Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 18: Unterschied zwischen den Versionen

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Endlich wurde es heller: Graues Zwielicht kam vor ihnen aus dem Gang, und wenig später traten sie durch einen Spalt auf ein Plateau, vier Schritt über dem Boden einer langen, bewaldeten Schlucht. Der Morgen dämmerte erst, doch nach den langen Stunden der Dunkelheit war Richeza froh über das erste schwache Licht des Tages.
Endlich wurde es heller: Graues Zwielicht kam vor ihnen aus dem Gang, und wenig später traten sie durch einen Spalt auf ein Plateau, vier Schritt über dem Boden einer langen, bewaldeten Schlucht. Der Morgen dämmerte erst, doch nach den langen Stunden der Dunkelheit war Richeza froh über das erste schwache Licht des Tages.


Sie kletterten die Wand an einem Seil hinab, die Ferkina löste es und folgte als Letzte – behände wie eine Katze. "Grezzano ist weiter im Norden", erklärte Domna Rifada, nachdem sie sich kurz umgesehen hatte. "Richeza, Moritatio, folgt mir!" Doch wie Tsacharias erklärte und sie bald feststellen mussten, waren die Wände der Schlucht zu steil, als dass sie aus ihr hinausklettern konnten. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als dem Alten abermals zu vertrauen, als er sie nach einer Weile aus dem Licht der Morgensonne heraus in eine Höhle führte und weiter durch schier endlose Gänge und Tunnel. Mehrmals war es Richeza, als sei der Alte sich nicht mehr ganz sicher, welchen Wege er wählen sollte, und einmal ließ er sie nach kurzer Zeit umkehren und einen anderen Tunnel versuchen, was Domna Rifadas Unmut nur weiter zu fördern schien.
Sie kletterten die Wand an einem Seil hinab, die Ferkina löste es und folgte als Letzte – behände wie eine Katze. "Grezzano ist weiter im Norden", erklärte Domna Rifada, nachdem sie sich kurz umgesehen hatte. "Richeza, Moritatio, folgt mir, und auch du, alter Mann!" Doch wie Tsacharias erklärte und sie bald feststellen mussten, waren die Wände der Schlucht zu steil, als dass sie aus ihr hinausklettern konnten. Und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als dem Alten abermals zu vertrauen, als er sie nach einer Weile aus dem Licht der Morgensonne heraus in eine Höhle führte und weiter durch schier endlose Gänge und Tunnel. Mehrmals war es Richeza, als sei der Alte sich nicht mehr ganz sicher, welchen Wege er wählen sollte, und einmal ließ er sie nach kurzer Zeit umkehren und einen anderen Tunnel versuchen, was Domna Rifadas Unmut nur weiter zu fördern schien.


Ab und an wenigstens kamen sie an Kaminen vorbei, durch die Sonnenlicht fiel, und zweimal führte ihr Weg sie wieder hinaus ins Freie, doch jedes Mal befanden sie sich hoch oben über einer Schlucht oder einem unpassierbaren Geröllhang und es gab keine Möglichkeit, einen gangbaren Weg hinab zu finden.
Ab und an wenigstens kamen sie an Kaminen vorbei, durch die Sonnenlicht fiel, und zweimal führte ihr Weg sie wieder hinaus ins Freie, doch jedes Mal befanden sie sich hoch oben über einer Schlucht oder einem unpassierbaren Geröllhang und es gab keine Möglichkeit, einen gangbaren Weg hinab zu finden.
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
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"Ich habe meinen Mann und mein Burggesinde in Grezzano zurückgelassen!", kündigte Rifada nun in Sichtweite der Selaquer Gemarkungsgrenzen an. "Genauer gesagt, ganz in der Nähe - nämlich in der Kate Ddiner Schwester, Kräutersammler, die sich leider etwas verstockt und unfolgsam zeigte."
"Ich habe meinen Mann und mein Burggesinde in Grezzano zurückgelassen!", kündigte Rifada nun in Sichtweite der Selaquer Gemarkungsgrenzen an. "Genauer gesagt, ganz in der Nähe - nämlich in der Kate deiner Schwester, Kräutersammler, die sich leider etwas verstockt und unfolgsam zeigte."


