Chronik.Ereignis1046 Der Lindwurmjäger 01

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Stadtmark Punin, Anfang Praios im Jahre 1046 BF

Auf dem Junkergut Hornenfurt

Autor: BBB

Ohne zu zögern, klopfte der Mann mit tulamidischem Äußeren an die Tür, um dann, kaum dass sie auch nur einen Spalt breit geöffnet wurde, in eine tiefe Verbeugung zu fallen.
„Verzeiht mir mein unangekündigtes Erscheinen, teurer Freund, doch als ich erfuhr, dass der weit gereiste und über die Grenzen des schönen Al’Mada hinaus bekannte Drachenkundler Rahjindan von Lûr dies beschauliche Junkergut seine Heimat nennt, konnte ich nicht an mich halten und musste als großer Verehrer seiner Schriften den Weg auf mich nehmen, um – das Wohlwollen der Zwölfe und insbesondere Phexens Gunst vorausgesetzt – eine Audienz beim Gelehrten selbst zu erbitten. So frage ich Euch untertänigst und voller Hoffnung, ist der Edle Dom anwesend und wäre er vielleicht für einen stillen Bewunderer zu sprechen?“

Der Zwerg, der neben dem Tulamiden stand, schwieg derweil.


Autor: Sveva ai-Gurth

„Ehre sei Euch und ein langes Leben gewiss“, entgegnete dem Tulamiden ein Mann mit durchdringenden blauen Augen und schwarzen Haaren. Der Mann trug den grünen Wickelrock eines Hesindegeweihten. „Seid willkommen auf der Hornenfurt. Ich werde Alphonso auftragen, den Herrn Rahjindan zu euch zu führen. Bis dahin mögt Ihr in unserem Templum auf ihn warten.“

Der offensichtliche Geweihte führte den Besucher zu einem außen mit Marmor verkleideten Heiligtum, das der eigentlichen Burg vorgelagert war. Der Gebetsraum maß sieben auf zwölf Schritte und wurde durch einen halb offenen, grünen Samtvorhang sowie zwei Stufen von einem wohl 28 Rechtschritt messenden Nebenraum, offenbar dem Allerheiligsten abgetrennt. Hier stand denn auch ein goldenes Abbild der Allweisen Herrin in Form einer Schlange auf dem Altar und darüber offenbar das Kultbild einer Heiligen mit schwarzen Haaren sowie zwei verschiedenfarbigen Augen. Hinter dem Ritualtisch befand sich außerdem ein Fach, in dem offensichtlich die Heiligen Schriftrollen der Allweisen Göttin aufbewahrt wurden.

Während die Ost- und Westwand des Heiligtums von roter Farbe, die Nord- und Südwand von schwarzer Farbe waren, hatte man die Decke mit hesindianischem Grün betüncht, wobei der Marmor des Bodens gleichfalls von grüner Farbe war. Durch die typischen langgezogenen Fenster zu beiden Seiten des Mittelganges strömte Licht in das Innerste hinein.

An Ost- und Westwand standen je 16 Säulen mit dahinter liegenden Nischen. Alle Wände waren mit Intarsienarbeiten aus Blutulme, Mohagoni und Ebenholz bedeckt, die die Herrin Hesinde, den Drachen Naclador, Nandus, das Madamal, Lotosblumen und Ähnliches darstellten. In den Türrahmen wie auch in die umlaufende Deckenleiste waren Topas, Onyx, Rubin, Rosenquarz, Schlangenauge und Beryll eingelegt. Die zu einem polygonalen Spitzbogen auslaufende Decke wurde von einer Art Baldachin aus Brabaker Seide geziert.

Hier wurde der Besucher von Verenga zum Warten aufgefordert.


Autor: BBB

Der Besucher tat, wie ihm geheißen, folgte dem Geweihten und bestaunte das prächtige Bauwerk mit offenkundigem Interesse. Sein zwergischer Begleiter trottete den beiden ebenfalls hinterher, den Blick steif nach vorn gerichtet. Er schien ganz im Gegensatz zu seinem menschlichen Begleiter keinerlei Auge für Architektur oder Kunst zu haben und selbst die in die Türrahmen eingefassten Steine schienen ihn nicht zu interessieren.

