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"Vertagen wir uns einstweilen", verkündete der Hausherr schließlich. "Fürst Gwain wird heute noch eintreffen, wegen der Vorbereitungen für den Reichskongress. Ohne Rücksprache mit ihm werden wir ohnehin keine Entscheidungen treffen. Einstweilen ordne ich die Verstärkung der Patrouillen an den Grenzen der [[Mark Ragathsquell|Mark]] an. Ich möchte keine unangenehmen Überraschungen erleben." Kurz sah er zu beiden Seiten, ob jemand Einsprüche anzumelden hatte. Der Castellan schien zufrieden, und Hernán von Aranjuez hatte zumindest für Aranjuez und auch für Dubios längst entsprechende Anweisungen gegeben. | "Vertagen wir uns einstweilen", verkündete der Hausherr schließlich. "Fürst Gwain wird heute noch eintreffen, wegen der Vorbereitungen für den Reichskongress. Ohne Rücksprache mit ihm werden wir ohnehin keine Entscheidungen treffen. Einstweilen ordne ich die Verstärkung der Patrouillen an den Grenzen der [[Mark Ragathsquell|Mark]] an. Ich möchte keine unangenehmen Überraschungen erleben." Kurz sah er zu beiden Seiten, ob jemand Einsprüche anzumelden hatte. Der Castellan schien zufrieden, und Hernán von Aranjuez hatte zumindest für Aranjuez und auch für Dubios längst entsprechende Anweisungen gegeben. | ||
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Ein Wassermaß später sah Rondrigo vom Eisenwalde zufrieden von einem Turm [[Castillo Ragath]]s zu, wie die Kolonne gen Nordosten abrückte. Dann wandte er sich um, und gab einem Bediensteten ein winziges Röllchen. "Schickt dies umgehend per Brieftaube an die Reichsvogtin von [[Kaiserlich Selaque]]." | Ein Wassermaß später sah Rondrigo vom Eisenwalde zufrieden von einem Turm [[Castillo Ragath]]s zu, wie die Kolonne gen Nordosten abrückte. Dann wandte er sich um, und gab einem Bediensteten ein winziges Röllchen. "Schickt dies umgehend per Brieftaube an die Reichsvogtin von [[Kaiserlich Selaque]]." | ||
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"Äh - falls Ihr aber zum Großinquisitor wollt, so kann ich Euch sogleich sagen, dass Ihr ihn nicht antreffen werdet. Er und die anderen da Vanyas haben Quazzano vor ein paar Tagen in allerlei verschiedenen Himmelsrichtungen verlassen. Die einen munkeln, sie suchen nach einem Ketzer, der das Noionitenspital niedergebrannt hat - die anderen behaupten, sie rüsten sich zur Fehde gegen die Harmamunds, die zwei da Vanyas auf ihrer Burg gefangen halten sollen. Na ja, ich hoffe auf das Letztere und schätze mal, dass Ihr auch wegen dieses bevorstehenden Fehdenkrieges hier sein werdet, oder?", schaute er Servando Cronbiegler forschend an. | "Äh - falls Ihr aber zum Großinquisitor wollt, so kann ich Euch sogleich sagen, dass Ihr ihn nicht antreffen werdet. Er und die anderen da Vanyas haben Quazzano vor ein paar Tagen in allerlei verschiedenen Himmelsrichtungen verlassen. Die einen munkeln, sie suchen nach einem Ketzer, der das Noionitenspital niedergebrannt hat - die anderen behaupten, sie rüsten sich zur Fehde gegen die Harmamunds, die zwei da Vanyas auf ihrer Burg gefangen halten sollen. Na ja, ich hoffe auf das Letztere und schätze mal, dass Ihr auch wegen dieses bevorstehenden Fehdenkrieges hier sein werdet, oder?", schaute er Servando Cronbiegler forschend an. | ||
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Überrascht, und man sah es ihm an: durchaus erfreut, hob er die Augenbrauen auf die Auskunft hin, dass Seine Exzellenz Dom Amando aktuell nicht auf Quazzano weilte. Das dürfte die Dinge wesentlich vereinfachen. Wer mochte schon dem Großinquisitor der Praioskirche eröffnen, dass man gedachte, seinen Amtssitz auf den Kopf zu stellen? Weniger gute Nachrichten waren freilich, dass die da Vanyas allesamt ausgeflogen waren. Angeblich. So ganz schien der junge Caballero seinem neuen Begleiter an der Spitze der Kolonne noch nicht über den Weg zu trauen. Entsprechend reserviert gab er sich: "Von solchen Dingen weiß ich nichts. Ich führe nur den Auftrag meines Grafen aus." | Überrascht, und man sah es ihm an: durchaus erfreut, hob er die Augenbrauen auf die Auskunft hin, dass Seine Exzellenz Dom Amando aktuell nicht auf Quazzano weilte. Das dürfte die Dinge wesentlich vereinfachen. Wer mochte schon dem Großinquisitor der Praioskirche eröffnen, dass man gedachte, seinen Amtssitz auf den Kopf zu stellen? Weniger gute Nachrichten waren freilich, dass die da Vanyas allesamt ausgeflogen waren. Angeblich. So ganz schien der junge Caballero seinem neuen Begleiter an der Spitze der Kolonne noch nicht über den Weg zu trauen. Entsprechend reserviert gab er sich: "Von solchen Dingen weiß ich nichts. Ich führe nur den Auftrag meines Grafen aus." | ||
