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Warum nur, dachte sie wütend, geriet sie immer wieder in dieselbe missliche Lage, aus der es kein Entkommen zu geben schien? Andererseits: Sie war entkommen. Jedes Mal. Mehr oder weniger unversehrt. Wie pflegte ihr Großvater zu sagen? ''Das Leben ist ein geduldiger Lehrmeister. Es stellt dir immer wieder dieselbe Aufgabe, bis du deine Lektion gelernt hast.'' Wenn sie hier heraus kam, war es an der Zeit, darüber nachzudenken, was sie das Leben lehren wollte. Falls sie hier herauskäme, dachte sie noch, dann war sie – müde von der Nachmittagshitze, die sich unter dem ledernen Zeltdach staute - eingeschlafen ... | Warum nur, dachte sie wütend, geriet sie immer wieder in dieselbe missliche Lage, aus der es kein Entkommen zu geben schien? Andererseits: Sie war entkommen. Jedes Mal. Mehr oder weniger unversehrt. Wie pflegte ihr Großvater zu sagen? ''Das Leben ist ein geduldiger Lehrmeister. Es stellt dir immer wieder dieselbe Aufgabe, bis du deine Lektion gelernt hast.'' Wenn sie hier heraus kam, war es an der Zeit, darüber nachzudenken, was sie das Leben lehren wollte. Falls sie hier herauskäme, dachte sie noch, dann war sie – müde von der Nachmittagshitze, die sich unter dem ledernen Zeltdach staute - eingeschlafen ... | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina sank das Herz, als der Alte wiederkam. Sie beobachtete das Geschnatter der beiden Fekinas durch die niedergesenkten Wimpern - immerhin schien die Frau nichts kapiert oder nichts verraten zu haben. | |||
Ihre Mitgefangene war ebenso ungeduldig wie ungehalten, typisch ... Eigentlich war sie selbst ja auch so, doch die Ungewissheit hatte sie schweigend gemacht. So bedachte sie ihre Mitgefangene nur mit einen undeutbaren Blick, schloss dann die Augen, um wieder inbrünstig zu beten. Sie öffnete sie erst, als Wasser und Nahrung kamen, und im Gegensatz zu Richeza nahm sie alles zu sich, was man ihr brachte. | |||
Sie zog kurz die Augen zusammen, als Richeza nur ein wenig Wasser annahm. "Schwach vor Hunger erträgt sich die Gefangenschaft noch schlechter, geschweige denn die Abreise ..." Sie murmelte die Worte vor sich hin, in ein Gebet eingebettet, gerade als der Alte geräuschvoll einige Wurzeln zerstampfte. | |||
Kurz tastete sie nach dem Banner, dann versank sie wieder in endloses Gemurmel, sie kannte viele Gebete und sie vergaß keinen der Zwölf. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Der Tag verging wie alle Tage, seit Rominas Gefangennahme. Nur drei Dinge waren anders: Sie befand sich nicht länger im Zelt des Häuptlings, sondern in dem des Schamanen. Der Shâr behelligte sie nicht weiter. Und sie hatte eine Mitgefangene. Die allerdings schien nicht sehr gesprächig. Im Gegenteil: Nachdem die junge Ferkina das Zelt verlassen hatte, hatte die Scheffelstein Romina alsbald den Rücken zugekehrt. Und nun schlief sie seit Stunden, gerade so, als befände sie sich auf dem heimischen Castillo, oder wo immer sie wohnen mochte, und nicht in höchster Gefahr. | |||
Der Alte hatte den ganzen Tag an seinem Tisch gestanden, Kräuter gerupft, Wurzeln gestampft, Pulver zusammengerührt und vor sich hingemurmelt. Am Abend war er für eine oder zwei Stunden verschwunden und erst zurückgekehrt, als es dämmerte. Jetzt schlief er im hinteren Teil des Zeltes. Romina aber konnte nicht schlafen, sein Schnarchen machte es ihr unmöglich. Beim Ausatmen klang es wie das Knurren eines großen Hundes, beim Einatmen hingegen war es so abgehackt, dass sie hoffte, er werde bald ersticken. Vergeblich! Er schnarchte, und schnarchte, und die Scheffelstein schlief und regte sich nicht. Dazu die unerträgliche Hitze im Zelt und der unangenehm muffige Geruch nach Blut, der von einem geschächteten Huhn stammte, das der Alte am Abend neben dem Eingang aufgehängt hatte. | |||
Plötzlich drang ein Luftzug an Rominas Haut. Licht drang durch den Zelteingang, dann wurde es wieder dunkel. Kurz darauf fühlte sie warme Finger an ihren Armen, die höher wanderten, dann legte sich eine Hand auf ihre Lippen. Ein helles Flüstern drang an ihr Ohr, aber sie verstand kein Wort. Die Hände entfernten sich, dann merkte sie, wie etwas an ihren Fußfesseln rüttelte. Kurz darauf waren ihre Beine frei. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Das Flüstern war eindringlich, aber leise. Sie spürte kühles Metall an ihren Handgelenken, im nächsten Moment war sie frei. Frei! | |||
Eine Hand tastete nach der ihren, Finger schlossen sich um ihre Finger, jemand zog sie hoch. Die Zeltplane wurde zurückgeschlagen, und gegen den schwachen Widerschein von Feuer konnte sie die Umrisse einer Frau ausmachen, die ihr den Eingang aufhielt. | |||
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