YB32 Frankward vom Großen Fluss wieder auf freiem Fuße
Erschienen in den Meldungen des Hauses Yaquirblick Nô 32
Phex 1030 BF (2 Hal II.)
JENNBACH. In ihrer letzten Ausgabe berichteten die Meldungen des Hauses Yaquirblick über die Festsetzung Dom Frankwards vom Großen Fluss durch eine Handvoll beherzter almadanischer Kaisertreuer, als er soeben versuchte, die reiche Jahresausbeute der Silberminen von Kaiserlich Molay heimlich in die Schatullen der thronräuberischen Metze Rohaja zu scheffeln.
Von den aufrechten Magnaten, welche diesen dreisten Diebstahl verhindert hatten, vor den Thron S.K.M. Hal II. gebracht, zeigte sich Dom Frankward jedoch reuig und bekannte freimütig seine Schuld. Daraufhin erwies sich einmal mehr die übergroße Gnade und Güte unseres geliebten Kaisers, indem er seinen wankelmütigen Vogt nicht etwa auf das Schafott sandte, wie es einige der Ankläger wohl gefordert hatten, sondern ihm nach Auslieferung des fraglichen Silbers durch die wackeren Magnaten der L.A.W. seine schwere Verfehlung verzieh und ihn gar in seinem Amte beließ! Dies freilich nicht ohne den Hinweis, dass die „Augen der Kammer” in Zukunft ganz besonders eindringlich über die Amtsführung in der kaiserlichen Domäne Molay wachen würden.
Von dieser für ihn unverhofft glücklichen Wendung des Schicksals überwältigt, ließ Dom Frankward es sich nicht nehmen, die Doms Amaro von Viryamun und León de Vivar, welche ihn zusammen mit weiteren Gefolgsleuten aus den Reihen der Descendientes nach Punin geleitet hatten, zu einem üppigen Festschmaus im Hotel Yaquirien einzuladen. In das Reich der böswilligen Verleumdungen möchten wir indes jene Gerüchte verweisen, die besagen, dass die Doms Frankward und Amaro in den Tagen bis zu ihrer gemeinsamen Rückreise nach Jennbach und Molay eine ausgiebige Tour durch diverse Boltanstuben und Bordellos der Capitale unternommen hätten.
Ebenso in das Reich unwürdigen Ondits gehören fraglos die hinter vorgehaltener Hand aus den Mündern neidzerfressener Höflinge verlautbarten „Informationen“ über ein exorbitantes Lösegeld, das der Nordmärker den an seiner Verhaftung beteiligten Magnaten angeboten und nach der Einlösung mehrerer Wechsel bei verschiedenen Bankhäusern der Capitale schließlich auch gezahlt habe, um damit einem längeren Aufenthalt im Jennbacher Kerker zu entgehen, sowie auch jene unverschämten Reden, welche dieselben Lästermäuler über einen entsprechenden Kuhhandel mit der Puniner Hofkanzlei verbreiten. Auf gar keinen Fall, dies sei hier mit allem Nachdruck betont, werden sich die Meldungen des Hauses Yaquirblick an der Verbreitung derartiger Lügenmärchen beteiligen!
Verbürgt ist vielmehr, dass Dom Frankward sich schließlich bester Dinge und in Begleitung nicht nur einer neuen, ihm von der Hofkanzlei an die Seite gestellten Sekretaria, sondern auch mit zwei Dutzend Fass besten Yaquirtaler Weins im Gepäck auf den Weg zurück nach Molay machte. Dort übergab ihm Domna Radia von Franfeld die Geschäfte der Domäne, welche sie in Abwesenheit des kaiserlichen Vogtes kommissarisch wahrgenommen hatte. Mit großem Bedauern musste sie Dom Frankward bei dieser Gelegenheit eingestehen, dass es ihr wegen der beständigen Drohung einer nordmärkischen Aggression gegen Jennbach und Molay nicht andauernd möglich gewesen sei, den weitab von der Grenze im Süden der kaiserlichen Domäne gelegenen Amtssitz des Vogtes vor Plünderern und Raubgesindel zu schützen. So sei während seiner Abwesenheit nicht nur das gesamte Tafelsilber mit dem Wappen derer vom Großen Fluss, sondern auch eine lebensgroße Silberbüste seines herzöglichen Vaters abhanden gekommen. Man habe die Verantwortlichen bereits nach Kriegsrecht abgeurteilt und das Urteil auch schon vollstreckt. Das Diebesgut bleibe indes leider verschollen. Sichtlich um Fassung bemüht, dankte Dom Frankward ihr dennoch für die Mühen, die sie um des Schutzes der kaiserlichen Domäne Willen auf sich genommen hatte.
Noch bevor sich Dom Frankward wieder vollständig seinem Vogtsamte widmen konnte, traf kurz darauf ein Kurier des Herzogs vom Großen Fluss ein, woraufhin er sich eiligst auf den Weg in die Nordmarken begab, die Verwaltung der Domäne den Händen seiner neuen Sekretaria überlassend.
Schließlich bleibt nachzutragen, dass die Vorfälle in Molay der Hofkanzlei Anlass gaben, die Wiederaufstellung einer Kaiserlichen Schatzgarde anzuordnen, nachdem die Frauen und Männer, welche vormals in ihrer Funktion als Schatzgardisten garantierten, dass das kaiserliche Silber auch in den kaiserlichen Münzen ankommt, wie seine Exzellenz Dom Rafik von Taladur es anlässlich der entsprechenden Verlautbarung ausdrückte, „von unserer Möchtegernkaiserin an der Ostfront verheizt wurden”.