Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 09: Unterschied zwischen den Versionen

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Rahjeline hatte einfach nicht die Kraft sich auf den Beinen zu halten.
Rahjeline hatte einfach nicht die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Sofort nachdem Domna Richeza sie hochgezogen hatte, knickten ihr die Beine wieder ein und die Abundilerin sackte wieder zu Boden. Ihr längst entleerter Magen krampfte sich erneut zusammen, doch außer einem trockenen Reihern war nichts mehr aus ihm herauszubekommen.  
Sofort nachdem Domna Richeza sie hochgezogen hatte, knickten ihr die Beine wieder ein und die Abundilerin sackte wieder zu Boden.
Ihr längst entleerter Magen krampfte sich erneut zusammen, doch ausser einem trockenen Reihern war nichts mehr aus ihm herauszubekommen.


Aus den Augenwinkeln konnte Rahjeline erkennen dass sich ihre Retterinnen in das lichterloh brennende Klostergebäude aufmachten.
Aus den Augenwinkeln konnte Rahjeline erkennen, dass sich ihre Retterinnen in das lichterloh brennende Klostergebäude aufmachten. Waren die beiden denn verrückt geworden? Sie konnte die Hitze bis hierher spüren. Rahjeline würde sicher keinen Fuß mehr in das brennende Kloster setzen, also ersetzte sie Domna Richeza bei ihrer Aufgabe und half, die restlichen Pferde aus dem Stall zu retten.  
Waren die beiden denn verrückt geworden? Sie konnte die Hitze bis hierher spüren.
In dem Moment, als sie eines der panischen Rösser in Sicherheit brachte, schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf: Was würde mit ihr passieren, wenn ihre Retterinnen hier selbst zu Tode kämen? Wenn sie innerhalb der Mauern von la Dimenzia elendig verbrennen würden? Diese Boronsbrut würde sie dann doch sicher niemals gehen lassen. In Sekundenschnelle war Rahjelines Entschluss nun gefasst. Sie würde fliehen. Und zwar sofort!
Rahjeline würde sicher keinen Fuss mehr in das brennende Kloster setzen, also ersetzte sie Domna Richeza bei ihrer Aufgabe und half die restlichen Pferde aus dem Stall zu retten.


in dem Moment, als sie eines der panischen Rösser in Sicherheit brachte, schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf.
Rahjeline machte sich den allgemeinen Tumult zunutze und schleppte anstatt eines Pferdes einen Sattel, und zwei weiche Satteldecken aus dem Stall. Hernach packte sie die Zügel eines der eben geretteten Rösser, führte es ein wenig abseits und sattelte es eilig. Nachdem sie den Gaul fertig aufgezäumt hatte, ritt sie zu der Sammelstelle an der ein Großteil der geretteten Rösser bereits angebunden war. Eilig schnappte sie sich ein weiteres Pferd, warf sich gegen die Kälte die zweite Satteldecke über und trabte damit in Richtung des Klosterweges. Im Moment war es ihr vollkommen egal, wessen Pferde sie hier entwendete, sie wollte nur weg.
Was würde passieren mit ihr passieren wenn ihre Retterinnen hier selbst zu Tode kämen? Wenn sie innerhalb der Mauern von la Dimenzia elendlich verbrennen würden?
 
Diese Boronsbrut würde sie dann doch sicher niemals gehen lassen.
Plötzlich gellte ein lauter Schrei aus dem Kloster. Die Stimme schien der ehemaligen Junkerin nur allzu bekannt. Scheinbar war Domna Rifada den Flammen erlegen. Ein Boronspriester, der gerade mit zwei weiteren Gäulen aus dem brennenden Stall kam, wollte Rahjeline noch aufhalten. Doch Rahjeline trat ihrem Pferd die Hacken in die Flanken und galoppierte einige Hundert Schritt davon.
In sekundenschnelle war Rahjelines Entschluss nun gefasst. Sie würde fliehen. Und zwar sofort!
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Sobald sie ihre Tante aus dem Fenster springen sah, rannte Richeza los, ohne weiter auf die Soldaten oder den Boroni zu achten. Sie erreichte den Karren, als Rifada da Vanya gerade von ihm herunterstieg, berührte sie am Ärmel, und als diese sich zu ihr umdrehte, warf sie sich geradewegs in ihre Arme. Eine Welle der Erleichterung rollte über sie hinweg. Dann aber fiel ihr Blick an der breiten Brust der Vanyadâlerin vorbei auf die bewusstlose Frau auf dem Karren. Sie hob den Kopf und starrte Rifada aus großen Augen an. "Das … ist nicht Belisetha!"
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
Ein jäher Schmerz, schlimm wie der Biss von zehn Nattern, durchzuckte Rifada, als sie vom Karren herunterrutschte und ihr ohnehin halblahmes Bein auf dem Boden auftraf. Die knallharte Landung auf den Kornsäcken war Gift für sie gewesen - hoffentlich war nichts gebrochen; zumindest konnte sie das Bein kaum belasten.
 
