2.897
Bearbeitungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
(6 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 22: | Zeile 22: | ||
Ehe Richeza sie zu fassen bekam, eilte die Ferkina den Weg hinauf, warf sich zu Boden und blickte selbst hinunter zu ihren Stammesgenossen. Kurz darauf kehrte sie zurück, angespannt fasste sie Domnatella Romina bei der Hand und zerrte sie wortlos zwischen die Felsen am Wegrand. Richeza folgte ihnen lautlos fluchend, und gemeinsam kletterten sie zwischen den Steinblöcken höher. Golshan zwängte sich in eine Spalte unter einem riesigen Felsklotz, die anderen beiden folgten ihr. Dicht an dicht lagen sie im Halbdunkel, nass, verschwitzt und zugleich frierend starrten sie hinaus in den Regen. | Ehe Richeza sie zu fassen bekam, eilte die Ferkina den Weg hinauf, warf sich zu Boden und blickte selbst hinunter zu ihren Stammesgenossen. Kurz darauf kehrte sie zurück, angespannt fasste sie Domnatella Romina bei der Hand und zerrte sie wortlos zwischen die Felsen am Wegrand. Richeza folgte ihnen lautlos fluchend, und gemeinsam kletterten sie zwischen den Steinblöcken höher. Golshan zwängte sich in eine Spalte unter einem riesigen Felsklotz, die anderen beiden folgten ihr. Dicht an dicht lagen sie im Halbdunkel, nass, verschwitzt und zugleich frierend starrten sie hinaus in den Regen. | ||
---- | ---- | ||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | ||
Zeile 323: | Zeile 324: | ||
"Was wollt ihr Schwächlinge?", brüllte sie in der Sprache der Wilden weit schallend über den Berghang. "Ich bin Yil'Hayatim die Grausame, die Kriegs-Shâra der Bosquirier - und euer Hairan schickt mir euch elende Würmer? Wo ist er, dieser Sohn eines feigen Schakals, dass ich mir seinen Kopf hole, wenn er sich mir nicht selbst zum Kampf zu stellen wagt?" | "Was wollt ihr Schwächlinge?", brüllte sie in der Sprache der Wilden weit schallend über den Berghang. "Ich bin Yil'Hayatim die Grausame, die Kriegs-Shâra der Bosquirier - und euer Hairan schickt mir euch elende Würmer? Wo ist er, dieser Sohn eines feigen Schakals, dass ich mir seinen Kopf hole, wenn er sich mir nicht selbst zum Kampf zu stellen wagt?" | ||
---- | |||
'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Der Schmerz raubte ihr den Atem. Romina zwang sich zu hecheln und weiterzugehen, sie musste in Deckung, musste um dem Felsen herum, hinter Golshan her. Ihre Freundin war mit dem Kind losgelaufen, bestimmt wusste sie, wohin sie lief. Die Comtessa biss die Zähne zusammen und humpelte, so schnell sie konnte, um die Wegbiegung. Sie sah Golshan vor sich. | |||
Die Ferkina schaute immer wieder nach hinten, jetzt gestikulierte sie wild und deutet auf einen Höhleneingang, der zwei Schritt unterhalb des Weges lag. Ein großer Hund kam bellend den Weg herab auf sie zu. Romina drückte sich gegen die Felswand und hob das alte Kurzschwert mit der Linken, doch das Tier sprang hechelnd an ihr vorbei und verschwand um die Biegung. | |||
Sie humpelte weiter, Golshan war schon auf Höhe der Höhle und sprang über einige große Felsblöcke nach unten. Sie verschwand in der Höhle und kam nur kurz danach ohne den Knaben wieder zum Vorschein. Gehetzt schaute sie sich um und kam Romina schnatternd entgegen. Langsam ließ die Comtessa sich auf den ersten Felsen gleiten, nur kurz berührte der Schaft eines Pfeiles die Wand, sie schrie vor Schmerz auf. Golshan nahm Romina energisch an den Schultern und drängte sie gegen die Felswand. Zwei kurze Griffe, zweimal flammte der Schmerz höllisch auf und zwei abgebrochenen Pfeilschäfte lagen am Boden. Dann nahm Golshan die Grafentochter energisch an der Hand und zog sie halsbrecherisch schnell über die Felsen bis in den Höhleneingang. | |||
