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======Richeza und Romina====== | ======Richeza und Romina====== | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | '''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | ||
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======Moritatio, Morena, Hernán, Romina und Zaida====== | ======Moritatio, Morena, Hernán, Romina und Zaida====== | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | '''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | ||
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"Arriba, ándale!", feuerte er sein Pferd weiter an und ritt weiter bergab, bis der Wald sich lichtete und schließlich dem kargen Gestrüppland der Elentinischen Ebene wich. Die Harmamund verfolgte ihn noch immer, aber sie war auf ihrem Klepper gut und gerne 150 | "Arriba, ándale!", feuerte er sein Pferd weiter an und ritt weiter bergab, bis der Wald sich lichtete und schließlich dem kargen Gestrüppland der Elentinischen Ebene wich. Die Harmamund verfolgte ihn noch immer, aber sie war auf ihrem Klepper gut und gerne 150 | ||
Schritt zurückgefallen und die Comtessa und vor allem Zaida, die offenbar etwas bessere Pferde erwischt hatten, schickten sich an, die Schurkin sogar gleich zu überholen ... | Schritt zurückgefallen und die Comtessa und vor allem Zaida, die offenbar etwas bessere Pferde erwischt hatten, schickten sich an, die Schurkin sogar gleich zu überholen ... | ||
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„Nein“, schüttelte er mit ernstem Blick den Kopf „Das ist kein Traum, Praiodor, und ich kann dich nicht zu deinem Vater bringen. Wir müssen jetzt aufbrechen.“ Um diese Worte zu unterstreichen, machte er einen Schritt zurück, und wandte sich halb zum Gehen um. Immerhin hob er abermals ein wenig die Rechte, falls der Junge sich entschließen sollte, sie zu ergreifen. | „Nein“, schüttelte er mit ernstem Blick den Kopf „Das ist kein Traum, Praiodor, und ich kann dich nicht zu deinem Vater bringen. Wir müssen jetzt aufbrechen.“ Um diese Worte zu unterstreichen, machte er einen Schritt zurück, und wandte sich halb zum Gehen um. Immerhin hob er abermals ein wenig die Rechte, falls der Junge sich entschließen sollte, sie zu ergreifen. | ||
Praiodor wirkte enttäuscht, und für einen Moment stahl sich erneut die Unsicherheit in sein Gesicht, dann schloss er zu Hernán auf, ohne dessen Hand zu nehmen, und trottete hinter ihm her. | |||
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Die Mercenaria indes trat nervös von einem Fuß auf den anderen. So wirklich schien ihr nicht klar zu sein, dass sie Standespersonen nicht einfach mit Vornamen anzusprechen hatte, gleich ob mit oder ohne Dom. Auch wusste sie ja selbst nicht so recht, was hier eigentlich vor sich ging, sondern führte lediglich Befehle aus. „Also … äh … Euer Edelwohlhochgeboren …“, irgendwas davon würde schon stimmen! „Dom Ron … äh … Seine Nobelhochedelgeboren vom Eisenwalde rückt gleich mit seinen Leuten ab, und Dom Her … der Capitán …“, endlich mal etwas Einfaches! „Der Capitán wird bald folgen.“ | Die Mercenaria indes trat nervös von einem Fuß auf den anderen. So wirklich schien ihr nicht klar zu sein, dass sie Standespersonen nicht einfach mit Vornamen anzusprechen hatte, gleich ob mit oder ohne Dom. Auch wusste sie ja selbst nicht so recht, was hier eigentlich vor sich ging, sondern führte lediglich Befehle aus. „Also … äh … Euer Edelwohlhochgeboren …“, irgendwas davon würde schon stimmen! „Dom Ron … äh … Seine Nobelhochedelgeboren vom Eisenwalde rückt gleich mit seinen Leuten ab, und Dom Her … der Capitán …“, endlich mal etwas Einfaches! „Der Capitán wird bald folgen.“ | ||
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"Praiodor", versuchte er die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu lenken. "Mein Name ist Gendahar, falls du dich nich mehr an die letzten Tag erinnerst. Es war kein Traum. Deine Base Richeza hat dich aus der Wildnis gerettet und du wurdest geheilt. Aber deine Mutter hat die Reise über das Nirgendmeer angetreten." Er ging vor dem Jungen in die Knie, sodass sie auf Augenhöhe sprechen konnten. "Aber das weißt du alles bereits, nicht wahr? Erkennst du mich noch? Ich bin dein Onkel, deine Mutter war meine Base, dein Großvater meines Vaters Bruder. Wir werden dich zu deinem Onkel Stordan bringen, er ist nun dein Vormund." Er blickte zu Dom Hernán hinauf. "Das heißt, wenn Domna Richeza keine anderen Pläne hat ... Wo ist sie - werden sie und der Junge mit uns kommen?" Die Schreie erwähnte er besser nicht, denn er wusste nicht, was der Junge miterlebt hatte. | "Praiodor", versuchte er die Aufmerksamkeit des Jungen auf sich zu lenken. "Mein Name ist Gendahar, falls du dich nich mehr an die letzten Tag erinnerst. Es war kein Traum. Deine Base Richeza hat dich aus der Wildnis gerettet und du wurdest geheilt. Aber deine Mutter hat die Reise über das Nirgendmeer angetreten." Er ging vor dem Jungen in die Knie, sodass sie auf Augenhöhe sprechen konnten. "Aber das weißt du alles bereits, nicht wahr? Erkennst du mich noch? Ich bin dein Onkel, deine Mutter war meine Base, dein Großvater meines Vaters Bruder. Wir werden dich zu deinem Onkel Stordan bringen, er ist nun dein Vormund." Er blickte zu Dom Hernán hinauf. "Das heißt, wenn Domna Richeza keine anderen Pläne hat ... Wo ist sie - werden sie und der Junge mit uns kommen?" Die Schreie erwähnte er besser nicht, denn er wusste nicht, was der Junge miterlebt hatte. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Es war gewiss nicht immer einfach, am Antlitze Hernán von Aranjuez' abzulesen, was er dachte, was er wirklich dachte, doch war nun, als Dom Gendahar sich Jung-Praiodors annahm, echte Erleichterung in seinen bärtigen Zügen zu sehen. Er würde die Götter um Langmut für den Thangolsforster anflehen. Sollte er einmal die Zeit zum Beten finden. | |||
