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Guyadanya schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte das angehen? Zumindest der Großteil der Wilden konnte doch noch überhaupt nicht dort angekommen sein! "Das ist Alina! Die Schweine brennen Alina nieder! Ich hoffe nur, das Volk konnte sich im Wehrtempel verschanzen! Los! Wenn wir ihnen nicht beistehen, dann hilft ihnen keiner!"<br> | Guyadanya schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte das angehen? Zumindest der Großteil der Wilden konnte doch noch überhaupt nicht dort angekommen sein! "Das ist Alina! Die Schweine brennen Alina nieder! Ich hoffe nur, das Volk konnte sich im Wehrtempel verschanzen! Los! Wenn wir ihnen nicht beistehen, dann hilft ihnen keiner!"<br> | ||
Sie spornte ihre Stute mit den Stiefeln und wildem Zügelknallen zu vollem Tempo an und betete insgeheim, daß das Tier nicht stürzte. Jelissa hatte Recht - normalerweise wagte es selbst bei Tageslicht niemand, in der Elentinischen Ebene abseits der befestigten Wege Galopp zu reiten. Sie hörte, daß ihre Schwertschwester ihr fluchend folgte und ein metallisches Sirren verriet ihr, daß Jelissa dabei den geschwungenen Amazonensäbel aus der Scheide zog. Gujadanya selbst griff über ihre linke Schulter und zog im vollen Galopp einen Pfeil aus dem Köcher. Das hier war nach ihrem Geschmack eher erst einmal eine Gelegenheit, den Kompositbogen singen zu lassen. | Sie spornte ihre Stute mit den Stiefeln und wildem Zügelknallen zu vollem Tempo an und betete insgeheim, daß das Tier nicht stürzte. Jelissa hatte Recht - normalerweise wagte es selbst bei Tageslicht niemand, in der Elentinischen Ebene abseits der befestigten Wege Galopp zu reiten. Sie hörte, daß ihre Schwertschwester ihr fluchend folgte und ein metallisches Sirren verriet ihr, daß Jelissa dabei den geschwungenen Amazonensäbel aus der Scheide zog. Gujadanya selbst griff über ihre linke Schulter und zog im vollen Galopp einen Pfeil aus dem Köcher. Das hier war nach ihrem Geschmack eher erst einmal eine Gelegenheit, den Kompositbogen singen zu lassen. | ||
Ardavan iban Arthabas lachte glücklich. Da war das brennende Steinlager der Flachländer... er hatte es selbst in der Dunkelheit wiedergefunden - er hatte schon fast den Orientierungssinn eines ausgewachsenen Kriegers! "Die erste Blasshaut, die wir sehen, ist mir!" brüllte er zu Faruch, Ussâm und einigen anderen jungen Heißspornen hinüber, die mit der flachen Hand auf die Flanken ihrer Ponys einschlugen, um als erster am Ziel zu sein.<br> | Ardavan iban Arthabas lachte glücklich. Da war das brennende Steinlager der Flachländer... er hatte es selbst in der Dunkelheit wiedergefunden - er hatte schon fast den Orientierungssinn eines ausgewachsenen Kriegers! "Die erste Blasshaut, die wir sehen, ist mir!" brüllte er zu Faruch, Ussâm und einigen anderen jungen Heißspornen hinüber, die mit der flachen Hand auf die Flanken ihrer Ponys einschlugen, um als erster am Ziel zu sein.<br> | ||
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"Hahaha! Von Flachländern vielleicht, das ist einfach. Aber warte ab, ob wir auch die verfluchten Bâni Khadr erwischen. Ihre Köpfe werden schwerer zu ernten sein!" bemühte sich Ardavan, den Überschwang seines Raufkumpans zu bändigen. <br>Plötzlich war ein merkwürdiger Ton von den Rossweidehügeln im Norden her zu vernehmen. Wie das heisere Brüllen eines Steinbocks zur Brunftzeit - zweimal Zwei mal. <br>Die Khoramsbestien antworteten mit wildem Geheule, aber dennoch war für sie alle kurz darauf die Donnerstimme des Shârs zu vernehmen, der mit den erfahrenen Kriegern in der Mitte des Stammes ritt. "Ein Warnsignal! Sie wissen, das wir kommen! Hazargul - Du und zwölf Krieger greifen von Süden her an! Zebuquad, Sorush, Sharkhan, Zuleyad, Jafar, Kirad - ihr folgt mir und wir greifen von Norden an! Ihr Halbwüchsigen, die Hunde und der Rest greift dort durch die Lücke an, durch die man den Feuerschein leuchten sieht! Los! Verteilt Euch!" gellten die Befehle von [[Yistarrech iban Akbar]] über ihre Köpfe hinweg und sämtliche Ferkinas gehorchten sofort. Yistarrech war ein großer Shâr - nur ein Lebensmüder würde es wagen, sich seinen Befehlen zu widersetzen.