Chronik.Ereignis1045 Ross und Reiter 03

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Junkergut Tyras, Efferd 1045 BF

Autoren: Jan, BBB, De Verlez


Ein Windstoß fegte durch die Arena des Junkergut Tyras und wirbelte den Staub auf. In dessen Zentrum standen die beiden Kontrahentinnen Roxalba de Verlez und Gwena ya Pirras.

Beide hatten sich für eine leichte Lederrüstung mit Arm und Beinschienen entschieden. Gemäß der tyranischen Tradition, hatten beide einen Hakenspieß aus den Beständen von Dom Rasdan di Vascara als Waffe ausgewählt.

Besorgt schaute Kyrilla Gaspardo zu ihrer Herrin. Ihre letzten Worte klangen noch in ihren Ohren. “Achte bitte genau auf die Einhaltung der Regeln. Sie wird versuchen mich zu töten, wenn sie die Möglichkeit dazu hat.”

Gwena band sich gerade ihre Haare zusammen, als Roxalba genau das Gleiche tat. Ein leises Raunen der Gäste war zu hören, als die Kriegerin ihre linke Gesichtshälfte entblößte. Brandnarben traten zum Vorschein, seltsam purpur verfärbt mit schwarzen Wundrändern. Das Auge nur noch eine gräuliche Fläche, das Ohr nicht mehr erkennbar.

Gwena erschrak und schaute ihre Gegnerin mit einer Mischung aus Entsetzen und Mitleid an. Roxalba verzog ihre Lippen zu einem schiefen Grinsen. Dom Rasdan sprach ein paar Worte zu den Regeln und den tyranischen Traditionen, verwies dabei auf das Brandeisen mit dem Stierkopf und ließ die Kontrahentinnen schwören Daraufhin eröffnete er das Duell und Roxalba hielt Gwena die Spitze ihrer Klinge hin. Diese erwiderte mit der Berührung ihrer Klinge. Beide nahmen Abstand zueinander und begannen sich zu umkreisen.

Dom Algerio lehnte sich etwas zurück, den Blick fest nach vorn gewandt. Die Verletzungen der almadaner Adligen hielten seine Aufmerksamkeit gefangen. Was, in der Zwölfe Namen, konnte solche Narben verursachen?

Zudem ging er, in alter Gewohnheit, schon jetzt die möglichen Szenarien durch, wie dieser Kampf enden und, viel wichtiger, was daraus folgen würde. Mit einer unwillkürlichen Bewegung seiner linken Hand vergewisserte er sich seines Säbels an seiner Hüfte - dann, das Duell hatte begonnen, riss er sich selbst aus seinen Gedanken.

“Ein paar getrocknete aranische Früchte, Dom Rasdan?”

Dom Rasdan war hochkonzentriert, nickte beiläufig, griff sich ein paar Früchte, ohne aber den Blick vom Geschehen in der Arena abzuwenden, gleichzeitig bedeutete er ebenso der Dienerschaft Dom Algerio etwas vom Ragatzo zu servieren. Er beobachtete dabei jede Bewegung der Kontrahentinnen genau.

Und er sah einen verbissenen Kampf. Gwena zeigte ihre Schnelligkeit und Agilität und versuchte Roxalba auf Abstand zu halten, um sie dann mit kurzen gezielten Stößen aus dem Konzept zu bringen. Diese wiederum stürmte mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft auf ihre Gegnerin ein. Immer und immer wieder versuchte sie mit harten Schlägen die Deckung Gwenas zu durchbrechen. Man konnte sehen, wie es der jungen Liebfelderin immer schwerer fiel diesen Angriffen stand zu halten. Und die rohe Gewalt zeigte Wirkung. Mit einem Mal konnten Gwenas Arme dem Druck nicht mehr stand halten und Roxalba warf sich mit ihrem ganzen Gewicht nach vorne.

Beide Körper prallten gegeneinander nur durch die gekreuzten Hakenspieße voneinander getrennt. Sie führten einen seltsamen Tanz auf, weil jede versuchte die andere aus dem Gleichgewicht zu bringen. Bis auf einmal Roxalbas Kopf nach vorne schnellte und Gwenas Nasenbein traf. Blut schoß aus der Nase und Roxalba nutzte die kurze Ablenkung um Gwena mit Hilfe eines Beinfegers zu Boden zu schicken.

Hart prallte diese auf. Ihr Blut hatte sich über Mund und Kinn bis auf ihren Lederharnisch verteilt. Viel Zeit ließ Roxalba ihr nicht. Sie konnte gerade noch dem Knauf des Hakenspießes ausweichen, bevor dieser ihren Kopf traf. Gwena spürte die Vibration, als der Knauf neben ihr auf den Boden traf. Über ihr stand diese wildgewordene Furie mit dem entstellten Gesicht und hob die Waffe zum erneuten Schlag. Wieder zielte der Knauf auf ihr Gesicht und wieder konnte sie den Kopf gerade noch rechtzeitig zur Seite ziehen. Dieses Mal ergriff Gwena den Knauf mit beiden Händen, bevor Roxalba diesen wieder heben konnte. Roxalba zog daran, aber Gwena hielt eisern fest. Bis Roxalba die Geduld verlor und mit dem rechten Bein ausholte um Gwena in die Rippen zu treten.