Sie beschirmte die Augen mit einer Hand vor dem hellen Sonnenlicht und ließ ihren Blick von hier oben aus dem Gebirge heraus weit über die Elentinische Ebene schweifen. Immerhin waren - zumindest auf den ersten Blick - nirgendwo Reiter der Ferkinas und auch keine Soldaten [[Praiosmin von Elenta|Praiosmins]] zu entdecken. Sie hoffte, daß diese selbst nach wie vor in [[Selaque]] auf [[Castillo Albacim|Albacim]] weilte - auf dem Weg dorthin hatte sie ihre Erzfeindin das letzte Mal gesehen.
Sie beschirmte die Augen mit einer Hand vor dem hellen Sonnenlicht und ließ ihren Blick von hier oben aus dem Gebirge heraus weit über die Elentinische Ebene schweifen. Immerhin waren - zumindest auf den ersten Blick - nirgendwo Reiter der Ferkinas und auch keine Soldaten [[Praiosmin von Elenta|Praiosmins]] zu entdecken. Sie hoffte, daß diese selbst nach wie vor in [[Selaque]] auf [[Castillo Albacim|Albacim]] weilte - auf dem Weg dorthin hatte sie ihre Erzfeindin das letzte Mal gesehen.
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"Nichts da! Du bleibst hier und gehst Richeza zur Hand - sie weiß was zu tun ist!", beschied ihn Rifada knapp, dann trottete sie mit einem knappen "Bis zum Abend!" talwärts von dannen.
"Nichts da! Du bleibst hier und gehst Richeza zur Hand - sie weiß was zu tun ist!", beschied ihn Rifada knapp, dann trottete sie mit einem knappen "Bis zum Abend!" talwärts von dannen.