Als sie Richeza wahrnahm und ihre Frage vernahm, musste sie schlucken und schaute eine Weile betreten zu Boden. Dann murmelte sie halblaut, da sie ihre eigenen Worte hasste: "Ich kam zu spät! Ich ... ich konnte sie nicht mehr retten. Wo wir schliefen, gab es nichts mehr außer Flammen. Ich habe sie zweimal gerufen, aber niemand antwortete." Sie schlug wütend mit der Faust gegen den Karren.
 
"Es ist sündig so zu denken, aber langsam beginne ich zu glauben, dass sich die guten Götter von uns abgewandt haben und dass nun die Dämonen der Hölle die Welt regieren, die uns auf die Probe stellen wollen. Erst Moritatio, dann Berengar – nun auch noch Belisetha! Und wenn du ein Kind erwartest, wenn eine kleine Hoffnung für den Fortbestand unseres Hauses aufflammt, muss dafür sogleich eine andere sterben." Sie schüttelte den Kopf und deutete auf die Brandvögel, die wandelnden Leichname, die inzwischen alle bis auf einen zu Boden gesunken waren. "Sieh dir das an! Das ist doch alles nicht normal. Ich weiß nicht, ob die Elenterin dahintersteckt oder ob die Macht ihres missratenen Sohnes groß genug für so etwas ist ... aber irgendwer oder irgendetwas will uns vernichten. Und wir beide müssen dafür Sorge tragen, dass ihm das nicht gelingt."
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Richeza schluckte, ließ ihre Tante los und trat einen Schritt zurück. Ein unbestimmtes Schuldgefühl stieg in ihr auf, das ihr allzu vertraut war, sie viel zu lange schon Tag für Tag und Jahr um Jahr begleitete. Doch sie sprach nicht aus, was sie dachte, ihre Tante hätte es als Unfug angetan. Sie war nicht schuld an Belisethas Tod. Die Zweifel, die Rifada da Vanya äußerte, trafen Richeza bis ins Mark, nährten ihre eigenen Ängste, rührten an ihrer Bitterkeit. Aber auch hierzu schwieg sie.
 
Einige Augenblicke lang starrte die Edle stumm in die Flammen, dann griff sie nach Rifadas Hand. "Kommt!", sagte sie. "Lasst uns hier fortreiten, nach [[Castillo Quazzano|Quazzano]], irgendwohin. Der Abt ist tot, das Kloster ist verloren. Wir können hier nichts mehr tun."
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
Rifada nickte finster - auch sie konnte den Blick nicht von dem Hügel aus Flammen nehmen, der bis vor Kurzem das Refektorium La Dimenzias gewesen war. Auch die anderen Gebäude, mit Ausnahme des kleinen Borontempels und des Galgenturms, brannten mittlerweile lichterloh.
 
"Das wird nicht ungesühnt bleiben - das schwör' ich dir, Belisetha!", sprach sie in Richtung der lodernden Flammen, das Antlitz hart und kalt wie eine Maske.
 
