Chronik.Ereignis1044 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1044 BF 31

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Edlengut Selkethal, 02. Rahja 1044 BF

Autoren: Amarinto, Eliane

Die Sonnenstrahlen fielen durch die schmalen Fenster der Stallungen und tauchten den Innenraum in ein warmes Gold. Dareius fuhr sich mit der Hand durch das Haar, während er den letzten Striegelstrich über das Fell seines treuen Rosses zog. Der Hengst schnaubte zufrieden und stieß mit dem Huf leicht gegen den harten Boden, als wäre er selbst noch von den Ereignissen des Tages erfüllt. Das Rennen war hart gewesen, das Ergebnis jedoch umso süßer.

Doch es war nicht nur das relativ gute Ergebnis, das Dareius mit Zufriedenheit erfüllte. Der gestern ausgerufene Wettstreit mit Luciana Al'Morsqueta war eine spannende Herausforderung gewesen – eine, die er deutlich für sich entschieden hatte. Nun stand die Frage nach der Revanche im Raum. Ein freundschaftliches rondrianisches Duell wäre naheliegend gewesen, doch der ein wenig spröde Eindruck, den die almadanische Caballera zu Beginn gemacht hatte, war vermutlich nur der Schutzpanzer einer noch viel faszinierenderen Persönlichkeit darunter. Daher würde er einen anderen Weg wählen, um sie wirklich herauszufordern.

Als er die Stallungen verließ, erblickte er Luciana. Die Caballera hatte ihr Pferd ebenfalls versorgt und gerade ihrer Knappin übergeben, um es auf die Weide zu führen. Ihr Blick, der ihn traf, war fest, aber nicht abweisend – sie akzeptierte ihre Niederlage. Und es lag eine stumme Frage darin, wie Dareius mit seinem Sieg umzugehen gedachte.

„Caballera Luciana,“ grüßte er mit einem leichten Neigen des Hauptes. „es war mir eine Ehre, gegen Euch im Rennen anzutreten. Wie es scheint waren mir in unserem kleinen Wettstreit die Götter mehr gewogen als Euch.“

„Dom Dareius. Gratulation, ein hervorragendes Rennen Eurerseits. Die Ehre, an unserem Wettstreit teilzunehmen, lag ganz bei mir. Ich muss neidlos anerkennen, dass Ihr den Sieg zu Recht errungen habt.“ Ein Hauch von Unzufriedenheit mit sich selbst lag in Domna Lucianas Worten, während sie ihr Gegenüber musterte. Gespannt wartete, welche Art der Revache er ihr anbieten würde. Und ob er ihren gestrigen Eindruck von ihm bestätigen oder revidieren würde.

Ein zufriedenes Lächeln zuckte um Dareius‘ Lippen. „Wir hatten vereinbart, dem Verlierer eine weitere Chance zu geben, die eigene Ehre zu verteidigen.“ Domna Lucianas zustimmendes Nicken zeigte, dass sie ihre Übereinkunft nicht vergessen hatte und durchaus weiterhin ernst nahm. „Da Ihr mir in einer von Rahjas Domänen unterlagt, schlage ich einen anderen Wettstreit unter der Schirmherrschaft der schönen Göttin vor – einen, der einer Caballera Almadas würdig ist, so hoffe ich." Er lächelte ehrlich, aber es war unübersehbar, dass er gespannt ihre Reaktion erwartete.

"Ich fordere Euch zum Tanz heraus.“

Einen Moment dachte Luciana, sie hätte ihn falsch verstanden. Gewiss meinte er den rondragefälligen Tanz mit blanker Klinge. Doch nein, er hatte die Schirmherrschaft der Schönen Göttin betont. Ob er ihr nicht zutraute, im Zweikampf eine geeignete Gegnerin zu sein? Andererseits hatte sie ihm selbst die Wahl zwischen dem rondra- und rahjagefälligen Wettkampf angeboten. „Und ich nehme Eure Herausforderung selbstverständlich an, Dom Dareius. Eine interessante Wahl. Ich hoffe, keine allzu enttäuschende Gegnerin zu sein.“ Sie lächelte entschuldigend. „Hattet Ihr bezüglich des Zeitpunkts an die Feierlichkeiten nach Abschluss der Rennen gedacht? Oder einen anderen Rahmen?“

Dareius ließ sich einen Moment Zeit, um Lucianas Gesichtsausdruck zu mustern. Ihr Lächeln war offen, doch hinter ihren dunklen Augen schien noch immer eine Spur Skepsis zu liegen. Er konnte es ihr nicht verdenken.

„Die Feierlichkeiten nach den Wettkämpfen wären in der Tat ein passender Rahmen“, erwiderte er schließlich, „und natürlich bleibt die Wahl des Tanzes Euch überlassen“, fuhr er fort und verneigte sich respektvoll und mit einem vorfreudigen Lächeln auf den Lippen.

Domna Luciana schmunzelte. „Nun, dann erlaube ich mir, Euch ein wenig mit unseren regionalen Besonderheiten bekannt zu machen, und wähle den Tourdion. Ob seiner lebhaften Weisen, der Schönen Göttin zu Ehren. Bis dahin: darf ich Euch auf eine kleine Erfrischung nach dem Rennen einladen, oder seid Ihr anderweitig verpflichtet?“

Dareius überlegte, er hatte den Namen des Tanzes bereits gehört und ihn erst recht noch nie getanzt. Es klang also nach einer wirklichen Herausforderung, die bereits eine gewisse Vorfreude in ihm auslöste. “Ich freue mich darauf in die Tanzkunst eurer Heimat eingeweiht zu werden.” Er lächelte. “Eine Erfrischung kommt nach dem Rennen ganz recht, nach Euch Signora.”

Domna Luciana führte Dom Dareius in Richtung der Zeltgeuppe der Familia Al'Morsqueta. Wie schon am Abend zuvor entsponn sich rasch ein angeregtes Gespräch. Eine Bedienstete brachte auf einen Wink hin rasch ein Paar Stühle und ein Tischchen in den Schatten eine nahen Baumes, von wo aus man das bunte Treiben des Rennens ebenso gut im Blick hatte wie die kleine Koppel mit den ausnahmslos sehenswerten Pferden der Familia. Kaum hatten sich die beiden Caballeros gesetzt, bot die junge Frau eine Auswahl Weinen und Knabbereien dar, bevor sie sich dezent zurück zog. Ein anderer, ausgesprochen unauffälliger Bediensteter bedeutete ihr, die Herrschaften im Blick zu behalten, sollten sie etwas wünschen, und schlenderte dann gen Hacienda del Valle, wo er von jemandem aus der Dienerschaft freundlich begrüßt und hereingebeten wurde.