„Ein guter Plan“, nickte er bei den Ausführungen des Streitzigers. „Domna Richeza schien sich nicht sicher, wohin sie den Jungen bringen sollte. Immerhin fühlt sie sich gleichzeitig auch ihrer Tante verpflichtet, Domna Rifada. Freilich, das weiß sie, ist dies nicht die rechte Zeit und der rechte Ort, um sich um einen kleinen Jungen zu kümmern, sodass sie gewiss erleichtert sein wird, dass Ihr ihn von hier wegschafft. Ihr kennt die Scheffelsteinerin, sie bittet nicht gerne um Hilfe“, zuckte er mit den gepanzerten Schultern und blickte dann in Richtung der Gräflichen um Dom Rondrigo, die zum Aufbruch rüsteten. | |||
„Ich gebe Euch eines von unseren Rössern. Den Gilbornslauf werdet Ihr damit kaum gewinnen, doch solltet Ihr zusehen, dass Ihr vor Einbruch der Dunkelheit noch einige Meilen zurücklegt. Am besten sucht Ihr Schutz auf Castillo Albacim, auch wenn die Götter wissen, dass mir das ebenfalls zuwider wäre. Immerhin aber solltet Ihr inmitten von Domna Romina, Dom Rondrigo und ihren Leuten sicher sein.“ | |||
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Praiodor betrachtete Gendahar ernst. Endlich hellte sich sein bekümmertes Gesicht ein wenig auf. "Seid Ihr Gendahar von Streitzig?", fragte er. "''Der'' Gendahar von Streitzig?" | Praiodor betrachtete Gendahar ernst. Endlich hellte sich sein bekümmertes Gesicht ein wenig auf. "Seid Ihr Gendahar von Streitzig?", fragte er. "''Der'' Gendahar von Streitzig?" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Äh, ja, gewiss", antwortete der Thangolforster. "Es gibt niemand anderen dieses Namens." | |||
Gendahar nickte Praiodor noch einmal aufmunternd zu und erhob sich wieder. Dann nahm er Dom Hernán beiseite und sprach leise zu ihm: "Eure Sorge um meine Sicherheit in Ehren, aber Ihr habt meine Frage noch nicht beantwortet. Wo ist Domna Richeza und wieso habe ich sie vorhin schreien gehört, ohne dass wir in einer unmittelbaren Gefahr wären?" Er schaute sich um. "Und wo sind all die anderen: Romina, Dom Rondrigo und Domna Morena?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Der Baron und Junker lächelte bedauernd. Warum hatte der Streitziger das fragen müssen? Wie unerfreulich, wie äußerst unerfreulich. Es wäre zweifellos für alle Beteiligten einfacher gewesen, wenn der Thangolsforster sich mit dem beschieden hätte, was der Condottiere gedachte ihm mit zu teilen. So aber… | |||
Hernán von Aranjuez wandte sich halb um, den Platz überblickend, hob die Rechte und kratzte sich vielsagend am Hinterkopf. „Der junge da Vanya…“, hob er langsam an „…hat sich mit dem Ross Domna Morenas aus dem Staub gemacht, woraufhin diese die Verfolgung aufnahm. Aus mir unerfindlichen Gründen fühlte sich dann Ihre Hochgeboren bemüßigt gleichfalls zu folgen, begleitet von der jungen Waldwachterin. Dom Rondrigo und einige der Seinen sind daraufhin ebenfalls ausgerückt.“ | |||
Die eine Frage hatte er freilich immer noch nicht beantwortet, sondern er erlaubte sich ein weiteres Päuschen, ehe er sich wieder ganz Gendahar von Streitzig zuwandte, und ungerührt einräumte: „Ich habe Domna Richeza festsetzen lassen.“ | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Gendahars Gesicht nahm eine zunehmend fragenden Ausdruck an, als Dom Hernán sprach. | |||
Moritatio und Morena - sei's drum. Mit etwas Glück würde der Junge entkommen. Aber warum waren Romina und Dom Rondrigo hinterher geritten? Um Schlimmeres zu verhindern? Das würde Romina ähnlich sehen. In die Fehde sollten sie sich aber nicht hinein ziehen lassen... | |||
Bei den letzten Worten Dom Hernáns blieb Gendahars Miene ausdruckslos. Zu diesem Schluss war er schon selbst gekommen, sonst hätte der Condottiere sich nicht so sehr um diese Frage gedrückt. "Wärt Ihr so freundlich mir mizuteilen, weshalb Ihr Domna Richeza habt festsetzen lassen? Ihr mögt mir keine Rechenschaft schuldig sein, aber wir haben in diesen Bergen Einiges miteinander durchgestanden, da fühlt man sich in gewisser Hinsicht ... verbunden." Er musterte die Miene seines Gegenübers. "Sicherlich habt Ihr stichhaltige Gründe, eine Dame von Stand einzusperren?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
„Gewiss“, nickte der Condottiere. An der Stelle des Streitzigers hätte er sicherlich an dieser Stelle auch nachgefragt, womöglich ungleich weniger höflich. Seine Miene freilich verriet nicht den Hauch einer Unsicherheit oder eines Zweifels als er fortfuhr: „Domna Richeza hatte sich entschlossen, alleine mit dem Jungen und dem Heiler weiter zu reisen. Das erscheint mir gelinde gesagt … unklug, und dafür gebe ich nicht zwei meiner Rösser her – falls der Alte überhaupt reiten kann. Zu Fuß aber wären sie ganz sicher verloren. Um der Sicherheit des Jungen, aber auch um derer Domna Richezas Willen galt es dies zu verhindern.“ | |||
