Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 09: Unterschied zwischen den Versionen
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"Richeza!", rief sie und legte die Wange an die Tür, damit ihre Stimme das schwere Holz besser durchdringe. "Macht auf! Wir müssen hier weg! Reiter, sechs Reiter sind gekommen, schwer bewaffnet, mindestens eine Armbrust. Vielleicht ist die Harmamund zurück! Beeilt Euch!" | "Richeza!", rief sie und legte die Wange an die Tür, damit ihre Stimme das schwere Holz besser durchdringe. "Macht auf! Wir müssen hier weg! Reiter, sechs Reiter sind gekommen, schwer bewaffnet, mindestens eine Armbrust. Vielleicht ist die Harmamund zurück! Beeilt Euch!" | ||
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Richeza hörte von innen ein metallisches Schleifen, vermutlich das eines Schwertes, das aus seiner Scheide gezogen wurde. Die Tür öffnete sich erst einen Spalt breit, dann ruckartig ganz und Rifadas zerzauster Pagenkopf verriet, dass sie wohl sofort aus dem Bett zu ihrer Waffe gesprungen war. Rifada trat zu Richeza hinaus auf den Gang und schloss die Tür zu ihrer Kammer wieder, die ohnehin stockdunkel war. Sie deutete mit dem blanken Schwert auf eine Tür schräg gegenüber. "Da hinein! Ganz egal war drinliegt! Wir warten, bis sie in meine Kammer treten um mich zu holen und fallen ihnen dann in den Rücken! Ehe sie wissen, wie ihnen geschieht, haben du und ich schon die hintersten zwei abgestochen!" | |||
Sie schob Richeza an der Schulter auf die besagte Tür zu, und bevor ihre Nichte fragen konnte, wie sie die Tür überhaupt aufbekommen sollten, verpasste Rifada der Tür mit dem blanken Fuß einen Tritt. dass sie wuchtig nach innen aufflog und der ganze Türgriff verbogen war. Nur ihre verzerrte Miene und die zusammengepressten Zähne verrieten, dass sie sich dabei selber ordentlich wehgetan hatte – aber Rifada gab nicht einen Mucks von sich, sondern schob Richeza humpelnd in den dunklen Raum. | |||
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"Was in der Götter ...", ertönte eine verschlafene Frauenstimme und erstarb mit einem leisen Seufzen, das von einem dumpfen Schlag begleitet wurde. | |||
Richeza hielt noch immer ihre Tasche und den Umhang umklammert in der einen und den Degen in seiner Scheide in der anderen Hand. Unbehaglich lauschte sie in die Dunkelheit. Nach der erschreckenden Begegnung am späten Nachmittag war ihr weniger denn je nach Kämpfen zumute. Zum ersten Mal seit etlichen Jahren hatte sie Angst verspürt. Angst um ihr Leben, das sie stets so gering geschätzt hatte. Aber ihre Tante hatte recht gehabt: Sie war nun nicht mehr nur für ihr eigenes Leben verantwortlich, und es war, als mahte das Kind in ihr sie zur Vorsicht. | |||
Herzschlag um Herzschlag verging, ohne dass etwas geschah. Bald war ein gefühlter Wasserlauf vergangen. Boronsstille lag über dem Kloster. Richezas Unruhe wuchs. "Wir sollten gehen!", wisperte sie. "Lasst uns Belisetha holen und verschwinden, vielleicht war das nur die Vorhut!" | |||
Version vom 6. August 2014, 20:34 Uhr
Mark Ragathsquell, 2. Tsa 1036 BF
Im Kloster La Dimenzia
Autor: von Scheffelstein
Die Wolken waren aufgerissen, die Dächer des Klosters glitzerten im Sternenlicht. Richeza von Scheffelstein y da Vanya saß, noch angezogen, an dem kleinen Tisch unter dem offenen Fenster. Den Ellenbogen aufgestützt, zupfte sie an ihrer Oberlippe und starrte in das flackernde Licht der Kerze, die Rechte fest geschlossen um das Papier, das ihr in den letzten Wochen so viel Kummer bereitet hatte. War das seine Schrift? Oder hatte jemand anderes versucht, sie nachzuahmen? Schwer zu sagen, hatte der Schreiber doch nur Großbuchstaben verwendet. Sie hatte sich nicht bemüht, ihn aufzusuchen, um ihn zu fragen. Ihr Stolz war ohnehin verletzt, weitere Demütigungen konnte sie nicht ertragen. Falls er es war: Woher wusste er von dem Kind? Und falls nicht, was noch viel schlimmer wäre: Was wusste der Erpresser noch? Ihre Briefe – all ihre Briefe! – waren verschwunden ...