<br> | "Hahaha! Von Flachländern vielleicht, das ist einfach. Aber warte ab, ob wir auch die verfluchten Bâni Khadr erwischen. Ihre Köpfe werden schwerer zu ernten sein!" bemühte sich Ardavan, den Überschwang seines Raufkumpans zu bändigen. <br>Plötzlich war ein merkwürdiger Ton von den Rossweidehügeln im Norden her zu vernehmen. Wie das heisere Brüllen eines Steinbocks zur Brunftzeit - zweimal Zwei mal. <br>Die Khoramsbestien antworteten mit wildem Geheule, aber dennoch war für sie alle kurz darauf die Donnerstimme des Shârs zu vernehmen, der mit den erfahrenen Kriegern in der Mitte des Stammes ritt. "Ein Warnsignal! Sie wissen, das wir kommen! Hazargul - Du und zwölf Krieger greifen von Süden her an! Zebuquad, Sorush, Sharkhan, Zuleyad, Jafar, Kirad - ihr folgt mir und wir greifen von Norden an! Ihr Halbwüchsigen, die Hunde und der Rest greift dort durch die Lücke an, durch die man den Feuerschein leuchten sieht! Los! Verteilt Euch!" gellten die Befehle von [[Yistarrech iban Akbar]] über ihre Köpfe hinweg und sämtliche Ferkinas gehorchten sofort. Yistarrech war ein großer Shâr - nur ein Lebensmüder würde es wagen, sich seinen Befehlen zu widersetzen.<br> | ||
"Yallah!" brüllten Ardavan, Faruch und Ussâm wie aus einem Munde, als der Boden unter den Hufen ihrer Rösser glatter wurden und sie auf bewirtschaftetes Land der Blasshäute vorstießen. Sie alle hielten ihre Bögen mit dem ersten Pfeil gespannt - bereit, den Erstbesten, den sie sahen, auf ewig in die Steppe der Geister zu schicken. | "Yallah!" brüllten Ardavan, Faruch und Ussâm wie aus einem Munde, als der Boden unter den Hufen ihrer Rösser glatter wurden und sie auf bewirtschaftetes Land der Blasshäute vorstießen. Sie alle hielten ihre Bögen mit dem ersten Pfeil gespannt - bereit, den Erstbesten, den sie sahen, auf ewig in die Steppe der Geister zu schicken. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Thallian|Dom Thallian]], [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Dom Thallian, Sohn aus einem angesehenen [[:gar:Gareth|garethischen]] Patriziergeschlecht das sein jähes Ende in den Wirren der Schlacht um die [[:gar:Gareth|Capitale]] gefunden hatte und erst vor wenigen Götterläufen durch die Gunst des [[Brandil von Ehrenstein ä. H.|Grafen von Ehrenstein]] zum Caballero von Simancas geworden, hatte den Abend noch dazu genutzt um die nicht erwartete Entwicklung der Lage mit seinem Begleiter Ferox zu diskutieren. Mit etwas Sorge hatte der alte Kämpe dabei registriert, dass der einige Götterläufe jüngere Caballero sich über die Jahre doch verändert zu haben schien. Er hatte eher erwartet, dass dieser nun einen koordinierten Rückzug antreten würde und die nächsten Schritte hierauf taktisch ausrichten würde. Schon oft genug hatte er erlebt wie seine Zunge ihn aus so mancher Bredouille herausgeredet hatte. Aber davon war nicht viel zu spüren. Er schien vielmehr so zu sein, dass dieser zwischen beherrschtem Kalkül und unerwartet grossem Zorn über die Lage hin und schwer schwankte, was die Unterredung keineswegs einfacher machte – nicht zuletzt auch deswegen weil Ferox sich auf alles mögliche verstand, nur Wortwechsel waren noch nie seine größte Stärke gewesen. | |||