Ein kurzer Seitenblick streifte den kleinen Praiodor, und ein Mundwinkel ging zu einem schiefen Grinsen in die Höhe. „Davon ab, dass ich der ewigen Debatten leid bin, musste ich nach dem Diebstahl von Domna Morenas Ross davon ausgehen, dass sich kein da Vanya an die Anordnung aus Punin halten würde. Nicht, dass ich dafür nicht ein gewisses Maß an Verständnis aufbringen würde, aber ich habe nun einmal auch meine Befehle. Zumal ich auch keine Möglichkeit sehe, wie die da Vanyas ihr Castillo augenblicklich zurück gewinnen könnten, insofern ist Domna Richeza augenblicklich in Gewahrsam wohl am sichersten, auch wenn ich bezweifle, dass sie mir hernach dankbar sein wird.“ | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Gendahar lauschte den Worten des Condottiere nachdenklich. Mit dem Kopf musste er sich eingestehen, dass er das Handeln Dom Hernáns - leider - ein Stück weit nachvollziehen konnte. Die Dinge im Lager und in ganz Selaque waren etwas außer Kontrolle geraten. Domna Rifada würde nicht ruhen, bevor das Castillo wieder in ihrer Hand war und die Elenterin die Reise über das [[avwik:Nirgendmeer|Nirgendmeer]] angetreten hatte. Man musste davon ausgehen, dass Richeza sich, wenn nicht aus eigenem Antrieb, dann zumindest aus Loyalität, dem derzeit aussichtslosen Unterfangen ihrer Tante anschließen würde. So war sie nun einmal, dachte er bedauernd - und zugleich bewundernd. Sie würde niemals aufgeben, für ihre Ziele zu streiten. Und der Gedanke, dass sie wie eine Verbrecherin in eine der Hütten eingesperrt war, versetzte ihm einen merkwürdigen Stich ins Herz. | |||
"Sie wurde doch nicht verletzt, als sie Ihr festsetzen ließet?" Die Frage war ihm plötzlich durch den Kopf geschossen und ehe er es sich versah, hatte er sie ausgesprochen. Als Dom Hernán mit undurchdringlicher Miene, aber ohne zu zögern den Kopf schüttelte, atmete Gendahar tief durch. | |||
Dann blieb noch die andere Frage: Verfolgte Dom Hernán seine eigenen Ziele, die des Hauses Harmamund? Hatten Morena oder er geheime Instruktionen vom Marschall erhalten, die Gelegenheit zu nutzen und den alten Erzfeinden, den da Vanyas, endlich einen vernichtenden Schlag zu versetzen? Nach dem, was Gendahar von seinem Vater über den Marschall wusste, war es ihm durchaus zuzutrauen, auch wenn er sich stets als Ehrenmann gab. Vater würde die Lage klarer einschätzen können ... Wie dem auch sei, jetzt und hier würde er ganz allein nichts für Domna Richeza tun können, auch wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre. Er war auf die Kooperation Dom Hernáns angewiesen. | |||
"Was die Maßnahmen angeht, die zur Umsetzung der Order des Marschalls erforderlich sind, müsst Ihr Eurer eigenen Einschätzung und Eurem Gewissen folgen. Ihr tragt die Verantwortung für Eure Männer und Frauen und derzeit für das Wohl und Wehe Selaques." Er machte eine Pause, denn noch immer schwindelte ihn ein wenig. "Was den Jungen angeht, werde ich mich um ihn kümmern", fügte er hinzu, "allerdings nachdem ich mich damit mit Domna Richeza beraten habe." Er blickte den Condottiere geradewegs an. "Was ihre Festsetzung angeht, die einer Magnatin des Königreichs, so erscheint es mir äußerst fraglich, sie nur auf die Sorge um ihr eigenes Wohlergehen zu stützen. Ich würde meinen, dass sie selbst dazu in der Lage und berechtigt ist, darüber zu befinden. Wenn es darum geht, eine mögliche Kombattantin in der drohenden Fehde aus Selaque zu entfernen, ist das eine andere Sache. Deshalb schlage ich Folgendes vor: Lasst mich mit Domna Richeza sprechen, wie mit dem Jungen verfahren werden soll. Ich werde Ihr vorschlagen, dass sie mit uns nach Ragath kommt ... wenn Ihr einverstanden seid. Im Gegenzug gebe ich Euch mein Ehrenwort, Domna Richeza nach Ragath zu geleiten." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
„Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, Dom Gendahar …“, lächelte der Condottiere dünn „… aber es geht selbstverständlich nicht nur um die Sicherheit Domna Richezas. Diese ist ein ''bonus''. Ließe ich sie von Euch nach Ragath geleiten, so würde sie dort Mercenarios anheuern und Fehdehelfer sammeln. In spätestens zwei Wochen wäre sie wieder hier in Selaque, im Rücken eine Truppe, die meine Stärke wahrscheinlich übersteigt, sie sicher zumindest aber meinem Zugriff entzieht. Ein schlechter Diener des Kaisers – der mein Herr ist, wie auch der Eure – wäre ich, wenn ich mich sehenden Auges in eine solche Lage begäbe, wo ich hernach die Befehle Seiner Majestät nicht mehr oder nur noch ungenügend auszuführen vermag.“ | |||
„Nein“, schüttelte Hernán von Aranjuez das Haupt, derweil das Lächeln längst wieder von seinen Zügen verschwunden war. „In drei, höchstens vier Wochen wird Dom Gwain mit dem Kaiserlichen Heer hier eintreffen und dieser Fehde ein Ende setzen. Solange wird es am besten sein, wenn den Kontrahenten möglichst wenig Umtriebe möglich sind. Wer nicht am Boltan-Tisch sitzt, der kann auch nicht spielen. Und somit auch nichts verlieren. Außerdem…“ | |||