Dort nahm sie den immer noch schlafenden Knaben einfach über die Schulter, und weiter ging es, wieder mal ins Dunkel der Berge ... Bald schon tasteten die beiden Frauen sich bebend an der Felswand entlang, getrieben von dem Schrecken, der ihrer in den Händen der Ferkinas harren würde. | |||
*''Die Geschichte von Golshan, Domnatella Romina und Domnito Praiodor wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 16|Schauplatz: Raschtulswall, Teil 16]].'' | |||
---- | ---- | ||
Zeile 338: | Zeile 352: | ||
Die Ferkinas standen. Zögerten. Wind machte Richeza frösteln. Ein Pfeil zerriss das Bild, schlug in den Harnisch ein. Rifada zuckte nicht einmal. Ein Aufschrei, oben. Ein gedrungener, kräftiger Ferkina hieb mit der Axt auf den Schützen. Zweimal. Ein blutiger Körper rutschte den Hang herab, überschlug sich, blieb liegen. | Die Ferkinas standen. Zögerten. Wind machte Richeza frösteln. Ein Pfeil zerriss das Bild, schlug in den Harnisch ein. Rifada zuckte nicht einmal. Ein Aufschrei, oben. Ein gedrungener, kräftiger Ferkina hieb mit der Axt auf den Schützen. Zweimal. Ein blutiger Körper rutschte den Hang herab, überschlug sich, blieb liegen. | ||
Gebell. Ein riesiger | Gebell. Ein riesiger grau-schwarzer Hund sprang an Richeza hoch, drückte sie gegen den Felsen. Schnupperte. Brummte. Ließ von ihr ab, kläffte Rifada an. Knurrte kurz, jaulte, dann wandte er sich dem Hang zu, ließ ein tiefes, drohendes Grollen vernehmen. | ||
Praiodor! Sie mussten hier weg! Richeza ließ die Wand los. Schwankte. Kämpfte gegen die Übelkeit. Schmerz bei jeder Bewegung. "Kommt!", sagte sie, kaum hörbar bei dem Gebell. Sie wandte sich um, ging Schritt für Schritt bergan, ließ das Geröllfeld zurück. Sah sich nicht um. Betete. 'Herrin Rondra, steh uns bei! Steh meiner Tante bei! Steh ihr bei! Ich hab' dich gesehen! Sie hat es verdient! Sie ist dein. Steh ihr bei! Du hörst mich. Danke. Ich danke dir!' Zum ersten Mal seit über achtzehn Jahren betete sie mit dem Herzen, meinte es ernst. Glaubte, wusste. Und bekam eine Antwort: Zuversicht – größer als aller Schmerz. Lächelnd ging sie weiter. | Praiodor! Sie mussten hier weg! Richeza ließ die Wand los. Schwankte. Kämpfte gegen die Übelkeit. Schmerz bei jeder Bewegung. "Kommt!", sagte sie, kaum hörbar bei dem Gebell. Sie wandte sich um, ging Schritt für Schritt bergan, ließ das Geröllfeld zurück. Sah sich nicht um. Betete. 'Herrin Rondra, steh uns bei! Steh meiner Tante bei! Steh ihr bei! Ich hab' dich gesehen! Sie hat es verdient! Sie ist dein. Steh ihr bei! Du hörst mich. Danke. Ich danke dir!' Zum ersten Mal seit über achtzehn Jahren betete sie mit dem Herzen, meinte es ernst. Glaubte, wusste. Und bekam eine Antwort: Zuversicht – größer als aller Schmerz. Lächelnd ging sie weiter. | ||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Der gedrungene Wilde, der den Bogenschützen getötet hatte, sagte etwas zu den Kriegern in seiner Nähe, dann kam er den Hang herab, trittsicher, achtete kaum auf die Steine, die sich unter seinen Füßen lösten und vor ihm das Geröllfeld heruntersprangen. Ein kurzer Seitenblick zeigte Rifada, dass sie zumindest Zeit schon gewonnen hatte - ihre Nichte war um die Wegbiegung verschwunden. | |||
