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"Ihr habt Recht, Dom Servando, lasst uns nach Ragath reiten." Kurz schaute sie traurig der Gestalt von Domna Richeza nach. Dann wandte sich zurück zum Lager. Servando Cronbiegler folgte ihr, ließ seinen Blick prüfend über ihre Gestalt gleiten und schalt sich selbst einen Narren. Wer wollte schon den Eisfink, wenn er den Alveransvogel haben konnte? | "Ihr habt Recht, Dom Servando, lasst uns nach Ragath reiten." Kurz schaute sie traurig der Gestalt von Domna Richeza nach. Dann wandte sich zurück zum Lager. Servando Cronbiegler folgte ihr, ließ seinen Blick prüfend über ihre Gestalt gleiten und schalt sich selbst einen Narren. Wer wollte schon den Eisfink, wenn er den Alveransvogel haben konnte? | ||
* ''Die Geschichte um Domna Romina, Domnita Zaida und Dom Gendahar wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 18|Schauplatz: Selaque, Teil 18]].'' | |||
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"Lasset frei, die, die Ihr gefangen haltet, denn über ihr Leben und ihre Freiheit zu urteilen, ist nicht an Euch. Macht Euch nicht gemein mit den Götterlosen, die Ihr verurteilt und nicht mit den Sündern, die Ihr anklagt! Wenn Ihr in Sorge um das Leben dieser Menschen wäret, so würdet Ihr sagen: 'Folgt mir, und ich werde Euch beschützen!' Und es wäre an ihnen, zu entscheiden, ob sie Euch folgten oder nicht. So aber offenbart Ihr Euch, denn Ihr nehmt Ihren Tod in Kauf und haltet sie gefangen gegen ihren Willen und gegen den Willen der Götter. Darum heiße ich Euch: Lasst sie frei!" | "Lasset frei, die, die Ihr gefangen haltet, denn über ihr Leben und ihre Freiheit zu urteilen, ist nicht an Euch. Macht Euch nicht gemein mit den Götterlosen, die Ihr verurteilt und nicht mit den Sündern, die Ihr anklagt! Wenn Ihr in Sorge um das Leben dieser Menschen wäret, so würdet Ihr sagen: 'Folgt mir, und ich werde Euch beschützen!' Und es wäre an ihnen, zu entscheiden, ob sie Euch folgten oder nicht. So aber offenbart Ihr Euch, denn Ihr nehmt Ihren Tod in Kauf und haltet sie gefangen gegen ihren Willen und gegen den Willen der Götter. Darum heiße ich Euch: Lasst sie frei!" | ||
Wer verdammt nochmal war dieser Alte, dass er es wagte, ihn dergestalt zu maßregeln? War hier im Bosquirtal womöglich etwas im Wasser, dass ein jeder hier meinte, tun und lassen zu können was er wollte? Dass jeder meinte daher reden zu können, wie ihm der Schnabel gewachsen war? Der Condottiere legte den Kopf schräg, und kniff die Augen zusammen. „Warum spart Ihr Euch derlei Predigten nicht für die Kinder in der Praiostagsschule auf? Oder vielleicht interessiert sich ja Praiosmin von Elenta oder Rifada da Vanya für Eure Ansichten“, sprach er leise, und wandte sich dann halb ab, um den Weg Morena von Harmamunds und ihres Begleiters hinauf zum Castillo zu verfolgen. „Ich jedenfalls tue es nicht. Dieses Gespräch ist beendet.“ | |||
"Hernán von Aranjuez", sagte der alte Heiler, "so heißt Ihr, nicht wahr? Kehrt der Ewigjungen nicht den Rücken zu, denn wenn Ihr den Weg der Götter verlasst, werdet Ihr verlassen sein, wenn Ihr Ihres Beistands bedürft!" Auch Tsacharias Krähenfreund hatte nun seine Stimme erhoben, sodass sie weithin durch das Dorf hörbar war, und doch klang keinerlei Erregung aus seinen Worten, vielmehr war es, als belehre er ein unverständiges Kind zum hundertsten Male. | |||
"So Ihr die Gefangenen nicht freilassen wollt, muss ich Euch bitten, Euch vor den Göttern für ihr Wohlergehen zu verbürgen. Gelobt Ihr im Namen Tsas und im Angesichte Praios', dass Ihr dafür Sorge tragen werdet, dass es ihnen wohl ergehen und an nichts mangeln wird, solange sie in Eurer Obhut sind oder der Obhut derer, denen Ihr sie möglicherweise überantworten werdet, dass Ihnen kein Leid geschehen wird an Leib noch Seele?" | |||
Unruhe machte sich unter den Mercenarios breit. Bislang hatte man dem schrulligen Alten, der da mit wanderte, wenig Aufmerksamkeit geschenkt, doch nun waren seine Worte nicht zu überhören, und wer wie so viele Landsknechte ohnehin schon ein mutmaßlich nicht immer gänzlich göttergefälliges Leben führte, wollte gewiss kein unnötiges Risiko eingehen. Was wusste man schon über den alten Heiler? | |||
