Chronik.Ereignis1044 Ein vergnüglicher Abend 10

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Punin, Peraine 1044 BF

Gilbornshalle, früh morgens

Autor: Eliane

Die Schlange jener, die Dom Amando die letzte Ehre erweisen wollten, war in den letzten Tagen nicht merklich kürzer geworden, wie Fabiola feststellte, als sie an der Spitze ihrer Familia aus den Amtsräumen der Custos Lumini der Gilbornshalle zurück in den Hauptraum trat. Auf der Schwelle wandte sie sich mit einer tiefen Verbeugung zu Lichthüterin Praiosmin LaValpo-Sfurcha, küsste den dargebotenen Ring. „Habt Dank, Euer Hochwürden, dass Ihr unserem Anliegen so kurzfristig und trotz der Umstände Eure Aufmerksamkeit habt zu Teil werden lassen. Es ist eine Erleichterung zu wissen, dass weiterhin alles seine praiosgefällige Ordnung hat.“

Auch Dom Pasquallo verbeugte sich, küsste den Ring, gefolgt von den anderen Familienmitgliedern und meisten Gefolgsleuten. Mit einem Segen verabschiedete ihre Hochwürden die Gruppe und zog sich zurück.

Wenig später trat die Gesellschaft ins Freie und wandte sich in Richtung der Pferde. Fabiola setzte ihren Caldabreser auf. Sie musterte ihre versammelte Familia, die Zeugen, die ihr zu liebe Reise und unangenehme Formalien auf sich genommen hatten. Aus dem Innern der Gilbornshalle eilte der Advokat der Familia herbei, die Mappe mit den gesiegelten und bezeugten Dokumenten an sich gedrückt. Eine Kopie würde, wie es Sitte war, in den Archiven des Tempels verbleiben, eine zweite mit dem Original zurück nach Tôrzîlba gebracht werden. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in Fabiolas Innern aus, das weder das Wissen um ihre zukünftige Verantwortung noch die aufkeimende Sorge um die Zukunft ihrer Lieben dämpfen konnte.

Sie lächelte warm, und ein wenig befreit. Ihre Bedingungen waren erfüllt, die Entscheidung war gefallen.

„Dann sehen wir uns zur Feier des Tages später im Yaquirien. Duoro soll die entsprechenden Arrangements treffen. Bis später. Und natürlich richte ich Domna Usanza deine Grüße aus, Sarkya.“

Im letzten Moment entsann sich Fabiola, in den bereitstehenden Einspänner zu steigen, statt vergeblich nach Nuianna zu suchen. Keshlan schloss den Verschlag, während die restlichen Anwesenden sich in die Sättel schwangen.

Auf dem Weg zu ihrem Ziel gab Keshlan unvermittelt das Zeichen zum Halten und öffnete den Verschlag. Fabiola stieg aus, trat in eine blumenumrankte Gasse, Keshlan hinter ihr. Sie ging auf eine Gestalt zu, die in ein zerfleddertes Pamphlet vertieft lässig an einer Mauer lehnte, neben sich ein prächtiges tiefschwarzes Shadif, das sich genüsslich an einem Häufchen Heu gütlich tat.

Miri sah auf. Widersprüchliche Gefühle huschten über ihr Gesicht. „Du kommst also nicht mit, hm? Ist denn alles gelaufen, wie du es wolltest?“ Fabiola nickte beklommen. „Ja, ist es. Sogar besser. Sie haben jeder meiner Bedingungen zugestimmt. Ohne wirkliche Diskussion. Selbst Luciana.“ Sie schwieg einen Moment. „Willst du nicht doch bleiben?“

Miri schüttelte den Kopf. „Die anderen bleiben ja, passen schon auf dich auf. Die Sahiba will mich auf jeden Fall zurück, das hat sie vor unserem Aufbruch klar gemacht. Sie wird über die Abgänge schon verstimmt genug sein.“ Fabiola zog eine Grimasse. „Oder zufrieden, weil alles genauso lief wie erwartet. Die anderen sind nicht immer ein Ersatz für dich. Das weißt du genau.“ „Sicher“, grinste Miri. „Zumindest bei den blauen Flecken hilft Aki sicher gerne aus. Beim Rest musst du eben kreativ werden.“ „Muss ich wohl.“ Einen Moment schwiegen die beiden Frauen.

Dann zog Fabiola einige Schreiben hervor. „Hier, die besprochenen Anweisungen an meine Leute. Kesh kommt mit, sollte jemand den Schriftstücken nicht glauben. Und Briefe. Es ist was für deine Eltern dabei. Grüß sie von mir, ich würde mich freuen, sie wiederzusehen. Wehe, du kommst nicht auf Besuch, wenn du in der Gegend bist.“ Miri zog eine Augenbraue hoch. „Was genau soll dann passieren, das mich davon abhält, nicht vorbei zusehen?“ „Bis es soweit ist, ist mir was eingefallen“, konterte Fabiola schwach. Hinter ihr schmunzelte Keshlan, bevor er sanft mahnte: „Zeit für dich zu gehen, Azîla.“

Fabiola nickte. „Der Mungo mit dir auf all deinen Wegen, Miri. Auf dass wir uns wiedersehen. Dein Blatt nicht verdorrt.“ Unbewusst fuhr ihr Finger um das Handgelenk der anderen Hand. Miri lächelte beruhigend. „Du weißt doch, nervtötend und dickköpfig, so jemand will der Dunkle Vater nicht so leicht sehen. Außerdem bin ich extrem gut. Pass auch du auf dich auf, auf euch. Bis wir uns wiedersehen. In diesem oder im nächsten Leben.“

Einen winzigen Moment standen sie einander beinahe zögernd gegenüber, die linke Hand über dem Herzen. Wie tastend legten sie einander dann kurz die Fingerspitzen auf die Brust, bevor Fabiola ihre Zurückhaltung aufgab und Miri herzlich umarmte.

Dann wandte sie sich ab, wartete, bis Keshlan den Einspänner geholt hatte, bevor sie die Gasse unbeobachtet verließ. Das beruhigende Nicken des Aranier ließ sie mit der Gewissheit zurück, dass alles wie besprochen laufen würde.


Unterkunft Usanza da Selaque von Culmings, im Theaterviertel, vormittags

Der Einspänner hielt pünktlich vor der Unterkunft Domna Usanza da Selaque von Culmings. Fabiola versicherte sich, dass sie vorzeigbar war, dann stieg sie aus. Ein Angestellter geleitete sie zum Zimmer Domna Usanzas. Die Unterkunft war bescheidener, als Fabiola es bei einer von Culming erwartet hatte. Etwas, das in ihren Augen für Domna Usanza sprach.

Der Angestellte klopfte. „Domna Selea Al’Morsqueta, für Domna Usanza da Selaque von Culming.“ „Danke, das wäre alles“, schickte Fabiola ihn mit einem Trinkgeld weg.

Als sich die Tür öffnete, grüßte sie ihr Gegenüber, wie es sich gehörte. Während sich die beiden Damen zum Einspänner begaben, erklärte Fabiola: „Da ich nicht sicher war, welche Örtlichkeit Ihr bevorzugt, habe ich mir erlaubt, sowohl im Yaquirien als auch im Reno&Cella einen Tisch zu reservieren. Bitte wählt, wonach Euch mehr der Sinn steht, Domna Usanza.“