Kaum hatte der Geweihte die beiden allein gelassen, setzte sich der Tulamide, die Beine übereinander geschlagen, auf den nackten Boden, den Blick weiterhin aufmerksam schweifen lassend, sagte jedoch nichts.

Der Zwerg stand einen Moment lang reglos neben ihm. Dann ließ er sich nach hinten fallen, auf sein Hinterteil, dass das Leder seines Harnischs knarzte und der Boden unter seinem Gewicht rummste.

Schweigend und sitzend warteten die beiden, empfangen zu werden.


Autor: Sveva ai-Gurth

Nach einer Weile betrat ein Mann mittleren Alters mit langen blonden Haaren den Raum. Auf seinem Haupte trug dieser eine Art Turban. Mit rehbrauen Augen musterte er seine Besucher, um diese dann mit formvollendeter Verbeugung zu begrüßen: „As salamu alaikum, ehrenwerte Gäste, mögen die Zwölfe gnadenvoll auf Euch herabblicken und Eure Herzen mit Frieden erfüllen. Mein Name ist Rahjindan Talfano von Lûr, Edler von Imdál und Herr hier auf der Hornenfurt. Mir wurde zugetragen, dass ihr das Wort an mich zu richten wünscht.“

Neben den Hornenfurter trat eine junge Frau von vielleicht gerade einmal zwanzig Götterläufen. Diese hielt ein Tablett mit dampfendem Tee in den Händen und bot den Gästen jeweils eines der dampfenden Gläser an. Dazu befanden sich auf dem Tablett wohlriechende Cressos und ein kleines Tellerchen mit heißen Pilzen.

Zunächst wandte sich die Dame an den Tulamiden:
„Mir wurde zugetragen, dass die Tulamiden besonders das >>Tulamidengold<< zu schätzen wissen. Hiervor hat euch die Herrin Sveva eine Kostprobe zubereiten lassen und mich darum gebeten, euch diesen zu überreichen. Dazu meinte sie, dass ihr sicher auch unsere heimischen Cressos schätzen dürftet. Solltet ihr hingegen lieber die >>Rose von Fasar<< schätzen, so würde die Herrin euch gerne auch diese Freude machen. Lasst mich nur wissen, was Euer Begehr ist. Wisset, Gäste sind auf der Hornenfurt immer willkommen. Wie sie den Herrn Freude und Abwechselung bringen, möchten die Herrschaften auch die Herzen unserer Gäste mit Freude erfüllen.“

Nun wandte sich die Dame an den Angroscho:
„Bitte vergebt mir, dass wir nicht die von eurem Volk so besonders hoch geschätzten Pilze vorrätig hatten, doch würde sich die Herrin sehr freuen, wenn auch diese bescheidenen Früchte des Waldes euren Zwergengaumen erfreuen sollten. Ein zwergisches Bier haben wir leider ebenfalls nicht vorrätig. Bitte wählt, ob euch ein Hornenfurter Lebensquell oder lieber ein Tulamidengold munden würde. Selbstverständlich möge sich auch euer Gaumen an unseren Cressos erfreuen. Darüber hinaus möchte ich mich für die Freude bedanken, die ihr mir persönlich dadurch bereitet, dass ihr als Zwerg die Hornenfurt bereist. Wisset, dass ich noch nie einen Zwerg gesehen habe, und…“

Ein strenger Blick des Drachenkundlers brachte die gesprächige Maid zum Schweigen.

„Die Gastfreundschaft ist uns auf der Hornenfurt heilig. So hoffe auch ich, dass es uns gelungen ist, eure Herzen mit ein wenig Freude zu erfüllen und nun ein erbauliches Gespräch führen zu können.“

Ein weiterer Diener hatte unbemerkt den Raum betreten und für Rahjindan sowie seine Gäste insgesamt drei Sitzkissen drapiert.


Autor: BBB

„Wa aleikum us-salâm“, erwiderte der Tulamide freudig, während er aufstand und die beiden Neuankömmlinge mit einer Umarmung und Küssen auf die Wangen begrüßte. Der Zwerg blieb derweil sitzen, nickte nur und grunzte.

