Chronik.Ereignis1046 Der Lindwurmjäger 03

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Baronie Taubental, 16. Rondra im Jahre 1046 BF

Auf Castillo Chellara (morgens)

Autor: vivar

Die Winde aus dem Brigellatal hatten, Wolkenhirten gleich, Sturm und Regen weiter hinauf in den Eisenwald getrieben und weideten diese nun über den Nordmarken. Sie hatten einen nach feuchter Erde duftenden Morgen hinterlassen, dessen wabernde Frühnebel der Herr Praios in seiner Strahlenmacht nun einen nach dem anderen auflöste.

Als Alev und Ertax den Weg aus den beiden Gästekammern, die man ihnen am Vorabend gewiesen hatte, durch das Labyrinth der Gänge und Treppen in die Große Halle gefunden hatten, hatten die meisten Bewohner des Castillo Chellara ihr Morgenmahl bereits beendet und strömten ihnen entgegen, um ihr Tagwerk, welcher Art es auch sei, zu beginnen.

Der Tulamide und der Zwerg hielten für einen Augenblick staunend am Eingang der Halle inne. Bald vier Mann hohe Pfeiler aus makellos weißem Stein trugen Ogiven, die kühn aufeinander zulaufend und sich an den höchsten Punkten kreuzend, das Gewölbe der geweißelten Decke trugen. Durch hohe Spitzbogenfenster auf zwei Seiten floss das Licht der Morgensonne in die Halle. Alles wirkte hell und freundlich.

Im vorderen Teil des Saales gab es lange Tische und Bänke für das Gesinde. Unter letzterem saß der alte Adoncio. Als er Alev und Ertax erblickte, sprang er auf und eilte ihnen entgegen. Auf seinem vergrämen Antlitz war ein Anflug von Panik zu entdecken. “Herr”, flüsterte er mit vorgehaltener Hand, “wir sin’ verlor’n! ‘S gibt eine Zaubr’in hier! Die hat mich schon g’fragt, ob’s den Garfondelstein von uns erhalt’n kann. Sie will den Kopf aufschneid’n!”

Verstohlen deutete er auf den erhöhten hinteren Teil des Saales; hier fanden sich der Herrentisch und dahinter der Hohe Stuhl, von dem aus die Barone auf Chellara über das Taubental herrschten, der nun aber leer stand. Am Tisch hatten sich drei Damen niedergelassen, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Die älteste war die Kanzlerin Daria ya Cantarra. Im streng geschnittenen, mit weißen Rüschen an Ärmeln und Kragen versetzen, dunkelblauen Brokatwams einer Verwaltungsjuristin, saß sie, von der Schreibarbeit und vom Alter leicht gebeugt, mit ernster Miene unter dem hochgesteckten grauen Haar zur Rechten des leeren Baronsstuhl und löffelte bedächtig aus ihrer Schüssel.

Zu dessen Linken räkelte sich eine schlanke Priesterin der Rahja. Ihre Gewandung bestand lediglich aus einem rotseidenen Überwurf samt weißer Schärpe, der auf geradezu atemberaubende Weise ihre Arme und Beine frei ließ. Eine ungewöhnlich freizügige Gewandung für das Tosch Murer Bergland. Ihr gleichmäßiges Antlitz zierten Sommersprossen, eine feine Nase und ein zartes Lächeln. Die beringten Finger ihrer bloßen Linken spielten gedankenverloren mit einer Strähne ihres strohblonden Haares.

Neben der Kanzlerin saß aufrecht und gesittet eine zierliche Frau in einem mit schwarzen Zeichen bestickten Talar aus schimmernder Seide. So silbern wie ihr Gewand, so bleich war auch ihr Gesicht, welches von glatt auf die Schultern herabfallendem schwarzen Haar umrahmt ward. Sie wirkte fast alterslos, fast wie ein Kind noch, doch musste sie ein gewisses Alter erreicht haben, denn neben ihr lehnte ein Spazierstock mit einem Silberknauf am Tisch, während sie mit einem Messer in den behandschuhten Fingern eine Frucht zerschnitt.