Diesen Moment nutzte Gwena, um ihren Körper gegen das linke Standbein zu wuchten, um ihrerseits Roxalba aus dem Gleichgewicht zu bringen. Diese stolperte und fiel auf die Knie. Mit einem Mal schnellte der Oberkörper Gwenas in die Höhe und ihre Faust landete mit Wucht am Kinn ihrer Gegnerin. Durch diesen Treffer fiel Roxalba nach hinten und landete auf ihrem Rücken. Schwerfällig standen beide Kontrahentinnen auf und griffen erneut nach ihren Waffen.

Dom Algerio folgte dem Geschehen aufmerksam. Die Strategie der Liebfelderin schien ihm eine gute Wahl, wenngleich schlecht umgesetzt. Es fehlte ihr offensichtlich an Entschlossenheit und Selbstbewusstsein, oder an Geduld. Eine Lektion, die sie nun unter Schmerzen lernen würde. Für einen Moment ertappte er sich dabei, im Kopf verschiedene Szenarien durchzugehen, wie er Domna Gwena helfen könnte, ihren Kampfstil zu verfeinern - bis er sich ins Gedächtnis rief, dass dies nicht seine Aufgabe war. Er war ihr Reitlehrer, nichts weiter.

Und dennoch fühlte er sich für ihr Wohlbefinden verantwortlich.

Der Kampf wogte hin und her und beide Kriegerinnen schenkten sich nichts. Roxalba hatte eine Schnittwunde am linken Arm davongetragen, als die Klinge von Gwenas Hakenspieß einen ungeschützten Bereich getroffen hatte. Bei jeder Anspannung des Arms schoss neues Blut aus der Wunde und tropfte auf den Boden. Auch hatte sie einen Treffer in ihrem Gesicht hinnehmen müssen. Dabei hatte Gwena aber verbranntes Fleisch über dem nicht mehr vorhandenen Auge getroffen. Auch dort floss Blut, aber es war dickflüssiger und mit seltsamen violetten Schlieren durchzogen. Davon ließ sich Gwena kurz ablenken und gab Roxalba die Möglichkeit, mit der Spitze ihres Spießes das Lederzeug des rechten Beines zu durchbohren. Hatte sie dort keinen Schutz gehabt, wäre es um einiges schlimmer ausgegangen. Dadurch war sie aber am humpeln und in ihrer Standfestigkeit eingeschränkt.

Roxalba setzte genau an diesem Bein nach. Sie täuschte kurz an und erwischte das linke Standbein mit der Stange des Hakenspießes. Gwena stolperte nach vorne und schaffte es mit einer schnellen Reaktion ihre Waffe als Halt zu verwenden. Dann sah sie einen Schatten auf sich zukommen und etwas traf sie am Kopf. Roxalba hatte die Gunst der Stunde genutzt und ihr das Blatt der Klinge gegen den Kopf geschlagen. Gwena schlug hart auf den Boden auf und rührte sich nicht mehr. Mit einer schnellen Bewegung drehte Roxalba ihre Waffe, holte aus und…

“HAAAALT! Das Urteil ist gesprochen. Der Arena, der Vergeltung und dem zweiten Blut wurde Genüge getan. Roxalba ihr seid die Siegerin. Überlegt sehr genau was Ihr jetzt tut.” Dom Rasdan war energisch aufgesprungen und machte sich daran festen Schrittes in die Arena zu gelangen, gemeinsam mit Kaseymir von Blutauge und einer weiteren Waffenmagd.

Dicht hinter ihm folgte Dom Algerio, die Streitenden und ihre Sekundanten fest im Blick.

Die Schlachtreiterin verharrte in der Bewegung, ihre Waffe fest im Griff so dass sogar die Fingerknöchel weiß hervortraten. Ein Zittern durchzog ihren Körper und ja, sie spielte mit dem Gedanken die Klinge in der Körper ihrer Widersacherin zu versenken. Sie hörte Schritte in ihrem Rücken näher kommen, senkte ihre Waffe und ließ sie zu Boden fallen.

Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. “Gut, Ihr seid stolze Triumphatin von Tyras. Sie wird nun das Zeichen der Schande tragen und ihr das des Rechts.” Der Hausherr stand hinter ihr.

Roxalba schnaufte. “Stolze Triumphatin von Tyras? Die Metze steht doch wieder auf.”

“Was habt Ihr erwartet? Ihr habt doch die Bedingungen gehört und zugestimmt. Wer ewig nach Rache sucht, den wird sie verbrennen und der wird nie wahre Stärke und Herrschaft kennen. Verwechselt nicht Rache und Blutdurst mit Stärke und Dominanz.”

Sofort nachdem klar erkennbar war, dass keine Gefahr für eine weitere Eskalation bestand, wandte sich Dom Algerio der Besiegten und ihrer Sekundantin zu. “Habt weiterhin ein Auge auf sie, Kyrilla, und kümmert Euch darum, dass ihre Wunden versorgt werden. Answin wird Euch begleiten. Solltet Ihr etwas benötigen, zögert nicht, ihn zu mir zu schicken.”