Da war das Lächeln wieder, als sich der Baron und Junker nach rechts und links umsah, und sich dann obgleich die Luft rein schien, zum Thangolsforster hinüber beugte, und ihm hinter vorgehaltener Hand einige ganze Reihe von Sätze zu raunte… | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Gendahar runzelte die Stirn. Das Problem war, dass er Dom Hernán nur schwer durchschauen konnte. Er kannte ihn einfach zu wenig. | |||
"Mir scheint es nach wie vor angemessener, Domna Richeza in die Lage zu versetzen, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Lasst sie auf ihre Ehre schwören, in den nächsten Wochen nicht eigenmächtig in die Fehde einzugreifen und weiteres Blutvergießen zu verursachen ... wenn sie dies nicht schwören will, dann könnt ihr sie immer noch festhalten, wenn Ihr dies für erforderlich erachtet." Er zeigte in Richtung des Jungen, der sich zu einem schattigeren Platz zurück gezogen hatte. "Wie dem auch sei, ich kann nicht ohne ihr Einvernehmen über den Jungen verfügen. Zumindest in dieser Sache muss ich mit ihr sprechen." | |||
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======Richeza und Gendahar====== | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richezas Schulter schmerzte und ihre Stirn, dort wo sie auf dem rauen Stein auflag. Die Falten des Umhangs drückten in ihre Rippen. Allmählich wurde es warm in der Hütte, und sie hatte Durst. Sie fragte sich, was der Aranjuez mit ihr vorhatte. Wäre Praiodor nicht gewesen, er hätte es niemals so leicht gehabt, sie gefangen zu setzen! Wie weit würde sie für den Jungen gehen? | |||
Sie dachte an Ramiro, Praiodors Vater. Ihr Onkel hätte Dom Hernán schon längst den Fehdehandschuh durchs Gesicht gezogen, wenn er gewusst hätte, wie dieser sie behandelte! Wenigstens aber hätte er eine Erklärung gefordert und dann veranlasst, dass sie eine standesgemäße Behandlung erhielte! Ramiro. Sie vermisste ihn. Sein Lachen, seine scharfzüngigen Neckereien, seine Umarmung. – Wie merkwürdig: Fast war es, als müsse sie sich nun entscheiden zwischen der Familia ihres Vaters und der ihrer Mutter, Großvater, ihren Pflichten ihrem Lehen gegenüber und ihrem Vetter Praiodor auf der einen Seite und dem Kampf ihrer Tante um ihr Erbe auf der anderen Seite. | |||
Richeza folgte einem Käfer mit den Augen. Er krabbelte ganz nah vor ihrem Gesicht. Immer wieder blieb er mit zitternden Fühlern stehen und wechselte die Richtung. | |||
Die Tür ging auf. Ein helles Rechteck zeichnete sich auf dem Boden ab. Ein Schatten fiel auf Richezas Rücken. Der Käfer floh ins Dunkle. | |||
"Domna Richeza?" | |||
Es war nicht Dom Hernán. Auch keiner von den Mercenarios. Es war ... Dom Gendahar. Was wollte er hier? Wo war er die ganze Zeit gewesen, als sie ihn gesucht hatte? | |||
Sie hörte, wie er den Raum betrat, die Tür hinter sich schloss. "Domna?", fragte er erneut. | |||
Richeza presste die Lippen aufeinander. Ein Teil von ihr gab ihm die Schuld daran, dass sie jetzt hier lag, mit schmerzenden Gliedern, gefangen. Hätte sie ihn früher gefunden, hätte sie sich Dom Hernán nicht offenbaren müssen, vielleicht wäre alles ganz anders gekommen! Sollte er nur sehen, was er angerichtet hatte! | |||
Ein anderer Teil von ihr aber, der sich verdächtig nach ihrer Tante anhörte, schalt sie, sie solle sofort mit dem unweibischen Geheule aufhören. Sie sei von altfürstlichem Blute und es sei ihrer Abstammung nicht würdig, um Mitleid zu heischen. | |||
Aber wieviel Würde hatte man, wenn man in unstandesgemäßer und viel zu großer Söldlingskleidung auf dem staubigen Boden einer Steinbrecherhütte lag, gefesselt vor den Füßen eines Mannes und ihm dann noch das verweinte Gesicht zukehren sollte? | |||
'Schnauze!', dachte Richeza. 'Ich bin eine da Vanya. Eine da Vanya!' | |||
Nach langem Schweigen drehte sich Domna Richeza endlich zu dem Streitzig um, wand sich erstaunlich behände unter dem Tisch hervor, saß erst, kniete und kam dann – wenn auch schwankend – auf die Füße. Aufrecht, die Beine in den Boden gestemmt, stand sie vor ihm. Sie schüttelte sich das Haar aus dem Gesicht, doch eine Strähne blieb an ihrer feuchten Wange kleben und nahm ihr die Sicht. Richeza versuchte, sie zu ignorieren und reckte das Kinn. | |||
"Schickt Euch der Aranjuez?", fragte sie. "Oder wie kann ich Euch weiterhelfen?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Der Thangolforster wartete, bis Richeza ihm gegenüber trat. Sie sah reichlich mitgenommen aus, was aber auch kein Wunder war. Es widerstrebte ihm, eine Domna wie Richeza in einer solchen Verfassung zu sehen. Kurz flammte der Gedanke auf, doch zu versuchen, ihr zur Flucht zu verhelfen, wie aussichtslos das auch scheinen mochte, aber ihr stolzes und kühles Auftreten belehrte ihn eines Besseren ... | |||
Vom Aranjuez geschickt? Sie hatte Nerven! Offensichtlich erwartete sie von ihm keinerlei Unterstützung - auch gut. Sollte sie allein zurechtkommen, sie war schon mit anderen Situationen fertig geworden und sie würde ja allenfalls bis zum Eintreffen des Marschalls festgehalten werden. | |||