Mochte es das Sonnenlicht sein, welches die drei Damen besonders günstig von hinten illuminierte, die klare Bergluft, oder der allgemeine Zauber eines noch nicht vollkommen in die übliche Geschäftigkeit übergegangenen Morgens, aber Alev ward bei ihrem Anblick an ein Gemälde gemahnt, welches er einmal in der Galleria der schönen Künste zu Punin betrachtet hatte und welches die Dottora Concabella von Dallenstein bei ihrer Führung als “Die drei Göttinnen” bezeichnet hatte. Es zeigte die mütterliche Travia, die heitere Rahja und die allwissende Hesinde in trauter Eintracht, wie sie von einem Tische hoch oben in Alveran herab auf das Treiben der Derischen schauten.

Während er in diese Betrachtung versunken war, entdeckte ihn Signora Daria. “Ah, Meister Alev”, grüßte sie ihn. “Kommt doch und accompagniert uns am Hohen Tische, wenn es Euch plaisiert!”

Ein Lakai bugsierte Ertax auf einen Platz neben Adoncio, ein weiterer führte Alev zu den Damen hinauf und rückte den Stuhl nach hinten, ein dritter stellte eine dampfende Schüssel, die nach Hafer, Honig, Apfel und - Alev schnupperte - Benbukkel duftete, sowie einen Silberbecher verdünnten Weißweins vor ihm ab.

“Esst nur, esst”, sprach die Rahjani, ergriff ihn sanft am Arm und zog ihn auf den Stuhl neben sich. “Große und starke Lindwurmjäger müssen essen, damit sie groß und stark bleiben. Wer weiß, was es im Taubental noch so zu erlegen gibt, nicht wahr?” Sie zwinkerte Alev aus ihren grauen Augen vergnügt zu und lachte ein perlendes Lachen, das den Blick auf die ebenmäßige Reihe ihrer strahlend weißen Zähne freigab.


Autor: BBB

“Ihr seid sehr großzügig und gastfreundlich, Euer Gnaden. Habt vielen Dank, die Götter werden es Euch vergüten”, erwiderte der Tulamide, ehe er den Löffel ergriff und zu essen begann. “Es klingt ja fast so, als ob Ihr noch weitere garstige Ungetüme in der Region vermutet, Euer Gnaden”, nahm er den Gesprächsfaden dann wieder auf. “Ich hoffe doch nichts Konkretes, das Eure Sicherheit und Euer Wohlbefinden bedroht?”, lächelte er freundlich.


Autor: vivar

“Oh, das nenne ich Appetit!”, klatschte die Rahjani in die Hände. “Hat gerade einen Lindwurm erlegt, und ist bereits begierig auf den nächsten! Aber ich muss Euch enttäuschen - mehr als einen alten Lindwurm hatten wir nicht im Taubental und der ist ja nun offenbar - Euch sei Dank - perdu.” Sie legte eine Hand neben den Mund, als ob sie ihm ein Geheimnis zuflüstern wolle, und senkte verschwörerisch die Stimme. “Es sei denn, Ihr zähltet den Gualdini dazu, der bisweilen auch ein rechter Drach’ sein kann. Aber nicht jede Jagdbeute muss ein garstiges Ungetüm sein - manchmal läuft einem stattlichen Jäger wie Euch gewiss auch eine brünftige Hirschkuh, ein rassige Geiß oder ein scheues Rehlein vor den Bogen…”

“Euer Gnaden, ich muss doch sehr bitten”, zog die Kanzlerin scharf eine Braue hoch. Dann wandte sie sich in freundlicherem Ton wieder an Alev. “Meister Alev, darf ich Euch bekannt machen? Dies ist Ihre Gnaden Elea Colombi, magistra pulchritudinis vom ordo Sanctae Catalinae sowie Kaplanin der Rahjakapelle hier am Hofe. Und dies” - sie wies zu der alterslosen Frau mit dem bleichen Gesicht - “ist die Adepta maior Lariana Lampérez, unsere… Hofmagierin. Nicht wahr, Maestra Lariana?”