Aber schliesslich hatte man sich darauf geeignet, dass es am sinnvollsten wäre erst einmal weiter mit dem Condottiere und den Gräflichen zu reisen. Gleichzeitig galt es aber herauszufinden, welche politischen Ränkespiele hier im Hintergrund abliefen. Thallian hatte mehr als deutlich gemacht, dass er keinesfall bereit wäre umzudrehen und die frisch Bewaffneten aus der Dominie fühlten sich ohnehin noch unbesiegbar – eine Sache die alt gewordenen Krieger jetzt schon bedauerte. | |||
Als in der Nacht das Horn erschallte, gefolgt von geschäftigen Treiben, war es dann auch Ferox der als erstes die Simancaner anbellte sich vorzubereiten. Dom Thallian und sein Begleiter erschienen rasch und bereit wirkend zum dem vom Condottiere einberufenen Kriegsrat. Auf die Anweisung des Aranjuezer hin dass seine Leute die Brustwehr besetzen sollten nickte er knapp um sich dann kurz seinem Begleiter zuzuwenden und mit diesem leise ein paar Worte zu wechseln. Die ‚Auseinandersetzung‘ mit den Gräflichen beobachtete der Caballero dabei aus den Augenwinkel und ihm entging auch nicht der abschliessende Wink an Weißmagus aus dem Haus Aranjuez. | |||
Dann wandte er sich an den Condottiere: „Meine Leute werden die Brustwehr besetzen und sie werden sie zu halten suchen.“ Er fügte eine kurze Pause in ein dem ein entschlossenes „Gleich wer es sei...“ nachfolgte. „Wenn es recht ist, werde ich mich an die Seite des gelehrten Herrn begeben. Vielleicht mag der Austausch von Kenntnisse über die Ferkinas noch nützlich sein.“ Er deutete eine kurze Verbeugung an. „Solltet ihr jemand brauchen der die Sprache der Barbaren spricht, so stehe ich zu Eurer Verfügung, Baron.“ An Ferox gewandt, der wenig begeistert dreinblickte, fuhr er fort. „Du hast deine Befehle. Bring unsere Leute in Position. Halte die Stellung!“ Der Angesprochene kniff ein wenig die Augen zusammen und kurz wirkte es als wolle er vor der versammelten Runde offen Widerspruch leisten, dann aber presste er ein „Wie Du wünschst.“ zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor und machte auf dem Absatz kehrt. | |||
Rondago hatte den Kriegsrat seines Vetters bisher wortlos mit hinter dem Rücken zusammengelegten Händen verfolgt. Die Worte des simancaner Caballeros hatte er mit allerdings mit hochgezogener Augenbraue quittiert und einen kurzen fragenden Blick zu Dom Hernán geworfen. „Wenn der Dom nichts dagegen einzuwenden hat, könnt ihr Euch gern an meine Seite begeben Caballero. Aber ich glaube es gibt wenig nützliches über die Blutsäufer zu erfahren. Ich für meinen Teil will mich nicht mit denen unterhalten, sondern sehen dass diese mit reichlich Schwerthieben eingedeckt werden.“ Anzures grinste bei seinen Worten. „Notfalls bekommen sie noch etwas auf ihren Pelz gebrannt. Aber...“ und damit sah er dann zum Caballero. „Feinde soll man nicht unterschätzen und Wissen kann auch ein scharfes Schwert sein.“ | |||
„Tatsächlich, euch ist die Zunge dieser Bergbarbaren geläufig?“, runzelte Hernán von Aranjuez durchaus überrascht die Stirn. Wohl entzog es sich seinem Verständnis, weshalb ein Kaufmann aus dem Garetischen die Ferkinasprache erlernen sollte, doch könnte sich der Umstand zweifellos als nützlich erweisen. So nickte er dem Caballero von Simancas zu: „Wie Ihr wünscht. Doch habt dennoch ein Auge auf Eure Leute. Wenn der einfache Soldat wankt, so ist es oftmals das Beispiel des Offiziers, das über Standhalten oder Flucht, über Sieg oder Niederlage entscheidet.“ | |||
Damit gingen alle ihrer Wege, um ihre jeweiligen Untergebenen einzuweisen und zu formieren. Im Falle des Condottieres war es beinahe eine halbe Hundertschaft Mercenarios, die die Mitte, die Lücke zwischen den Bäumen würden halten müssen. Etwa die Hälfte bildete einen leidlichen Pikenwall – wobei man sich mit einer Mischung aus zweckentfremdeten Reiterlanzen, Spießen und Speeren behelfen musste – der Rest wiederum teilte sich in Schützen und Schwertkämpfer, und gruppierte sich jeweils zu beiden Seiten der Formation. Bogensehnen wurden gespannt und wer eine Armbrust hatte, machte diese mit Hilfe von Spannhaken oder –winde bereit. Mehr als einen Schuss würden Letztere ohnehin nicht abgeben können. | |||