Etwa zehn Schritt von der Junkerin entfernt hielt der Ferkina an. Als einziger der Wilden mochte er die Dreißig schon fast erreicht haben - alle anderen waren halbe Knaben, höchstens so alt wie Moritatio, viele deutlich jünger, auch wenn Bärte und wettergegerbte Haut sie älter erscheinen ließen und sie an Kraft sämtliche Puniner Hofschranzen in den Schatten stellten. Der Gedrungene schien der Anführer der Gruppe zu sein. Ein [[Bâni Khadr|iban Khadr]], ohne Frage. Er trug eine rostrote Turach, die er lässig um seinen kahl geschorenen Schädel gewickelt hatte. Anders als die anderen Ferkinas hatte er keinen Bart. Sein Gesicht und der muskelbepackte Oberkörper waren mit Ziernarben versehen. Er trug eine Hose aus Lederflicken und fellbesetzte Stiefel. Die Axt in seiner Hand musste ein Beutestück sein: Sie hatte zwei dunkle Metallblätter mit archaischen Ornamenten. | |||
Als er sprach, entblößte der Wilde zwei Reihen angefeilter Zähne. Ein [[Bâni Khadr#Die Sayadim Zhul|Sayad Zhul]]. "Ich bin Djershar der Furchtlose", rief er in der hässlichen Sprache der Bergbarbaren. "Ich fürchte den Sturm nicht, den Donner nicht und den Regen nicht. Ich fürchte das Eis nicht, das Feuer nicht und den Berg nicht. Ich fürchte die Tiere nicht und nicht die Krieger. Am wenigsten aber fürchte ich ein Weib!", rief er abfällig. Die jungen Krieger johlten. Die jüngsten am lautesten. Einige der älteren waren zurückhaltender. | |||
Djershar hob die Axt und setzte seinen Weg fort, sprang von Felsen zu Felsen. Er war gewandt, wirkte aber eher wie ein Wolf als wie ein Berglöwe. Auf einem größeren Stein direkt über Rifada blieb er stehen, hob die Axt zu einem Schmetterschlag - doch dann riss er die schwere Waffe zurück, schlug nicht, sondern stieß zu, nutzte den Vorteil seiner erhöhten Position und rammte Rifada die metallbeschlagene Spitze der Waffe gegen die Brust, mit solcher Wucht, dass sie den Stand verlor und rückwärts auf den Weg krachte. | |||
Mit einem Satz war Djershar neben ihr, hielt sich gerade außerhalb ihrer Reichweite, hob erneut die Axt ... | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Wütend grollend wie ein gereizter Höhlenpanther sprang Rifada aus dem Liegen behende wieder auf die Füße und bleckte die Zähne, die zwar nicht angefeilt waren, wie die des Sayad Zhul-Kriegers, aber deren Weiß wohl doch auch noch für die Wilden in großer Entfernung sichtbar war. "Ich bin kein Weib!" zischte sie Djershar in seiner eigenen Sprache zu - "in bin eine Gesandte der Götter, weil du den Sturm, den Donner und den Regen nicht fürchtest. Auch nicht das Eis, das Feuer und den Berg. Die Götter zürnen dir, Anmaßender, und sie haben mich ausgesandt Dich und Dein Volk zu strafen, ihr feigen Schwächlinge!" Sie hielt das Falcata nun nur einhändig in der Rechten und zog mit der Linken gleichzeitig den Säbel aus dem Gürtel, den sie dem getöteten Hauptmann Giordan Schlehwein abgenommen hatte. Der Wilde mochte mit seiner Axt fürchterlich zuschlagen können - aber um Stiche und Schläge abzuwehren, war seine Waffe denkbar ungeeignet, wie sie aus eigener Erfahrung wusste - erst recht, wenn diese von zwei Seiten gleichzeitig kamen, denn sie verstand sich auf den beidhändigen Kampf vielleicht besser wie jeder andere lebende Mensch in Bosquirien. Ihre Mutter Leonida hatte ihr als junges Mädchen oft den (stärkeren) rechten Arm auf den Rücken gebunden, wenn sie gegeneinander fochten, damit sie auch ihre andere Hand zu gebrauchen lernte. Damals hatte sie ihre Mutter dafür beinahe gehasst - heute war ihr linker Arm fast noch muskulöser als der rechte. | |||
Der Sayad Zhul zog seine hässlichen buschigen Augenbrauen in die Höhe, ob ihrer Rede. Im Gegensatz zu den anderen Ferkinas auf dem Berg glaubte er offensichtlich nicht, mit ihr eine halbgöttliche Inkarnation der Rache vor sich zu haben - aber sie würde es ihn glauben machen! Mit einem Wutschrei schlug der Wilde mit seiner archaischen Axt erneut zu. Rifada parierte den immens harten Schlag funkenstiebend über den Kopf und stieß gleichzeitig mit dem Säbel nach seiner Rippengegend. | |||