Die derart Bezeichnete drehte Alev langsam den Kopf zu, blickte jedoch derart verträumt durch ihn hindurch, dass er sich fragte, ob sie ihn überhaupt wahrnahm. Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie den Kopf wieder fort und blickte in die Ferne.

“Ehe Ihr eintrafet”, fuhr Signora Daria fort, “deliberierten wir gerade über Euch respective über das caput draconis, welches Ihr mit Euch führtet. Als Lindwurmtöter steht es Euch sine dubio zu, es weiter mit Euch zu führen, es gar zu Eurem Wappenzeichen zu erwählen, sobald Seine Hochgeboren Euch zum Caballero von Drachental schlagen. Wir drei” - sie wies auf ihre Tischgenossinnen - “raisonnierten allerdings, ob Ihr tatsächlich des gesamten Hauptes bedürftet, oder ob Ihr möglicherweise auf einen kleinen Teil davon verzichten könntet?”


Autor: BBB

“Ah!”, gab der Tulamide zu erkennen, dass er glaubte verstanden zu haben. Er unterbrach seine Mahlzeit, legte den Löffel fein säuberlich zur Seite und wischte sich mit einem Tuch den Mund. “Die Damen brauchen nicht weiter zu sprechen”, begann er, mit erhobenem Zeigefinger, “ich weiß genau, worauf die hohe Dame anspielt. Lasst mich den Damen eine kleine Geschichte erzählen”, fuhr er fort, sich verschwörerisch nach vorn neigend und die Stimme senken, sodass die Personen am Tisch des Gesindes den Eindruck bekommen mussten, er würde ein Geheimnis vor ihren Ohren verbergen wollen.

“In meiner Heimat, werte Damen, da heißt es, will man einen Drachen jagen, braucht man einen Drachentöter. Doch sucht man einen Drachentöter, dann wende man sich am besten an jene, die den meisten Hader haben mit dieser Kreatur!”

Mit einer dezenten Geste seiner Augen in Richtung seines Begleiters, des Zwergs, und unterstützt von einem leichten Nicken des Kopfes in dieselbe Richtung machte er deutlich, wen er meinte, ohne es auszusprechen. “Was aber, meine hochverehrten Damen”, fuhr er dann etwas lauter fort, jedes Wort gestisch mit beiden Händen untermalend, “motiviert einen gar stattlichen und äußerst stolzen Vertreter der Angroschim, wie sie sich selbst nennen, einem alten und armen Glücksritter wie unsereins in die Geheimnisse der Drachenjagd einzuweihen?”

Sein Blick fiel verschwörerisch zur Hofmagierin, gefolgt von einem suggestiven Nicken. “Ist es das, was sie alle begehren? Die Seele des Untiers, der sagenumwobene Stein, der in seinem innersten wohnt und der Legende nach all die Kraft der Kreatur enthält?” Ein breites Grinsen stahl sich in sein Gesicht und er wandte sich um, diesmal direkt an die Kaplanin gewandt. “Nein. Es ist viel einfacher als das.” In theatralischer Geste fasste er sich mit beiden Händen ans Herz und seufzte: “Es ist die Liebe! Die bislang unerwiderte Liebe zu einer Frau, die von allen begehrt wird und doch niemandes Flehen erhört! Meine werten Damen, ich verrate Euch ein Geheimnis, auf dass Ihr es mit zu Boron nehmen möget, wie ich es dereinst schwor. Mein alter Freund, Ertax, ward blind vor Liebe, als er das erste Mal die schöne, die vollkommene, die einzigartige Groschka von der Waldwacht erblickte! Ihr allein gehört sein Herz und so rang er mir das Versprechen ab, dass er mir alles verraten würde, was ich wissen müsste, um einen Wurm zu erschlagen, wenn er nur an meiner Seite stehen könnt, während wir ihr, die das Gewürm so sehr hasst wie eine jede ihres Volkes, den Kopf der Bestie präsentieren.