"Die Tage, an denen ich mich von jemandem irgendwohin schicken lasse, sind seit meiner Knappenzeit vorbei", sagte er kühl. "Ich habe meine Meinung dazu, was Eure Festnahme angeht, aber mir scheint, das macht Ihr mit 'dem Aranjuez' besser selbst aus." Er schüttelte den Kopf. "Ich bin wegen des Jungen hier, der ja auch mein Neffe ist. Er kann nicht hierbleiben. Wenn Ihr einverstanden seid, nehme ich ihn mit nach Ragath. Dort werde ich in Erfahrung bringen, wo sich Dom Stordan aufhält. Dann soll dieser entscheiden, was weiterhin geschieht." | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"So, Ihr seid also wegen des Jungen hier." Richeza lächelte dünn und blickte an ihm vorbei zur Tür. Die Lippen zusammengepresst rang sie innerlich um Beherrschung. Was hatte sie erwartet? Dass er sie losschneiden, den Aranjuez erschlagen und auf einem der Rösser mit ihr davon galoppieren würde, wie El'Fenneq damals, der Wüstenfuchs, der sie vom Sklavenmarkt in Omlad und so aus der Gefangenschaft des Beys von Fercaba befreit hatte? Wohl kaum! Dennoch kostete es sie alle Mühe, sich nicht der Verzweiflung hinzugeben, die Fassung zu wahren. | |||
Sie schwieg eine Weile, aus Angst, ihre Stimme könne sie verraten, wischte sich mit der Schulter die Strähne aus dem Auge, was allerdings nur bewirkte, dass ihr weitere Haare ins Gesicht fielen. Richeza schloss die Augen und atmete tief ein und wieder aus, leckte sich über die spröden Lippen und sah ihn wieder an. Es ging um Praiodor! | |||
Sie nickte, noch immer stumm. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Sie nickte nur, blickte ihn aber sonst nicht an. Das hieß wohl, er soll den Jungen nehmen und sich "zum Aranjuez" scheren. | |||
Sie hatte wohl doch mehr von ihrer Tante in ihr, als sie zugeben wollte. Hätte Dom Hernán ihn gefangen genommen, wären die da Vanyas ihm zuhilfe gekommen, einem Mitglied der Familia, die ihnen den Marmorthon geraubt hatten? Wohl kaum ... | |||
"Ich gehe davon aus, Dom Hernán behandelt Euch Eurem Stand angemessen." | |||
Keine Antwort. | |||
"Nun gut, dann verabschiede ich mich. Es wird sich sicher bald alles aufklären." | |||
Doch selbst in seinen eigenen Ohren klangen seine Worte hohl ... um der peinlichen Situation ein Ende zu bereiten, machte er auf dem Absatz kehrt und ging. | |||
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'''Autoren:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]], [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"Wartet!", rief Richeza heiser, als er die Tür erreicht hatte und machte zwei Schritte auf ihn zu. "Bitte!" | |||
Gendahar blieb stehen und wandte sich um. "Wie kann ich Euch helfen?" | |||
"Bitte geht nicht, ohne mir zu versprechen, dass Ihr alles in Eurer Macht Stehende tun werdet, um den Jungen in Sicherheit zu bringen. Bitte versprecht mir, dass ihm nichts geschehen wird! Er ist doch nur ein Kind! Er kann doch nichts für all das hier!" Flehentlich sah sie ihn an. "Bitte!", sagte sie leise. | |||
"Natürlich verspreche ich das! Macht Euch um den Jungen keine Sorgen." Er betrachtete die verzweifelte Miene Richezas. Wie kam sie nur auf den Gedanken, jemand wolle dem Jungen Schaden zufügen? Sie schien das alles mehr mitzunehmen, als er gedacht hatte. "Domna Richeza, seid versichert, weder dem Jungen noch Euch wird etwas Übles geschehen ... Dom Hernán scheint zu befürchten, dass Ihr in die Fehde eingreifen würdet - gegen die ausdrückliche Order des Kaisers, die er doch umzusetzen hat ... auch er hat nur Eure Sicherheit im Blick, auch wenn seine Methoden etwas ... rabiat erscheinen mögen." | |||
Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Jetzt hatte er doch Hernáns Handeln verteidigt. Aber er wollte Richeza einen Teil ihrer Sorgen nehmen. Etwas linkisch, wie man es sonst kaum von ihm gewohnt war, verbeugte er sich. "Wir müssen aufbrechen. Wie ich sagte, ich werde mich um Praiodors Wohl kümmern. Seid unbesorgt." Abermals wandte er sich ab. | |||
"Meine Sicherheit?", fragte Richeza bitter. "Glaubt er, ich fühlte mich sicherer mit gebundenen Händen, eingesperrt in eine Hütte? Das glaubt Ihr doch selbst nicht, Dom Gendahar, dass er im Mindesten um meine Sicherheit besorgt ist! Um seinen Ruf vielleicht, darum, seinen Befehl auszuführen. Warum redet er nicht mit mir? Er verlangt mein Ehrenwort, dass ich mich ergeben und nicht fliehen solle, aber zu versprechen, die Waffe nicht wider die Feinde meiner Tante zu erheben, bat er mich nie. | |||
Glaubt Ihr, ich will, dass Domna Rifada ihr Leben riskiert in einem sinnlosen Geplänkel, während die Ferkinas unser aller Sicherheit gefährden? Gewiss nicht! Aber so - so wird er sie bestimmt nicht besänftigen. Wenn sie von dem hier erfährt, wird sie erst recht zornig sein und das zurecht! Und ich habe keine Möglichkeit mehr, auf sie Einfluss zu nehmen, so gering meine Hoffnungen gewesen sein mögen. Nein, Dom Gendahar, mit meiner Sicherheit hat das hier nichts zu tun, im Gegenteil! Aber wenn Ihr für das Wohl des Jungen sorgt, so will ich Euch danken, denn es befreit mich von der Last, mehr als für ''mein'' Leben verantwortlich zu sein." | |||
Gendahar nickte stumm, denn er wusste ja, dass sie eigentlich recht hatte. Bis auf das, was sie zu Domna Rifada gesagt hatte. Er war sich absolut nicht sicher, ob sie nicht ihr Leben riskieren würde in einem Kampf, der in den Augen anderer sinn- und aussichtslos erschien. | |||
"Domna Richeza", sagte er statt einer Antwort und verließ die Hütte. | |||