„Haltet auf jeden Fall die Formation“, rief der Baron und Junker, der sich zusammen mit seinem Neffen [[Gualterio Colonna]] bei der rechten Gruppe von Schwertkämpfern und Schützen befand, dort wo die Formation im Nichts endete. „Wen die Ruhmsucht packt und der ohne meinen Befehl angreift, dem versohl‘ ich hernach persönlich den Hintern!“ | |||
„Leere Versprechungen!“, lachte Anzures schallend aus der anderen Gruppe, wo er das Kommando führte. Zaghaftes Gelächter brandete auf, denn die erfahrenen Mercenarios wussten, dass die Gefahr weniger darin bestand, dass Einzelne nach vorne stürmen würden, sondern vielmehr darin, dass sie kehrt machten, und die Formation in wilder Flucht zerbrach. Es bedurfte einiges an Disziplin und Todesverachtung, um mit der Pike in der Hand eine Reiterhorde auf sich zustürmen zu sehen, ohne dem Impuls nachzugeben, die Beine in die Hand zu nehmen. Selbst wenn man wusste, dass die einzige Überlebenschance im Halten der Formation lag. Hier nun sahen die Mercenarios nicht einmal was auf sie zu kam, sondern das Hufgetrappel schwoll nur mehr und mehr an. Spätestens als das Bellen der Hunde, oder eher wohl [[:avwik:Khoramsbestie|Khoramsbestien]], hinzu kam, war allen klar, dass es sich um Ferkinas handeln musste. Ordonyo di Alina und Praiosmin von Elenta würden wohl kaum solche mit sich führen, zumal mittlerweile auch das Klappern und Klirren von Rüstungen hätte zu hören sein müssen. Entsprechend angespannt war die Stimmung. Knöchel traten weiß hervor, als sich schwielige Hände fester um Lederschäfte und Schwertgriffe klammerten, immer wieder war metallisches Klappern zu hören, wenn sich die Anspannung in nervösem Wechseln des Standbeines oder gar in Anfällen von leichtem Zittern zeigte. | |||
„Halten!“, tönte die laute Stimme des Condottiere langgezogen durch die Reihen. „Haaalten!...Haaaaalten!“ Dann war plötzlich durch die Lücke die schwelende Glut des niedergebrannten Gutes nicht mehr zu sehen, sondern stattdessen eine Flut schattenhafter Gestalten die auf die Lücke zu preschten. | |||
Ardavan war überrascht gewesen, dass sich keine Báni Khadr zeigten. Waren sie etwa schon weiter gezogen? Das was vom Steinlager der Flachländer noch übrig war, schien verlassen zu sein, doch weiter hinten hörte er Rufe, und durch irgendwelches Blattwerk war schwacher Feuerschein zu erkennen. Der Ton in seinen Ohren klang wie das Gewinsel der Flachländer und so führte er seine jungen Krieger in diese Richtung. Merkwürdigerweise hatte hier irgendwer Bäume gefällt und sie mit den Baumkronen nach außen nebeneinander gelegt. Glaubten diese Narren, damit würden sie die tapferen Krieger der Bân Gassârah aufhalten können? Zumal sie eine etwa zehn Schritt breite Lücke gelassen hatten, durch die nun die Krieger mit kehligem Lachen und lautem Geheul brachen. | |||
Hätte es sich Ardavan, der Sohn des ruhmreichen Bärentöters Arthabas anders überlegen wollen, so war es zu spät, als er einige Schritte hinter der Lücke Metall blitzen sah. Zu beiden Seiten und hinter ihm hatten seine Brüder ihre kleinen Rösser in die Lücke preschen lassen, sodass, wäre ihm ein solch abwegiger Gedanke gekommen, an eine Umkehr nicht zu denken war. Wild stieß er den gefürchteten Kriegsruf der Bân Gassârah aus, und spannte wieder den krummen Bogen. | |||
„Haaaaaaaaalten!“, rief der Condottiere nun, als die erste Reihe Ferkinas in die Lücke brach, durch die Stämme und Äste direkt mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf sie zu gelenkt. Die Rösser der ersten Reihe würden vor dem unerwarteten Hindernis scheuen, doch würde die zweite und dritte Reihe sie unvermeidlich in sie hinein werfen, selbst wenn es den zotteligen kleinen Tieren noch gelang zu bremsen. „Haaaaaaaaaalten!“ Ein junger Krieger schien bemerkt zu haben, worauf sie da zusteuerten, und legte auf sie an. „JETZT!“ | |||