"Ay!" sprang der Barbar, halb getroffen, halb überrascht zurück. Seine Haut unter der Armbeuge war aufgerissen, Blut lief ihm an der Seite herab. | |||
Demonstrativ ließ er seine angefeilten Zähne einmal auf- und zuschnappen. "Jetz' ich bring um Dir, Yil'Hayatim!" knurrte er in überraschend passabel verständlichem Garethi. | |||
Rifada bemerkte, daß er mit seinen zusammengekniffenen Augen das markante Praiosamulett fixierte, das über ihren großen Brüsten baumelte, welches Richeza und sie aus dem Elenter Inquisitionsturm gerettet hatten - es hatte früher einmal der mächtigsten ihrer beider Vorfahren gehört - Sonnengebieterin Praiana der Gleißenden. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Hinter sich hörte sie die Rufe eines Ferkinas, das Jubeln der Wilden, dann Kampfeslärm. Richeza drehte sich nicht um. Sie konnte nichts für ihre Tante tun. Deren Schicksal lag in Rondras Händen. | |||
Nach fünfzig Schritt blieb die Edle stehen. Der Weg wurde immer steiler, war aber für einige Zeit gut einsehbar. Von der Comtessa und ihrer Begleiterin war nichts zu sehen. So schnell konnten die beiden doch gar nicht sein! Abgestürzt waren sie wohl auch nicht, das hätte man gehört. Richeza warf einen vorsichtigen Blick in den Abgrund, erspähte tief unten den zerschmetterten Leib ihres Angreifers. Die beiden Frauen mussten sich versteckt haben. | |||
"Praiodor!", rief sie, "Comtessa!" – und zuckte zusammen: Ihre eigene Stimme schmerzte in ihrem Kopf. | |||
Keine Antwort. Richeza wurde unruhig. Sie konnte nicht einfach weitergehen! Falls die Ferkinas sich zu zwanzigst auf ihre Tante stürzten, würde die sie nicht lange aufhalten können. Und sie selbst war zu langsam: Auf dem Weg würden die Wilden sie entdecken und rasch einholen. Was aber, wenn die Barbaren die Comtessa und Praiodor vor ihr fanden? | |||
Eine schreckliche Ahnung erfasste Richeza: Was, wenn die Wilde die Comtessa nun doch erdolcht hatte und mit Praiodor geflohen war? Richeza presste sich die Handflächen an die Schläfen. "HOLA? DOMNATELLA!" Ihr Magen rebellierte. Sonst blieb es still. | |||
Frustriert blickte sich Richeza nach einem Versteck um – und entdeckte auf dem tiefer gelegenen Felsplateau, das sie gerade passiert hatte, einen Höhleneingang. Vorsichtig ließ sie sich die großen Felsblöcke hinunter, zog den Dolch und verharrte im Eingang, bis ihre Augen sich an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. | |||
Die Höhle war leer. Sie sah auch nicht bewohnt aus. Als Richeza weiter hineinging, entdeckte sie drei Öffnungen am hinteren Ende. "Praiodor!", rief sie noch einmal. Schwindelnd hielt sie sich an der Wand fest. | |||
Sie musste warten und hoffen, dass ihrer Tante das Unmögliche gelang. Richeza spürte die Zuversicht allmählich schwinden. 'Wenn Fenia mir in die Finger gerät!', dachte sie wütend und kroch in den linken Durchgang. Fenia! Sie hatte ihre Tante gar nicht gefragt, was aus Praiodors Mutter geworden war! Entweder, sie war tot oder aber, Rifada da Vanya hatte die Frau nach Hause geschickt. Nein, dachte Richeza. Unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher war, dass der Junge seiner Mutter verloren gegangen war. Seltsam, sie hatte ihre Tante überhaupt nicht gefragt, wo diese ihren Vetter gefunden hatte! Und jetzt war er ihr erneut abhanden gekommen. | |||