Der angesprochene Condottiere hingegen hatte sich glücklicherweise abgewandt um in der Ferne Domna Morenas Aufstieg zu verfolgen, sodass niemand sehen konnte, wie sich seine Kiefer ärgerlich aufeinander pressten. Womöglich überlegte er gerade, den Alten einfach niederstoßen zu lassen, bevor er noch mehr Unruhe in seinen Haufen brachte, doch konnte ein solcher Befehl genauso gut das Gegenteil bewirken, und so manches einfache und abergläubische Gemüt gänzlich verunsichern. Wäre doch nur Anzures hier gewesen, der wäre Tsacharias Krähenfreund auf ein Zeichen hin rechtzeitig über den Mund gefahren, um eine solche Situation zu verhindern. | |||
So verschränkte Hernán von Aranjuez nur die Hände hinter dem Rücken, und als es schon schien, als würde er nicht einmal antworten wollen, erklang dann doch leise vor dem murmelnden Hintergrund seiner Leute seine Stimme: „Die Gefangenen werden ihrem Stand und ihrem Betragen entsprechend behandelt. Ihr wisst, dass ich mehr nicht versprechen kann. Geht nun.“ Insbesondere der letzte Satz war mit durchaus warnendem Unterton gesprochen. | |||
Tsacharias Krähenfreund ließ sich nicht einschüchtern. Seine Stimme übetönte selbst das Gemurmel der Söldner, klar und ohne eine Spur von Furcht oder Ärger: "Hernán von Aranjuez, ich frage Euch erneut: Übernehmt Ihr vor der Götter Angesicht Verantwortung für Eure Taten? Seid Ihr gewillt, Euch unter Praios' Augen und im Namen Tsas für das Leben und das Wohlergehen jener zu verbürgen, die Ihr ihrer Freiheit und somit ihrer Selbstbestimmung beraubt habt?" | |||
Ein Windstoß zauste im Haar des Alten, der Schmetterling flog auf und flatterte um Tsacharias' Kopf und ließ sich auf der Schulter des Condottiere nieder. Der alte Heiler hob die Hand. | |||
"Wenn Ihr Willens seid, Verantwortung zu tragen für die Menschen, die Euch zu folgen Ihr gezwungen habt, so sprecht mir nach, laut und für alle vernehmbar: Ja, ich gelobe in Tsas Namen und im Angesichte Praios', dass es diesen Menschen an nichts mangeln wird, dass sie an Leib und Seele nicht zu Schaden kommen, bis sie ihre tsagegebene Freiheit wiedererlangt haben." | |||
Das Pfauenauge flog vom Harnisch des Barons und Junkers auf und ließ sich auf Tsacharias' Fingern nieder. | |||
Es war schließlich einer der wenigen Söldner, die der Condottiere noch aus Unterfels mitgebracht hatte, der auf den alten Heiler zutrat, mit wettergegerbten Zügen unter einem ausgeblichenen Caldabreser. „Ihr habt gehört, was der Capitán gesagt hat.“ Eine Waffe hatte er freilich nicht gezogen, ja, nicht einmal die Hand an den Griff gelegt, obwohl das Mietlingsvolk ansonsten gewiss schnell mit einem Eisen zur Hand war. | |||
Hernán von Aranjuez aber hob nur kurz den rechten Zeigefinger auf halbe Höhe, und der alte Mercenario trat wieder zurück ins Glied. Mit der anderen Hand verscheuchte er den Schmetterling – oder glaubte zumindest, es getan zu haben, ehe er, noch immer halb von Tsacharias Krähenfreund abgewandt, mit leiser Stimme fortfuhr: „Wenn Euch das Wohl der Gefangenen so sehr am Herzen liegt, haltet Ihr es dann wirklich für klug, meine Geduld dergestalt zu strapazieren? Haltet Ihr es wirklich für klug, vor meinen Leuten meine Autorität in Frage zu stellen? Ich sage es nur noch ein einziges Mal: geht jetzt.“ | |||
Erstmals lag ein Ausdruck des Bedauerns in den Augen des alten Mannes, seine Stimme aber war weiterhin ruhig. "So will ich denn die Bürde der Verantwortung für Euch tragen und mich selbst vom Wohlergehen der Gefangenen überzeugen", sprach er vernehmlich und trat vor den Söldner, der zuvor an des Condottieres Stelle gesprochen hatte. Freundlich sah er diesem in die Augen, seine Worte aber richtete er weiterhin an den Baron. | |||
"Hernán von Aranjuez, ich ergebe mich Eurer Gewalt, auf dass niemand zu Schaden komme, weder körperlich noch in seiner Ehre." Er streckte dem Söldner die gekreuzten Arme hin. "Bindet mich und lasset mir dieselbe Behandlung zuteil werden wie den Gefangenen, auf dass ich vor der Welt und Alveran Eure Götterfurcht zu bezeugen vermag." | |||
