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„Wollt Ihr damit etwa vorschlagen, dass…?“ | „Wollt Ihr damit etwa vorschlagen, dass…?“ | ||
Wiederum unterbrach sie ihn, dieses Mal mit einem sachten Hieb der Fingerspitzen auf seine Lippen. „Shhhhhht! Nichts dergleichen will ich vorschlagen. Dom Rondrigo ist ein alter Freund der Familie und meinem Vater treu ergeben. Dennoch steht er euch, steht er uns im Wege. Vordergründig wäre seine Teilnahme an der Zwölfgöttertjoste eine große Ehre, der Höhepunkt eines rondragefälligen Lebens. Freilich, wenn das die Krönung seiner Laufbahn ist, wird manchem der Gedanken kommen, dass es doch an der Zeit wäre, sich auf sein Altenteil zurück zu ziehen. Habe ich davon | Wiederum unterbrach sie ihn, dieses Mal mit einem sachten Hieb der Fingerspitzen auf seine Lippen. „Shhhhhht! Nichts dergleichen will ich vorschlagen. Dom Rondrigo ist ein alter Freund der Familie und meinem Vater treu ergeben. Dennoch steht er euch, steht er uns im Wege. Vordergründig wäre seine Teilnahme an der Zwölfgöttertjoste eine große Ehre, der Höhepunkt eines rondragefälligen Lebens. Freilich, wenn das die Krönung seiner Laufbahn ist, wird manchem der Gedanken kommen, dass es doch an der Zeit wäre, sich auf sein Altenteil zurück zu ziehen. Habe ich, davon abgesehen, erwähnt, dass die Reise weit ist? In Dom Rondrigos Abwesenheit wird mein Vater jemanden benötigen, der an seine Stelle tritt. Und dann all die Gefahren am Wegesrand…“ | ||
„Mhm…“, wiegte Hernán von Aranjuez nachdenklich den Kopf hin und her. „Und wenn er gar nicht vorhat teilzunehmen? Wenn er glaubt, dass ihm seine Pflichten als Castellan eine solche Reise nicht gestatten?“ | „Mhm…“, wiegte Hernán von Aranjuez nachdenklich den Kopf hin und her. „Und wenn er gar nicht vorhat teilzunehmen? Wenn er glaubt, dass ihm seine Pflichten als Castellan eine solche Reise nicht gestatten?“ | ||
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Rahjada von Ehrenstein-Streitzig fröstelte, und zog die Decken bis zum Kinn, als er das Fenster öffnete, und ein plötzlicher Windstoß durch den Raum fuhr. Das Feuer im Kamin flackerte, mehrere Kerzen erloschen, und einige der Papiere wurden durcheinander und vom Bett geweht. Mürrisch hüllte sie sich in eine der Decken, erhob sich, und trat neben den Condottiere ans offene Fenster. Heldor lag still und friedlich da, die zahlreichen weißen Tuffsteingebäude fahl erleuchtet im Madaschein. Fragend sah sie ihn an. | Rahjada von Ehrenstein-Streitzig fröstelte, und zog die Decken bis zum Kinn, als er das Fenster öffnete, und ein plötzlicher Windstoß durch den Raum fuhr. Das Feuer im Kamin flackerte, mehrere Kerzen erloschen, und einige der Papiere wurden durcheinander und vom Bett geweht. Mürrisch hüllte sie sich in eine der Decken, erhob sich, und trat neben den Condottiere ans offene Fenster. Heldor lag still und friedlich da, die zahlreichen weißen Tuffsteingebäude fahl erleuchtet im Madaschein. Fragend sah sie ihn an. | ||
„Während der Kaiserlosen Zeiten ist Heldor mehr als ein Dutzend Mal geplündert worden. Damals gab es freilich noch keine Stadtmauer. Für die üblichen Adelsfehden mag sie ausreichen…“, Hernán von Aranjuez wusste, wovon er sprach, waren die [[:Kategorie:Answinist|Answinisten]] doch während der [[Aranjuezer Blutfehde]] mehrfach an der neu errichteten Mauer gescheitert „…einem echten Krieg aber hält sie nicht stand. Davon | „Während der Kaiserlosen Zeiten ist Heldor mehr als ein Dutzend Mal geplündert worden. Damals gab es freilich noch keine Stadtmauer. Für die üblichen Adelsfehden mag sie ausreichen…“, Hernán von Aranjuez wusste, wovon er sprach, waren die [[:Kategorie:Answinist|Answinisten]] doch während der [[Aranjuezer Blutfehde]] mehrfach an der neu errichteten Mauer gescheitert „…einem echten Krieg aber hält sie nicht stand. Davon abgesehen, liegt Heldor im flachen Land. Ein Castillo errichtet man gemein nicht nur auf einem Berg um es besser verteidigen zu können, sondern auch um weiter blicken zu können. Der wichtigste Grund aber ist, dass der Alcazar eine Todesfalle ist.“ | ||
Die Comtessa blickte ihn verständnislos an, sodass er fortfuhr: „[[Siam Lacara von Dubios|Siam Lacara]], diese verlauste Wüstenräuberin, hat mit dem Bau bewiesen, dass sie und Ihresgleichen vom Festungskrieg nichts verstehen. Der Alcazar müsste ein Bollwerk innerhalb | Die Comtessa blickte ihn verständnislos an, sodass er fortfuhr: „[[Siam Lacara von Dubios|Siam Lacara]], diese verlauste Wüstenräuberin, hat mit dem Bau bewiesen, dass sie und Ihresgleichen vom Festungskrieg nichts verstehen. Der Alcazar müsste ein Bollwerk innerhalb des Marktes sein. Stattdessen ist er dort drüben mit den Stadtmauern verbunden, sodass man von diesen auf die Umwallung des Alcazars gelangen kann“, wies er an die Stelle, wo die Mauern in einem Turm ineinander übergingen. „Hat der Feind die Stadtmauer, ist der Alcazar also nicht zu halten. Und bedenket, dass Heldor die Familia Aranjuez nicht liebt.“ Wiederum spielte er auf die Geschehnisse während der Aranjuezer Blutfehde an, welche die renitente Einwohnerschaft des Marktes nicht vergessen hatte, seit er Baron von Dubios und damit auch Herr von Heldor geworden war. „Seht dort hinüber. Dort kann man von den Dächern und teilweise vom obersten Stockwerk aus über die Mauern hinweg die Gärten einsehen. Und natürlich auch mit Bogen und Armbrust hinein schießen. Und die Straßenbreite ist mit ein paar Planken auch einfach zu überwinden. Und es gibt noch zwei weitere solcher Stellen, die man von hier nicht sehen kann.“ | ||
„Warum erhöht Ihr die Mauern nicht einfach? Höher als die höchsten Gebäude auf den anderen Straßenseiten, und hoch genug, dass man nicht über die Stadtmauern hinein gelangen kann?“ Sie öffnete ihren Deckenumhang kurz, um ihn zu sich darunter zu ziehen. | „Warum erhöht Ihr die Mauern nicht einfach? Höher als die höchsten Gebäude auf den anderen Straßenseiten, und hoch genug, dass man nicht über die Stadtmauern hinein gelangen kann?“ Sie öffnete ihren Deckenumhang kurz, um ihn zu sich darunter zu ziehen. |