Richeza stöhnte und ließ sich zu Boden sinken. Es hatte keinen Sinn, hier irgendwo in die Dunkelheit zu kriechen. Sie musste den Höhleneingang im Auge behalten. Sie durfte nicht auch noch ihre Tante verlieren! Und falls die Ferkinas ... doch kamen ... dann musste sie eben so schnell wie möglich in irgendeiner Nische verschwinden. | |||
Richeza setzte sich mit dem Rücken zur Wand des Ganges, legte das Gesicht an den kühlen Stein und blickte zurück zur Höhle, wo sich verschiedene Felsen vor dem Sonnenlicht abzeichneten. Sie konnte den Weg von hier aus überhaupt nicht sehen. Aber sie wagte nicht, ihr Versteck zu verlassen. So betete sie erneut zu Rondra. Kurz zog sie in Erwägung, auch die anderen Elf anzurufen. Travia vielleicht oder Tsa, wegen des Jungen? Aber etwas in ihr sträubte sich. Der alte Stolz verbot es ihr. Ihre ''Tante'' hatte Praiodor gefunden, nicht ''Travia''! 'Ehre, wem Ehre gebührt!', dachte sie trotzig, schloss die Augen und merkte nicht, wie ihre Gedanken immer weiter abschweiften. | |||
---- | |||
'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza schreckte hoch. Sie war eingenickt! Sie wusste nicht, ob nur wenige Herzschläge vergangen waren, ein Wasserlauf oder eine Stunde. Für einen Moment war ihr gewesen, als hätte sie Schreie gehört. Praiodor? – Nichts. Richeza rappelte sich auf. Ihr schwindelte, und ihr war kalt. Waren da nicht Stimmen? Kamen die aus der Höhle? Den Dolch erhoben hielt die Edle auf das Licht zu. | |||
Die Höhle war leer. Aber noch immer meinte sie, sehr, sehr leise Stimmen zu hören. Hinter sich. Kamen die aus einem der anderen Gänge? Richeza näherte sich den Öffnungen in der Felswand und horchte. | |||
Nichts. | |||
Oder von draußen? Vorsichtig spähte sie aus dem Höhleneingang. Ja, da waren Stimmen. Das Rufen von Ferkinas. Richeza wusste nicht zu sagen, ob es zornig klang, triumphierend oder furchtsam. Verdammt, wenn sie nur wüsste, wie viel Zeit vergangen war! Was, wenn ihre Tante an der Höhle vorbei gegangen war? – Was ... wenn sie ... | |||
Halt, waren da nicht ...? | |||
Noch einmal ging Richeza zur fernen Seite der Höhle. "PRAIODOR!", schrie sie in die Gänge hinein. Ihre Stimme hallte dumpf von den Wänden wider. "PRAIODOR!", rief sie noch einmal, ungeachtet des Schmerzes, der ihren Schädel zu zerreißen drohte. | |||
Nichts. Keine Antwort. | |||
Was sollte sie nur tun? Wenn sie nur wüsste, wo sie suchen sollte. Was, wenn die Comtessa und die Wilde doch weiter den Berg hinauf gegangen waren? Richeza legte die Finger an die Lippen und blickte zu Boden. Sie musste nachdenken. Wenn die Comtessa irgendwo hier war, dann hatte sie ihr Rufen zweifelsohne gehört. Nur: Wieso antwortete sie nicht? Hatte sie solche Angst, entdeckt zu werden, dass sie nicht einmal antwortete, wenn sie Richezas Stimme erkannte? | |||
Wenn nur ihr Kopf nicht so schmerzte! Müde rieb sich Richeza die Augen. Das getrocknete Blut spannte auf ihrer Haut. Nein, die Comtessa war nicht hier. Sie mussten weitergegangen sein. Richeza trat erneut in den Höhleneingang. Dort hinauszugehen war Wahnsinn! Sie wäre den Ferkinas hilflos ausgeliefert! | |||
Aber wenn sie hier bliebe, würde sie verhungern. Schlimmer noch: Sie würde die anderen niemals wiederfinden, wenn diese weitergegangen waren. Es half alles nichts – sie war zu schwach. Sie musste warten. Wenn es dunkel würde, würde sie die Höhle verlassen und sich auf die Suche begeben. | |||
Bedrückt schlich Richeza zurück in ihr Versteck, hockte sich auf den Boden, die Arme um die Beine geschlungen, das Kinn auf den Knien. Und wartete. | |||
*''Die Geschichte um Domna Rifada und Domna Richeza wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Raschtulswall 17|Schauplatz: Raschtulswall, Teil 17]].'' | |||
Bearbeitungen