Kyrilla nickte Don Algerio zu. “Natürlich. Das werde ich.” Sie schaute zu Answin. “Schau bitte, ob du Verbandszeug besorgen kannst. Tücher, Stoffe, was auch immer. Die Wunde am Bein sah nicht gut aus und solange der Medicus nicht da ist, sollten wir die Blutung stoppen.”

“Noch nicht ganz, werter Dom Algerio, zuerst müssen wir das Ritual beenden.” Dom Rasdan sah auf das bereitstehende Brandeisen in einem kleinen mobilen Ofen. “Sie wird es überleben und vorallem, dies waren die Bedingungen. Auch dass die Siegerin über den derzeitig Verbleib auf Tyras bestimmen kann, natürlich nachdem der Heiler sich die Gute angesehen hat. Wenn sie zäh ist, sollte dies kein Problem für sie darstellen.”

Dom Algerio wandte sich dem Gastgeber zu und erwiderte ruhig, aber bestimmt: “Werter Dom Rasdan, Ihr werdet in ganz Almada kaum jemanden finden, der sich mehr dafür einsetzt, dass eine Abmachung eingehalten wird - aufs Wort und bis ins kleinste Detail! Und ich versichere Euch, ich werde im Zweifel selbst dafür sorgen, dass Domna Gwena ihren Teil der Abmachung einhält, dem sie aus freien Stücken zugestimmt hat. In jedem Detail. Doch da sie noch immer regungslos darnieder liegt und keine Eurer Regeln besagten, dass die Brandmarkung unmittelbar nach dem Kampf oder noch vor einer Inspektion durch einen Heilkundigen zu erfolgen hat, ersuche ich Euch inständigst hier Vernunft walten zu lassen und die Zeit einzuräumen, die es braucht, dass sich eine fachkundige Person ihres Zustands vergewissert.”

Langsam schritt Roxalba auf die beiden Männer zu. “Euer Gast hat recht, Dom Rasdan. Wir sollten sehen, das die kleine Liebfelderin wieder völlig zu sich gekommen ist und alles um sich herum uneingeschränkt mitbekommt. Ich freue mich schon darauf, wenn ihr das Mal eingebrannt wird. Ob sie auch genauso schreien wird, wie die Rindviecher, wenn sie gebrandmarkt werden?” Ihr Grinsen war bösartig. Sie warf einen Blick in Gwenas Richtung. Kyrilla hatte sie mittlerweile auf den Rücken gedreht und verband gerade die Wunde am Bein. Dann drehte Roxalba sich wieder um. “Um dem Ritual genüge zu tun.” Sie löste die Schnallen ihrer rechten Armschiene und ließ diese achtlos zu Boden fallen. Danach öffnete sie die Schnürungen des Kürass und auch dieser landete auf dem Boden. Ein dünnes Oberteil kam zum Vorschein. Roxalba sorgte dafür, dass ihr rechtes Schulterblatt freilag. “Oder ist dafür eine andere Stelle vorgesehen? “, fragte sie Dom Rasdan.

Zur Antwort schob Dom Rasdan den Ärmel seines linken Armes nach oben, auf dem, zur Armbeuge hin, das Stierbrandzeichen prangte, die Hörner richtung Armbeuge. Dann ließ er die langsam aus ihrer Bewusstlosigkeit erwachende Gwena vom Platz tragen, damit der Heilkundige sie behandeln konnte, ohne ein weiteres Wort dazu zu verlieren.

Algerio nickte zufrieden, als Zeichen seiner Anerkennung.

Roxalba richtete ihr Oberteil und hielt den rechten Unterarm hin. “Was die Präsenz der ya Pirras angeht… “, Roxalba machte eine kurze Pause. “Soll sie hier verbleiben. Ansonsten sehe ich Eure gemeinsamen Geschäfte gefährdet. Und das ist nicht in meinem Sinne.” Damit hielt sie auffordernd ihren Unterarm hin.

Zufrieden trat Algerio beiseite. Er wollte den weiteren… Traditionen… nicht im Wege stehen, solange sie ihn nicht betrafen. Stattdessen beobachtete er neugierig die weiteren Ereignisse.

Zu guter letzt zischte das glühende Eisen auf der schweißnaßen Haut Roxalbas, als Dom Rasdan höchstelbst das Zeichen des Stieres einbrannte, die Hörner gen Armbeuge, der aufrechte Stierkopf. Ein ähnliches Schicksal würde Gwena ya Pirras erwarten, sobald sie wieder bei Kräften wäre - sie würde des abwärtgewannten Stier der Schande tragen müssen, doch dürfte anscheinend dem weiteren Besuch beiwohnen. Rasdan nickte stumm, als seine Verbündete mit dem narbigen Gesicht, den Schmerz stoisch ertrug. Sie hatte vmtl. viel Schlimmeres erlebt.

Danach klopfte er ihr auf die Schulter und wandte sich dem Gast zu, dieser sollte endlich sein Pferd erhalten.