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"Hör zu, wir sollten diesen Ort verlassen, bevor Rifada zurück ist, egal, was der Alte sagt. Es mag gefährlich sein, aber niemand weiß, was Domna Rifada vorhat und ob sie uns nicht in ihre Fehde mit Domna Praiosmin verwickeln will. Wir müssen uns allein durchschlagen, bis wir auf getreue Gefolgsleute deines Vaters treffen. Meinst du wirklich, wir können dem Ferkinamädchen vertrauen? Sie sollte sich in der Gegend auskennen, aber wie machen wir ihr klar, wohin wir wollen?"
"Hör zu, wir sollten diesen Ort verlassen, bevor Rifada zurück ist, egal, was der Alte sagt. Es mag gefährlich sein, aber niemand weiß, was Domna Rifada vorhat und ob sie uns nicht in ihre Fehde mit Domna Praiosmin verwickeln will. Wir müssen uns allein durchschlagen, bis wir auf getreue Gefolgsleute deines Vaters treffen. Meinst du wirklich, wir können dem Ferkinamädchen vertrauen? Sie sollte sich in der Gegend auskennen, aber wie machen wir ihr klar, wohin wir wollen?"
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]]
Romina lehnte sich ein wenig an den Onkel, gerade so viel, dass es noch schicklich war. Sie schaute zu Golshan, die ihren Blick erwiderte und lächelte müde.
"Ich traue Golshan voll und ganz, Onkelchen." Leise neckend flüsterte sie das Kosewort, sie schien seelisch bedeutend intakter, als Gendahar es befürchtete, besonders nach den Bemerkungen in der Höhle, die seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt hatten. "Aber abgesehen davon, dass ich das Gefühl habe, mich drei Wochen nicht mehr bewegen zu können, ist es wirklich schwer, sich ihr verständlich zu machen."
Sie winkte Golshan zu sich. Die junge Wilde kam her und ging mit einen schüchternen Blick zu Gendahar bei den beiden in die Hocke. Romina deutete auf sie und dann auf Gendahar, sich selbst und die kleine Zaida, sagte jeden Namen, beschrieb mit den Fingern einen Kreis, um alle zusammenzufassen und deutete dann nach Westen.
"Ras Ragath?", fragte sie Golshan und deutet wieder auf sie. "Uns alle," wieder führte sie den Finger im Kreis, "nach Ragath?"
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
Richeza folgte ihrer Tante mit den Augen, bis diese zwischen den Bäumen verschwunden war. Hechelnd sprang der Hund des Alten hinter der Junkerin her, schnüffelte hier und da an den Sträuchern. Kurz darauf hörte sie ihn kläffen und dann die ärgerliche Stimme ihrer Tante, irgendwo aus dem Wald.
Mit Waffengewalt sollten sie den Alten an der Flucht hindern? Mit welchen Waffen? Ihrem Dolch? Moritatios abgebrochenem Rapier? Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie der Streitzig sich zu seiner Nichte setzte und sie leise miteinander sprachen. Sie meinte den Namen ihrer Tante zu hören und auch den Domna Praiosmins. In einem kurzen Anflug von Misstrauen spitzte sie die Ohren. Was, wenn die beiden doch gemeinsame Sache mit der alten Vettel machten? Sie konnten ihre Tante nicht leiden, das war nicht zu übersehen, und vielleicht wollten sie sich den sicheren Weg durch Selaque erkaufen, indem sie der Erzfeindin ihrer Tante in die Hände spielten. Vielleicht planten sie, Moritatio oder sie selbst als Geisel zu nehmen und Praiosmin auszuliefern? In ihrem jetzigen Zustand fühlte Richeza sich mehr als wehrlos, und Moritatio sah auch nicht so aus, als würde er es mit dem kräftigeren Streitzig aufnehmen können, zumal der der weitaus bessere Kämpfer war, wenn die Geschichten stimmten.
"Richeza, wo ist meine Mama?", riss sie die Stimme des kleinen Praiodor aus ihren Gedanken. Sie wandte sich dem Jungen zu, den ihre Tante neben ihr im Gras abgelegt hatte. Sie hatte Rifada noch immer nicht gefragt, ob diese eine Spur Domna [[Fenia von Culming|Fenias]] gefunden hatte. Allerdings hätte die Junkerin es ihr wohl erzählt, wenn sie die Domna gesehen hätte oder um ihren Aufenthaltsort wüsste. Nein, wahrscheinlich irrte Praiodors Mutter noch irgendwo allein durch die Berge oder war – was wahrscheinlicher war – bereits verdurstet, erfroren oder den Ferkinas in die Hände gefallen.
"Wir finden sie schon noch, Praiodor!", sagte Richeza und setzte das zuversichtlichste Lächeln auf, zu dem sie in der Lage war. Sie streichelte seine Wange. Er hatte kein Fieber mehr, immerhin etwas. "Komm und schlaf noch ein wenig. Bald sind wir wieder zu Hause, und dann wird alles gut!" Sie zog ihn zu sich heran, bettete seinen Kopf auf ihrem Oberschenkel und lauschte seinem Atem, der bald wieder tief und regelmäßig war. Wie schmächtig er war für sein Alter, vor allem aber: wie furchtsam.
Tsacharias Krähenfreund ließ sich ihr gegenüber im Gras nieder und reichte ihr eine Handvoll Nüsse. Richeza nahm sie wortlos entgegen.
"Könnt Ihr ihn heilen?", fragte sie kauend.
"Sein Fieber ist zurückgegangen. Die Wunde wird heilen."
Sie sah ihn an. "Ich meine: Ob Ihr ihn gesund machen könnt. Richtig gesund."
"Was fehlt ihm denn?"
"Guckt ihn Euch an: Er ist krank und schwächlich. Er war nicht immer so. Als kleiner Junge war er ... lebendig. Dann ist sein Vater gestorben, seine Mutter ist verrückt geworden vor Kummer, und er ist an einer Sieche erkrankt, von der er sich nie erholt hat."
Tsacharias schwieg.
"Heißt das: Nein?" Richeza lehnte den Kopf zurück, sah Krähenfreund weiter an. "Wir haben ziemlich viel auf uns genommen, um Euch zu finden. Es hieß, Ihr wärt ein Heiler. Es hieß, Ihr wäret gut."
Tsacharias schwieg weiter. Seine grüngesprenkelten Augen ruhten auf ihrem Gesicht. Richeza wich seinem Blick aus. "Eine Krankheit ist eine Bürde, die wir uns freiwillig auferlegen oder für andere tragen", sagte er. "Sie erfüllt einen Sinn. Sie ist wie Tsas Regenbogen, der uns den Weg weist vom Regen ins Sonnenlicht. Der uns Hoffnung gibt, unser Leben zu ändern, aus dem Regen herauszutreten und das Wohlwollen der Götter wie das wärmende Licht der Sonne auf uns zu spüren. Doch solange wir unseren Blick für die Möglichkeiten des Wandels verschließen, wird auch der Regenbogen für uns nichts weiter sein als ein Zeichen des Unwetters, das ihm vorausgeht."
Richeza runzelte die Stirn, klappte den Mund auf und wieder zu und schüttelte unwillig den Kopf. "So ein ... Unsinn! Hört auf, Euch zu rechtfertigen! Ihr ... könnt ihm also nicht helfen, ja?" Ihre Miene verfinsterte sich. "Das wird meiner Tante aber nicht gefallen."
Er war die Ruhe selbst. "Und was würde ''Euch'' gefallen?" Sein Gleichmut verunsicherte Richeza.
"Mir? Ich ... ich will, dass Praiodor wieder gesund wird. Dass er wieder so wird wie früher, als kleiner Junge, was glaubt Ihr wohl?"
Er wiegte den Kopf. "Nichts wird wieder so, wie es einmal war. Das Leben ist Wandel. Stillstand ist der Tod. Die Zeit läuft nicht rückwärts. Das Werden und Vergehen, der stete Neubeginn, das ist Lebendigkeit."
Richeza dröhnte der Kopf. Sie rieb sich die Stirn und sah an ihm vorbei, zur ganz langsam tiefer sinkenden Sonne. Dieser ganze Unsinn musste endlich ein Ende haben! Sie sollte nach Kornhammer zurückkehren, sich um ihr eigenes Leben kümmern. Ihr Großvater hatte recht gehabt, es war unverantwortlich gewesen ...
"Er hält an Altem fest", sagte Tsacharias. "Genauso wie Ihr." Er erhob sich. "Ich werde mit ihm sprechen, wenn es ihm besser geht, und sehen, was ich für ihn tun kann. Wenn Ihr das wünscht."
Richeza nickte nur und sah ihm nach, als er zu der Comtessa und deren Onkel trat, die mit der Wilden sprachen und ihre Worte gestenreich unterstrichen.




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