: "Der Wind singt von taubra."
Autor: Sindelsaum
Erlan ging nicht weiter auf die Worte von Gilion ein. „BEREITMACHEN“ rief er stattdessen ansatzlos. Der Ruf wurde von den übrigen Sindelaumern aufgenommen und der Trupp machte sich in aller Eile gefechtsbereit. „Da bewegt sich was“, rief einer der Lindholzer Gardisten und tatsächlich konnte Erlan kleine huschende Gestalten im Unterholz ausmachen. Ein Zischen war zu hören und ein einzelner Pfeil raste durch die Luft ohne einen der Kämpfer zu treffen. „Sie warten ab“, knurrte Barthalm von Rohenforsten und man konnte die Ungeduld aus seiner Stimme heraus hören. „Und bald wird es dunkel“, ergänzte Larona von Bardostein. Ein vielfaches, lautes Knacken und Krachen ließ fast alle Anwesenden zusammenzucken. Erlan drehte sich hastig um und sah, dass der Weg den sie entlang marschiert waren nun durch drei große Bäume blockiert waren. „Es geht los“, knurrte Barthalm erneut. Er schien sich fast zu freuen. Doch das nächste halbe Stundenglas passierte nichts. Immer mal wieder schoss ein Goblin einen Pfeil aus dem Unterholz ab, aber Schaden richteten sie damit nicht an. „Die wollen uns hier nur festnageln“, erkannte Rahjeïs schließlich. Erlan nickte nach kurzem Zögern: „Das Hauptheer hätte längst hier sein müssen. Das kann nur eines heißen: Die Rotpelze beschäftigen uns hier nur und der eigentliche Angriff erfolgt ganz wo anders. Wir müssen zum Hauptheer zurückfallen.“ Rahjeïs gab ihre Zustimmung zu verstehen und die Kämpfer der Vorhut machten sich daran, die gestürzten Bäume zu überwinden. Zwar verstärkten sich der Pfeilangriff aus dem Unterholz geringfügig, doch fiel es den Schildträgern der Sindelsaumer leicht, die wenigen ernsthaften Schüsse von den Kletternden abzuhalten.
Im Laufschritt machte sich der Trupp auf den Rückweg. Schon nach wenigen Minuten des Laufens konnten sie entfernten Waffenlärm und Stimmen hören. Nach einem weiteren halben Stundenglas war der ferne Tumult nicht mehr zu überhören. Ein einzelner Reiter und sein Pferd lagen von vielen Pfeilen durchbohrt auf dem Boden. Das musste wohl ein Botenreiter Shahanes gewesen sein. Vielleicht hatte er die Vorhut zurückrufen sollen. Als sie schließlich um eine Biegung des Weges kamen entfaltete sich vor ihren Augen eine Szenerie, wie Erlan sie sich kaum schlimmer vorstellen konnte. Auch an dieser Stelle hatten umgestürzte Bäume den Weg versperrt, doch hier hatten die Rotpelze tatsächlich angegriffen. Der Kampf war gerade in vollem Gange. Von den Reitern des Heeres war weit und breit nichts zu sehen, aber das Fußvolk kämpfe ums nackte Überleben. Zahlreiche Fußknechte und Trossangehörige lagen bereits in ihrem Blute. Mehrere Wagen standen lichterloh in Flammen und Scharen von Goblins griffen einzelne Kämpfer, oder kleinere Gruppen an, die sich zu weit vom Wagenzug entfernt hatten. Die Panik war den Landwehrleuten und Trossangehörigen sichtlich anzusehen. Soeben sammelte sich eine Rotte von fünf Dutzend Rotpelzen auf Wildschweinen. Ein besonders großer Goblin, mit einem Schild dessen zerkratzte Oberfläche das Mescher Weinfass erahnen ließ, wollte gerade seinen Säbel für den Angriffsbefehl heben; dann jedoch hielt er inne, wendete sein Haupt und zeigte stattdessen auf die Kämpfer um Rahjeïs und Erlan. Erlan von Sindelsaum packte seinen Kriegshammer fester und klappte das Visier seines Schallers herunter. „Verhindert, dass die Rotpelze zu unseren Schützen durchkommen", befahl er seinen Leuten und diese bildeten hastig eine Linie, denn schon stürmte die Rotte Wildschweinnreiter heran. „Bogenschützen“, rief er in Richtung der Lindholzer Fernkämpfer, „Für jeden toten toten Goblin gibt’s zwei Golddukaten“
Autor: Lindholz
Während sich die Glevner an Rahjeïs Seite sammelten, regnete die erste Pfeilsalve auf die berittenen Rotpelze herab. Diese hoben ihre Schilde, so sie welche ihr eigen nannten, um sich und ihre Reittiere abzuschirmen. Das vielfache Aufschlagen der eisernen Pfeilspitzen in Holz und Fleisch wurde bis an das Ohr der jungen Caballera getragen. Mit einem schrillen Quieken brach zu ihrer Linken eines der mächtigen Wildschweine zusammen, während der Ansturm der rechten Flanke ins Stocken geriet, nachdem ein Tier, das seinen Reiter verloren hatte, schräg in den Wald hetzte.