„Es ist uns eine große Ehre und ausgesprochene Freude den großen Drachenkundler Rahjindan persönlich kennen lernen zu dürfen, und es ehrt uns hier so freundlich und offen empfangen zu werden. Mein Name“, fuhr der Tulamide fort und verneigte sich tief, „ist Alev ibn Hamar, und ich reise in Begleitung des ehrwürdigen Ertax, Sohn des Gillgesch.“ Während er seinen Begleiter vorstellte, deutete er auf den Zwerg, der einmal kurz grüßend nickte.

An die Begleitung des Drachenkundlers gewandt fuhr der Tulamide fort: „Ich danke dir für deine Aufmerksamkeit, liebste Schwester, es ist sehr großzügig uns so warm und herzlich zu empfangen. Gern nehme ich ein wenig vom Tulamidengold, und auch mein schweigsamer Freund hier, auch wenn er es nicht über die Lippen zu bringen vermag, fühlt sich geradezu geschmeichelt von so viel Aufmerksamkeit und Zuwendung. Habt Dank!“

Die beiden Gäste griffen zu, der Tulamide reichlich, der Zwerg eher zögerlich, dann setzten sie sich erneut, dieses Mal auf die Sitzkissen.

Wieder ergriff der Tulamide das Wort. „Ihr habt einen so schönen Ort hier geschaffen, habibi, wahrscheinlich könnte ich mich stundenlang hierzu mit dir austauschen“, erklärte er sich weiterhin neugierig umschauend, „doch ich möchte deine Zeit und die wichtigen Aufgaben, denen du dich widmest, respektieren und daher gleich vortragen, was mich zu dir führt. Mein Begleiter und ich reisen nun schon seit vielen Monden durch diese schönen Lande und haben die Vielfalt und Schönheit Al’Madas kennenlernen dürfen. Mit Schrecken erfuhren wir jedoch davon, dass Teile dieses schönen Fürstentums von einem Wurm beherrscht und verheert werden, dem Lindwurm des Drachentals, wie er geheißen. Unsere neugierigen Fragen hier und dort brachten dann letztlich deinen Namen zum Vorschein, als einem der wenigen, der ihn wohl gesehen und mit ihm gerungen hat. Habibi, sei so lieb und besänftige unsere brennende Neugierde… was hat es mit dieser Kreatur auf sich, was weißt du über den Schänder des Tals, das du mit uns teilen kannst?“


Autor: Sveva ai-Gurth

Rahjindan zog tief die Luft ein. Dann begann er zu sprechen:
„Der Name des Lindwurms, nach dem Ihr fragt, habibi, ist >>Faraldur<<. Gefürchtet ist er als ein uraltes und bösartiges Wesen, das in einem Erdloch im Reich des Barons von Tosch Mur wohnt. Dort spuckt er Tag und Nacht sein niederhöllisches Feuer.
Alle drei Götterläufe verlangt es diesem nach Jungfrauen oder Jungmannen. Äußerlich trägt der Wyrm ein Kleid aus fahlen, schwarzen Schuppen, das an einigen Stellen gar moosbekränzt war. Furchterregend sind seine tellergroßen, goldenen Augen. Korrekt müsste ich an dieser Stelle von ihren Augen sprechen, denn Faraldur ist eine Drachin.

Wie lange der Drache schon sein Unwesen treibt, ist unklar, doch hält er die Bewohner der umliegenden Lande mit seiner Anwesenheit im Atem. Sicher ist, dass er uralt ist, vielleicht sogar über 1.000 Götterläufe. Manche glauben, dass das Untier seine Essenz daraus zieht, Angst und Schrecken zu verbreiten. Andere mutmaßen, dass er einen unheiligen Pakt mit den Vorgängern des heutigen Barons eingegangen sei. Sicher ist nur, dass den üblen Taten des Wyrms Einhalt geboten werden musste.

