Chronik.Ereignis1044 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1044 BF 41

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Edlengut Selkethal, 03. Rahja 1044 BF, spät abends

Autoren: de Verlez & Amarinto

Das Fest klang langsam aus, Musik und Lachen mischten sich zu einem träumerischen Klangteppich, während sich die Gäste mehr und mehr in kleinen Gruppen versammelten. Dareius Amarinto stand etwas abseits, das Weinglas in der Hand, den Blick über die Menge schweifen lassend – bis er schließlich Gwena ya Pirras erblickte.

Sie war in ihre Gardeuniform gekleidet, die ihre Haltung betonte – aufrecht, wachsam, fast wie eine Leuin, die jeden Moment zum Sprung ansetzen könnte. Doch in ihren Augen lag ein sanfter Glanz, den er seit ihrem Spaziergang in der letzten Nacht nicht vergessen konnte. Es war dieser Glanz der ihn zu einem Gedicht inspiriert hatte.

Er trat mit einem respektvollen Nicken an die Kriegerin aus der Coverna heran. „Signora, ich hatte Euch ein Gedicht versprochen und ich habe vor, mein Versprechen zu halten.“ Er entfaltete ein dicht beschriebenes Blatt Papier und begann mit ihrem Einverständnis die vielfach umformulierten Worte zu rezitieren.

„Im Silberschein der Mada“

Sie schreitet mit Rondras Kraft, von Rahjas Glanz umweht,
doch birgt ihr stolzes Schweigen einen Schmerz, der besteht.

Im Silberschein der Mada sah ich was sie war:
Stolz wie die Leuin, doch auch Rahja ganz nah.

Löse den Schild, Leuin, zeig der Welt dein wahres Gesicht –
den Glanz, der hinter Mauern weilt, der so vieles verspricht.

Und nun, da wir wieder unter den Sternen verweilen,
wollt’ ich dies Wort, dies Gefühl mit Euch teilen.

Ein Gedicht sei es, damit ihr es nicht verpasst –
und nicht nur fremde Poeten in Euer Herz sehen lasst.

Einen Moment lang herrschte Stille. Dareius faltete vorsichtig das Papier wieder zusammen, verneigte sich und reichte es Gwena. „Für Euch und Euch allein.“

Vorsichtig nahm Gwena das Papier entgegen. Sie war völlig erstaunt. Niemals, wirklich niemals hatte sich jemand die Mühe gemacht und ein Gedicht für sie geschrieben. Nun hielt sie dieses Werk in der Hand und war von ihren Gefühlen völlig überwältigt.

“Signor Dareius, ihr seht mich mehr als überrascht und gerührt. Eure Worte sind so treffend und von solcher Ausdruckskraft. Habt Dank, ich werde es in Ehren halten.”

Vorsichtig, wie einen wertvollen Schatz, verstaute sie das Papier in ihrer Gardeuniform in Höhe ihres Herzens.

“Stolz wie die Leuin, doch auch Rahja ganz nah. Schön Worte, wahrhaftig.” Gwena lächelte und auch in ihren Augen sah man ein Strahlen. Dann legte sich ein leichter Schatten über ihr Gesicht. “Aber sagt, mache ich wirklich den Eindruck, dass ich mich hinter einem Schild oder einer Mauer verstecke? Ist dies ein Eindruck, den ich auf Euch mache?”

Dareius nickte dankbar. Es erfüllte ihn stets mit fast schon größerem Stolz als Erfolge in der Turnierbahn, wenn seine Poesie auf fruchtbaren Boden fiel. Dann wurde seine Miene ernster. “Signora Gwena, es ist das Los des Poeten in das Innerste der Menschen zu blicken und was er dort findet, ist nicht immer das, was er selbst oder sein Gegenüber dort zu finden erhoffte. Ich sehe Stolz und Kraft, Anmut und Sanftheit in Euch, aber auch Trauer und verpasste Gelegenheiten. Ich bin kein Priester und will Euch keine Ratschläge geben, aber seid gewiss, dass mehr Menschen die Anmut Eurer Seele sehen sollten, so wie sie sich jetzt in Euren Augen widerspiegelt.” Er legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. “Glaubt mir, ich verstehe Euch.” Auch in seinen Augen spiegelte sich nun eine sanfte Trauer über verpasste Chancen und vergangenes Glück, die der phecadische Ritter wohl zumeist hinter der Fassade des strahlenden Tjosters und enthusiastischen Minnesängers verbarg.

Die Anmut meiner Seele. "Welch hochtrabende Worte, werter Signor.” Sie legte ihre Hand auf die seine. “Aber glaubt mir. Manchmal ist so eine Mauer vonnöten, zum eigenen Schutz. Vielleicht sollte man gewisse Teile seines Innersten für sich behalten.” Für eine kurze Zeit bleiben beide stehen, als ob sie sich gegenseitig halt geben würden. “Sagt, Signor Dareius, schenkt ihr mir den letzten Tanz des Abends. Auf das dieser nicht mit solch trüben Gedanken endet?”

Er nickte melancholisch, er war sich nicht sicher, ob die Mauer in seinem Fall das Innerste beschützte oder andere vor seinem Innersten beschützen sollte. Er dachte für einen Moment an all jene Frauen, denen er das Herz gebrochen hatte und dann an diejenigen, die ihm das Herz brachen. Noch war die Frage nicht abschließend geklärt, vielleicht würde sie auch nie geklärt werden. Als sie ihn um den Tanz bat, hellte sich seine Miene jedoch etwas auf. “Natürlich Signora, es wäre mir eine große Freude.” Er reichte ihr die Hand und sie gingen die wenigen Schritte zur Tanzfläche, wo sie sanft zu den Klängen der Musik ihre Runden drehten.