„HUAH!“, erklang es aus Dutzenden Kehlen, als die Mercenarios in der Mitte ihre Stangenwaffen in den Boden stemmten, und mit dem linken Bein einen kleinen Schritt nach vorne machten, um mit leicht gebeugtem Knie einen sicheren Stand zu haben. Dazu ließen die Schützen auf beiden Seiten ein Dutzend Pfeile und Bolzen los, sodass sich die erste Reihe der Ferkinas in ein blutiges Knäul aus in die Knie brechenden, schrill wiehernden Rössern und schreienden, übereinander stürzenden Männern verwandelte. | |||
Was war geschehen? Gerade hatte der junge Krieger Ardavan seinen Pfeil auf die Blasshäute loslassen wollen, als sein Pferd unter ihm zu Boden ging, und er über dessen Hals hinweg flog und hart aufschlug. Rechts und links erging es seinen Brüdern nicht anders, und obwohl die wenigsten von ihnen von Pfeilen getroffen worden waren, war ihr Schicksal besiegelt, als die nachfolgenden Krieger über sie hinweg wogten. Weitere Pferde strauchelten, Männer schrien vor Überraschung und Wut, denn ein Bân Gassârah schreit nicht vor Schmerz. Er selbst hatte Glück gehabt, dass die ihm nachfolgenden Krieger wohl irgendwie vor dem plötzlichen Hindernis hatten ausweichen können, sodass er sich, immer noch etwas benommen, aufrappeln konnte. Zahlreiche Prellungen und Schürfwunden zeugten von seiner unsanften Landung, doch spürte er sie kaum, als der Zorn in ihm aufwallte, als er sah, wie die wenigen Reiter, die durchgekommen waren von den Flachländern niedergemacht wurden. Zuerst stachen diese feigen Hunde mit ihren langen Speeren auf die scheuenden Pferde ein, dann auf die sich von ihren sterbenden oder toten Pferden aufrappelnden Krieger. Er sah einen der Flachländer in seinem glitzernden Gewand, der ständig irgendetwas schrie. Er war nicht so blass wie viele andere der Flachländer, und die krumme Nase war beinahe der eines Bân Gassârah würdig. Nun ja, vielleicht eher nur eines Báni Khadr, doch immerhin. Womöglich war vor vielen Jahren ein großer Krieger hinab in die flachen Lande gestiegen, und hatte nicht nur getötet und geplündert, sondern auch eines der Weiber der Blasshäute mit einem starken Sohn beglückt. Hoch erhob Ardavan iban Arthabas seine Steinaxt, und stürzte sich auf den Flachländer. | |||
„Haltet die Formation! Haltet die Formation!“, brüllte Hernán von Aranjuez ein ums andere Mal. Der erste Anprall war für sie günstig verlaufen, denn durch den Zusammenbruch der ersten Reihe war den nachfolgenden der Schwung genommen worden, und die einzelnen Reiter, die es bis zu ihnen geschafft hatten, wurden schnell Opfer der stählernen Spitzen, die zahlreich nach ihnen stachen. Die Armbrustschützen hatten nach der ersten Salve ihre Waffen fallen gelassen, und munter nach den Klingen gegriffen, derweil die Bogenschützen weiterhin schossen. Noch immer drängten Ferkinas durch die Lücke nach, die wegen der umgelegten Bäume nicht nach links oder rechts ausweichen konnten, und durch die zahlreichen Leichen und Kadaver vor ihnen trotz aller ungestümen Rücksichtslosigkeit nur umständlich voran kamen, doch weit mehr Sorgen machten dem Condottiere die Khoramsbestien, die mit Pfeilen und Lanzenspitzen nicht aufzuhalten waren, und geifernd über seine Reihen hergefielen. Mehr als ein halbes Dutzend seiner Leute war bereits schreiend zu Boden gegangen, und die umstehenden Kameraden mussten die wild um sich beißenden Biester buchstäblich in Stücke hacken. Doch ehe er sich darüber weitere Gedanken machen konnte, wuchs plötzlich ein junger Krieger vor ihm aus dem Boden, bedrohlich seine Steinaxt schwingend… | |||