Es war vor wenigen Götterläufen als Dom León de Vivar zu einer Jagd auf das Untier aufrief. Unter den Recken, die diesem Aufruf folgten, waren unter anderem Baron Isonzo, seine Knappin Ravena, der Schwingenführer Bruder Viridian als Isonzos Gefährte, Catalin Alcorta, Girolamo Pipote, Ugolino Gualdini und selbstverständlich auch ich.
Besonders Baron Isonzo verlangte es nicht nur, dem Drachen das Handwerk zu legen, sondern auch eine heilige Relquie namens „Rabenfaust“ zu erlangen. Bei dieser handelt es sich um eine Rabenschnabel aus den Gründertagen des Golgaritenordens. Zusammen mit diesen und anderen furchtlosen Gefährten war es uns gelungen, die Wyrmin zwar nicht zu bezwingen, doch ein unschuldiges Opfer, die liebliche Rahjalina, aus ihren Klauen zu entreißen. Meine Aufgabe war es, als Chronist der Ereignisse eine entsprechende Leyenda dazu zu verfassen.“


Autor: BBB

Der Tulamide lauschte aufmerksam den Worten seines Gastgebers, ohne ihn zu unterbrechen, aber es war offensichtlich, dass er jedes Wort in sich aufnahm wie ein trockener Schwamm das Wasser. Als Rahjindan geendet hatte, verneigte sich Alev ibn Hamar leicht.
„Faraldur“, wiederholte er ehrfürchtig, fast in einem Flüstern, um den Namen gleich zu nutzen und ihn nie wieder zu vergessen. Denn Namen haben Macht, das wusste er, und Macht würde er brauchen für die Aufgaben, die vor ihm lagen. Dann wandte er sich wieder an seinen Gastgeber. „Die Götter seien gepriesen, habibi, haben sie mich doch zu dir geführt, und dreifach seist du gepriesen und bedankt, mich an deinem Wissen teilhaben zu lassen“, bedanke er sich überschwänglich. „Welch spannende Eindrücke, welch augenöffnende Erkenntnis. Eine Wyrmin, sagst du? Wer hätte es für möglich gehalten? Und sie treibt noch immer ihr Unwesen, welch grausames Schicksal! Der Baron muss verzweifelt sein, ob seiner misslichen Lage! Und wie tapfer ihr doch gewesen seid, ihr allesamt, euch diesem Untier zu stellen!

Sag, habibi, du sprachst davon eure Reise dokumentiert, ja gar niedergeschrieben zu haben, wenn ich dich recht verstehe? Bestünde die Möglichkeit, dass diese meine unwürdigen Finger Hand an eine Abschrift diese Leyenda legen könnten? Dass ich sie mit mir nehmen und studieren könnte, auf dass mich deine Worte für immer an deine Heldentaten und unser heutiges Aufeinandertreffen erinnern?“


Autor: Sveva ai-Gurth

Rahjindan hielt kurz inne, dann raunte er seiner Magd einige Worte zu. Wenige Augenblicke später, so als ob sie darauf gewartet hatte, eilte die junge Frau mit einem gerollten Pergament herbei und übergab dieses dem Gelehrten.

„Edle Gäste, euch soll nun die Ehre beschieden sein, den ersten Entwurf der großen Leyenda über die Wyrmin Faraldur zu hören. Möget Ihr es mir vergeben, dass noch an den Formulierungen zu schleifen sein wird, doch mögen euch meine bisherigen Ausführungen erfreuen und euren Herzen Hoffnung für die Zukunft schenken:

Die Sage von der Lindwurmhatz auf die Wyrmin Faraldur

1. Vorspiel: Die Kunde von Faraldur
Es war zu jener Zeit, als der Mondenkaiser bereits von uns gegangen war und Alara Paligan noch nicht im Hohen Rat von Punin saß, da lastete ein düsterer Schatten auf den Tälern von Tosch Mur. In einem moosumkränzten Erdloch, dort, wo die Brigella durch die Felsen schäumt, verborgen im rauchenden Tal, hauste die uralte Drachin Faraldur, deren schwarze Schuppen im Zwielicht schimmerten und deren tellergroße, goldene Augen Furcht in die Herzen der Menschen säten. Ihr niederhöllisches Feuer verzehrte Felder und Dörfer, und alle drei Götterläufe verlangte sie nach Jungfrauen oder Jungmannen, ihr zum Opfer zu bringen. Manche munkelten, sie nähre sich von Angst und Schrecken, andere raunten von einem uralten Pakt mit den Ahnen des Barons von Tosch Mur. Sicher war nur: Dem Unheil musste Einhalt geboten werden.