Und was, so frage ich euch, könnte mich dazu bewegen, einem liebenden…” Er stockte einen Moment, um das rechte Wort zu suchen, ehe er, schulterzuckend, fortfuhr: “einem liebendem Zwerg, so seltsam das auch klingen mag, diese eine Bitte abzuschlagen? Ich gab ihm mein Wort und er hielt das seine! So bin ich gebunden, das, was Ihr in der gestrigen Nacht gesehen habt, bis in die eiserne Stadt zu karren, um es der Zwergengräfin zu präsentieren. Doch sobald ihr Herz entflammt ist, sobald mein Teil der Abmachung erfüllt, bin ich gern gewillt Euch den Karfunkel zu bringen, persönlich, wenn es sein muss, auf dass er Eure Augen so zum leuchten bringe wie das Herz des kleinen Angroscho.”

Er seufzte, ehe er einen Schluck des Weines nahm, um seine trockene Kehle zu befeuchten.


Autor: vivar

Auf den Gesichtern seiner Zuhörerinnen wechselten sich Erregung ob der zwergischen Liebesgeschichte, die in der Art, in welcher sie sie vorgetragen worden war, auch jedes Menschenherz rühren musste, und Enttäuschung ob des Verwehrens des Karfunkelschatzes ab.

Schließlich erhob Signora Daria wieder das Wort: “Eine formidable Geschichte, fürwahr! Allerdings… die Gräfin in Taladur ist weit und sehr reich. Gewiss findet sich in ihrem Hort bereits der ein oder andere Karfunkelstein. Diesen aber - von unserem Lindwurm - sollte doch das Taubental behalten dürfen. Gewiss ließe sich der Schädel dergestalt präparieren, dass sein Fehlen die Gräfin nicht durch das offene Klaffen einer Wunde molestieren würde. Schließlich wäre es doch auch zu Eurem Vorteil, wenn Ihr mit Brief und Siegel nachweisen könntet, dass Ihr die Aufgabe Seiner Hochgeboren erfüllt habt?”

“Es soll Euer Schaden nicht sein”, gurrte Elea Colombi und strich ihm erneut über den Oberarm, “wenn Ihr uns den Karfunkelstein überließet. In der Kapelle der Schönen Göttin würde er sich das Kleinod ausnehmend gut machen! Ihr und ich solltet die Kapelle gemeinsam aufsuchen, damit Ihr sehen könnt, wo das Kleinod platziert werden könnte…”

Mit glockenheller Stimme meldete sich auch Maestra Lariana zu Wort: “Zwiegespräch zu führen mit dem Geist eines Höhlendrachen - dafür würde ich so einiges geben - ich könnte Euch Kenntnisse zuteilwerden lassen, die nicht von dieser Welt sind!”


Autor: BBB

Alev lehnte sich schmunzelnd zurück, leicht der Rahjani zugewandt. “Meine Damen, meine Damen…”, beschwichtigte er, “was wünschte ein schlichter Geist wie ich nur einmal so viel Aufmerksamkeit und Begehren zu erfahren wie solch ein seltsamer Stein.” Er lachte kurz, wandte sich dann vollends der Kaplanin zu.

“Gern nehme ich Euer großzügiges Angebot an, gespannt darauf, was Ihr mir zeigen möchtet”, erklärte er, bewusst mehrdeutig. “Wann immer es Euch genehm ist, ich stehe gern bereit. Ich bin mir sicher, wir finden ein gar lauschiges Plätzchen. Für den Stein. Und bei diesem Gedanken”, wandte er sich wieder an die Kanzlerin und ihre Hofmagierin, “meine Damen, alles, worum ich bitte, ist ein wenig Geduld, ein kleines bisschen Zeit. Wenn ich es recht verstanden habe, ist der Herr Baron derzeit ohnehin nicht anwesend und es ist nicht genau bekannt, wann er wieder heimkehren wird. Lasst mich mein Versprechen gegenüber meinem Begleiter einlösen, gen Taladur ziehen und schnell bei der Gräfin vorstellig werden. Und sobald seine Hochgeboren zurück ist und seinem Versprechen nachkommen kann, kehre ich wie auf Schwingen zurück zu Euch, um die Ehre des Titels eines Caballeros entgegen zu nehmen, und überbringe Euch - quasi als Zeichen meiner eigenen Dankbarkeit und Verbundenheit, das so begehrte Stück.”