Für eine zweite Salve war es jedoch zu spät: Schon waren die ersten Reiter heran und ihr Anführer hielt direkt auf Rahjeïs zu. Sie durfte nicht zulassen, dass er ihr die Kampfbedingungen diktierte! Einen Schrei auf den Lippen, den Pailos fest in den Händen, setzte sie ihm entgegen. Ihr Ziel war es, die größere Reichweite ihrer Waffe zu nutzen, bevor der Säbel ihres Gegner ihr überhaupt gefährlich werden konnte. Mit aller Kraft ließ sie den Pailos auf den Berittenen niederfahren, doch dieser brachte den Schild mit dem Mescher Wappen rechtzeitig zwischen sich und die drohende Gefahr. Die Axtklinge durchtrennte einen der zuvor abgewehrten Pfeile und schlug in das bemalte Eichenholz ein. Das Holz gab splitternd nach, doch als die Waffe, vorangetrieben durch die Bewegung des Keilers, den eisenverstärkten Rand des Schildes erreichte, verkeilte sie sich. Den Pailos unnachgiebig umklammernd, wurde Rahjeïs von dem Keiler mitgerissen, dann gab die metallene Fassung ihre Klinge frei und sie landete hart auf dem steinigen Boden des Schlachtfeldes.
Keuchend blickte sich die junge Caballera nach ihrem Gegner um. Diesen hatte es aus dem Sattel gehoben, jedoch war er noch auf den Beinen und stürmte, ein ihr unverständliches Wort brüllend, auf sie zu. Rahjeïs stemmte sich hoch und versuchte, noch rechtzeitig den Pailos zu heben, doch es war zu spät: Die Klinge durchtrennte das Grün des Lindholzer Waffenrocks und schnitt schmerzhaft in ihre Seite, auch wenn das Kettenhemd, welches sie angelegt hatte, das Ärgste verhinderte. Eine weitere solche Gelegenheit durfte sie dem Goblin nicht bieten. Zumindest stand sie wieder sicher auf ihren Füßen und konnte sich ihrer Haut besser erwehren. Der Rotpelz umkreiste sie in einigen Schritten Abstand, taxierte sie mit Blicken. Zuerst wunderte Rahjeïs sein Zögern, doch dann bemerkte sie, dass sein Schildarm nutzlos herabhing. Offenbar war die Wucht ihres ersten Aufeinandertreffens auch an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Die Caballera witterte ihre Chance und führte einen Hieb auf die ungeschützte Seite, doch der Goblinkrieger wich behände aus und führte seinerseits eine Serie von Angriffen. Die ersten wehrte Rahjeïs ohne Probleme ab, doch schließlich gelang es ihrem Kontrahenten, eine Schwäche in ihrer Abwehr zu nutzen und landete den nächsten Treffer.
Mit einem mächtigen Hieb verschaffte sich Rahjeïs erneut Luft und eine Weile tobte der Schlagabtausch hin und her. Ihre überlegene Körpergröße und die Reichweite ihrer Waffe verliehen der Caballera einen Vorteil, doch der Rotpelz war ein verschlagener Kämpfer, der bereits einige Auseinandersetzungen in seinem Leben überstanden hatte. Immer wieder gelang es ihm, ihre Paraden zu unterlaufen. Wütend auf sich selbst, musste sich Rahjeïs schließlich eingestehen, dass sie ihrem Gegner, diesem kleinen, behaarten Etwas, dass auf einem Keiler ritt und eine Sau anbetete, ja, dass sie ihm nicht gewachsen war. Mit dem Mut der Verzweiflung hieb sie auf den Goblin ein, doch dieser tauchte unbeeindruckt unter ihrem Schlag weg, griff mit der Hand nach unten und Sand und Kiesel flogen ihr entgegen. Rahjeïs wich zurück, blinzelte den Staub aus ihren Augen, während sie mit dem Pailos ihren Körper zu schützen suchte. Ein flammender Schmerz am Oberschenkel verkündete ihr die Vergeblichkeit ihres Unterfangens. Kraftlos knickte ihr Bein ein und auf einmal ragte der kleine Wicht mit einem mordlüsternem Grinsen über ihr auf.
Schon wollte er zu einem weiteren Schlag ausholen, als ein Hornsignal über das Schlachtfeld schallte und ihn aufschauen ließ. Ohne Nachzudenken, trieb Rahjeïs dem Rotpelz die Spitze des Pailos entgegen. Dieser wich zurück, doch dieses eine Mal war er zu langsam: Der Dorn durchstach die zerschlissene lederne Rüstung unterhalb des Brustkastens und senkte sich mehrere Finger tief in das Fleisch. Als der Goblinkrieger zurück taumelte pulsierte das Blut aus der Wunde und das Grinsen war einer Mischung von Schmerz und Verunsicherung gewichen. Genau in jenem Augenblick, da ihr Gegner mit einer Entscheidung rang, bohrte sich ein Pfeil, keinen Spann von seinen Füßen entfernt in den aufgewühlten Boden. Vermutlich war es nur ein glücklicher Irrläufer und dennoch wurde er zum Zünglein an der Waage. Immer noch flink auf den Beinen, wandte sich ihr Gegner ab und floh dem dichten Grün des Waldes entgegen.