Richeza atmete hörbar aus und schloss die Augen. Dann ließ sie sich auf dem Boden nieder, lehnte den Hinterkopf an die Wand und lauschte den sich entfernenden Schritten. | |||
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======Morena, Romina, Zaida====== | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina trieb ihr Tier gnadenlos an. Lange würde sie den Ritt ohne Sattel nicht durchhalten, ihre Beine waren bei weitem nicht in Höchstform. Sie wollte eh nur die Harmamund einholen, Moritatio auf dem Renner war jetzt schon zu weit voraus. Ihr Tier holte gut auf, trotzdem nahm sie die Zügel mit der Linken, krallte sich zusätzlich in die Mähne und trieb das Tier mit den Fersen wild zur Höchstleistung. | |||
Als sie auf der richtigen Höhe war, lenkte sie ihr Tier eng an das der Harmamund. | |||
"Haltet an, Domna", schrie sie zu der Frau hinüber. "Ihr werdet ihn auf diesem Klepper nicht einholen, sowenig wie die Ferkinas, die werden sich dafür an Euch halten." | |||
Sie bleckte die Zähne, als sie Zaida ebenfalls im fliegenden Galopp auf der anderen Seite von Morena auftauchen sah. Verdammt, würde das Kind auch hinter ihr in einem Abgrund springen?! | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Morena, den Blick starr nach vorne gerichtet, schreckte auf, als sie die Stimme der Grafentochter neben ihr vernahm. Und dann tauchte auch noch diese junge Göre auf ihrer anderen Seite auf. | |||
Sie lauschte Rominas Worten und versuchte zu verstehen, was die junge Frau antreiben mochte. Leider hatte sie recht, dass die mit dem Klepper keine Chance hatte, diesen durchtriebenen da Vanya-Flegel einzuholen, aber war sie allein deshalb hinter ihr her geritten, um ihr das zu sagen? Das musste doch etwas anderes dahinter stecken - vielleicht war sie gar verliebt in den da Vanya und wollte ihn schonen? Zu viele Stunden allein in den Bergen mit einem Mann ihren Alters konnte so manche junge Domnatella durcheinander bringen ... | |||
Jedenfalls schien sie ein besseres Pferd erwischt zu haben. Vielleicht konnte es Morena mit diesem gelingen, den dreisten Pferdedieb einzuholen und zur Strecke zu bringen. Die Pferde aus der Harmamund-Zucht waren schnelle Renner, aber über weite Strecken nicht sehr ausdauernd. Aber wie brachte sie das verwöhnte Grafentöchterlein dazu, ihr das Ross zu überlassen? | |||
Morena zügelte ihr Pferd und hob beschwichtigend die Hände. "Ihr habt recht, Hochgeboren, ich vergeude hier nur meine Zeit und es sind gar zuviele Wilde heuer unterwegs." Sie atmete tief durch und wies auf einen Punkt am Horizont in Rominas Rücken. "Könnte diese Staubwolke dort nicht gar auf einen ihrer Stämme deuten, die neuerdings hier durch die Gegend reiten, als wäre es ihre ureigenen Heimat?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Erfolgreich war es Zaida gelungen, auf dem Ross, welches wie der Glücksgriff bei einer Lotterie als überraschend flott erwiesen hatte, auf einer Höhe mit ihrer Comtessa und der verfluchten Frau zu bleiben. Als diese nun das Ross zügelte, hatte Zaida endlich genügend Luft - und es kaum mehr Mücken, die einem beim Sprechen in vollem Galopp in den Mund fliegen konnten - um das Wort an Domna Romina zu richten. | |||
"Ha, Comtessa, ich wollte Euch noch sagen ..." Weiter kam sie nicht, als Morena auf die Staubwolke am Horizont verwies. Verwirrt sah sie hinüber und duckte sich dabei noch etwas enger an den Hals des Pferdes. Ihre Verunsicherung schlug wohl auf ihr Pferd über, denn es trippelte nervös und war dabei, sich zwischen die beiden anderen Rösser zu schieben. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina hatte ihr Ross erleichtert durchpariert, ihre Beine zitterten und ihr unterer Rücken schmerzte wie damals beim ersten Mal ohne Sattel auf einem Ross. | |||
Sie knirschte angesichts der Bemerkung der Caballera mit den Zähne, nahm trotz Schmerz das Ross fest zwischen die Beine und drehte das Tier gekonnt aus der Hüfte in die angegebene Richtung. Dann sammelte sie das Tier und beschattete mit einer Hand die Augen, um nach einer Staubwolke Ausschau zu halten. | |||
"Ich sehe nichts, doch das will nichts heißen." Mit den Worten drehte sie das Tier in Richtung Lager, aus dem sich so einige Berittene auf dem Weg hierher befanden und schaute die Harmamund gleichmütig an. | |||
"Auf jeden Fall sollten wir ins Lager zurückkehren. Dass Dom Moritatio Euer schönes Ross gestohlen hat, ist unverzeihlich, doch angesichts Eurer Hasstiraden durchaus verständlich. Er brauchte das Tier bestimmt nur, um getreulich zu seinem Kaiser zurückzukehren. Ich bin mir sicher, dass der Kaiser Euch persönlich danken wird, seinem Junker geholfen zu haben." | |||
Romina schaute kurz finster zu Zaida, winkte dem Mädchen, ihr zu folgen und schickte sich an, ihr Pferd zurückzutreiben. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Erst verwundert, dann unverhohlen schmollend wendete auch Zaida gekonnt ihr Ross, um Domna Romina zurück zu folgen. Dabei hatte sie nur sicher gehen wollen, der Comtessa noch das ein oder andere wirklich wichtige zu sagen. Doch irgendwie hatte sie so langsam den Eindruck, dass dies nun nicht mehr wirklich wichtig war. Angestrengt nachdenkend hatte Zaida die Stirn gerunzelt. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Als Romina ihr den Rücken zuwandte, um nach den angeblichen Rauchwolken zu schauen, hatte Morena kurz überlegt, ob sie sie von ihrem Ross zerren sollte. Aber sie hatte den Impuls sofort unterdrückt - Hand an die Tochter des Grafen anzulegen, wäre sicher nicht hilfreich gewesen in der aufkommenden Fehde. | |||