Er blickte von einer Frau zur nächsten, um ihre Reaktionen zu erfassen. “Ein wenig Geduld… das ist alles, was ich von Euch erbitte. Ihro Hochgeboren gab sein Wort den Bezwinger des Wurms zum Caballero zu ernennen… ich gebe Euch das meine, dass ich zurückkehre mit einem äußerst begehrenswerten Geschenk.”


Autor: vivar

Im Gesicht der Kaplanin kräuselten sich die Lippen zu einem Schmollmund und ihr Blick zeigte Enttäuschung. “Dann zieht Ihr es also vor, dieser… bodennahen Gräfin Eure Aufwartung zu machen? Ich versichere Euch, Castillo Spähricht ist ein garstigerer Ort als Castillo Chellara, wo Ihr vergnügliche Tage verbringen könnt.”

“Weshalb die Eile, Meister Alev?”, blickte ihn auch Signora Daria lächelnd an. “Ihre Hochwohlgeboren kennt dieselbe nicht - wie sonst wäre sie auch über 130 Götterläufe alt geworden? Seine Hochgeboren, unser Herr, kann noch heute oder morgen zurückkehren. Ein paar weitere Tage im Tosch Mur werden auch den amourösen Angroscho nicht kränker machen. Festina lente, wie man im alten Bosparan sagte.”

Die Maga blickte ins Leere, als sie sprach: “Wenn der Herr es eilig hat, so ließe sich auch mit einem präzisen Schnitt” - das Messer in ihrer Rechten vollführte eine elegante Drehung, um aus der Birne vor ihr ein Wurmloch auszuschneiden - “der Seelenstein aus dem Lindwurmhaupt entfernen. Anschließend flink wieder zugenäht - und Faraldur hätte nur seine Essentia, nichts aber von seiner äußeren Schönheit verloren. Ich kann die Procedur sogleich durchführen.” Drei weitere schnelle Schnitte zerteilten die Birne in vier Viertel.


Autor: BBB

“Meine Damen missverstehen mich, ich muss mich wohl ungeschickt ausgedrückt haben”, erklärte Alev, alle Schuld auf sich nehmend. “Verzeiht es mir, so bitte ich, bisweilen nutze ich der Worte zu viele, um klar zu sagen, was mir durch den Kopf geht.”

Bittend hob Alev die Arme, presste die Hände vor der eigenen Brust aneinander und verneigte sich in einer Geste der Unterwürfigkeit vor jeder der drei Damen. “Nicht im Traum dächte ich daran, mich zu eilen, wo ich doch die Möglichkeit habe hier, in solch wunderbarer und - man verzeihe mir die Wortwahl - für einen Reisenden wie mich exotischer Umgebung zu verweilen, in ausgesprochen angenehmer Gesellschaft und befreit von allen Lasten und Sorgen. Meine Tat ist getan, mein Ziel ist erreicht, nun ist es an anderen, ihren Teil der Aufgabe zu erfüllen - und ich habe keinerlei Zweifel, dass dies auch geschehen wird, werteste Dame Kanzlerin”, fügte er sofort hinzu.

“Nein, mein Vorschlag einer schnellen Abreise”, wandte er sich wieder an die Rahjani, “war einzig und allein dem Umstand geschuldet, dass die werte hohe Maga hier so schnell als möglich an besagten Stein gelangen möchte, was ich ihr zusagte, und um ihre Wartezeit zu verkürzen bot ich an alsbald aufzubrechen - und umso schneller wieder zurück zu sein”, fügte er in verschwörerisch tiefer Stimme hinzu, um dann umso lauter und feierlicher fortzufahren, “um mein vor den Göttern gegebenes Wort vor meinem Begleiter zu halten. Denn der alte Alev mag vieles nicht sein, aber ein götterfürchtiger Ehrenmann ist er, das mögen die Zwölfe selbst bezeugen!”