Glücklicherweise stand der Condottiere an der Spitze des Zuges, und hatte diesem den Rücken zugewandt, sodass niemand sehen konnte, dass er für einen Moment die Augen geschlossen, und tief durchgeatmet hatte. Das hätte hässlich werden können, wenn der Alte nicht nachgegeben hätte. Die Mercenarios folgten ihm schließlich nicht aus Liebe oder aus Idealismus oder aufgrund von sonstigen Verpflichtungen, sondern lediglich wegen der Bezahlung bzw. der Aussicht auf Beute. In dieser Situation die Autorität zu verlieren, könnte übel enden. | |||
Der alte Söldner indes blickte fragend zwischen Tsacharias Krähenfreund, der ihm die Hände zum Fesseln hin hielt, und dem Rücken seines Herrn hin und her. „Capitán?“, fragte er vorsichtig, ganz offensichtlich unsicher, was zu tun war, wiewohl auch ihm eine gewisse Erleichterung anzusehen war, dass sich das Ganze wieder ein wenig beruhigt hatte. | |||
„Tut wie Euch beliebt“, antwortete Hernán von Aranjuez schließlich, nachdem er das Haupt kurz zur Seite gewandt hatte, um zu sehen, was da hinter ihm vor sich ging. „Euch Fesseln anzulegen wird gewiss nicht notwendig sein. Wie ich bereits sagte, Gefangene werden ihrem Rang und ihrem Betragen entsprechend behandelt.“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Haha, dachte Richeza, was für ein Possenspiel! Was war der Alte doch für ein Narr, dass er sich freiwillig fesseln ließ: | |||
"Nein, nein", sagte er gerade, an den alten Mercenario gewandt, "bindet mir die Hände, denn so, wie Ihr mit anderen Kindern Tsas verfahrt, so sollt Ihr mit mir verfahren, vor Tsas und der Menschen Augen." Und wirklich beharrte er darauf, bis der Söldner ihm schulterzuckend einen Strick um die Handgelenke wickelte. | |||
Nichtsdestotrotz konnte Richeza nicht umhin, seinen Mut zu bewundern. Der Aranjuez hatte zwischenzeitig so gewirkt, als wolle er den Alten erschlagen. Zu schade, dachte Richeza, falls Tsacharias Krähenfreund wirklich ein Priester war, als welchen Domnatella Romina ihn gelegentlich angeredet hatte, hätte Richeza zu gerne gesehen, wie weit der Condottiere gegangen wäre. Seine Leute jedenfalls waren schon unruhig geworden. | |||
Kurz hatte Richeza überlegt, die Gelegenheit zu nutzen, dem Söldner neben ihr die Zügel des Pferdes zu entreißen und davonzupreschen. Allerdings war das Ross nichts als ein alter Klepper, auf dem sie trotz aller Reitkünste nicht weit käme, und es war nicht gesagt, ob man sie nicht einfach niederschoss. | |||
Sich einfach in ihr Schicksal zu fügen allerdings, fiel ihr schwer, zumal nun ausgerechnet die Harmamund hinauf zum Tor begeben hatte, um Einlass zu verlangen. Aber für den Augenblick hatte sie kaum eine andere Wahl. So bemühte sie sich, der Hitze und ihrer schmerzenden Schulter zum Trotz, um eine aufrechte Haltung und blickte gleichmütig über die Köpfe der Söldner hinweg. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Commandanta! Commandanta, Ihr müsst unbedingt rauskommen!" | |||
Missbilligend blickte [[Yegua von Elenta]] von ihrer Lektüre auf. Sie hatte es sich in einem hohen Lehnsessel hinter dem mächtigen Schreibpult des Großinquisitors Amando Laconda da Vanya bequem gemacht - im einzigen Raum des gesamten Castillos, der nicht verwüstet und geplündert worden war - und las in einer Schmuckausgabe des ''Echsenhammers'', in die der oberste Richter der Suprema einige höchst interessante Anmerkungen auf eingelegten Papierstreifen eingefügt hatte - offenbar Gedankenstützen zu vergangenen Hexen- und Magierprozessen hier im Bosquirtal und auch in Ragatien. | |||
Auch wenn viele Jahre seit ihrer Novizenzeit im Sonnentempel zu [[Ragath]] oder dann später bei der Sonnenlegion in Neu-Gareth vergangen waren, übten geistliche Schriften nach wie vor eine große Anziehungskraft auf sie aus. Und dass sie ungestraft in den Büchern jenes Mannes lesen konnte, der sie damals als ungeeignet für den Dienst in seinem Tempel eingestuft hatte, machte die Sache nur umso befriedigender. | |||
"Was ist? Was platzt du hier herein ohne anzuklopfen, elender Strohkopf? Ich muss gar nichts!", fuhr sie den Waffenknecht im grün-weißen Wappenrock Selaques an, der sie in ihrer Lektüre unterbrochen hatte. | |||