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'''Autor:'''[[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Es ist nicht weit nach Quazzano. Drei Meilen vielleicht", rief Eslam der Jüngere dem hinter ihm durch den Schnee stapfenden Servando und den Fußsoldaten zu. Es hatte nun auch hier im Zentrum des Ragatischen Kessels wieder leicht zu schneien begonnen - der unbarmherzige Firun schien in diesem Jahr droben in Alveran das große Wort zu führen ... | |||
Der junge Ragathsqueller hatte sich in stolzer Haltung an die Spitze des Aufgebots gesetzt und führte es, ohne dass dies zwingend notwendig gewesen wäre, absichtlich eine Zeit lang an der Grenze zur Dominie der Harmamunds entlang. Beim unbedeutenden Weiler [[Grioli]], dessen Hütten zwar auf dem Grund und Boden seiner Familia standen, dessen Felder aber überwiegend in der Harmamunder Dominie lagen, so dass die hiesigen Eigenleute gleich zwei Herrschaften Frondienst leisten mussten, waren einige Hörige damit beschäftigt, die Stämme kahler Olivenbäume mit wärmenden Säcken zu umwickeln. Eslam führte das Aufgebot mitten durch den Ort, vorbei an den gaffenden und tuschelnd die Köpfe zusammensteckenden Eigenhörigen. Er konnte sich sicher sein, dass die Kunde von diesem bewaffneten Heerzug in Kürze auch Morena von Harmamund erreichen würde und dieser erst einmal einige Sorgenfalten auf die Stirn treiben würde. | |||
Kurz hinter dem Ortsausgang waren hinter den weiten schneebedeckten Äckern bereits die vier spitzen, schindelgedeckten Türme des weiß gekalkten Schlosses Quazzano zu sehen. Gar so schutzlos wie es der gräfliche Castellan Rondrigo beschrieben hatte, schien es indes nicht zu sein. Es war früher augenscheinlich durchaus einmal eine wehrhafte Burg gewesen, die dann erst zu einem bequemeren und repräsentativeren Schloss umgebaut worden war. Nichtsdestotrotz waren seine Mauern sicher fast zehn Schritt hoch. Von den Reitern des gräflichen Aufgebots war noch nichts zu entdecken. Entweder diese waren irgendwo aufgehalten worden, hatten einen falschen Weg eingeschlagen oder aber sie befanden sich bereits im Hofe des Castillos. | |||
"Seid unbesorgt!", rief der junge Ragathsqueller dem gräflichen Caballero zu. "Ich bin hier wohlbekannt, und man wird mir sogleich Einlass gewähren! Da! Das Tor steht ja schon offen!" | |||
Er ritt dem Aufgebot in etwas schnellerem Tempo voraus und verschwand im Inneren des Castillos. Als das gräfliche Aufgebot dort ebenfalls angelangte, fanden sie die Tür des Schlosses offenstehend. | |||
Ein weißgekleideter Ordensritter der Bannstrahler stand vor der Tür Wache, der aber nur stumm nickte, als Servando Cronbiegler mit ernstem Blick an ihm vorbei in den Schlosshof marschierte. Im beengten, aber blitzsauber gefegten Hof stand eine prächtige vierspännige gold-weiße Chaise mit angeschirrten Schimmeln davor. Auf der Treppe zum Haupthaus stand der junge Ragathsqueller mit ernster Miene, der zu den Worten einer älteren, etwa sechzigjärigen Frau in der gold-weißen Robe einer Praiosgeweihten immer wieder untertänig nickte. Der Blick der Praioitin fiel auf die in den Schlosshof strömenden Gardisten. Sie zog pikiert eine Augenbraue in die Höhe. | |||
Servando Cronbiegler erkannte sie nun - es war [[Tsaya di Lacara]], die Praetorin von Ragath, die dann und wann auch auf der Feste seines Dienstherrn zu Gast war. Eslam der Jüngere kam mit leichenbitterer Miene die Treppe herunter gestürmt und zog Servando am Ellenbogen beiseite, um ihm unter vier Augen zuzuflüstern: "Es gibt schlechte Nachrichten! Der Großinquisitor wurde gefangen gesetzt! Hochwürden di Lacara erhielt die Nachricht, dass er auf Burg Albacim in Selaque von Praiosmin von Elenta eingekerkert wurde. Sie sammelt gerade die verfügbaren Streiter der Kirche und will sich wegen deren zu geringen Zahl auch an Euren Herrn, den Grafen und an die Kaiserin beim Hoftag wenden, um sie um Unterstützung bei der Befreiung Seiner Eminenz zu bitten. Das heißt, es riecht immer mehr nach einer wirklich großen Fehde!" | |||
Letzteres schien der junge Caballero in spe überhaupt nicht zu bedauern, sondern er sprach die Worte geradezu mit Begeisterung aus. | |||
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