"Abt Marbodano ist auch tot, sagst du?", drehte sie sich schließlich doch zu Richeza herum, als ihr deren Worte erst richtig gewahr wurden. "Damit verlieren wir auch noch einen unserer treusten Clientes hier in Ragatien! Die verfluchten Harmamunds strecken seit Langem ihre gierigen Finger nach diesem trutzigen Kloster inmitten ihres vorgeblichen Grund und Bodens aus. Ein Sohn der Hexe Aldea ist meiner Kenntnis nach selber ein Fraternello des Schweigsamen - na ja, zumindest hat er dessen Weihen empfangen. Es würde mich nicht wundern, wenn dieser schwarzberobte Hundsfott, den ich bislang als Einzigen der ganzen Dreckssippschaft noch nicht von Angesicht zu Angesicht kennengelernt habe, schon sehr bald hier klerikale Herrschaftsansprüche stellen wird. Der Rabe von Punin könnte es verhindern - das Kloster anderweitig vergeben, aber ich habe nicht die Zeit und die Kraft, um dorthin zu reiten und ihn um etwas zu bitten. Wir haben genug andere Sorgen!"
 
Sie stützte sich kurz auf Richeza auf und deutete in Richtung des Gatters, wo die wiehernden Pferde in der Not hingetrieben worden waren. Es war wirklich höchste Zeit, diesen verstörenden Ort zu verlassen - auch wenn Morena von Harmamund dann gewiss glaubte, dass die Da-Vanya-Frauen etwas mit dem verheerenden Großbrand zu tun hatten. Aber es war ihr einerlei, was dieses miese Aas dachte!
 
Nach wenigen humpelnden Schritten kam ihr in den Sinn, dass es nicht unbedingt ratsam war, sich mit ihrem für eine Frau doch recht hohen Gewicht auf eine zierliche und vor allem schwangere Frau aufzustützen, und so entließ sie ihre Nichte wieder aus ihrem Klammergriff. "Ich wollte eigentlich nur Belisetha nach Quazzano bringen, damit sie zu der Zeit, in der du niederkommst, nicht im Vanyadâl ist. Da sich die Dinge nun geändert haben, schlage ich vor, wir reiten stattdessen zum Stammsitz des Aranjuez und fragen ihn, ob wir auf seine Hilfe zählen können, wenn es gegen die Elenterin und Albacim geht. Vorher geleiten wir nur dieses Frauenzimmer nach Ragath, denn ich halte meine Versprechen. Wir hören uns dort im Spital nach einer fähigen Hebamme um, die bereit ist, uns bei diesem orkschen Wetter ins Vanyadâl zu folgen."
 
Sie blieb plötzlich wie angewurzelt stehen und deutete mit starrem Blick geradeaus: "Moment mal ... sag mir ... sag mir, dass das da nicht mein Schlachtross ist, auf dem unsere angebliche ''Nicht-Irre'' da hinten davonreitet?" Sie begann mit schmerzverzerrtem Gesicht immer schneller zu humpeln und reckte drohend ihr Schwert in die Luft. "KOMM ZURÜCK, DU ELENDE CANAILLE! ICH HAU DICH IN TAUSEND STÜCKE!  NIEMAND KLAUT MIR DAS PFERD - NIEMAND, HÖRST DU?" Sie stieß einen Wutschrei aus und hackte mit einem beidhändigen Schlag die Spitze eines Holzpfostens ab, der zur Umzäunung des Viehgatters gehörte. Sie trat den abgehackten Klotz zehn Schritt weit davon und rammte ihr Schwert tief in den Boden. "Was ist das bloß für eine dämonenverfluchte Nacht?", rief sie, die Arme weit ausgebreitet und anklagend gen Himmel gereckt.
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Richeza wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Jetzt, da sie sich von den Flammen entfernten, brannte die kalte Nacht auf ihrem nassen Gesicht. Erschöpft sah sie der Abundilerin nach, die sich immer weiter vom Kloster entfernte – tatsächlich auf Rifada da Vanyas Rappen. Sie hatte ein zweites Ross am Zügel, das brav hinter dem ersten her trabte. Kurz überlegte Richeza, ob sie sich kurzerhand auf das nächstbeste Tier schwingen und der Flüchtenden hinterher reiten sollte. Wenn sie sich eilte, würde sie sie einholen können. Und dann? Sie vom Pferd stoßen? Niederstechen? Warten, bis Rifada herangehumpelt wäre und ihren Zorn an der Unbewaffneten ausließe?
 