"Doch, doch Commandanta! Es ist wichtig!", wiederholte dieser mutig noch einmal seine Forderung. "Draußen im Dorf tut sich etwas! Irgendein Kriegshaufen ist dort im Anmarsch ... Mittelländer, keine Ferkinas. Aber auch keine der Unseren - jedenfalls nicht dem ersten Anschein nach." | |||
Yegua zog eine Augenbraue nach oben. "Kann das etwa bereits dieser Mistkerl Ordonyo sein, der neue Truppen in Ragath rekrutieren wollte? Und selbst wenn er mit der kaiserlichen Garde anrückt - mich kriegt er hier nicht weg! Das ist jetzt ''mein'' Castillo - jedenfalls so lange, wie mir meine Base kein anderes Lehen zuteilt." | |||
"Ihr solltet Euch das vielleicht besser selbst ansehen, Commandanta! Kommt mit nach vorne zur Barbakane!", schlug der Gardist etwas kleinlauter vor. | |||
"Geh schon mal vor, du Trottel!", befahl ihm die strenge Burgcapitana. "Ich lege meine Waffen und Rüstung an und komme dann gleich nach. Tor und Fallgatter bleiben zu, solange ich euch nichts Gegenteiliges befehle! Ich weiß nichts von einem Kommen unserer Vögtin, also ist uns dieser Besuch in jedem Falle unwillkommen - gleich wer es auch sein mag!" | |||
"Sehr wohl, Herrin!", nickte der Soldat und knallte die Stiefel zusammen. "Sollen wir ihnen ein paar Pfeile auf den Pelz brennen, wenn sie sich trotz Warnung nähern?" | |||
"Das entscheide ich gleich selbst!", beschied ihn Yegua und griff sich ihren gülden glänzenden Harnisch. | |||
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'''Autoren:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]], [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Derweil hatten Morena von Harmamund und der Söldner Berengar ihr Ziel erreicht, als sie einige Schritt vor der hochgezogenen Zugbrücke innehielten. Wirklich viel war auf den Zinnen nicht zu sehen, doch zweifellos lauerte hinter mehr als einer Schießscharte der Tod, sodass zumindest Domna Morena ein wenig nervös wirkte. Dennoch klang ihre Stimme fest und entschlossen als sie rief: „Die Zwölfe zum Gruße! Ich bin Morena von Harmamund, und begehre im Namen Praiosmin von Elentas und Seiner [[Selindian Hal von Gareth|Kaiserlichen Majestät]] Einlass in dieses Castillo!“ | |||
Tatsächlich tauchten direkt nach dem Ruf der Harmamund zwischen den Schießscharten der Barbakane drei behelmte Köpfe auf. Die zweier bärtiger Männer und in ihrer Mitte der einer recht attraktiven Frau - alle drei trugen frostige Firunsmienen zur Schau, Feindseligkeit lag in ihrem Blick. | |||
"Verschwindet! Aber rapido, elendiges Söldnerpack! Hier gibt es für euch nichts zu gewinnen, außer einer harte Bestrafung! Ich bin selbst die Statthalterin Ihrer Hochgeboren Praiosmin, und sie schrieb uns nichts von einem Terzio, das in ihrem Namen reist", brüllte die braunhaarige Frau als Erwiderung herunter. "Wir lösen unsere Probleme selbst und brauchen keine Kriegsgewinnler, die allhier auf fette Beute hoffen. Also los! Verschwindet von diesem Platz, ehe ich euch Beine machen lasse!", drohte sie, worauf einer der Männer neben ihr demonstrativ einen Pfeil aus seinem Rückenköcher zog und mit dem Bogen auf Berengar und Morena zielte. | |||
„Gute Dame“, rief Morena von Harmamund lächelnd hinauf, auch wenn sich ihre Fingerknöchel weiß verfärbten, als sie fester die Zügel griff, sei es ob der bedrohlichen Situation, sei es ob der Wut, was dieser Schnepfe eigentlich einfiel, sie dergestalt zu behandeln. „Ihr missversteht unsere Absichten. Auch ich bin eine Verbündete Ihrer Hochgeboren, und Seine Majestät schickt uns höchstselbst, um Seinen Untertanen hier in Seinen eigenen Ländereien wider Ferkinas und andere Feinde beizustehen. Gerne will ich Euch die schriftliche Order [[Gwain von Harmamund|Seiner Exzellenz]], des Kaiserlichen Marschalls, zur Ansicht geben.“ | |||
Damit zog sie das gesiegelte Pergament hervor, welches ihr Hernán von Aranjuez wieder zurückgegeben hatte, und hielt es auffordernd in die Luft. | |||
Eine steile Falte bildete sich zwischen den Augen von [[Yegua von Elenta]], was aber höchstens die beiden Büttel hätten erkennen können, die links und rechts von ihr standen. | |||