2. Der Aufruf zur Hatz
Wo die Wyrmin Faraldur gewesen war, hinterließ sie verbrannte Erde und flammende Sträucher. Unzählige Heroen hatten schon ihr Glück gewagt, doch keiner kehrte je zurück, nachdem er sich dem rauchenden Schlund der Bestie genähert hatte. Zu jener Zeit geschah es, dass der schöne Baron Dom León de Vivar zur Drachenhatz aufrief. Nimmer wollte er die almadanischen Lande versehrt sehen von einem gar fürchterlichen Ungetier.
Von nah und fern folgten tapfere Recken und Maiden seinem Ruf: Baron Isonzo, dessen Herz und Klinge dem Golgaritenorden gehörten, seine kluge Knappin Ravena, der Schwingenführer Bruder Viridian, die beherzte Catalin Alcorta, der schweigsame Girolamo Pipote, der alte Castellan Ugolino Gualdini und viele mehr. Unter ihnen ragte Rahjindan Talfano von Lûr hervor, ein Mann gesegnet von Phexens List und Hesindens Weisheit, der als Chronist und Drachenkundiger berufen ward, die Taten der Helden für die Nachwelt zu bewahren.

3. Die Schwüre der Helden
Im hohen Saal des Castillo Chellara, unter wehenden Bannern und im Schein der Fackeln, schworen die Gefährten, Faraldur zu stellen – nicht um Goldes willen, sondern den Zwölfen zur Ehre und um die Lande zu retten. Da erhob Rahjindan seine Stimme:
„So schwöre ich bei der lieblichen Rahja, der Herrin der Freude, und bei Rondra, der stolzen Löwin, dass ich Faraldur stellen und ihr das diesjährige Opfer entreißen werde. Mögen die Götter uns dabei helfen, die Bestie zu vernichten, so sie meinen, dass die Zeit für das Ende der Drachin gekommen sei. Den Zwölfen zur Ehre werde ich mich dem Kriegszug gegen die unbarmherzige Wyrmin anschließen und davon berichten, was geschehen wird.“
Die Versammelten blickten erst zweifelnd, dann voller Hoffnung auf den Gelehrten, denn er war kein gewöhnlicher Streiter, sondern ein Drachenkundiger, dessen phexische Listen weithin gerühmt wurden.

4. Die Fahrt ins Taubental
Die wackeren Helden zogen durch Regen und Sturm, über reißende Flüsse und durch dunkle Wälder, stets das Donnern der Drachin im Ohr. Sie begegneten Räubern, verzauberten Tieren und rahjanischen Versuchungen. Ravena, die Knappin, kümmerte sich um Ross und Proviant, während Baron Isonzo mit Bruder Viridian die alten Dokumente studierte, denn nicht nur Faraldur, sondern auch die verschollene Reliquie „Rabenfaust“ lockte sie in den Hort der Bestie. Catalin Alcorta verabschiedete sich mit tapferem Mut von ihrer Schwester, fest entschlossen, das Böse zu bekämpfen und Unschuldige zu schützen.

5. Rahjalina Carina - Das Opfer aus Sarcomella
Inmitten der Geschichten von Heldenmut und kühner Tat darf die Leyenda von Rahjalina Carina nicht fehlen, ohne deren Schicksal dieser Bericht von den Ereignissen im Baronie Taubental nur wie schaler Wein anmuten müsste.
Rahjalina, das leibliche Kind der Vogtin von Sarcomella nahe Pertakis, war weithin bekannt für ihre Anmut und Klugheit. Ihr Haar glänzte wie das reife Korn im Licht der Praiosscheibe, und ihre Stimme war so weich wie das Murmeln der Brigella in den Abendstunden. Über ihrem Leib dräute jedoch ein grausamer Schatten, denn in diesem Götterlauf war das Los auf sie gefallen, der Wyrmin zum Opfer zu werden. Die Kunde von Faraldurs Gier nach Jungfrauen und Jungmannen hatte auch Sarcomella erreicht, und so wurde Rahjalina, von Furcht und Hoffnung gleichermaßen erfüllt, in das Tal der Drachin geführt.