Rahjeïs von Lindholz nutzte die Pause, um sich einen Überblick über das Kampfgetümmel zu machen. Fast schon panisch flohen die Goblins vom Kampffeld. Von Osten war der Huflärm der gräflichen Kavallerie zu hören. Doch als die Reiter Shahanes endlich eintrafen, waren die Goblins längst schon wieder im Wald verschwunden. Zurück gelassen hatten sie nur ihre Toten und Sterbenden. Die Wölfe waren wieder zu Schafen geworden.
Auch ihre Männer und Frauen hatten gute Arbeit geleistet und mit den Haken der Gleven einige der Wildschweinreiter aus dem Sattel gezogen. Die wenigen, die die Reihen unbeschadet durchstoßen hatten, waren an der Formation der Sindelsaumer gescheitert, sodass die Bogenschützen ungestört ihr tödliches Handwerk hatten verrichten können. Aus deren Reihen löste sich justament Delayar und eilte zu ihr, während die letzten überlebenden Gegner auch hier ihr Heil in der Flucht suchten. Rahjeïs wollte sich zumindest aufrichten, um ein nicht gar zu erbärmliches Bild als Anführerin abzugeben, doch ihr Bein wollte sie einfach nicht tragen. Der Halbelf besah sich ihre missliche Lage nicht lange und wollte eben die Hände auf den blutenden Oberschenkel legen, als die Caballera ihn zurückhielt: "Nein, Delayar, das wird schon gehen. Wir haben viele, die dem Tode näher sind als ich. Spar Dir Deine Kräfte für sie auf."
Der junge Mann schenkte ihr nur ein abschätziges Lächeln: "Wenn Ihr einen Blick auf die Wunde werfen würdet, wäret Ihr da vielleicht nicht mehr so sicher. Sie ist tief und unsauber, aber wenn Ihr gerne den Rest Eurer Jahre auf nur einem Bein herum humpeln oder gleich an Wundfieber vergehen möchtet, dann stört mich nur weiterhin."
Respektlos wie immer, dachte sie bei sich, doch konnte sie wohl von jemandem, der unter Elfen aufgewachsen war, nicht viel mehr erwarten. Immerhin hatte er sich inzwischen das 'Ihr' angewöhnt und auch für das Nennen von Rangbezeichnungen und Titeln sah sie noch nicht das Ende aller Tage gekommen. Widerstandslos lehnte sie sich also zurück und lauschte der singenden Mehrstimmigkeit, die sich in die Stimme Delayars mischte: "Bha'sama sala bian da'o. Bha'sama sala bian da'o. Bha'sama sala bian da'o."
Autor: Sindelsaum
Erlan von Sindelsaum hatte vom Kampf wenig mitbekommen. Ein Wildschwein hatte ihn geradewegs über den Haufen gerannt und als er endlich wieder in der Lage war sich aufzurappeln war auch schon das Hornsignal erklungen und die Goblins waren geflohen. Ihm sollte es Recht sein. Kämpfen war seine Sache ohnehin nicht. Worauf hatte er sich hier nur eingelassen? Der Anblick der sich ihm bot war jedoch ernüchternd. Zahlreiche Kämpfer aus Shahanes Heerzug waren zu Boron gegangen und viele Trosswagen standen lichterloh in Flammen. Es würde wohl eine ganze Weile dauern bis sie hier abmarschieren konnten. Immerhin alle seiner Kämpfer waren mit dem Leben davongekommen, wobei einige teils erhebliche Verletzungen davon getragen hatten. Barthalm von Rohenforsten trat an seine Seite „Nochmal Glück gehabt, was? Das hätte bös ins Auge gehen können. Die Lindholz hat gekämpft wie eine Furie. Alle Achtung.“ Erlan nickte nur. Woher Barthalm nur seiner Energie nahm? Obwohl er erheblich älter war als Erlan schien ihm der Kampf nichts ausgemacht zu haben. Erlan hingegen fühlte sich ausgelaugt und setzte sich erst einmal hin. Praiophatius, sein Knappe reichte ihm einen Wasserbeutel, während Gerwulf, sein Leibwächter ihm Helm und Kriegshammer aus der Hand nahm. „Etwas aus der Form?“ neckte ihn der Andergaster. Erlan winkte nur ab. Was sollte er auch schon sagen? Er war ja wirklich etwas außer Form geraten. Gut nur, dass es Rahjeïs scheinbar nicht mitbekommen hatte.
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