Schritt um Schritt entfernte sich die Südpforterin, Richeza aber stand noch immer wie angewurzelt. Die Müdigkeit lastete bleiern auf ihren Schultern, sie hatte Kopfschmerzen und fühlte sich elend. Nur eines wollte sie: So rasch wie möglich fort von diesem Ort. So löste sie die Zügel eines der Pferde vom Gatter und hielt das Tier fest, sodass ihre Tante aufsteigen konnte. Als diese selbst nach den Zügeln griff, ließ die Edle sie nicht los.
 
"Bitte", sagte sie, "wir können uns später um Euer Pferd kümmern! Wir wissen doch, wer die Diebin ist, können sie immer noch zur Rechenschaft ziehen." Sie folgte Rifadas zerknirschtem Blick nicht, sondern musterte ihre Tante. Wahrlich, auch diese sah nicht allzu gut aus. Doch es wäre sinnlos gewesen, an ihre Vernunft zu appellieren – um ihre eigene Gesundheit hatte sich Rifada da Vanya noch nie geschert, im Gegenteil, trotz ihres Alters und ihrer Verletzungen schien sie sich immer noch für mehr oder weniger unverwundbar zu halten. Also verstärkte Richeza den Griff um die Zügel und setzte einen flehentlichen Blick auf.
 
"Mir … geht es nicht gut. Bringt mich nach Quazzano, bitte! Ihr könnt hernach noch immer zum Aranjuez reiten, falls der überhaupt gerade hier auf seinem Junkergut weilt. Er sollte mich ohnehin nicht zu Gesicht bekommen, er würde misstrauisch werden, warum nicht einfach ich Euch zu der Elenterin begleite. Außerdem …" Sie sah an sich herab. Lange würde sie das Elend nicht mehr vor den Augen der Welt verbergen können. Und was dann? Sie fürchtete nichts mehr als den Hohn und das Geschwätz des Adels, auch wenn wohl niemand ahnte, dass ihre zornige, unnahbare Art nichts als eine Maske war, hinter der sie – so lange schon! – die namenlose Furcht verbarg, die ihr ganzes Leben beherrschte wie ein tyrannischer Gott.
 
Sie ließ die Zügel los, saß auf einem Grauschimmel auf und ritt an Rifadas Seite. "Quazzano?", fragte sie leise.
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
Rifada wendete abwägend das Haupt erst in die eine, dann in die andere Richtung. Ihre verärgerte Miene machte ihr Hin- und Hergerissen-Sein deutlich. "Wir können hier nichts mehr retten", bilanzierte sie mit Bitterkeit in der Stimme, "weder Belisetha noch das Kloster. Aber ich denke auch an Griphonis Solaris - unser Amulett und Schutzzeichen seit Praiana der Gleißenden. Wenn Belisethas alter Leib diese Flammenhölle auch nicht überleben konnte - das Signum wird sie fraglos überstehen! Ich kann nicht zu Amando reiten und ihm sagen, dass wir nicht nur seine einzige verbliebene Schwester, sondern auch noch das Schutzzeichen unseres Hauses verloren haben. Nicht auszudenken, wenn es nach seiner güldenen Greifen-Monstranz auch noch in die Hände der Elenterin gerät ... oder – schlimmer noch – gar in die der Harmamunds." 
 
Sie schüttelte den Kopf, diesen Gedanken besser nicht weiter fortzuführen. "Aber wenn es nicht regnet oder äußerst starker Schneefall einsetzt, wird das Refektorium noch mindestens drei Tage weiter brennen und glimmen, bevor man seine Überreste überhaupt betreten kann. Das heißt, in drei Tagen müssen wir wieder hier sein - das Signum finden und es mit uns ins Vanyadâl nehmen."
 
Sie deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung, in die Rahjeline mit Rifadas Schlachtross geflohen war. "Da mich diese treulose Pferdediebin ja gerade selbst von meinem gegebenen Versprechen entbunden hat, sie nach Ragath zu eskortieren, steht es uns also frei, wohin wir uns in den nächsten drei Tagen wenden - wir müssen nur bei Erlöschen des Feuers wieder hier sein! Der Grund nach Quazzano zu reiten, war Belisetha, die ich dorthin in Sicherheit und gleichzeitig mit ihrer Neugier fort aus dem Vanyadâl bringen wollte. Wenn wir dennoch dorthin reiten, sind wir Amando viele Erklärungen schuldig - und glaube mir, es gibt keinen Menschen in Almada, vielleicht sogar im ganzen Reich oder in Aventurien, vor dem es schwerer ist, irgendetwas zu verschweigen - er schaut dir nur mit seinem stechenden Blick tief in die Augen und weiß sogleich alles, auch das, was du nie aussprechen wolltest."
 