6. Wenn die Götter Mut und Hoffnung schicken
Rahjalina Carinas Mutter, die Vogtin, rang in jenen Tagen mit den und flehte zu den Zwölfen um Erbarmen. Das Schicksal jedoch schien kein Erbarmen zu kennen. So geschah es, dass die liebliche Rahjalina in feines Linnen gehüllt am Rande des nach Brodem stinkenden Erdlochs zurückgelassen wurde. Dort funkelten bereits Faraldurs tückische goldene Augen aus der Finsternis und begehrten nach der schönen Maid.
Rahjalina war jedoch nicht nur ein Opfer, sondern auch von eigenem Mut beseelt. Sie sang Lieder der Hoffnung und des Trostes, um ihre Angst zu bannen; Lieder, die die Herrin Hesinde ihr in ihrer Weisheit geschickt haben musste und die Rahjas Freuden in sich trugen. Diese Worte aber wehten mit den Winden durch das Tal, so dass es auch die Streiter erreichte, die sich zur Hatz versammelt hatten. Die große Schönheit wie auch der Mut der Tochter Sarcomellas stärkte den Entschluss, die Jungfrau zu retten.

7. Rahjindans List und Rahjalinas Befreiung
Im Tal angekommen, fanden sie die schwarze Faraldur lauernd auf einem Felsen: ihr Leib so schwarz wie die Nacht, ihre Augen wie glühende Kohlen. Dort fanden sie Helden auch Rahjalina, gefesselt, doch ungebrochen. Ihr Blick war stolz, und ihre Stimme klar, als sie den Helden zurief, sie sollten sich nicht um ihretwillen in Gefahr bringen. Viele wollten mit Schwert und Speer auf sie los, doch Rahjindan sprach:
„Nicht mit roher Kraft, sondern mit List wollen wir das Untier bezwingen!“
Mit Hühnern und Kaninchen als Köder, uralten Liedern und kluger Täuschung lenkten sie die Drachin ab. So gelang es den Gefährten, die liebliche Rahjalina aus den Klauen der Bestie zu entreißen. Noch war Faraldur nicht bezwungen, doch ein erster Sieg war errungen, und Hoffnung kehrte in die Herzen der Menschen zurück. Und wisset: wie die liebliche Sveva ai-Gurth stets zu sagen pflegt: „Ohne Hoffnung ist alles Leben vergebens.“
So wurde die Befreiung von Rahjalina Carina, dem Kind der Vogtin von Sarcomella, zum Symbol der Hoffnung für alle, die unter Faraldurs Schatten litten – und ihre Rettung ein erster Sieg über die uralte Finsternis, die das Land bedrückte.
Wisset, die Drachin wird nicht vergeben, was an jedem Tage geschah, doch wird sie sich nicht erheben, die ihr entrissene Beute zu rächen, denn zu grausam war für sie die Schmach, sich von einem Turbanträger überlisten zu lassen, als dass sie durch ihre Rache weitere Kunde dazu in die Lande der Menschen bringen wollte.

8. Die Suche nach der heiligen Rabenfaust
Tief im Hort der Drachin, verborgen unter Gold und Knochen, fanden die edlen Helden Spuren der heiligen Reliquie – der Rabenfaust, eines Rabenschnabels aus den Gründertagen des Golgaritenordens. Inbrünstig hatte Baron Isonzos Herz nach dieser verlangt. Doch der Weg zum endgültigen Sieg über Faraldur war noch weit, und neue Prüfungen warteten auf die Gemeinschaft der Streiter. Der Fund dieser mächtigen Reliquie jedoch erschien den Streitern wie ein erneutes Wunder und schürte weitere Hoffnung in der Finsternis, die die Drachin über das Land zu bringen suchte.

9. Epilog
Noch lebt die Drachin, doch wackere Helden haben Mut, Klugheit und Zusammenhalt bewiesen. Die Geschichte ist nicht zu Ende, und Rahjindan, der Chronist, wird weiter berichten, bis das letzte Kapitel geschrieben ist.


Autor: BBB

Der Tulamide und der Zwerg lauschten gebannt den Worten des Chronisten. Es war mehr, als sie je zu träumen gewagt hatten!