Ungläubig lauschte sie den folgenden Worten der Comtessa. Sie schien tatsächlich einen Narren gefressen zu haben an dem da Vanya. | |||
"Was schert es mich, ob der Drecksack zum Kaiser zurückkehren will oder in den Schoß seiner liebreizenden Frau Mama! ER HAT MEIN ROSS GESTOHLEN! Eines der besten unserer Zucht! Das ist kein Caballerosdelikt, dafür kann ich ihn vor das Reichsgericht bringen!" Sie schnappte hörbar nach Luft, riss sich aber wieder zusammen. Dann fügte sie mit kalter Stimme hinzu: "Jedenfalls verstehe ich jetzt, dass Ihr allein deshalb hinter mir her geritten seid, um mich aufzuhalten - und Ihr habt ihm dadurch einen gehörigen Vorsprung verschafft! Übelmeinende könnte das als Beihilfe auslegen ..." | |||
Sie wendete ihr Pferd. Mit etwas Glück konnte sie die Spur des Burschen verfolgen. Ewig würde sein Ross - ''ihr'' Ross! - nicht in diesem Tempo durchhalten, schließlich hatte Morena es in letzter Zeit selbst nicht geschont ... | |||
"Sagt meinem Vetter, Dom Hernán, ich bringe ihm diese Schindmähre zurück oder ersetze sie ihm durch zwei davon!", rief sie der Comtessa hinterher. Dann gabe sie ihrem Pferd die Sporen. Von dem Pferdedieb war nichts mehr zu sehen. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina fluchte laut, als die Frau die Verfolgung wieder aufnahm. Diese blöde Schnepfe hatte eines der besten Pferde der familieneigenen Zucht in ferkinaverseuchtes Gebiet mitgebracht. Sie war selber schuld, wenn das Tier und sie verloren gingen. Moritatio war bestimmt schon über alle Berge, und sie hatte Domna Richeza einfach so stehen lassen. War es das wert gewesen? Mit gemischten Gefühlen schaute sie den Gräflichen entgegen, die schon fast bei ihr waren, allesammt mit grimmig entschlossenen Gesichtern. Nun ja, nicht ganz, Dom Servando lächelte warm. Sie trieb ihr Tier an und gallopierte ihnen entgegen. Irgendwie lief alles schief. | |||
Die Gräflichen umritten sie und nahmen sie in die Mitte. Dom Rondrigo, der als letzter kam, ritt ihr direkt in den Weg und bremste sie aus. Er sah sie hart und eiskalt an. | |||
"Noch mal so etwas, Caballera, und ich schwöre bei Rondra, ich werde Euch bis Ragath bäuchlings auf ein Pferd binden lassen. Da Ihr springt wie ein Reh und ohne Sattel reitet, könnt Ihr so krank nicht sein. Das hätte ich gerade von Euch nicht erwartet. Ich werde Eurem Herrn Vater davon berichten! Wir brechen sofort auf!" Er wendete sein Pferd und trieb es zurück. | |||
Die Comtessa folgte ihm ohne Widerworte, sie kannte den alten Castellan fast ihr ganzes Leben und wusste, wann sie schweigen musste. So knirschte sie nur mit den Zähnen, wärend man ins Lager zurückritt. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Es war Zaida, als hörte sie das Ticken eines Vinsalter Eis - so eines, wie ihr Zahorifreund Pashkir ihr einst als seinen größten Schatz ganz stolz präsentiert hatte. Wer wusste schon, wem er diese Kostbarkeit aus der Hosentasche gezogen haben mochte? Und dann endlich, nachdem sie dem Gefühl knapper werdender Zeit einige Augenblicke nachsinniert hatte, erinnerte sie sich wieder daran, was sie so dringend hatte Domna Romina mitteilen wollen. | |||
"Ahm, Euer Hochgeboren, Domna Romina?", fing sie an, beschloss dann, nicht erst auf eine Antwort zu warten. 'Dran, drauf und drüber', so hatte sie sich immerhin vorgenommen. "Was Selaque angeht. Also diese Praiosmin von Elenta, die hat Burg da Vanya besetzt, und als wir auf der Suche nach Euch dort vorbeigekommen sind, da hat sie ihre Mannen auf Euren Onkel Gendahar gehetzt und versucht, ihn festsetzen zu lassen, und er war doch noch verletzt, und es gelang ihm nur unter großen Anstrengungen und Schmerzen, aus der besetzten Burg zu flüchten, und ich glaube nicht, dass sie jetzt irgendwie freundlicher von uns denken wird, wenn wir dort auftauchen sollten, um den Hickhack, ich meine: die Fehde, beenden zu wollen." | |||
Nach diesem Sturzbach an Informationen musste sie erst einmal tief Luft holen, da ihr von den vielen aneinandergereihten Wörtern fast schon schummrig wurde. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Das gelangweilte Lächeln von Romina erstarb, als ihr der Sinn des Geplappers von Zaida bewusst wurde. Sie hatte sichtlich nicht mit solchen Informationen gerechnet. Sie begegnete dem überraschten Blick des immernoch geladenen Castellans ihres Vaters, der wohl ebenso unbedarft gewesen war. Doch Dom Rondrigo hatte noch keine Lust, mit der leichtsinnigen Comtessa zu reden, er wandte sich wieder nach vorn und trieb sein Tier an. | |||
Romina schnaufte leise und schaute zu Zaida: "Seid unbesorgt, Domnatella Zaida, ich bin mir sicher, Dom Rondrigo würde uns solch einer Gefahr niemals aussetzen." Sie sprach etwas lauter, erntete von vorne aber nur ein Brummeln. Sie bedeutete Zaida, still zu sein, so verstrich die Zeit, die man zum Lager brauchte in absoluter Spachlosigkeit. | |||