"Lauf zum Brunnen und hole einen leeren trockenen Eimer! Dort soll dieses hochnäsige Weib ihren Schrieb hineinlegen, damit wir ihn hochziehen können!", befahl sie einem der beiden leise, der sich sofort nickend vom Wehrgang herab nach unten begeben wollte, um den Befehl auszuführen. | |||
"Warte!", hielt ihn die Burgcapitana aber am Ärmel seines Waffenrocks fest. "Das war noch nicht alles. Gib in der Küche Bescheid, daß sie einen großen Kessel Öl zum Kochen bringen sollen." Sie lenkte seinen Blick mit den Augen zu der Pechrinne über dem Tor und den schwenkbaren Pechsäcken, die an Galgen auf dem linken und rechten Torturm hingen. "Wenn sie auf dumme Gedanken kommen sollten, heizen wir ihnen ein wenig ein." | |||
Der Gardist grinste mit schiefen Zahnreihen und machte sich dann auf den Weg, die steile Treppe hinunter. | |||
Yegua wandte sich wieder Morena und Berengar zu: "Es wird Euch gleich ein Eimer herabgelassen - dort legt Ihr Euer Schreiben hinein, damit ich es begutachten kann. Wenn ich es für echt erachte, benötige ich dennoch die Bestätigung Ihrer Hochgeboren, der Reichsvogtin, Euch in ihr Castillo hineinlassen zu dürfen, über das sie mir die Befehlsgewalt erteilte. Diese Anfrage wird per Botentaube vonstatten gehen - wenn Ihr Glück habt, erreicht mich auch heute noch ihre Antwort. Bis dahin werdet Ihr Euch so oder so gedulden müssen - wir leben in unruhigen Zeiten, und ich werde keinem mir unbekannten Kriegshaufen Tür und Tor öffnen - selbst wenn Eure Absichten edel sein mögen. Wartet also einen Augenblick, dann kommt nur Ihr ganz alleine näher und legt Euer Schreiben in den Eimer!" | |||
Berengar konnte hören, wie die Zähne seiner Herrin knirschten. Die Sache mit dem Eimer mochte ja noch angehen, aber dass sie auch dann noch, wenn diese Usurpatorin das kaiserliche Schreiben als echt erachten sollte, vor den Toren ihres eigenen Castillos schmoren sollte…? Rasch legte er ihr beruhigend die Hand auf den Unterarm, bevor sie noch etwas hinauf riefe, was sie bereuen würde. Was sie beide bereuen würden. | |||
So schnaubte Domna Morena von Harmamund kurz, legte aber dann das Pergament in den herabgelassenen Eimer. Einen abschließenden Kommentar konnte sie sich dann aber doch nicht verkneifen: „Seine Kaiserliche Majestät wird nicht erfreut sein, über derlei Verzögerungen.“ Immerhin waren sie hier in Kaiserlich Selaque beide so etwas wie Dienstleute des Kaisers, und wo käme man denn da hin, wenn in [[Punin]] der eine Diener dem anderen die kaiserlichen Pantoffeln verweigerte, um sich zunächst irgendwo langwierig rückzuversichern. Auch darüber wäre seine Kaiserliche Majestät gewiss nicht erfreut. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Der Selaquer Baronsbüttel zog den hölzernen Eimer vorsichtig in die Höhe, nachdem Morena von Harmamund das zuvor von ihr hochgehaltene Schreiben mit grimmigem Blick ebendort hineingelegt hatte. | |||
Domna Yegua, die das Ganze mit zusammengepressten Lippen verfolgt hatte, ging es aber offenbar nicht schnell genug, sodass sie dem Gardisten das Seil forsch aus der Hand riss und den Eimer rasch selbst mit hektischen Zügen nach oben auf den elf Schritt hohen Wehrgang der Barbakane ziehen wollte. | |||
Allein - es kam, wie es kommen musste: Der diagonal in die Höhe schnellende Eimer geriet sofort schwankend in Schieflage, und trudelnd fiel das kaiserliche Schreiben heraus und landete in der schlammig braunen Brühe des Wassergrabens, der rund um das Castilllo da Vanya führte. Sofort verwandelte sich das teure Büttenpapier der Depesche in dem fauligen Morast in einen aufgeweichten weißen Klumpen - unter entsetzten Ächzlauten des Selaquer Büttels oben und Domna Morenas unten. | |||
Die Elenterin dagegen schien ihr Missgeschick nicht sonderlich zu betrüben. "Na, so ein Unglück!", fluchte sie gekünstelt, ohne wirklich bekümmert zu wirken. "Jetzt ist Eure schöne Legitimation dahin, ohne dass ich mich überzeugen konnte, ob es sich nicht bloß um eine plumpe Fälschung handelte." Sie kratzte sich am Kinn und schüttelte den Kopf. "Na, wie soll es jetzt weiter gehen? Zu gerne würde ich Euch Glauben schenken und Euch für einige Tage Speis' und Obdach gewähren - doch wie ich bereits sagte, die Zeiten sind zu gefährlich, einem fremden Kriegshaufen Tür und Tor zu öffnen. Ich schlage deshalb vor, dass Ihr weiterzieht - etwa nach Kornhammer nördlich oder aber praioswärts gen Castillo Albacim, wo meine Base sodann höchstselbst entscheiden kann, ob sie Euch in ihrem Stammsitz Quartier zu gewähren gewillt ist oder nicht. Ich selbst kann Euch diesen Wunsch allhier ohne anderslautende Weisung leider nicht erfüllen, da meine Befehle genau gegenteilig lauten!" | |||