Sie deutete in Richtung Nordosten. "Ich würde deshalb vorschlagen, dass wir zuerst nach Aranjuez reiten. Wir wollen doch einmal sehen, ob sich unser alter Freund Dom Hernán freut, uns wiederzusehen?"
 
Ihr ironischer Unterton machte deutlich, dass sie davon selbst überrascht wäre - aber immerhin hatte man ob der gemeinsam durchlebten Schrecken des Ferkinasturms in der Elenterin eine gemeinsame Feindin.
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Richeza schluckte schwer, machte jedoch keine Anstalten, ihr Pferd in Bewegung zu setzen. Wie versteinert saß sie auf dem Rücken des ungesattelten Tieres. Sie hatte noch keinen Augenblick geschlafen in dieser Nacht, die Müdigkeit brannte wie eine alles verzehrende Säure in ihrem Brustkorb, und eine plötzliche Furcht schnürte ihr die Kehle zu. Sie war alles andere als erpicht darauf, den Aranjuezer wiederzusehen. Mochte sie auch das Ehrduell gegen ihn für sich entschieden haben, im Stillen trug sie ihm ihre Gefangennahme noch immer nach. Schlimmer aber: Sie traute ihm nicht mehr, wie sie es einst getan hatte. Außerdem hatte er vor wenigen Monden seine Verlobung mit der mittleren Ragather Grafentochter bekannt gegeben. ''Seiner'' Nichte! Was, wenn aus irgendeinem unwahrscheinlichen Grund auch ''er'' dort anwesend wäre? Was, wenn die kleine Ehrenstein mehr von ihrem Onkel wusste, als sie, Richeza, ahnte? Zu der jüngsten Nichte, [[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina]] hatte er stets ein gutes Verhältnis gepflegt. Was, wenn dies auch für die mittlere galt? Was, wenn sie dort gemeinsam mit dem Aranjuezer am Feuer saßen und längst schon über sie lachten? – Das war absurd! Und doch lähmte Richeza die Angst, der Schmerz, die unendliche Trauer über ''seinen'' Verrat.
 
"Ich kann Euch nicht begleiten", sagte sie deshalb mit starrer Miene. "Ich werde in Quazzano auf Euch warten!" Sie nickte Rifada zu, ohne sie anzusehen, und ließ das Pferd antraben, langsam, Richtung Westen. Ja, ihre Tante mochte recht haben: Amando Laconda würde ihr vielleicht bis auf den Grund der Seele sehen und all das hervorbringen, was dort so lange schon verborgen lag. Ihr ganzes Leben war sie davongerannt, hatte die Praioten gemieden wie die Zorganer Pocken, genau aus diesem Grund. Aber etwas in ihr drängte der Wahrheit zu wie ein nach langen Regenfällen angeschwollener, unterirdischer Bach der Oberfläche. Sie hatte die Kraft nicht mehr, zu lügen, sich zu verstecken, zu kämpfen. Und immerhin war Amando ihr Großonkel. Er würde sie nicht verdammen. Man würde einen Weg finden. Wie auch immer der aussah: Das Leid konnte gar nicht größer werden.
 