Schließlich wandte er sich direkt an die Magierin und erklärte: “Die Geduld des Kleinen Volkes ist legendär, das gestehe ich ein, und für meinen Gefährten wird es auf den einen Tag oder den anderen nicht ankommen, davon bin ich überzeugt. Aber den Schädel eines Drachen als Trophäe zur Brautwerbung zu präsentieren und ihn zuvor der Seele des Untiers beraubt zu haben, kommt einer Beleidigung gleich, so wurde es mir berichtet. Nicht die Geduld meines Freundes, die Eure ist es, die ich nicht weiter strapazieren möchte, meine Dame.”

“Gern bin ich bereit ein paar Tage zu verweilen, hohe Kanzlerin”, wandte er sich abschließend an die Signora, “wenn Ihr Hoffnung habt, dass der Herr Baron alsbald eintreffen möge, dann soll es nicht an übereilten Reiseplänen scheitern. Dann schließe ich mich gern Eurer Hoffnung an. Alles, was ich anbiete, ist die paar Tagesreisen durch die Berge schnellstmöglich auf mich zu nehmen, damit ich meine Schuld gegenüber meinem Begleiter begleichen und postwendend zurückkehren kann, um Euch als Zeichen meiner Anerkennung und als Dank für Eure Gastfreundschaft ein Geschenk zu überreichen.”


Autor: vivar

Die Kanzlerin drehte den Zeigefinger der rechten Hand in der Luft. Der Unterton der Horasierin ließ eine gewisse Ungeduld mit dem Tulamiden erahnen, als sie wieder sprach: “Unsere Conversatio beginnt, um sich selbst zu zirkulieren, Meister Alev. Man hält es für deceptionabel, dass Ihr von Eurem Standpunkte nicht abrücken wollt, denn es ist ja wohl jederfrau klar, dass Ihre Hochwohlgeboren, wenn Euer Begleiter Ihr das Lindwurmhaupt zum Präsent gemacht hat, sich von keinem noch so kleinen Partikel davon trennen wird - der Geiz der Zwerge, und besonders derer aus dem Hause Ramroschs, ist legendär.”

“Aber Excellencia”, warf die Rahjani lächelnd ein, “hat unser guter Lindwurmjäger nicht soeben gesagt, er nähme unsere Gastfreundschaft gerne noch ein paar Tage in Anspruch? Wer weiß, vielleicht kommt unser lieber Dom León tatsächlich heute Nachmittag oder morgen heim? Ich bete jeden Abend dafür! Bleibt doch noch, zumindest bis zum morgigen Tage, lieber, tapferer, starker Jägersmann! Bis dahin soll es Euch auf Chellara an nichts fehlen!”

Die Adepta Lariana Lampérez schwieg diesmal, blickte Alev jedoch zum ersten Mal aus ihren haselnussbraunen Augen direkt an und schenkte ihm ein freundliches Lächeln voll kindlicher Unschuld.


Autor: BBB

“So ist es denn abgemacht”, verkündete Alev freudig. “Wir freuen uns sehr einen weiteren Tag in Eurer Gesellschaft auf diesem vorzüglichen Castillo verweilen zu dürfen, hohe Damen, und sollte der Herr Baron morgen noch nicht von seinen wichtigen Geschäften zurückgekehrt sein, eilen wir geschwind gen Taladur, um wie der Wind zurück zu kehren.”

Er hob den Becher in Richtung einer jeden der drei Damen. “Darauf lasset uns trinken!”


Autor: vivar

"D'r Narr wird uns ins Verderb'n stürz'n!", fluchte der alte Adoncio Olivarez leise.