Sie zuckte lapidar mit den Schultern und gab Morena und Berengar dann mit einem Wink zu verstehen, dass sie sich mit diesen Worten von ihrer Seite aus zum Namenlosen scheren konnten ... | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Morena von Harmamund sog scharf die Luft ein, als sich das Schreiben vor ihren Augen auflöste. Sie hatte dem unwillkürlichen Impuls widerstanden, von ihrem Ross zu springen und auf allen Vieren nach den Überresten zu fischen. Stattdessen lenkte sie ihr Ross halb zum Gehen, hielt aber dann doch inne, und sprach, beinahe zu sich selbst, aber laut genug, dass man sie oben auf dem Wehrgang bestens verstehen konnte: „In zwei Wochen wird mein Onkel, des Kaisers Marschall, mit der almadanischen Wehr hier eintreffen, um mit den Ferkinas aufzuräumen. Gewiss wird er sich sehr dafür interessieren, welcher des Kaisers höchsteigenen Vasallen auf Seiner Majestät eigenem Land eine direkte kaiserliche Weisung nicht nur ignoriert, sondern mutwillig und in böswilliger Absicht vernichtet hat.“ | |||
Und wiederum, scheinbar an niemanden Bestimmtes gerichtet, doch mit deutlich warnendem Unterton: „Und natürlich auch, wer zum Schaden Seiner Majestät einer solchen Person gefolgt ist …“ | |||
Von oben aber kam keine Antwort mehr, sodass Morena von Harmamund davon ausgehen musste, dass die Standpunkte ausgetauscht worden waren. Doch bekanntlich sah man sich immer zweimal im Leben. Also wendete die Nichte des Kaiserlichen Marschalls endgültig ihr Ross, und machte sich, von ihrem Begleiter Berengar gefolgt, langsam auf den Weg hinab ins Dorf Vanyadâl. | |||
Dort wiederum verdüsterte sich die Miene des Condottieres immer mehr. Dass nicht nur der Mercenario herab kam um sie zu holen, sondern stattdessen beide Reiter umgekehrt waren, sprach nicht dafür, dass man sie einlassen würde. Ein Rückschlag, keine Frage, auch wenn er so immerhin dem Dilemma entkommen war, welches die kaiserlichen Befehle ihm hinsichtlich der Suche nach seinen Leuten bereitet hatte. Vorerst zumindest. | |||
Wenig später war die schlechte Ahnung Gewissheit, als ihm seine entfernte Verwandte von dem äußerst unerfreulichen Gespräch berichtete, welches zudem noch das Kaiserliche Schreiben gekostet hatte. Mit zusammen gekniffenen Augen sah der Baron und Junker an der Harmamunderin vorbei, hinauf zum Castillo da Vanya, wohlwissend, dass wahrscheinlich just in diesem Auge diese sture Commandanta auf ihn herab sah. „Und sie hat Euch keinen Namen genannt?“ | |||
„Nein“, schüttelte die Angesprochene das Haupt. „Sie sagte lediglich, sie sei die Statthalterin und Base Domna Praiosmins.“ | |||
„Keine Ahnung, wer das sein soll…“, brummte Hernán von Aranjuez unleidlich, straffte sich dann aber, und sah wieder Domna Morena an. „So Ihr es wünscht, gebe ich Euch eine berittene Eskorte, die Euch bis zum Einbruch der Dunkelheit nach Castillo Albacim bringt. Ich selbst werde wieder nach Grezzano zu…“ | |||
„Wie!?“, unterbrach ihn Morena von Harmamund empört. „Ihr wollt das einfach so auf sich beruhen lassen? Diese impertinente Person sitzt dort oben, und verweigert sich einem direkten Befehl unseres Herrn Kaisers! Und Ihr wollt einfach abziehen?“ | |||
„Was bleibt anderes übrig?“, verzog der Condottiere die Mundwinkel, und wies auf das trutzige Castillo. „Seht Euch die Mauern an, Domna Morena. Ich bin recht sicher, dass dort oben nicht mehr als 20 Mann sitzen, denn jedes größere Heer müsste erst an Castillo Albacim vorbei, sodass hier eine kleine Besatzung völlig ausreichend ist. Denn ein Soldat auf den Mauern ist so viel wert wie fünf darunter. Mindestens, und selbst dann würd’s noch eine trefflich blutig Angelegenheit. Weder habe ich einhundert Leute, noch bin ich bereit auch nur einen Fingerhut Blutes für dies Castillo zu vergießen. Mir gefällt es ebenso wenig wie Euch, aber uns bleibt nichts, denn uns für den Augenblick zurück zu ziehen.“ | |||