Ein lautes Poltern riss sie jäh aus ihren Grübeleien. "Macht das Tor auf!", hörte sie eine laute Stimme. Richeza sah aus dem Fenster. "Öffnet, in Borons Namen!" Wieder und wieder donnerte es gegen die Klosterpforte, bis endlich ein Licht auf dem Hof erschien und einer der Mönche das schwere Tor entriegelte.
Sechs Reiter drängten in den Hof. Im schwachen Licht schimmerten Rüstungen und Waffen. Die Reiter wechselten Worte mit dem Mönch, die Richeza nicht verstehen konnte, dann saßen sie ab und hielten auf das Haupthaus zu.
Richeza zögerte keinen Augenblick. Sie stopfte ihre wenigen Habseligkeiten zurück in die Reisetasche, griff ihren Degen, riss den Umhang vom Haken und eilte den Gang hinunter zu den Zimmern ihrer Anverwandten, die zu einem kleinen Atrium hinaus gelegen waren.
Sie klopfte an der Kammertür der Vanyadâlerin, erst leise, dann, als sie das Schnarchen vernahm, heftig. "Macht auf!", rief sie halblaut. Sie klopfte abermals, bis das Schnarchen verstummte und kurz darauf ein misstrauisches "Wer ist da?" erklang.
"Richeza!", rief sie und legte die Wange an die Tür, damit ihre Stimme das schwere Holz besser durchdringe. "Macht auf! Wir müssen hier weg! Reiter, sechs Reiter sind gekommen, schwer bewaffnet, mindestens eine Armbrust. Vielleicht ist die Harmamund zurück! Beeilt Euch!"
Autor: SteveT
Richeza hörte von innen ein metallisches Schleifen, vermutlich das eines Schwertes, das aus seiner Scheide gezogen wurde. Die Tür öffnete sich erst einen Spalt breit, dann ruckartig ganz und Rifadas zerzauster Pagenkopf verriet, dass sie wohl sofort aus dem Bett zu ihrer Waffe gesprungen war. Rifada trat zu Richeza hinaus auf den Gang und schloss die Tür zu ihrer Kammer wieder, die ohnehin stockdunkel war. Sie deutete mit dem blanken Schwert auf eine Tür schräg gegenüber. "Da hinein! Ganz egal war drinliegt! Wir warten, bis sie in meine Kammer treten um mich zu holen und fallen ihnen dann in den Rücken! Ehe sie wissen, wie ihnen geschieht, haben du und ich schon die hintersten zwei abgestochen!"
Sie schob Richeza an der Schulter auf die besagte Tür zu, und bevor ihre Nichte fragen konnte, wie sie die Tür überhaupt aufbekommen sollten, verpasste Rifada der Tür mit dem blanken Fuß einen Tritt. dass sie wuchtig nach innen aufflog und der ganze Türgriff verbogen war. Nur ihre verzerrte Miene und die zusammengepressten Zähne verrieten, dass sie sich dabei selber ordentlich wehgetan hatte – aber Rifada gab nicht einen Mucks von sich, sondern schob Richeza humpelnd in den dunklen Raum.
Autor: von Scheffelstein
"Was in der Götter ...", ertönte eine verschlafene Frauenstimme und erstarb mit einem leisen Seufzen, das von einem dumpfen Schlag begleitet wurde.
Richeza hielt noch immer ihre Tasche und den Umhang umklammert in der einen und den Degen in seiner Scheide in der anderen Hand. Unbehaglich lauschte sie in die Dunkelheit. Nach der erschreckenden Begegnung am späten Nachmittag war ihr weniger denn je nach Kämpfen zumute. Zum ersten Mal seit etlichen Jahren hatte sie Angst verspürt. Angst um ihr Leben, das sie stets so gering geschätzt hatte. Aber ihre Tante hatte recht gehabt: Sie war nun nicht mehr nur für ihr eigenes Leben verantwortlich, und es war, als mahte das Kind in ihr sie zur Vorsicht.
Herzschlag um Herzschlag verging, ohne dass etwas geschah. Bald war ein gefühlter Wasserlauf vergangen. Boronsstille lag über dem Kloster. Richezas Unruhe wuchs. "Wir sollten gehen!", wisperte sie. "Lasst uns Belisetha holen und verschwinden, vielleicht war das nur die Vorhut!"
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