Verbissen lenkte Richeza das Ross durch den verharschten Schnee in die sternenlose Dunkelheit.
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
Zu Richezas Überraschung - und auch zu ihrer eigenen - kam keinerlei Widerspruch von Rifada auf die plötzliche Entscheidung ihrer Nichte. Sie brummte nur ein "Rondra sei mit dir!" und ritt dann selbst in firunwärtiger Richtung davon, wo irgendwo hinter einigen Meilen abgeernteter Bausch- und Praiosblumenfelder die Latifundias des Hauses Aranjuez beginnen mussten. Natürlich hätte sie auf ihr Entscheidungsrecht als ältere bestehen können, aber insgeheim gefiel ihr sogar, dass Richeza stets ihrem eigenen Kopf folgte. Da ihre Mutter, Madalena, eine Seele von Mensch gewesen war, und auch [[Alondo Joselito von Scheffelstein|Richezas Vater]] oder ihr Großvater [[Hesindian von Kornhammer-Scheffelstein|Hesindian]] nicht unbedingt rebellische Charaktere waren, musste das Kind diese Halsstarrigkeit und seinen Trotzkopf wohl von ihr selbst - seiner Tante haben, was Rifada durchaus heimlich mit ein wenig Stolz erfüllte, sodass sich zum ersten Mal in dieser vermaledeiten Nacht so etwas wie ein kleines Lächeln in ihre Mundwinkel schlich. Der Gedanke an Belisetha ließ es jedoch sofort wieder verschwinden. Sie blickte noch einmal zum brennenden Kloster zurück. Was für ein unglückliches und unwürdiges Ende für so eine große Frau!
 
Wenige Hundert Schritt weiter hatten zwei Reiter im Schutze der nachtschwarzen Dunkelheit die beiden sich voneinander trennenden Reiterinnen beobachtet, jedenfalls solange, wie ihre Silhouetten noch gut vor dem Feuerschein auszumachen gewesen waren.
 
"Es sind die da Vanyas!", stellte der eine flüsternd fest. "Sie haben das Kloster niedergebrannt und fliehen jetzt!"
 
"Ich glaube nicht, dass das Kloster wegen ihnen brannte. Hast du nicht diese fliegenden Feuerfunken, so groß wie brennende Vögel, bemerkt?", schüttelte Giordan Cronbiegler den Kopf und zog sein wärmendes Cape enger um die Schultern, da es ihn fröstelte. "Ich habe den Eindruck da war Zauberei im Spiel, auch wenn ich noch nie zuvor welche gesehen habe."
 
"Was nun?", fragte sein Begleiter Garanos, einer der altgedienten Waffenknechte des [[Familia Harmamund|Hauses Harmamund]], der bis zur Fürstenkrönung Gwain von Harmamunds drei Jahre lang zu dessen Leibwache gehört hatte. "Welche von beiden verfolgen wir? Oder teilen wir uns auf? Wenn ja, dann folge ich der jüngeren, der kleinen Hübschen. Ihr folgt der Ogerfresse – aber passt auf, denn sie sieht auch so stark wie ein Oger aus. Ihre Oberarme sind ja fast so dick wie die Beine eines Ochsen!"
 
"Nichts da!", schüttelte Giordan Cronbiegler den Kopf. Soweit kam es gerade noch, dass er sich als Zweitgeborener des reichsten Patriziers von Ragath irgendetwas von einem reisigen Mercenario sagen lassen musste. "Du reitest zurück und informierst Domna [[Morena von Harmamund|Morena]] über alles! Ich selbst folge der Kleinen! Wenn sie nach Ragath will, kann ich sie dort notfalls mit den Knechten meiner Famiglia dingfest machen. Diese Rifdada zu verfolgen, wäre für einen zu gefährlich. Sogar die Wilden machen einen Bogen um dieses Weibsstück. Domna Morena wird dir sagen, was weiter zu tun ist. Ich melde mich dann selbst oder per Boten, sobald ich weiß, wo die Kleine hin will."
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Borlando di Aragança|di Aragança]]
 
Einige hundert Schritt vom lichterloh brennenden Kloster entfernt ließ Rahjeline die Pferde kurz wenden, und glotzte ratlos in Richtung des flammenden Infernos.
 
So weit war sie nun gekommen. Dummerweise war sie aber komplett allein, und erstmals seit zwei Jahren, ausserhalb der Klostermauern. Schlagartig wurde ihr klar, dass sie noch niemals zuvor in dieser göttervergessenen Gegend gewesen war. Rahjeline hatte also nicht den Funken einer Ahnung wo sie gerade war, beziehungsweise in welche Richtung sie nun weiterreisen sollte.
 
Vor allem, was würde sie tun wenn ihr wieder diese Feuervögel um die Ohren flogen oder gar dieser gruselige Reiter über den Weg lief? Unentschlossen blickte Rahjeline abwechselnd in Richtung des Klosters, dann wieder den Klosterweg hinab, der in die unbekannte Dunkelheit führte. Das alles sah nun ganz und gar nicht mehr gut aus. Wie soll es denn nun weitergehen?
 