Im Lager angekommen zügelte Dom Rondrigo sein Tier und wandte sich Romina zu. | |||
"Euer Hochgeboren, wir werden in einer Stunde aufbrechen." Sein Ton erlaubte keinen Widerspruch. Er schaute zu Zaida. "Kind, bring das Pferd zurück und entschuldige dich bei dem, dem du es gestohlen hast." | |||
Er schaute nochmal auffordernd zu der Tochter seines Herrn, wohl um ihr zu sagen, dass auch ihr eine Entschuldigung gut stehen würde. Romina zog die Stirn in Falten. "Verzeiht, Castellan, dürfte ich Euch wohl unter vier Augen sprechen?" | |||
Sie wartete nicht auf eine Erwiederung, sondern trieb ihr Tier zu einer Hütte, glitt zu Boden und ging steifbeinig in die Hütte. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Nicht allzu lange später kam eine sichtlich wütende Comtessa wieder aus der Hütte, in die Dom Rondrigo ihr gefolgt war. Sie schnappte sich das sattellose Pferd und ging den Begleiter der Harmamunderin suchen. Berengar war nicht schwer zu finden. Er hatte sich mit seinem kaputten Sattel vor einer Hütte niedergelassen und versuchte selbigen fluchend zu reparieren. Romina band sein Pferd nebem ihm fest. | |||
"Ein gutes Tier, Dom Berengar", sie versuchte ein Lächeln, "verzeiht, dass ich es nicht geschafft habe, Eure Herrin von ihrem gefährlichen Vorhaben abzubringen. Dom da Vanya einzuholen war undenkbar, sogar mit Eurem Tier. Mögen beide von den Zwölfen beschützt werden." | |||
Wärenddessen war Dom Rondrigo ebenfalls aus der Hütte getreten. Lautstark rief er nach von Silvansbühler, obwohl diese fast neben ihm stand und befahl ebenso laut den Aufbruch nach Albacim in einem Stundenmaß. Man solle nach Dom Gendahar suchen und auch diesem Bescheid geben. | |||
Romina verzog säuerlich das Gesicht, als die Stimme des Castellan durch das Lager hallte. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]] | |||
Vorsichtig blinzelnd spähte Zaida von ihrem Platz bei dem Söldner zur Comtessa hinüber. Wie von dieser angewiesen, hatte sie sich die Zügel des Tieres geschnappt und war dann mit selbigem im Schlepptau zu dem Söldner marschiert, der ihr unbewusst sein Pferd geliehen hatte. Ihr bestes Unschuldsmienchen aufgesetzt, hatte sie sich bei selbigem brav entschuldigt und ihm versprochen, als Wiedergutmachung bis Ragath den Pferdedienst für ihn zu versehen. | |||
Der Söldner schien wohl auch nicht so ganz zu wissen, woran er nun denn war, sodass er - natürlich wenig begeistert, aber auch unsicher, was er sonst hätte fordern sollen, angesichts des abgerissenen Zustands der jungen Domnita - missmutig zugestimmt hatte. | |||
So versuchte die junge Waldwachterin, die Laune ihrer angestrebten Herrin zu erspüren und machte sich geistig eine Notiz, daheim in der Waldwacht dringend nach ihrem Liebling zu schauen, sobald sie wieder auf Las Dardas wäre. Eigen Pferd war eben wirklich Gold wert. Und sie würde dem Hübschen schon beibringen, jeden Ferkina niederzutrampeln, der ihm was wollte. | |||
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Zu seiner Rechten tauchte am Wegesrand ein umgestürzter Wegweiser auf. 'Elenta' stand auf dem einen hölzernen Pfeil, 'Vanyadâl' auf dem anderen. Und in diesem Moment hatte er seine Entscheidung getroffen. Es war seine Heimat, und er musste sie befreien! "Rasch! Lauf zu!", trieb er sein kurzzeitig langsamer gewordenes Pferd wieder zur Eile an. Es war nicht mehr weit bis zum Castillo - vielleicht noch zehn Meilen. | Zu seiner Rechten tauchte am Wegesrand ein umgestürzter Wegweiser auf. 'Elenta' stand auf dem einen hölzernen Pfeil, 'Vanyadâl' auf dem anderen. Und in diesem Moment hatte er seine Entscheidung getroffen. Es war seine Heimat, und er musste sie befreien! "Rasch! Lauf zu!", trieb er sein kurzzeitig langsamer gewordenes Pferd wieder zur Eile an. Es war nicht mehr weit bis zum Castillo - vielleicht noch zehn Meilen. | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
Morena erreichte eine Weggabelung. Elenta oder Vanyadâl, wohin mochte der Bursche geritten sein? Wenn er tatsächlich zum Kaiserlichen Hof nach Punin wollte, wie Domna Romina gesagt hatte, dann würde sein Weg über Elenta führen. Vielleicht lief er dort Domna Praiosmin in die Hände... Spätestens in Punin konnte man ihm das Pferd wieder abknöpfen, wenn er es nicht zuschanden geritten hatte. | |||
Aber hier ging es mehr als um ein Pferd. Ihr Ziel war die Herrschaft über das Castillo Vanyadâl. Es konnte nicht schaden, sich dort einmal umzuschauen und sich damit vertraut zu machen, wie stark die Besatzung war, die Praiosmin dort gelassen hatte. Erst recht, wenn es den da Vanya doch dorthin verschlagen hatte. | |||
"Ay!", rief sie und lenkte das bedauernswerte Geschöpf, auf dem sie saß, zum Castillo des Feindes. | |||
* ''Die Geschichte um Domna Romina, Domnita Zaida und Dom Gendahar wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 16|Schauplatz: Selaque, Teil 16]].'' | |||
* ''Die Geschichte um Domna Richeza und Dom Hernán wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 16|Schauplatz: Selaque, Teil 16]].'' | |||
* ''Die Geschichte um Dom Moritatio wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 17|Schauplatz: Selaque, Teil 17]].'' | |||
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