Sprachs, und richtete sich in den Steigbügeln auf um den Zug zu überblicken. „Wir marschieren zurück nach Grezzano!“, rief er laut, und wendete sein Ross, um nun am anderen Ende des Zuges die Spitze zu übernehmen, wobei er den Gefangenen keinen Blick zuwarf, als er ihre Position passierte. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Wartet!", rief Tsacharias Krähenfreund den Condottiere an, als dieser sein Pferd in Bewegung setzte. "Ihr könnt den Toten nicht mitnehmen! Er stammt aus diesem Dorf, und es ist Eure Pflicht, ihm ein borongefälliges Begräbnis im Kreise seiner armen Familie zukommen zu lassen!" | |||
"Aranjuez", rief die Edle von [[Landedlengut Eslamsstolz|Eslamsstolz]] Hernán in diesem Moment an, als er sich anschickte, ihr Pferd zu passieren. "Wollt Ihr Euch jetzt bequemen, den Mund aufzumachen und mit mir zu reden, oder wie lange wollt Ihr Euch noch benehmen wie ein Harmamunder Bauernbaron?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Toter? Welcher Tote? Hernán von Aranjuez runzelte die Stirn. Scheinbar war der verwundete Stallknecht mittlerweile verstorben. Wie bedauerlich. Einige Schritte weiter zügelte er sein Ross, drehte sich halb im Sattel um und nickte den beiden verbliebenen Knechten zu, denen man die Hände nicht gefesselt hatte, da sie schließlich ihren Kameraden auf der Bahre tragen mussten. „Ihr da, ihr seid frei. Kümmert euch darum.“ Zufälligerweise hatte er gerade keinen Geweihten dabei, und nachdem in Ksl. Selaque gerade Dutzende Leichen unbestattet lagen, hatte der Condottiere gewiss gerade andere Sorgen. „Vielleicht wollt Ihr ja behilflich sein, sofern es Eurem Seelenfrieden dient“, sah er Tsacharias Krähenfuß an, womit scheinbar auch er in die Freiheit entlassen war. Nicht, dass man ihn vorher gefangen genommen hätte, sondern er hatte sich die Fesseln ja beinahe selbst angelegt. | |||
Dies alles schien freilich nicht für Richeza von Scheffelstein zu gelten, die noch immer mit vor dem Leib gebundenen Händen im Sattel saß, und nun gleichfalls das Zetern begann. Sehr zum Unwillen Domna Morenas freilich, doch gebot ihr der Baron und Junker mit halb erhobener Hand Einhalt. „Harmamunder Bauernbaron?“, wandte er sich stattdessen mit gehobenen Augenbrauen an die Landedle. „Für einen Abkömmling zweier Geschlechter von besseren Bergbauern und Ziegenhirten nehmt Ihr den Mund recht voll, Domna Richeza. Doch soll es nicht heißen, der [[Cortezia]] würde nicht genüge getan, allein weil wir uns fern der Höfe befinden. Was also wünscht Ihr zu wissen?“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza kniff die Augen zusammen und überging die Frechheiten des Condottieres. "Ihr befindet Euch hier auf dem Grund und Boden meiner Ahnen, aber Ihr behandelt mich wie eine eidbrüchige Vasallin oder eine von Euren ... Leuten. Verfahrt so mit Euren Junkern oder Soldknechten, wenn's Euch beliebt, aber nicht mit mir! Wenn Ihr der Cortezia nur im Mindesten genügen wollt, nehmt mir die Fesseln ab und lasst mich frei. Ich habe mir nichts zu Schulden kommen lassen, das dieses Euer Benehmen rechtfertigen würde! Und das wisst Ihr sehr gut. Ihr habt weder Anlass noch Recht, mich meiner Freiheit zu berauben. Also lasst mich gehen!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
„Es wäre mir neu, dass man jedem Gefangenen ein Ross zur Verfügung stellt, und ihn gegen sein Ehrenwort ungebunden gelassen hätte“, entgegnete der Condottiere kühl. „Freilich, wenn Ihr Euch unbedingt beklagen wollt, kann ich auch befehlen, dass man Euch einen Knebel zwischen die Zähne schiebt, einen Sack übers Haupt zieht, und Euch mit auf den Rücken gefesselten Händen quer über ein Pferd wirft.“ | |||