Plötzlich konnte sie Fragmente eines wilden Fluches ausmachen der vom Kloster zu kommen schien. Eine schaurige, sich überschlagende Stimme schrie etwas wie "Canaille" und "in Stücke hauen". Domna Rahjeline lief es eiskalt den Rücken runter.
 
Als sie kurz danach, aus der Richtung des Klosters, näherkommendes Pferdegetrappel ausmachen konnte, war Rahjeline der Panik nahe. Das waren nun sicher die Boronspriester die sie wieder einfangen wollten. Jetzt wo mindestens eine ihrer Retterinnen zu Tode gekommen war hatte Rahjeline gar niemanden mehr dem sie vertrauen konnte. Sie musste hier weg! Schleunigst!
 
An ein Abweichen vom Wege war hier, war nicht zu denken, ohne sich dabei den Hals zu brechen. Also verstecken fiel aus. So gab die verlorene Abundilerin dem Pferd, ein überaus erfahrenes Tier übrigens, die Sporen, und versuchte so viel Abstand zu ihren Verfolgern zu gewinnen wie möglich. Das Packpferd trabte derweil unverdrossen hintendrein.
 
Nach einer Ewigkeit, zumindest kam es Rahjeline so vor, erreichte sie ein Dorf Names Valenca, und machte sich sofort auf die Suche nach einer wärmenden Schenke. Zum Glück war diese schnell gefunden, denn Rahjeline fror seit geraumer Zeit wie ein Schneider. Im Gasthof "Zur Goldenen Weinrebe" wurde ihr erst klar, dass sie als Adelige aus sehr gutem Hause über keinerlei Barschaft verfügte. Eine äußerst befremdende Erfahrung. Einzig die beiden Pferde waren in Rahjelines "Besitz". Sie würde sich wohl von einem der Tiere trennen müssen.
 
Der Wirt, ein harter Verhandler, war bereit für das edlere der beiden Pferde eine warme Mahlzeit, warme Bekleidung und ein wenig Proviant herauszurücken. Rahjeline die gar keine andere Wahl hatte, sondern einfach nur so schnell wie möglich weiterreiten wollte, ging auf den unfairen Handel zwangsläufig ein.
 
Sie stürzte das warme Essen so schnell es ging hinunter, und kleidete sich in die warmen Sachen welche die Wirtin nur äusserst ungern herausgab. Das unwillige Brummen ihres Gemahls, veranlasste die stattliche Dame dann aber doch dazu sich auch von ihrem warmen Lieblingsmantel zu trennen. Auf Rahjelines Bitte erklärte der Wirt noch kurz den Weg nach Schrotenstein und weiter nach Ragath.
 
Danach verließ Domna Rahjeline, endlich warm, aber viel zu vulminös angezogen, die goldene Weinrebe, sattelte um auf das verbleibende Packpferd, und ritt vom Gasthof.


Rahjeline machte sich den allgemeinen Tumult zunutze, und schleppte anstatt eines Pferdes einen Sattel, und zwei weiche Satteldecken aus dem Stall.
Hernach packte die Zügel eines der eben geretteten Rösser, führte es ein wenig abseits, und sattelte es eilig.
Nachdem sie den Gaul fertig aufgezäumt hatte, ritt sie zu der Sammelstelle an der ein Großteil der geretteten Rösser bereits angebunden war.
Eilig schnappte sie sich ein weiteres Pferd, warf sich gegen die Kälte die zweite Satteldecke über, und trabte damit in Richtung des Klosterweges.
Im Moment war es ihr vollkommen egal wessen Pferde sie hier entwendete, sie wollte nur weg.


Plötzlich gellte ein lauter Schrei aus dem Kloster. Die Stimmeschien der ehemaligen Junkerin nur allzu bekannt.
Scheinbar war Domna Rifada den Flammen erlegen.
Ein Boronspriester, der gerade mit zwei weiteren Gäulen aus dem brennenden Stall kam, wollte Rahjeline noch aufhalten.
Doch Rahjeline trat ihrem Pferd die Hacken in die Flanken, und galoppierte einige hundert Schritt davon. --di Aragança 02:08, 18. Sep. 2014 (CEST)


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