Fragend sah er die Edle an, ob ihr eine solche Behandlung wohl lieber wäre. Bevor sie freilich auf die Idee kommen könnte, tatsächlich eine solche zu fordern – immerhin hatte man schon Pferde kotzen, und Heiler sich in Gefangenschaft nötigen sehen – um sich nachher über die äußerst ungebührliche Behandlung beklagen zu können, ließ er sein Ross seinen Weg an die Spitze des Zuges fortsetzen. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Und mit welchem Recht, Aranjuez", rief Richeza ihm hinterher, "mit welchem Recht glaubt Ihr, mich gefangen halten zu dürfen?" Allmählich gewann die Wut erneut die Oberhand über die Beherrschung. "Ha! Kaum taucht eine verdammte Harmamund auf, vergesst Ihr Euer Benehmen und zeigt, wes Blutes und welcher Gesinnung Ihr in Wahrheit seid! – Finger weg!" Sie trat dem Söldner ins Gesicht, der erneut nach den Zügeln ihres Pferdes greifen wollte und setzte das Tier mit einem Stiefeltritt in Bewegung, ehe er sie aufhalten konnte. Nach kurzem Trab hatte sie den Baron eingeholt. | |||
"Ihr könnt Eure Schindmähre gern zurückhaben, und den Sack könnt Ihr Eurer Blutsschwester über den Kopf ziehen, die ganz sicher nicht zum Frieden in diesen Landen beiträgt. Als wenn es Euch um Frieden ginge!" Sie spuckte aus, und mit einem weiteren Tritt in die Flanken des Tieres, verleitete sie es dazu, einen plötzlichen, erschrockenen Satz vorwärts zu machen, zwei, drei weitere Tritte, und das Tier preschte die staubige Straße voran, und Richeza beugte sich tief über seinen Hals, beide Hände in seiner Mähne. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Einer der Mercenarios hob die wohlweislich ob der unklaren Lage im Dorf und vor dem Castillo gespannte Armbrust und visierte den Rücken Richezas an, als sich die gepanzerte Hand des Condottieres auf seine Schulter legte. „Nicht schießen“, verkündete er für alle hörbar, um dann seinerseits seinem Ross die Sporen zu geben. Es war eine ungleiche Jagd, denn auch wenn sein eigenes Tier gewiss kein Vorzeigeexemplar almadanischer Pferdezucht war, war es doch unendlich schneller und kräftiger als die zuvor als Lasttier gebrauchte Schindmähre, welche Richeza von Scheffelstein ritt. Entsprechend dauerte es nicht lange, bis er die Flüchtige eingeholt hatte. | |||
Die Landedle blickte immer wieder über ihre Schulter, und sah natürlich den immer näher heran Preschenden, doch ihre verzweifelten Ausweichversuche brachten ihr nur noch einige Augenblicke Gnadenfrist, ehe der Baron und Junker sie am Kragen gegriffen hatte, und aus dem Sattel riss. So gut es ging, hatte er wohl versucht sie festzuhalten, doch war der Aufprall auf dem harten Boden des Vanyatales nichtsdestotrotz schmerzhaft. Richeza riss die gefesselten Arme hoch, überschlug sich mehrfach, und blieb mit aufgeschürften Händen, Knien und Ellbogen, und einer Myriade weiterer blauer Flecken im Staub liegen. | |||
Der Baron und Junker brauchte noch einige Schritt, bis er sein Ross gezügelt und herum gerissen hatte, dann trabte er zu der Gestürzten zurück, die sich soeben noch nicht vollends wieder Herrin ihrer Sinne aufrappeln wollte. Ein beherzter Tritt aus dem Sattel heraus warf sie abermals zu Boden, und Hernán von Aranjuez ließ sein Ross um sie herum tänzeln. Er beugte sich herab, derweil seine Leute, Morena von Harmamund an der Spitze, rasch aufschlossen. Nur für sie beide vernehmlich zischte er: „Bleibt verdammt noch mal liegen! Seht Ihr nicht, dass ich Euch gerade das zweite Mal das Leben gerettet habe? Eure Narreteien haben bereits einen Knecht das Leben gekostet, also tut endlich wie Euch geheißen, bevor noch mehr Menschen zu Schaden kommen. Ich kann gar nicht glauben, dass der [[Ramiro von Alcorta|Alcorta]] Euer Onkel gewesen sein soll…“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Mein ... Onkel ... hätte Euch ...", stieß die Edle krächzend hervor, während sie erneut versuchte, sich aufzusetzen. Doch sobald sie den Kopf hob, begann sich alles zu drehen. Ihr wurde übel, das Gesicht des Reiters verschwamm. Sie schmeckte Blut, und der Schmerz schoss so plötzlich in ihren Hinterkopf, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Stimmen drangen aus weiter Ferne zu ihr, verklangen in der Dunkelheit. | |||
* ''Die Geschichte um Dom Hernáns Söldner und Domna Richeza wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 19|Schauplatz: Selaque, Teil 19]].'' | |||
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